Liebe Popcorn!
1. Ich würde mich im Freundeskreis nicht in das Trinkverhalten einmischen -- das geht so gut es auch gemeint ist und so notwendig es im Einzelfall sein kann, fast immer nach hinten los und gefährdet die Freundschaft ganz massiv. Gerade an der Grenze zur Abhängigkeit sehen das Betroffene absolut gar nicht ein und kündigen gar die Freundschaft. Eine positive Reaktion ("danke für den Hinweis!") ist quasi ausgeschlossen. -- Das einzige, was Du auf jeden Fall tun solltest, ist ihm vom Führen von Fahrzeugen abzuhalten. Das kann gegebenenfalls sogar Deine Pflicht sein. -- Wenn er dich aktiv fragen würde, dann könntest Du sagen, dass Du den Konsum für recht hoch hältst, aber natürlich nicht weißt, wie oft und wie viel er sonst trinkt.
2. Alkoholabhängigkeit **im engeren Sinne** besteht medizinisch dann, wenn drei zentrale Kriterien erfüllt sind: Abhängigkeit, Entzugserscheinungen und Toleranz.
+ es ein starkes, kaum unterdrückbares Verlangen danach gibt, Alkohol zu trinken, man psychisch kaum mehrere Tage komplett ohne Alkohol leben kann, ohne sich spürbar danach zu sehnen; man Ausreden und Gelegenheiten sucht und findet, Alkohol zu trinken
+ Entzugserscheinungen bei Nichtkonsum auftreten, also z.B. Nervosität, Übelkeit, Schlafstörungen, Gereiztheit, depressive Verstimmungen, Verlangen nach Alkohol
+ die Toleranz gegenüber Alkohol ansteigt, man also z.B. noch bei Promillewerten Fahrzeuge führen oder zur Arbeit gehen kann, bei denen andere schon behandelt werden müssten ("Käßmann-Effekt") oder man schrittweise mehr trinken muss, um einen Effekt (Rausch) zu spüren
+ labormedizinisch verändern sich bei mittel-bis langfristigen Konsum die Leberwerte
3. Alkoholmissbrauch (im Unterschied zur fassbaren Alkoholabhängigkeit) besteht aber schon früher, nämlich wenn täglich (!) konsumiert wird oder oft bis zum Vollrausch getrunken wird
+ täglich (!) Alkohol konsumiert wird, so dass der Promillewert über 0,5 ansteigt
+ mehrfach wöchentlich spürbarer Rausch erreicht wird
+ wöchentlich Vollrausch erreicht wird
+ und natürlich anderen Formen des Missbrauchs wie Komasaufe, Quartalssaufen usw.
Ein Glas Bier oder ein Glas Wein täglich zum Essen gilt noch als im Bereich des Normalen. Empfehlenswert ist so ein regelmäßiger Konsum aber bereits nicht mehr. Täglich mehrere Einheiten Alkohol sind dagegen immer schädlich.
3. Beim ersten Date zu erkennen, dass ein Mann regelmäßiger Trinker ist, ist kaum möglich, wenn er sein Konsumverhalten noch kontrollieren kann. Auffällig ist auf jeden Fall das Trinken von so vielen Einheiten Alkohol, dass ein normaler Mensch im Rausch wäre, aber der Kandidat noch keine Anzeichen zeigt. Hier sollte man besonders wachsam sein!