Liebe Fragestellerin,
ich habe etwas sehr ähnliches erlebt, bin 30 Jahre alt geworden, also eine andere Generation, deshalb tippe ich auch ein wenig auf den Zeitgeist. Und meine Erfahrung scheint Deiner sehr ähnlich, vor allem in dem Punkt, dass der Mann, den ich kennengelernt hatte, gerade betont hat, wie gut wir zueinander passen würden (Stichwort 6er im Lotto) und er gerade, weil es ihm so wichtig wäre mit mir, er aber für die Verantwortung nicht bereit sei, keine Beziehung haben könne. Dann gab es noch ein hin und her, weil er nicht wirklich konsequent "nein" gesagt hat, ich fühlte mich eine zeitlang abhängig, jetzt besteht erstmal kein Kontakt.
Er beizeichnete sich selber als beziehungsunfähig und beziehungsphobisch. Ich verstehe vieles wirklich nicht, glaube aber dass er es wirklich ernst gemeint und an unsere "Passung" geglaubt hat und dass seine Gefühle so intensiv waren wie er mir sagte (er hat anfangs geflirtet und auch mehrfach Zärtlichkeiten initiiert) und dass er wirkliche Ängste hatte.
Nun zu meinen Erklärungsansätzen: ich sehe das so wie #21: "Angeblich soll es bei den Männern so sein: Wenn bei ihnen eine Beziehung schief gelaufen ist, sehen sie es als ein Versagen/Scheitern und sie haben wenig Mut, es noch einmal zu probieren."
Die verquere Logik ist: "er" (jetzt allgemein gesprochen) war so hilflos, als er eine schmerzvolle Trennung erleben musste, also hat er aus der Ohnmacht heraus geschlussfolgert, dass es nicht zu der Trennung gekommen wäre, hätte er sich nicht so schlimm verhalten. Dann wird gemauert, und gerade wenn es ernst wird und die Gefühle intensiv werden, kommt die Angst hoch. Dann verschanzt er sich gerene dahinter, dass er der böse "Täter" war, der versagt hat, und lässt es in der konsequenz lieber bleiben, damit er nicht wieder diese Versagensgefühle haben muss. Ich glaube, dass Männer viel stärker als Frauen in diesem Stautsdenken verhaftet sind und sich lieber auf nichts einlassen als ein Versager zu sein.
Ich kann mir auch vorstellen, dass es viel mit dem Männlichkeitsbild unserer Gesellschaft zu tun hat: alle wollen gerne Beschützer und Versorger sein,s ollen gleichzeitig aber auch noch "weiche" Eigenschaften haben - das ist sicherlich ein großer Druck. Anderseits lastet auf Frauen ja ein ähnlich großer Druck was ihr Rollenbild in der Gesellschaft anbelangt. Ich glaube mittlerweile, Frauen suchen bei Problemen/Krisen eher Nähe, während Männer eher den "Lonesome Cowboy" spielen müssen und meinen, "ihr" Ding alleine bewältigen zu müssen, worauf Frauen dann mit Unverständnis und evtl. Klammern reagieren, das erzeugt bei den entsprechenden Männer Panik - wenn nicht schon vorher geschehen - und so nimmt das Spiel seinen Lauf.
Liebe Männer, ich würde gerne ein paar Stellungnahmen dazu erfahren, denn ich möchte dieses Phänomen verstehen lernen!