Ja, sowas kenne ich. Ich hatte Freundinnen, die äußerlich zwar attraktiv waren, aber von ihrem Wesen oder Temperament her nicht zu mir paßten. Ich würde das daran messen, ob ich mich in sie verliebte. Verliebtheit war nicht da, trotzdem liebte ich sie. Trotzdem sind aus zwei solchen Beziehungen langjährie Freundschaften geworden. Ich wäre ehrlich gesagt etwas überfordert, wenn ich sagen müßte, welcher Typus (vom Temperament her gesehen) von Frau zu mir passen würde, damit ich mich in sie verlieben müßte. Für den einen ist Verliebtheit absolut maßgebend, den anderen weniger und den dritten spielt sie überhaupt keine Rolle. In meinen Augen ist sie keine Garantie für DIE große Liebe. Natürlich gebe ich zu, daß es schöner ist mit ihr als ohne sie zu beginnen.
Wenn ich vor meinen inneren Augen alle meine bisherigen Freundschaften, Liebschaften und Liésons Revue passieren lasse und bei diesen Beziehungen auf Gemeinsamkeiten abklopfe, finde ich erstaunlich viele Ähnlichkeiten in den charakteristischen Wesenszügen und Persönlichkeiten - trotz ausgeprägter Individualität. Also glaube ich, daß Beuteschema nichts damit zu tun hat, ob man in jemandem von Anfang an den potenziellen Partner erkennt oder nicht.
Es ist etwa so wie wenn du etwas begehrst, von dem du annimmst, es hätte was mit dir zu tun, nur weil es deine Phantasie beschäftigt. Das nenne ich das Idealbild von der Beute. Was du dann bekommst, ist die wirkliche Beute, die statt von dir weg auf dich zu rannte.