Oder gibt´s noch Frauen, denen es Freude macht, ihren Partner auch mit schöner Kleidung zu erfreuen?
Natürlich gibt es Frauen, die auch in den eigenen vier Wänden nicht zu Jogginghosen oder abgetragener Kleidung greifen, ich zähle mich selbst dazu. Zwar trage ich zuhause nicht stets Businesslook, aber doch am liebsten Kleidung, mit der ich eine Boutique betreten könnte, ohne dort fehl am Platze zu wirken. Das ist für mich eine Frage des Wohlbefindens. Ein Wäscheset aus hochwertiger Spitze macht mir mehr Freude, als in einen ausgeleierten Baumwollslip zu steigen, in einem feminin geschnittenen Kleid gefalle ich mir besser als in Leggings und ich entspanne lieber im Negligé als im Flanellschlafanzug. Ich besitze meine Kleidung auch nicht, um sie zu schonen, sondern um sie zu tragen und die schönen Stücke zu genießen. Wenn dann etwas früher verwaschen ist oder sogar die Katze fünf Minuten nach dem Anziehen ein neues Paar Strümpfe zerreißt, dann ist das eben so. Dieser Verschleiß hält sich im Rahmen, denn ich kann nun wirklich nicht bestätigen, dass man sich alle zwei Stunden eine Laufmasche einfängt. Da müsste man schon sehr ungeschickt sein.
Es wäre sicherlich nicht meine präferierte Kleidung, sollte ich grobe Arbeiten erledigen, doch beim alltäglichen Haushalt empfinde ich sie nicht als einschränkend. Wäre sie mir zudem so unbequem, dass ich sie mir vom Leibe reißen will, sobald ich durch die Tür trete, würde ich sie gar nicht erst anziehen. Gerne ziehe ich mich nach einem langen Tag um, aber dieser Wechsel muss ja nicht in eine Jogginghose erfolgen. Von der mir übrigens reichlich gleichgültig ist, wie teuer sie war. Und wenn sie von Chanel wäre und einen Preis im vierstelligen Bereich hätte, wäre es immer noch eine Jogginghose.
Dennoch finde ich die Frage falsch gestellt: Ich tue das nicht vorwiegend, um meinen Partner zu erfreuen. Es wäre zugegebenermaßen gelogen, würde ich behaupten, meinem Partner gefallen zu wollen würde dabei keinerlei Rolle spielen. Ich würde immer lieber nachlässig vor Fremde treten, als so von meinem Partner gesehen zu werden, das sage ich ganz offen. Aber in erster Linie tue ich es, weil ich es selbst möchte, und das halte ich für einen ganz entscheidenden Punkt. Wer diese Kleidung nicht aus Freude daran trägt, wird sich vermutlich auf Dauer verkleidet und unwohl fühlen. Wenn ich einen Partner hätte, der sich umgekehrt wünschen würde, ich würde zuhause zu legeren Hausanzügen greifen, würde ich - Hand auf's Herz - ihm diesen Gefallen nicht tun, denn ich würde mich darin nicht wohl und entspannt fühlen.
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