Ich kann nur jedem raten, sich sehr sorgfältig selbst zu erforschen. Ich habe mehrere Monate gedacht, ich darf nicht, ich darf nicht. Dann habe ich mir eine Auszeit von beiden Frauen gegönnt und bin drei Tage allein zum Wandern in die Berge gefahren. Dabei habe ich mir die Frage gestellt, mit welcher Frau will ich tatsächlich im Alter zusammensein, welcher möchte ich von meinen beruflichen Erfolgen (und Misserfolgen) erzählen und welche hätte ich jetzt gern bei mir. Das Ergebnis war, dass ich meine damalige Freundin, jetzige Ehefrau, angerufen habe und ihr gesagt habe, dass ich mich von meiner ersten Ehefrau trenne. Wenn ich mich anders entschieden hätte, wären meine jetzige Frau und ich nicht glücklich geworden, meine Exfrau war es auch seit Jahren nicht. Es war bei ihr eher verletzte Eitelkeit. Wenn man bei der gleichen Frage zu dem Ergebnis kommt, dass man die Ehefrau im Alter an seiner Seite möchte, muss man sofort - im Interesse aller Beteilgten - die Affäre, mehr ist es dann nicht - beenden. Wenn die Beziehung mehr als ein paar Monate dauert und man kein Schwein ist, kann man aber schon davon ausgehen, dass es Liebe und keine Liebelei ist. Meine Freunde und Bekannten in der gleichen Situation haben sich irgendwann auch gegen die Ehefrau entschieden und sind alle glücklich geworden. Diejenigen, die weitermachen - allerdings heimlich weiterhin auch mit der zweiten Frau - sind es nicht. Nach außen sieht es so aus, als sei es eine Krise gewesen, die überwunden ist, das glauben die Ehefrauen auch, tatsächlich leiden die Männer aber. Einer säuft ganz schön, der andere war schon wegen burn out in stationärer Behandlung. Ich war auf dem gleichen Weg. Aus der Erfahrung der eigenen Trennung, aus der Familie und von Freunden: Die Kinder leiden nicht unter einer Trennung, wohl aber unter Eltern, die sie aus verletzter Eitelkeit oder Verbitterung missbrauchen, um sie gegen den anderen Elternteil einzunehmen.