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  • #1

Beziehung auf Augenhöhe - Was versteht ihr darunter ?

Man liest es so oft, aber was genau ist darunter zu verstehen ?
Hat es was mit Gleichberechtigung zu tun ?
Kann es heutzutage eigentlich wirklich nicht gleichberechtigte Beziehungen auf Augenhöhe geben ?
Prinzipiell kann eine ungleiche Beziehung doch heute nur Bestehen so lange die Beteiligten mitmachen, und irgendwo ist ja nun jeder seines Glückes Schmied ?

Ich freue mich auf Eure Meinungen.
 
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  • #2
Für mich (w) bedeutet eine Beziehung auf Augenhöhe, dass beide Partner die gleichen Rechte haben und auch beide die Verantwortung für die Pflichten in der Partnerschaft übernehmen. D. h. Mann und Frau sind berufstätig und tragen die Kosten für die Wohnsituation (Eigenheim oder Miete, Nebenkosten, etc.), Autos, Versicherungen, teilen sich den Haushalt und die Kindererziehung. Beide haben ein Mitspracherecht bezüglich der Freizeitgestaltung. Keiner der Beteiligten stellt seine Wünsche komplett zu Gunsten des Partners zurück, aber beide sind zu Kompromissen bereit und suchen nach einem goldenen Mittelweg, mit dem sie leben können.

Das heißt jetzt nicht, dass jede Arbeit 50-50 geteilt werden muss. Wenn ein Mann z. B. keine Lust hat zu kochen oder zu bügeln, würde ich das gerne komplett für ihn übernehmen - aber nur unter der Voraussetzung, dass er im Gegenzug eine andere Aufgabe für mich übernimmt oder hin und wieder in Form einer Einladung ins Restaurant/Café bzw. einem kleinen Geschenk seine Dankbarkeit zeigt.

Leider hatte ich in dieser Hinsicht noch kein Glück. Bisher bin ich ausschließlich an Männer geraten, die das schöne Leben genießen wollten und von mir erwarteten, dass ich die für sie lästigen Pflichten erledigte. Sie wollten, dass ich gewisse Aufgaben für sie machte, sahen es jedoch nicht ein, umgekehrt auch mal für mich etwas zu tun, wenn ich sie um einen Gefallen bat. Aus diesem Grund musste ich es immer beenden und bin nach wie vor alleine.
 
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  • #3
Ich würde sagen, ja, es hat mit Gleichberechtigung zu tun. Keiner hat Angst, dass der andere ihn sofort fallenlässt, wenn er mal ein Problem anspricht. Wenn Abhängigkeiten da sind, wie z.B. finanzielle, wird das nicht thematisiert.

Prinzipiell kann eine ungleiche Beziehung doch heute nur Bestehen so lange die Beteiligten mitmachen, und irgendwo ist ja nun jeder seines Glückes Schmied ?

Es bestehen auch meiner Beobachtung nach mehr als 90 % der Verbindungen als "ungleiche Beziehungen". Dazu wird viel zu viel projiziert bei der Partnerwahl, als dass eine Beziehung ohne viel Zutun auf Augenhöhe geführt wird. Außerdem - wenn ein Partner dann auf Augenhöhe kommt in einem Bereich, geht für den anderen die Sicherheit verloren, die er durch seine Überlegenheit hatte. Er müsste nun mitziehen und sich auch entwickeln in Richtung "Kontrollabgabe". Das können auch nicht alle.

Für mich ist eine Beziehung auf Augenhöhe nur möglich, wenn man selber auch allein bestehen kann als Person. Dh., ich könnte mich z.B. zumindest selbst finanzieren, auch wenn ich es in der Beziehung gerade nicht tue. Der Eindruck, dass man irgendwo nicht auf Augenhöhe ist, entsteht nur dann, wenn man meint, man MUSS auf den anderen in irgendeiner Weise angewiesen sein. Auch: ich brauche keinen Partner, um mich wohlzufühlen in meinem Leben, also verbiege ich mich auch nicht oder versuche, Macht zu kriegen, dass er da bleibt.
 
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  • #4
Beziehung auf Augenhöhe heißt für mich, dass mein Partner und ich intellektuell und vom Charakter her in etwa auf dem gleichen Niveau sind und auch in ähnlichem Ausmaß selbstbewusst, ehrlich, loyal, achtsam und respektvoll miteinander umgehen können. Wenn das gegeben ist, regelt sich vieles von selbst und ohne dass man lange darüber philosophieren muss.

Nicht auf Augenhöhe wäre für mich eine Beziehung, in der ein deutliches Machtgefälle besteht und auf Kosten des Anderen ausgelebt wird. Das passiert neben zig anderen Gründen besonders dann, wenn einer oder beide nicht mit sich im Reinen sind. Da besteht die große Gefahr, dass sich ungesunde Beziehungsstrukturen entwickeln, über die persönliche Defizite ausgelebt und kompensiert werden sollen.

w, 53
 
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  • #5
Ich kann w,53 nur bestätigen. Es geht hier weniger um das häusliche. Ich verstehe darunter, einen respektvollen, achtsamen, verständnisvollen und liebevollen Umgang miteinander. Dazu gehören auch die Kommunikationsfähigkeit. Man darf sich auch fallen lassen- ohne Absicht. Vertrautheit.Die anderen Dinge die genannt wurden fasse ich für mich unter Bodenständigkeit zusammen. Liege ich falsch?

m,56
 
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  • #6
Neben unserer Erwerbstätigkeit waren/sind Geldanlagen, Beteiligungen und insbesonderen die Auswertung von ein paar Patenten die Einnahmequelle unserer Familie.

Meine verst. Frau war z.B. bei (fast) allen Lizensverhandlungen etc. dabei und in den Vertragswerken firm. Obwohl sie fachfremd war, konnte sie praktisch ad hoc das "familie bussiness" managen, wenn ich ausfallen sollte (Unfall und und halbes Jahr im Koma, oder ähnliches)

Für die Sicherung der Familie, insbesondere für Kinder (und weitere Nachfahren), ist das essentiell.

Eine neue Frau müsste, nach einer Einarbeitungszeit, praktisch auch den ganzen "Laden schmeißen können"! Ansonsten käme sie nie auf Augenhöhe!

m44
 
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  • #7
[Mod]

Für mich heißt das: Man respektiert sich gegenseitig, Rechte und Pflichten werden geteilt und beide agieren so, dass der Partner zufrieden ist. Dass wir beide einen ähnlichen Humor und Intellekt haben, einen ähnlichen Lebensstandard und ein ähnliches Elternhaus. Dass wir ähnlich aufgewachsen sind und deshalb jeder den anderen versteht, sich in ihn einfühlen kann und beide vielleicht auch eine einigermaßen ähnliche Beziehungsvergangenheit haben oder zumindest die gleichen Ziele für die jetzige Partnerschaft, also nicht der eine Kinder will und der andere nicht, der eine die WEs eher auch mal alleine verbringen will und der andere nicht.

[Mod]

Ich wäre niemals mit einem Mann zufrieden, der 50:50 macht und geizig ist und nur bezahlt, wenn ich dafür den Haushalt schmeiße. Denn ich bin selber auch großzügig.
Eine Beziehung auf Augenhöhe läuft auch irgendwie rund, weil keiner das Gefühl hat, benachteiligt zu sein.
Aber das geht eben nur mit einem Partner, der einen ähnlichen Lebensstil hat.

w,41
 
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  • #8
Gleiche oder ähnliche Attraktivität und Bildung, alles andere ergibt sich wie von selbst. Fertig ist die Laube. Da können ja wieder einige hier einen Roman draus machen.
 
  • #9
Auf "Augenhöhe“ ist eigentlich nur eine Redensart im 21. Jahrhundert und hat für mich eher wenig von Bedeutung, vor allen wenn man es extra betonen muss. Egal ob nun in einer Beziehung oder im Sport, Politik, Geschäftsleben usw. Auf "Augenhöhe" befindet man sich nur wenn man dies Wortlos akzeptiert. Betont man aber das man sich auf "Augenhöhe“ befindet, dann befindet man sich nicht auf Augenhöhe, sondern man will sich von Rang 2 auf 1 verbal heben.
 
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  • #10
Für mich hat es etwas mit Gleichheit zu tun:
- beide empfinden füreinander das Gleiche (Intensität der Zuneigung statt einseitiger Bedürftigkeit)
- gegenseitiger Respekt und Sicherheit in der Beziehungsmotivation
- einräumen von Freiräumen ohne Verlustängste
- gegenseitige Wertschätzung der Persönlichkeit und achtsamer Umgang mit sich selbst und dem anderen
- gemeinsam gewählte Lebensart in einer Lebensphase, d.h. wenn kleine Kinder da sind, haben beide sich verständigt, wie die Aufteilung der Aufgaben in Beruf und Familie laufen. Dieses Arrangement wird regelmäßig der Situation neu angepasst
- in Gesprächen gibt es kein oben und kein unten, egal wie die innerfamiläre Rollenverteilung ist. Beide wertschätzen sich als Gesprächspartner, wollen die Meinung ihres Partners wissen und würdigen diese (abwertingsfrei, auch wenn es einem gerade nicht gefällt)
- gemeinsam festgelegte Zuständigkeiten, gemeinsame Absprachen und gegenseitige Information über persönliche, familäre, berufliche und finanzielle Belange - absolute Aufrichtigkeit

Augenhöhe hat nichts damit zu tun, wie man sich die Putzaufgaben teilt und dass der Mann sich durch finanzielle Großzügigkeit daraus freikaufen kann. Das ist für mich genau das Gegenteil von Augenhöhe. Wenn ich beruflich intensive Phasen habe, dann erwarte ich von meinem Partner, dass er mehr tut, genauso wie umgekehrt.
Als Arzt ist er Putzprofi und ich kann niemals das Bad mit so einer Hingabe reinigen wie er. Er weiß, dass ich es hasse, während ich mit Leidenschaft seine Hemden bügle und auch koche, weil ich dabei am besten nachdenken kann. Ich käme niemals auf den Gedanken, die gebügelten Quadratmeter in Relation zu geputzten Fliesen zu setzen und das ganze noch zu gewichten. Das ist kleingeistige Aufrechnerei, die sich aus Unsicherheit und Ungleichheit ergibt - exakt das Gegenteil von Augenhöhe.
w
 
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  • #11
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Ich wäre niemals mit einem Mann zufrieden, der 50:50 macht und geizig ist und nur bezahlt, wenn ich dafür den Haushalt schmeiße. Denn ich bin selber auch großzügig.
Eine Beziehung auf Augenhöhe läuft auch irgendwie rund, weil keiner das Gefühl hat, benachteiligt zu sein.
Aber das geht eben nur mit einem Partner, der einen ähnlichen Lebensstil hat.

w,41

Ja. In meinem Alter: gleiche persönliche Reife, intellektuell gleichwertig (Ausbildung, Beruf ähnlich in Bezug auf Wertigkeit), charakterlich passend, gleiche Lebensziele und Ressourcen, diese umzusetzen. Großzügigkeit, die auf beiderseitigen Ressourcen beruht und 50:50 möglich macht, ohne aufzurechnen. Einfach ein gemeinsames Leben, mit dem beide zufrieden sein können.

m, 46

m, 46
 
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  • #12
Ein Mann ist mir auf Augenhöhe - wenn er 1,80 groß ist und ich 10cm Absätze habe ;-)

Eine Hausfrau kann mit ihrem Mann der voll arbeiten geht in ihrer Beziehung auf Augenhöhe sein, wie eine Ärztin, die Zuhause einen H4 Typen sitzen hat und von dem in der Beziehung unterbuttert wird.

Augenhöhe hat was mit Respekt und Zuneigung in der Beziehung zu tun und nicht mit dem Drum Rum.
 
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  • #13
Augenhöhe bedeutet bei mir immer mehr, der Partner ist gleichalt wie ich, damit ich mich auf gleicher Generationsebene austauschen kann, was mir wirklich fehlt. Ich kenne nur sehr viel ältere Männer. Mein ganzer Bekanntenkreis besteht nur aus Männer zwischen 40 und 58, die irgendwo in ihrer Altjungheit hängen geblieben sind und in Diskos herumstreuern, wo sie eigentlich nichts mehr zu suchen haben zwischen den 16 bis 27 jährigen Gästen; oder sehr viel Jüngere (unter 23), die in einer älteren Frau irgendwelche sexuellen Erfahrungen suchen, die ich weder bieten kann noch will.

Ich vermisse wirklich mal den Austausch auf meiner Augenhöhe. Ich habe gemerkt, gleichaltrige Männer bringen mir viel mehr Respekt, Ersthaftigkeit und Förmlichkeit entgegen. Gespräche haken sofort ein, weil man selbe Kindheitserlebnisse hatte, selbe Freizeitinteressen nachgeht, selbe Musik hört, gleichen Humor hat, den Jüngere oder Ältere nicht mehr verstehen, und geistig auf einer Stufe steht. Ältere Männer verhalten sich dabei wie zurückgebliebene Teenys oder lustige Windelkacker, das nervt.

Wenn er älter ist, will er über mich bestimmen oder mir viel erzählen, was er in seinen paar Jährchen mehr schon alles erlebt haben will und ich scheinbar keine Ahnung drin haben soll. Ich kann mich dann schwer in meiner Persönlichkeit entfalten und nicht so sein, wie ich wirklich bin.

Bildung oder Attraktivität ist mir erstmal egal. Hochmut und Besserwisser kann ich bei Männern nicht leiden.

w,32
 
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  • #14
Das heißt für mich gleiches Verantwortungsbewusstsein und Sichzuständigfühlen. Wenn sich die Bügelwäsche stapelt, bügle ich als Mann auch (wenn auch weder gut noch gern), wenn ich finde, dass die Schränke gewischt werden sollten, mache ich das. Dafür habe ich auch eine Frau, die sich genauso für unseren Lebensunterhalt verantwortlich fühlt wie ich. Man weiß eben, dass man zu zweit ist und sich gegenseitig in jedem Bereich helfen kann und dazu bereit ist. Das Gegenteil ist die Hausfrauenehe. In der fehlt die Augenhöhe und deshalb bezeichnen sich die Eheleute in ihr (namentlich die Männer unter 60) meistens als ausgenutzt und unzufrieden.
 
  • #15
60% der deutschen Männer im heiratsfähigen Alter sind offenbar nicht mehr bereit zu heiraten. Anders als viele Damen meinen, wirken intellektuelle Selbstüberschätzung, Veganismus plus Hypermoral nicht immer anziehend.

Wozu 70 Stunden pro Woche arbeiten, wenn der Lohn im Dauer-Gejammer der Ehefrau liegt, die sich selbst als zu qualifiziert betrachtet, um Kinder aufzuziehen?

Gender-Gefasel, Diskriminierungshysterie und Welcome-Klatscherei überlassen erfolgreiche Männer deshalb gerne Frauen die sich Beziehungen auf "Augenhöhe" wünschen ... aber mit ihren Katzen alt werden müssen.
 
  • #16
Es handelt sich meiner Meinung nach um einen abgegriffenen Klischeebegriff, der wenig bis gar nichts bedeutet. Bei Menschen, die diesen Begriff ständig gebrauchen, werde ich darum skeptisch.
 
  • #17
Wenn es nur um die Augenhöhe gehen würde, dann brauchte man keine Bilder auf den SB´s. Anhand was derjenige so geschrieben hat, dann sehe ich gleich, ob derjenige auf Augenhöhe wäre.
Aber Du weißt nicht, ob er Dich auf Augenhöhe sieht, obwohl Du auf Augenhöhe bist. Also seine Fähigkeit zur Augenhöhe ist dann nicht gegeben.
Oberflächlichkeiten haben für mich damit auch nichts zu tun und auf keinen Fall "gleich" sein.

Augenhöhe ist für mich, wenn beide sich und den anderen als gleichwertig sehen können. Das können zwar auch unreife Leute, die andere abwerten müssen einfach, weil sie anders sind, aber für echte Fähigkeit zur Augenhöhe sehe ich als Voraussetzung an, dass man "Andersartigkeit als sich selbst" auch respektieren und sich gegebenenfalls in die "untere Position" begeben kann.

Männer werten Frauen als nicht-auf-Augenhöhe-möglich ab, einfach weil sie Frauen sind. Eltern werten ihre Kinder ab, obwohl die mehr Wissen und Weisheit haben können als sie. Es ist eben das Kind, was irgendwas sagt, das einem nicht passt, und es hat automatisch das Kind unrecht und man selbst als Elternteil hat recht.

Für mich geht Augenhöhe nur, wenn beide Menschen erstmal als Voraussetzung haben, dass sie andere überhaupt einfach respektieren können, ohne sie schon grundlos "unter sich" zu sehen. Oder "über sich", denn diese "ich will eine starke Schulter"-Frauensicht passt dazu auch nicht.
 
  • #18
Vor 20 oder 30 Jahren gab es dieses auf Augenhöhe überhaupt nicht und trotzdem fanden sich Paare.

Früher war ein Gefälle zwischen Mann und Frau gesetzlich geregelt und gesellschaftlich akzeptiert. Heute zum Glück nicht mehr. Aus meiner Sicht stellen Menschen damit veränderte Anforderungen an Partner. Gleichstellung in einer Beziehung hat für mich auch etwas damit zu tun, dass nicht von vornherein ein Gefälle vorhanden ist. Das ist für mich „Augenhöhe“. Finanziell, bildungsmässig, emotional.

Und klar sind „Augenhöhe“, „Marktwert“ etc. ein Stück weit abgedroschene Schlagwörter. Trotzdem drücken Sie etwas griffig aus.
 
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