Eine Warnung für alle, die einen Suchtkranken kennenlernen
Auch ich habe das Problem 'der Mann, mit dem ich eine Beziehung habe, ist süchtig' kennengelernt. Wir haben uns Anfang des Jahres kennengelernt und ineinander verliebt, und es war anfangs eine wunderschöne Zeit. In den ersten Monaten nach dem Kennenlernen habe ich sein Alkoholproblem nicht wahrgenommen, da er sich sehr bemüht hat, nichts oder wenig zu trinken, solange er mit mir Zeit verbracht hat. Was in der restlichen Zeit gelaufen ist, kann ich nur ahnen.
Klar wurde mir, was wirklich los ist, als ihn sein Chef nach Hause geschickt und vor die Wahl 'Entzugsbehandlung oder Kündigung' gestellt hat. Zuerst bin ich aus allen Wolken gefallen, aber da er heilige Eide geschworen hat, den Entzug durchzuziehen und mit dem Trinken aufzuhören, wollte ich ihn nicht im Stich lassen. Ich habe ihm aber auch ganz klar gesagt, dass ich nur weiter mit ihm eine Beziehung haben will, wenn er sein Alkoholproblem in den Griff bekommt, nicht zuletzt deshalb, weil ich als Kind unter meinem alkoholkranken Vater sehr gelitten habe.
Die Entzugsbehandlung (stationäre sechs Wochen) hat er zwar souverän durchgezogen, aber fünf Tage nach Abschluss der Behandlung gleich der erste Rückfall. Dann immer wieder: ein oder zwei Wochen kein Alkohol, Rückfall, Scham, heilige Eide, dass das nicht mehr vorkommt, immer wieder....
Ich habe mir bei einer Psychologin Hilfe gesucht, und ich weiß, dass Co-Abhängigkeit niemandem hilft, weder dem Alkoholiker noch dem Partner. Die Psychologin hat mir auch gesagt, dass die Chance klein ist, dass ein Alkoholiker, der zum Entzug quasi gezwungen wird, tatsächlich aufhört zu trinken. Wenn er selbst den Entschluss fasst, wirklich aufhören zu wollen, sich wieder in Behandlung begibt, ist die Erfolgschance größer, aber auch bei Menschen, die es selbst wirklich wollen, schafft es nur etwa die Hälfte, trocken zu werden.
Ob er selbst wirklich aufhören will, weiß ich nicht, ich kann nicht beurteilen, was an seinen Versprechungen echte Absicht und was Lüge ist. Ich habe jetzt nach drei Monaten voller gebrochener Versprechen die Konsequenz gezogen und die Beziehung beendet, weil er sich nach wie vor für den Alkohol entscheidet.
Es tut mir so sehr leid, dass es so gekommen ist, aber es ging nicht mehr anders, ich war schon völlig verzweifelt und selbst am Ende meiner Kräfte.
Im Grunde meines Herzens hoffe ich noch immer, dass es anders wird, aber realistisch gesehen ist es bestenfalls eine fifty-fifty-Chance. Ich wünschte, ich hätte ihn nie kennengelernt.....