Liebe Fragestellerin,
ich kenne diese Beziehungsratgeber auch, vieles wirkt vielleicht übertrieben, aber ein Funken oder sogar mehrere Funken Wahrheit stecken da schon drin.
Ich, w, 41 hatte kurze Beziehungen mit Männern, die ich super toll fand und ich die ich total verliebt war und wo viele Dinge von mir ausgingen. Diese Beziehungen dauerten nie lange und ein Exfreund sagte sogar zu mir: es ist doch eh alles nur von Dir ausgegangen. Toll so was zu hören...
Bei meinem jetzigen Freund, den ich übrigens hier kennengelernt habe, war die Kennenlernphase ganz anders. Ich zeigte zwar Interesse, dass er mir gefällt, dass ich die Zeit mit ihm schön finde, dass ich mich mit ihm wohlfühlte, aber diese ganzen Impulse zu einem ersten Telefonat, zu den ersten Treffen gingen von ihm aus. Ich als Frau darf zwar Interesse zeigen, aber diese entscheidenden Fragen: wollen wir uns treffen? ich würde Dich gerne wiedersehen, usw. die muss der Mann stellen. Er muss am Anfang einfach mehr Anstrengung investieren und die Herausforderungen/Abenteuer (sagt sie zu? trifft sie sich mit mir? usw) bestehen. Klingt jetzt furchtbar altmodisch, aber das ist der Jagdtrieb, der seit Jahrmillionen so angelegt ist und der auch durch 200 Jahre moderne Gesellschaft nicht geändert wurde. Männer brauchen die Anstrengung und dann auch die Bestätigung. Mein Freund und ich wohnen ca. 120 km auseinander, d.h. bei den ersten 3 Treffen haben wir uns auch bei mir in der Nähe getroffen. Ich habe ihm dann beim Abschied immer gesagt, dass ich seine Gegenwart sehr angnehm finde, aber diese Frage: wann sehen wir uns wieder, habe ich nie gestellt, d.h. ich habe ihm ein gutes Gefühl gegeben, aber die Initiative zu weiteren Treffen ging immer von ihm aus. Als wir dann zusammengekommen sind, sagte er einmal, dass er sich so angestrengt hat, um mein Herz zu gewinnen und dass er darüber so glücklich ist.
Ich hatte bei ihm das erste Mal das Gefühl, dass ich mich nicht verstellen musste, sondern dass ich auch in dieser Kennenlernphase bei ihm einfach "Frau" sein konnte.
Bei meinen anderen Beziehungen war bei mir immer das Gefühl, ich muss machen, ich muss so oder so sein, damit der Mann mich mag und bei mir bleibt.
Die Botschaft dieser Beziehungsratgeber ist die, dass wir uns wieder an unsere weiblichen und männlichen Attribute und Eigenschaften erinnern. Auch wenn wir in einer hochmodernen Gesellschaft leben und zum Großteil emanzipiert sind, so sind doch diese männlichen und weiblichen Eigenschaften in uns drin und wollen auch gelebt werden. Was ist männlich? Was ist weiblich? Darüber lohnt es sich nachzudenken und sein eigenes Verhalten auch mal zu überprüfen. Im Beruf, ich bin selbständig, muss ich oft auch meine "männlichen" Eigenschaften leben. Das leben wir Frauen dann oft so perfekt, dass wir es auch ins Privatleben mit übernehmen und dann auch als private Frau "männlich" sind.
z.B. Kann ich als Frau noch dem Mann das Gefühl geben, dass als Mann der "Eroberer" ist und dass er, wenn er sich anstrengt etwas ganz "Besonderes" bekommt? Kann ein Mann der Frau noch das Gefühl geben, dass sie "eroberungswürdig" und etwas "Besonderes" ist?
Ich möchte Dir Mut machen, diese Beziehungsratgeber nicht so einseitig zu betrachten, sondern auch die Symbolik dahinter zu verstehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, von den gewohnten Verhaltensmustern ein bisschen abzurücken und gerade in der Kennenlernphase sich rar zu machen, aufgeschlossen und freundlich zu sein, einfach mal ein bisschen abzuwarten und darauf zu vertrauen, dass der Mann auch diese nonverbalen Signale versteht und sich an seinen "Jagdinstinkt" erinnert.
Bei uns hat es geklappt und darüber bin ich sehr glücklich.
Das wünsche ich Dir auch.