• #1

Bin mir in der Beziehung sehr unsicher

Liebe Alle!
Momentan verliere ich irgendwie gerade den Boden unter den Füßen, weshalb ich meine Geschichte hier gerne kurz loswerden möchte: ich (26) und mein Freund (33) sind seit einem halben Jahr zusammen und wir führen eine sehr harmonische Beziehung; dennoch bin ich mir oft meiner Gefühle sehr unsicher:

Von Anfang an gab es von beiden Seiten nicht das berühmte "Knallen", sozusagen die „Schmetterlinge im Bauch“ (von beiden Seiten deshalb gewiss, weil wir eine sehr offene Beziehung führen und über alles reden, auch über unsere Gefühle und auch unsere Beziehung reflektieren wir beide miteinander sehr stark), trotzdem waren wir sehr glücklich und die Gefühle sind mit der Zeit gewachsen, wobei ich nach wie vor immer wieder Phasen hatte, in welchen ich mir was ihn betrifft sehr unsicher war (was ich ihm auch mitteilte, woraufhin er meist sehr traurig reagierte).

Nun ging es so dahin, das Vertrauen wuchs, der Sex war auch von Anfang an großartig und wird sogar noch besser, wir kommunizieren offen miteinander, teilen Probleme, teilweise Freunde, Spaß, Zweisamkeit und er ist wahnsinnig bemüht um mich und sehr liebevoll. Dennoch: ich erlebe immer wieder Phasen, in welchen mir etwas fehlt und ich meine Gefühle nicht deuten kann: mal bin ich sehr glücklich, am nächsten Tag empfinde ich nur als anstrengend und ich beginne ihn innerlich zu kritisieren. Die Momente des Zweifelns kommen oft in Kombination mit Situationen, welche meine Verlustangst aktivieren, jedoch treten diese Momente auch teilweise grundlos auf. Oft kann ich auch nicht deuten ob meine Unsicherheit mit der Beziehung aus meinen Bindungsängsten (gepaart mit meinen Verlustängsten) resultiert oder ob er es einfach „nicht ist“.

Warum schreibe ich das alles? Zum einen fühle ich mich wahnsinnig schlecht in meiner derzeitigen Situation und empfinde mein Gefühlschaos ihm gegenüber extrem unfair. Ich hätte so gerne Klarheit über meine Gefühle (ich dachte damals die Einsicht käme nach einer Zeit), bekomme diese Klarheit aber nicht. Das ist wohl ein schlechtes Zeichen? Wart ihr mal in einer ähnlichen Situation? Was denkt ihr?

Ich danke euch und freue mich über jede Antwort.

Alles Liebe!
 
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  • #2
Liebe FS

Leider kenne ich dieses Problem so nicht, denn für mich war "keine Schmetterlinge" immer Synonym dafür, dass ich mein Gegenüber einfach nicht besonders attraktiv fand und Sex mit ihm nie hätte geniessen können. Es hätte mich halt nicht wirklich tief innen erregt und somit hätte ich es nicht als "gutes" Erlebnis verbucht, selbst wenn es vom Technischen her geklappt hätte. Das scheint bei euch aber gar nicht das Problem zu sein, so bin ich auch etwas am rätseln.
Als vage Vermutung: Kann es sein, dass ihr beide so super-reflektiert und harmoniebedürftig seid, dass ihr nicht ganz authentisch handelt? Was hindert dich, einmal auszudrücken, wenn dich etwas nervt? Was hindert ihn, einfach mal relaxed zu sein, statt sich "sehr bemühen" zu müssen? Eure offene Kommunikation klingt gar nicht so offen. Es bleibt vielleicht deshalb das vage Gefühl, es fehle etwas.
Und vielleicht fehlt auch wirklich, dass ihr euch liebt, trotz allem was passt.
 
  • #3
in welchen ich mir was ihn betrifft sehr unsicher war (was ich ihm auch mitteilte, woraufhin er meist sehr traurig reagierte).

Na super. Schön das Du das alles ihm unter die Nase gerieben hast, ohne das er ode Du daran auch nur irgendwas hättet ändern können. Hat etwas von "Müll abladen".

Geht mal beide deutlich auf Abstand (z.B. berufliche Weiterbildung im Ausland) und wenn Du ihn dort nicht vermisst, dann mach Schluss.
 
  • #4
Ihr seid erst ein halbes Jahr zusammen und schon solche Probleme. Was einen am Anfang stört und nicht zusammenpasst, wird am Schluss der Grund der Trennung sein.
Das ganze sieht nach F+ aus, wenn ich mal die Definition nehme, die ich dazu mal von Leuten bekam, die sowas hatten. Es fehlt was, aber man tut sich gut, während man weiter nach dem großen Knall sucht.

Wenn er jetzt nur der Spatz in der Hand sein sollte, wirst Du, sobald Dir ein Schmetterlingsauslöser begegnet, das alles nicht mehr wertschätzen können, was Du hast und was Du jetzt versuchst, wichtig und gut zu finden.
Dass Du so eine Vernunfts-Beziehung schätzen könntest, geht erst, wenn Du Erfahrungen gewonnen hast, denke ich. Erfahrungen mit denen, wo es geknallt hat, sich das ganze aber in Luft auflöste. Oder aber Du bist lieber Single, als dass Du mit sowas Lauwarmem zufrieden bist, und wartest auf den, wo es knallt und der sich als guter Partner für Dich entpuppt.

Ich glaube, solcher Art Beziehungen wie Deine gibt es viele. Weil einem jahrelang kein Schmetterlingsauslöser über den Weg läuft, richtet man sich ein und hat dann den Salat, wenn man den Knaller trifft und sich fragt, ob man das alles, was da in der Zeit gewachsen ist, wegwerfen sollte. Weil immer was gefehlt hat, fühlt sich eine Testaffäre mit dem Knaller nicht so böse an, "man lebt nur einmal", usw. bevor dann der sich immer bemühende Depp erkennen muss, dass er nie das Herz seiner Partnerin bekommen hatte, die innerhalb von zwei Tagen auszieht.
Ich glaube, das sind auch die Beziehungen, wo einer unbedingt heiraten will und der andere nicht, und dann kommt es zur Trennung und der Ex oder die Ex heiratet in kürzester Zeit den Neuen.
 
  • #5
Ich glaube, dieses über Gefühle ständig reden und reflektieren ist nicht gesund. Du gibst Deinem Freund das Gefühl sich bemühen zu müssen und schaffst eher bei ihm das Gefühl Deinet nie sicher sein und dich jederzeit verlieren zu können. Ich denke irgendwie spiegelt er das, Du merkst es, dies nährt deine Zweifel und es schaukelt sich hoch, weil keiner von Euch sicher ist, dass die Beziehung Zukunftspotenzial hat.
Du sprichst selbst von Bindungsangst, woran machst Du das fest? Es gibt Paare, die lieben sich, ohne zuvor Schmetterlinge im Bauch und weiche Knie gehabt zu haben. Du magst seine liebevolle, ehrliche Art, der Sex gut ist, im Alltag harmoniert ihr, seid auf einer Wellenlänge, er ist Dir ein treuer und zuverlässiger Partner, Du vermisst ihn vermisst und willst ihn nicht verlieren.
Ich vermute, Euer zu offener Umgang zu Beginn miteinander, zieht sich wie ein roter Faden durch eure Beziehung. Er sagte Dir damals, er wäre nicht verliebt und Du blockierst Dich anfangs innerlich daraufhin, Dich zu 100 Prozent einzulassen. Entweder Du möchtest unbewusst von ihm ein Liebesgeständnis oder Liebesbeweis, oder er ist wirklich nicht für Dich der Richtige, doch dann würde dir seine nette Art und Weise, wie auch Nähe und lauter Harmonie schnell auf den Keks gehen. Aber Du schreibst selbst, Du bist unsicher, nicht genervt.
Bist Du eifersüchtig?
Scheinbar liefert er Dir keinen Anlass an der Beziehung zu zweifeln, oder doch? Was hat Dein Freund zu Deiner Unsicherheit gesagt, falls ihr darüber gesprochen habt? Immerhin kennt er Dich seit 6 Monaten. Was waren seine Gründe, eine Beziehung mit Dir einzugehen?
 
  • #6
Das mit dem Knallen, den Schmetterlingen im Bauch, aber auch dem Heulen, dem Nachtswachliegen, dem Annichtsanderesdenken etc. hatte ich etwa zwei oder dreimal im Leben und das waren Männer, mit denen es eben nicht gut lief.

Die Beziehungen, die schön waren, vor allem meine jetzige, waren harmonisch, aber auch eher warm. Nicht heiß.
Ich bade lieber in warmem Wasser als in heißem.

Aber das ist Geschmackssache und du möchtest offenbar das heiße Wasser.
Bitte bedenke aber, dass es abkühlt, was auch zwingend notwendig ist, denn heißes hält ohnehin niemand dauerhaft aus.
Wenn das Wasser dann angenehm warm ist, hast du erst den Blick, in welchem Badezimmer du bist. Ob es da schön aussieht, angenehm duftet und ob die Handtücher weich sind.
Das scheint bei dir der Fall zu sein.
Sei dir bitte bewußt, dass das nicht selbstverständlich ist und du somit großes Glück mit diesem Badezimmer / diesem Mann hast.

Falls dir das aber nicht reicht, solltest du so fair sein, den Mann nicht weiter zu belasten und zu verletzen, denn das tust du
Phasen ...in welchen ich mir was ihn betrifft sehr unsicher war (was ich ihm auch mitteilte, woraufhin er meist sehr traurig reagierte).
Mit 'offene Beziehung' meinst du sicher nicht das, was man üblicherweise unter diesem Begriff versteht, sondern, dass ihr offen über eure Gefühle redet, richtig ?
Nun, das hört sich erstmal gut und richtig und modern an, aber was bedeutet das letztendlich ? Dass du ihm offen sagst, dass du keine großen Gefühle für ihn hast. Nun, welcher verliebte Mann kommt denn damit zurecht ?
Einer, der dich so sehr liebt, dass er alles schluckt oder einer, der Angst hat, dass er keine andere Partnerin findet oder einer, der ein Selbstbild hat, in dem es ohnehin nicht vorkommt, liebenswert zu sein.

Jedenfalls wird deine Ansage, dein ganzes Verhalten nicht spurlos an ihm vorüber gehen.
Und das finde ich richtig gemein von dir.
Genau ! Damit du dich ein bißchen besser fühlst, soll er das aushalten ?
Du willst doch nur ehrlich sein ?
Nun, ich bin kein Freund von Ehrlichkeit um jeden Preis.
Niemand muß seinem Partner sagen, dass man die ein oder andere Kleinigkeit nicht so toll an ihm findet oder nicht nur positive Gefühle für ihn hat, denn niemand wird seinen Partner perfekt finden, das ist einfach der Regelfall.

w 49
 
  • #7
Bitte bedenke aber, dass es abkühlt, was auch zwingend notwendig ist, denn heißes hält ohnehin niemand dauerhaft aus.
Wenn das Wasser dann angenehm warm ist, hast du erst den Blick, in welchem Badezimmer du bist. Ob es da schön aussieht, angenehm duftet und ob die Handtücher weich sind.
Für einen Menschen wie mich, der sich Dinge bildlich vorstellen muss, um sie erfassen zu können, eine tolle Veranschaulichung, danke.

Liebe FS,
für mich hört sich das bei dir so an, als wären deine Verlust- und Bindungsängste so groß, dass sie deine Gefühle behindern. Das gibt es, ist gar nicht selten. An deinem Partner scheint es dagegen für mich nicht zu liegen.
Mein Tipp: Mache das mit dir aus und erzähle ihm nicht zuviel davon, sonst kann sich das auf ihn übertragen und in einer Spirale der Unsicherheiten enden. Denn wenn du nicht weißt, woran es liegt, woher soll er dann die Sicherheit nehmen, dass es nicht an ihm liegt?
Wenn du dir über deine Gefühle unklar bist, ist das für mich eher ein Zeichen dafür, dass du sie nicht zulässt und nicht dafür, dass sie nicht da sind (denn das weiß man eigentlich am ehesten).

w/43
 
  • #8
Liebe FS,

ich hatte sowas ähnliches vor ein paar Jahren; allerdings nur für ein paar Wochen. Auch bei uns wurde über Gefühle - vor allem die nicht vorhandenen - stets in aller Ausführlichkeit geredet.

Nach ein paar Wochen machte er Schluss. Und auch wenn mir das damals überraschenderweise sehr wehtat, bin ich heute dankbar dafür. Auf meiner Seite war definitv Bindungsangst im Spiel, aber davon abgesehen denke ich, er war nicht der Richtige. Wir waren beide so verkopft, so verkorkst und haben uns darin gegenseitig noch bestärkt. In dieser Beziehung hätten wir uns beide eher zurück- als weiterentwickelt. Wenn der Partner einem ZU ähnlich ist, schmort man nur im eigenen Saft; kriegt für die eigenen Defizite noch Bestätigung.

Ohne dich zu kennen, vermute ich, dass bei euch eine ähnliche Dynamik im Gange ist und du unterbewusst spürst, dass dir das nicht gut tut.

In jedem Fall schließe ich meinen Vorrednern darin an, dass dieses viele Reden mehr schadet als nützt. Natürlich muss an sich mit Problemen auseinandersetzen. Aber damit Gefühle überhaupt erstmal wachsen, braucht es ein Klima der Leichtigkeit. Wenn ihr dieser Beziehung eine Chance geben wollt, dann stellt die tiefschürfenden Gespräche ein und habt Spaß zusammen. Fahrt Achterbahn, tanzt die Nacht zusammen durch, macht im Freibad eine Wasserschlacht...seid nicht so erwachsen, so vernünftig, so hyperreflektiert.

Und: ein Problem - in diesem Fall deine fehlenden Gefühle - anzusprechen, macht nur Sinn, wenn man dann im Anschluss auch nach Lösungsmöglichkeiten sucht. Entweder Konsequenzen zieht und sich trennt, oder gemeinsam überlegt, ob und wie man den Gefühlen beim Wachsen helfen kann. Ich versuche mal, es der einfallsreichen @frei gleichzutun und bemühe eine Metapher: um eine Wunde zu säubern, muss man sie berühren. Das kann wehtun, aber die schmerzhaften Maßnahmen sind sinnvoll, weil sie die Heilung unterstützen.

Aber: wenn man nicht gerade den Verband wechseln muss o.Ä., lässt man eine Wunde in Ruhe. Man bohrt nicht einfach so darin rum. Das bringt keine Heilung, sondern tut nur weh.

Auf dein Problem übertragen: immer wieder zu sagen: "meine Gefühle reichen nicht", ohne nach einer konkreten Lösungsmöglichkeit zu suchen, ist nicht konstruktiv. Wenn man nicht so richtig verliebt ist, es aber trotzdem miteinander versuchen will, sollte man das m.E. am Anfang EINMAL sagen, damit der Andere weiß, woran er ist. Aber nicht ständig darüber lamentieren. Damit ist niemandem geholfen.
 
  • #9
Hallo,
erst einmal meinen Vorschreiberinnen ein großes Kompliment, darin findet man ne Menge sehr Sinnvolles..und die Tipps sind allesamt Gold wert.
Also, ich habe quasi etwas ganz ähnliches wie du in meiner Beziehung aber ich weiß diese Dinge, zumindest mittlerweile, an meinem Freund zu schätzen.. Unser Unterschied ist aber noch dass er im gegensatz zu mir nicht so kommunikationsfreudig ist. Und Gefühle? Uiuiui-kann man das essen? Jaja...wir haben so unsere Problemchen.. Aber nach fast 2 Jahren kenne ich meinen Burschen und ich weiß allmählich wie er denkt und was er fühlt und ich bin ehrlich gesagt nicht das, was man einfach nennen kann. Ich bin sehr analytisch und er verdrängt lieber. Und nach anfänglichen Unsicherheiten, die sich bis heute gelegentlich hinziehen würde ich diesen Mann einfach nicht aus der Hand und dem Herzen geben wollen. Ich kann nicht ausmachen was aber ich finde ihn manchmal einfach so unglaublich-und das nicht nur im positiven Sinne. Dennoch faszinierend...Tjaa,ich liebe ihn halt..ganz simple und dennoch sehr tief. Außerdem ist er genauso schräg wie ich...
Ich habe halt immer versucht auf ganz intensiven Kontakt über Gespräche zu kommen, was mit ihm nicht geht. Und dennoch sind wir uns so nah, vielleicht auch gerade deswegen oder weil ich mich verändere?
Das Ding ist halt, dass ich früher anders liebte und mir die Liebe zu meinem Zukünftigen einfach anders ausmalte als sie letztendlich gekommen ist.
Um es in frei´s verbildlichenden Worten zu sagen: Ich mag es wenn mir nach einem warmen Bad der kühle Wind eine prickelnde Gänsehaut zaubert von der man weiß das sie nur kurz hält und doch alles ins Gleichgewicht bringt.
 
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