Ich hab neulich mal gehört, dass die Menschen, die die viel zitierte "Bindungs-Angst" haben, eigentlich Angst haben vor einer Trennung.
Interessant, kann durchaus sein. Aber ich würde nicht sagen, dass das bei allen so ist. Ich denke vielmehr, dass es auch oft so ist, dass der Mensch Angst hat, von der Beziehung "verschlungen" zu werden, also er weiß, dass er alles für den anderen tun würde und sich zu sehr anpasst. Damit verliert er Freiheit und muss sich ganz aufgeben, damit er Liebe vom Partner bekommt. Ich denke, deswegen wollen auch manche Männer nicht "Beziehung" sagen. Es würde mit Verpflichtungen einhergehen, von denen sie denken, dass die Frau sie fordert, und nicht, dass sie sie selbst freiwillig eingehen könnten.
Als Ursache vermute ich die Elternbeziehung, die gesehen wurde. Im Fall einer bindungsängstlichen Frau zum Beispiel, dass sie immer gesehen hat, wie die Mutter sich verbiegen "musste", ihre Selbständigkeit verschweigen musste, damit der Mann bleibt, bei einem bindungsängstlichen Mann vermute ich zum Beispiel eine Mutter, die total unselbständig war und vom Vater abhing, der aber emotional verschlossen war.
Beide denken, ein Partner/eine Partnerin würde eine verpflichtende Belastung werden und Verbindlichkeit sei nichts Schönes.
Die Lösung wäre einmal das Erkennen, dass man sich auch trennen kann. Das schlägt den Bogen zu Deinem Zitat: Das als erwachsene Person bindungsängstliche Kind hat ja bei den Eltern gesehen, dass man sich nicht trennen "darf", auch, wenn es schwierig läuft, also weiß es, dass Trennung nicht geht, auch wenn gelitten wird.
Und zum anderen die Elternbeziehung kritisch zu betrachten, dass die gar nicht "normal" war, und wie man selbst ein Part von dem ganzen wurde. Ich denke da z.B. an einen Jungen, der für seine Mutter Partnerersatz wurde (sagt sie ganz offen und beschreibt auch, wie er sich um sie kümmert). Könnte bewirken, dass er gelernt hat, er müsste seine Bedürfnisse zurückstellen, um eine schwache Partnerin zu retten und emo. zu befriedigen und damit geliebt zu werden.
Ich denke, wenn Elternteile die Kinder für irgendwas benutzen, das in der Elternbeziehung schiefläuft, also ihre Kinder irgendwie "opfern", irgendwas von ihnen fordern für Liebe, dann kriegt das Kind so eine Bindungsstörung. Das muss aber nicht sein, dass es nie eine Beziehung hat. Es hat dann eine, in der es auch Manöver macht, seine Freiheiten weiter zu behalten, weil es sich sonst in der Beziehung "auflösen" würde, oder vielleicht auch seine Kinder benutzt, um die Beziehung zu erhalten.
Ja, doch, ich glaube schon, dass wenn man seine Angst vor Trennung überwunden hat und weiß, dass man auch selbst "nein" sagen darf zu einem anderen, statt in einer einmal verbindlich geschlossenen Beziehung zu leiden bis ans Ende, dann ist auch die Bindungsangst weg und man gibt sich auch nicht mehr auf in einer Beziehung.