Ich bin auch so eine und lasse mich erst gar nicht mehr auf Beziehungen ein.
In meiner Kindheit - schon als Kleinkind - bin ich für meine Eltern gleichzeitig Prügelknabe und Seelsorgerin gewesen, eine schlimme und verheerende Mischung. Ich habe Verpflichtungen aufgebürdet bekommen, die ich nicht tragen konnte, z.B. das Kümmern um meine jüngeren Geschwister, den Haushalt schmeißen bereits mit 10 Jahren - während meine Eltern sich nur um ihr eigenes Ego gekümmert haben, oder ausgingen. Bereits mit 5 Jahren musste ich mir Vergewaltigungsgeschichten meiner Oma aus dem Krieg anhören und sollte sie dafür trösten.
Mit 16 bin ich von zuhause regelrecht geflohen, woraufhin der ganze Haushalt zusammenbrach und die Familie auseinanderfiel - mir dafür die Schuld gegeben wurde von allen Seiten, auch von Tanten und Omas.
Seither bin ich "auf der Flucht" - Therapien haben nicht geholfen, weil ich eigentlich auch überhaupt keine Beziehung will und mich durch zuviel Nähe "beschmutzt" fühle. Auf der einen Seite das Sehnen nach Liebe und Zweisamkeit - auf der anderen Seite die Angst, schon wieder für jemanden Verantwortung übernehmen zu müssen... Ich ziehe mich aus allen Beziehung raus, bzw. gehe noch nicht einmal sehr tiefere Freundschaften ein, und brauche immer eine Fluchtmöglichkeit, um mich nicht mit dem Rücken an der Wand fühlen zu müssen.
Früher war es ja mal üblich, kranken Leuten Kinder mit ins Bett zu geben, damit diese von den Kräften der Kinder profitieren sollten (was natürlich ein Ammenmärchen ist), tatsächlich aber wurde ich als Kind von Bett zu Bett gereicht und musste bei Uromas und Uropas schlafen. Alte Menschen sind mir noch heute ein Grauen, ich könnte niemals in der Altenpflege arbeiten und ertrage nicht einmal den Geruch alter Menschen...
Meine Bindungsangst wurde mir in der Kindheit mit in die Wiege gegeben. Ich mag es heute nicht einmal, von Bekannten per Umarmung begrüßt zu werden, Körperkontakt ist mir zuwider. So schön eine Beziehung auch in meiner Phantasie ist, so sehr möchte ich gleichzeitig trotzdem keine haben, aus Angst, die Person nicht wieder loszuwerden. Ich verliebe mich lieber in Männer, die schon tot sind, z.B. Jim Morrison oder Kurt Cobain

Solange alles unverbindlich bleibt, fühle ich mich wohl. Wird es verbindlich, habe ich das Gefühl, ersticken zu müssen. Trotzdem bin ich - denke ich - eine gute beste Freundin und helfe auch gerne. Ich muss nur immer Auswege haben, sonst geht gar nichts mehr...
Unverbindlichkeit hat immer ihre Gründe, glaubt mir... Und um zu verhindern, dass andere Menschen mein "Handycap" ausbaden müssen, gehe ich erst gar keine Beziehung ein, sage jedem Interessenten klipp und klar, dass ich nur an unverbindlichen Freundschaften zum Wandern oder zur Naturforschung interessiert bin und spiele nicht mit den Gefühlen meiner Mitmenschen.