Naja, "Tabuthema"... wie Kalle schon richtig erwähnt hat, redet man doch mit den allerwenigsten Leuten über seine Sexualität. Eine gute Freundin von mir ist bisexuell, aber seit sieben Jahren mit einem Mann zusammen und in der ganzen Zeit ausschließlich ihm treu. Ihre Arbeitskollegen z.B. werden also maximal mitbekommen, dass sie einen Freund hat (wenn man mit den Kollegen überhaupt über Beziehungen redet) und werden dann schlussfolgern, dass sie hetero ist, obwohl sie es nicht ist. Und so ist es vermutlich in den meisten Fällen, viele Leute werden von außenstehenden entweder in die hetero-Schublade oder (wenn sie gerade mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zusammen sind) in die homo-Schublade eingeordnet, denn kaum jemand wird über das private Vorleben von jemandem Bescheid wissen, wenn man eben nicht gerade mit ihm befreundet oder verwandt ist. Und so wird der "versteckte" Prozentsatz an Bisexuellen entsprechend hoch sein. Das hat nichts mit "Untergrund" zu tun.
Außerdem ist Sexualität ja bekanntermaßen kein 3-Kategorien-System sondern fließend. Manche Bisexuelle bevorzugen Männer/Frauen zu 50/50, andere stehen z.B. zu 90% auf Frauen, aber machen für einen Mann eine Ausnahme, wenn er sie besonders umhaut. Ist man denn nur bi, wenn man schon sowohl mit Männern als auch mit Frauen geschlafen hat? Oder ist man schon bi, wenn man als Frau eine andere Frau sexy findet? Es gibt auch Bisexuelle die ihr ganzes Leben lang Jungfrau bleiben... zählen die dann nicht?
Und ich glaube diese ganzen Unsicherheiten, die Schwierigkeiten beim einsortieren in Gedankenschubladen, sind auch ein Grund, warum wenige darüber öffentlich reden und warum es gleichzeitig in anonymen Foren dann scheinbar gehäuft Fragen darüber gibt.