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  • #1

Burn out II: Wie lange haben Eure Krisen gedauert?

Hallo, ich stellte neulich die Frage nach den Erfahrungen mit dem Burnout Syndrom. Ich würde gerne wissen, wie lange Eure Krise gedauert hatte, bis ihr sie einigermassen bewältigt hattet und wieviele Therapiesitzungen ihr besucht hattet, ehe ihr wieder im Gleis gewesen seid.
 
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Berliner30

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  • #2
Ich hatte mal eine Frau getroffen, sie war 1,5 Jahre in der Klinik und das Kennenlernen bzw. 1. Date war nett aber so recht entscheiden konnte sie sich nicht. Auch hat sie angefangen zu rauchen und anderes. Sie war auch wieder dabei in den alten Trott zu fallen, das ist Schade aber nicht zu ändern. Das Verhalten erinnerte mich an "kürzlich getrennte" bzw. das kam noch dazu
.
In der Ausbildung hatten wir mal einen, der war 1 Jahr in Behandlung (Auslöser zum Teil seine Drogen) hat aber den Absprung von seinen Drogen nicht geschaft und dürfte inzwischen längst wieder dort sein. Im Job hatte er keine Chance mehr, es waren viel zu viele und nur die besten hatten Erfolg.

Ich selbst habe keine persönlichen Erfahrungen damit, naja ich bin ja auch noch jung und wiederstandsfähig.
 
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  • #3
siri

hallo fragesteller(in),

leider gibt es wenig Regeln und keine zuverlässige Gebrauchsanweisung für die Bewältigung einer Krise. Positiv ist, wenn du die Therapiesitzungen, auch wenn sie sehr anstrengend sind, als hilfreich und erleichternd empfindest. Nicht jede Therapieform und nicht jeder Therapeut muß für dich geeignet sein. Wenn du das Gefühl hast, mit deinem Therapeuten nicht klar zu kommen, dann wechsle ihn. Krankenkassen stimmen einem Wechsel nach 2 - 5 Probesitzungen in der Regel zu.

Aber, auch wenn du den passenden Therapeuten und die passende Therapieform gefunden hast, eine Situation, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt hat, kann sich nicht in einer Woche auflösen. Gib dir Zeit!

Eine relativ kurze Therapie ist die Verhaltenstherapie. Je nach Anzahl der Wochenstunden dauert sie +/- 5 Monate, eine Analyse dagegen kann Jahre dauern.

PS: du sollst nicht "wieder aufs Gleis" kommen - dort warst du, und es hat dich krank gemacht. Du sollst zu DIR kommen!
 
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Persona grata

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  • #4
Bist Du selbst betroffen oder jemand, der Dir nahe steht? Ich denke, diese Frage kann überhaupt nicht pauschal beantwortet werden, weil die Krankheit bei jedem Menschen anders verläuft. Du solltest einen Facharzt aufsuchen/ befragen. Ich hatte mehrere Mitarbeiter, die darunter litten. Das ging von 3 Monaten bis zu einer befristeten Verrentung.

Dieses Forum ist m.E. nicht die richtige Anlaufstelle für solche Fragen.
 
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  • #5
2 Jahre ohne Therapie.
Arbeit gekündigt und vom Ersparten gelebt (anfangs eher dahinvegitiert).
Jetzt suche ich eine neue Stelle mit weniger Überstunden und Stress.


An ALLE PERSONALER und FÜHRUNGSKRÄFTE im kaufmännischen Bereich hier (und wer sonst noch etwas dazu schreiben möchte): Wie vermarkte ich als Frau, 37, aber mit viel Berufserfahrung das am besten? <Großschreibung umgewandelt / bitte nicht noch mal!>
 
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Persona grata

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  • #6
@4: Was willst Du denn "vermarkten" Deine Krankheit oder fragst Du danach, wie Du die Zeit, die Du nicht gearbeitet hast, darstellen kannst, ohne einen Personalleiter gleich denken zu lassen: "Oh Mann, die ist aber nicht belastbar!" Den letzten Satz mit der Großschreibung kann ich gar nicht deuten

______________________________________________________________________
MOD-Anmerkung: Der gesamte Absatz war in Großschreibung. Wir haben in großzügigerweise gewandelt und freigeschaltet.
 
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  • #7
Hier wird ja schnell von Jahresgehältern und Augenhöhe geredet.

Ich glaube wirklcih das viele aus dem System rausgekegelt werden.. wenn man auf die 50 zugeht sieht man plötzlich keine älteren mehr.. oder die die es in Chefsessel geschafft haben. So viele Chefsessel gibt es nicht - es muß sehr viele geben die eine Kriese beruflich nicht überstanden haben.

Meine Krise hat mich Einkommen und auch Reputation gekostet.. aber nun bin ich wieder da .. arbeitslos war ich die Zeit nie und habe auch wieder Karierepläne. Aber es ist ein harter Weg weil man vieles das man sicher glaubte nocheinmal verdienen muß. Aber im Grunde kann man doch ganz zufrieden sein wenn man sich sein Leben ordentlich leisten kann und weiterstrampeln kann.. wer nicht mehr strampelt sieht ja nur noch die Kiste vor sich.

Langer Rede kurzer Sinn.. mach weiter es lohnt!
 
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  • #8
Ich denke, daß es bei mir ein schleichender Abstieg war, der mich mehr und mehr runtergezogen hat. Ich kannte das Leben aber nicht anders und so ließ ich mich runterziehen.

Zeitspanne: Ein halbes Jahr

Dann war ich unten und es dauerte etwa ein halbes Jahr, bis ich Boden unter den Füßen wieder hatte - wobei es bei mir nicht unbedingt burn out war.

Ab dem Zeitpunkt, ab dem ich Boden unter den Füßen hatte kommt es wesentlich darauf an, wie oft / in welcher Art und Weise Du mit den Sachverhalten, die für das Burn Out verantwortlich sind, konfrontiert wirst.

Weißt: Ich hab in einem Chat mal eine Frau getroffen, die an der Stelle, an der sie mal vergewaltigt wurde, jeden Tag vorbei geht ... Ich denke, Du verstehst.

Ich hatte begriffen, daß die Mechanismen meines Ex- Arbeitgebers dazu führten, daß die Wunde nicht heilte; so wechselte ich den Arbeitgeber.

Über die genauen Zeiten müßte man sich direkt austauschen, aber je näher du dran bist, desto mehr heilt die Wunde, je länger es dauert, desto weniger, aber sporadischer, wirst konfrontiert. Es hängt auch davon ab, welche Umstrukturierungen Du im Leben vornimmst - job, Sport, Ort an dem Du lebst, etc. pp
 
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  • #9
...oh,... eigentlich schon recht lange; bei mir war's einfach auch eine Mischung aus Job, privaten Verpflichtungen und einem Fernlehrgang, zum Teil auch daraus resultierender Schlafmangel und dgl. Scherze mehr. Bei mir hat alles darunter gelitten: von meiner Belastungsfähigkeit im Job über meine Gesundheit bis zu meiner Kommunikationsfähigkeit.
Das erste, was ich gemacht habe war, nach einer schweren gesundheitlichen Krise den Job zu wechseln. Zwar ist meine derzeitige Tätigkeit vielleicht auch nicht der Traumjob schlechthin, aber im Moment verschaffen mir bestimmte Rahmenbedingungen einfach mehr Zeit, die ich für meine eigenen Vorhaben nutzen kann. Irgendwann enden bei mir auch bestimmte private Verpflichtungen (nein, keine Scheidung oder so etwas), so dass ich auch an den Wochenenden auch mal Zeit habe, auch den einen oder anderen Bekannten, der etwas weiter entfernt lebt, öfter zu sehen und auch mal auswärts bleiben zu können.
Ich bin erst nach einer gesundheitlich bedingten Auszeit mit der (salopp gesagt) "Bude zu, Affe tot"- Methode herausgekommen; sprich: alles, was irgendwie nach " man könnte was verpasst haben" aussehen könnte, wurde erstmal in's Nirvana verbannt und dann kam alles zum Zuge, was mir auch in der Vergangenheit eigentlich viel gegeben hatte, aber irgendwie eingeschlafen war. Gekommen bin ich darauf, als ich an einen sehr guten Bekannten dachte, dem es einmal ähnlich gegangen ist ( gemobbt im Job), der allein lebt und sich mittlerweile als Schriftsteller betätigt.
Was ich jetzt nicht mehr tue: nach einer bestimmten "roadmap" zu leben, da dies für mich genau das war, was mich letztlich in diese Situation gebracht hat. Ich versuche, es zu nehmen, wie es kommt und dann muss es gut sein...
 
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  • #10
Liebe Fragestellerin,,

ich spreche nur für mich:
schleichend in einen Fast-BurnOut gerutscht: Mitte 2004 bis Ende 2008. Fast, weil es hat nicht geknallt, kurz vor der Mauer umgedreht.

Phase 1 ca 2. Jahre: Erst alles als ziemlich stressig empfunden, mir zu viele Schuhe angezogen, Freude an der Arbeit mehr + mehr verloren, nicht mehr effektiv gewesen, immer länger gearbeitet, immer weniger Bewegung, zugenommen, ständig keine Zeit, Wort "Stress" in jedem 2. Satz, Perfektionismus zum Exzess gelebt ... Vielleicht ging das aber auch länger, dieser ganze Prozess, vielleicht ging er schon seit 2002 oder gar 2000 los, schleichend auf jeden Fall, unmerklich, immer so, dass man alles noch als normale Entwicklung (man hat mehr Kunde, ergo mehr Arbeit ...) abtun konnte..

Phase 2: ca. 2 Jahre: das, was typisch als Depression bei BurnOut beschrieben wird durchlebt: man ist arbeitsfähig, auch unendlich belastbar, erledigt alles, zuverlässig, verliert aber jede Freude + ist nicht mehr in der Lage zu irgendeiner Art von Entspannung zu finden. Man versorgt Man versorgt Kunden, Haushalt, Mann, Kinder, Haustier ... als stünde man neben sich. Man versorgt alle, nur sich selbst nicht, die Batterie leert sich zunehmend, ohne dass man das auf seiner Jagd nach Anerkennung für Höchsteistungen noch mitbekommt.

Soziale Kontakte brechen ab, die Frage, wann war ich das letzte Mal im Kino, wann habe ich mit einer Freundin telefoniert, wann habe ich mich im hier+jetzt entspannt ohne dass dabei To Do Listen unerledigter Dinge durch den Kopf zu jagen, stellt sich und bleibt unbeantwortet.
Dazu körperliche Symptome (Schlafstörungen; Rückenschmerzen), keine Lust mehr auf Sex, Dauerstreit mit dem Partner, Urlaub ist fast eine Drohung, dann bleibt ja noch mehr Arbeit liegen. Brennen an 2 Enden sagt man in der BurnOut-Sprache dazu, alle die eine anhe stehen haben irgendwann kein Verständnis mehr oder das Falsche und gehen einem mit ihren guten Ratschlägen nur noch auf den Keks ...

Phase 3: Erkenntnis, dass, wenn ich jetzt nichts unternehme, ein Zwangsstillstand stattfinden wird. Das Thema BurnOut begegnet mir alle Nase lang, wie eine Schwangere nur noch Kinderwägen sieht. Erst der Versuch, mich selbst zu befreien (mehrere kurze Urlaube, nach denen es von vorne los ging, Gespräche mit Mann + Freunden, die alle nur begrenzt verstehen (wollen). Gute Tipps erhalten von "Gesunden" ohne Vorstellung davon, wie es mir ging, Tipps, wie "Entspann dich halt mal, geh mal zum Yoga ...), Yogakurs gebucht, 2 Mal hingegangen, 8 Mal nicht ..., Zeitmangementcoaching genommen = war völlig vergeblich, denn daran lag es nicht, dann zufällig Buch von A. Baumgartl gefunden, gelesen + mich endlich verstanden gefühlt, ca. 8 Coachingstunden innerhalb von 4 Monaten bei ihr (mal 60, mal 90 Minuten), anschließend ging es deutlich bergauf. Rückblickend: es hatte einfach ein paar Erkenntnisse mit Aha-Effekt gebraucht und in Folge ein paar Schalter umgelegt. Allerdings: ich war vorher (vor 2004) sehr gut in der Lage mit Belastungen jeder Art umzugehen, ich musste also nur zu etwas zurück finden, was ich bereits kannte, wenn auch verschüttet.

Phase 4: Durch Eigenarbeit an mir Zugang zu mir selbst wieder gefunden (ich habe mir dafür jeden Tag etwa eine halbe Stunde Zeit genommen - zum denken, zum lesen, zum einfach nur treiben lassen, träumen, telefonieren ohne schlechtes Gewissen), also Entspannungsfähigkeit zurück gewonnen, Fähigkeit zu delegieren und Nein zu sagen zurück gewonnen, Zugang zu Spiritualität + Meditation gefunden (jetzt weiß ich, was es bedeutet, die eigene Batterien zu laden) und damit völlig neue Sicht auf das/mein Leben, Trennung vom Partner (der mich einfach nur im Stich gelassen hat, sehe ich heute ganz klar, und das, obwohl er vom Fach ist).

Phase 5: Das Gefühl einfach nur im Hier und Jetzt zu sein habe ich wieder bzw. auch ganz neu in dieser Intensität seit Anfang 2009.

Übrigens: Während der ganzen Zeit habe ich immer gearbeitet. Wenn ich seit 2004 10 Krankheitstage vorlege ist das wahrscheinlich übertrieben.

Und ich arbeite auch jetzt und zwar soviel und so effektv wie nie zuvor.
Ich hatte zum Beispiel heuer noch keinen richtigen Urlaub + habe 2 Jobs + doppelte Haushaltsführung + trotzdem ist alles leicht + easy.
Das Leben ist schön, ich habe jetzt - seltsam mag sich das für dich anhören - immer Zeit für mich und meine Freunde.

LG
Mary
 
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  • #11
An 4: Mit vermarkten meinte ich, wie man eine längere Auszeit von 2 Jahren so gut begründen kann, damit man wieder für eine Arbeitsstelle im selben Beruf interessant für ein Unternehmen ist. Ich habe mich natürlich belesen. Nachdem sich hier viele Berufstätige auch aus der Wirtschaft und auch Menschen mit Personalverantwortung tummeln, möchte ich die Chance nutzen, deren Meinung, Vorbehalte und im besten Fall auch Ratschläge zu erfahren. Welche kritischen Fragen sind zu erwarten, welche Antworten können mir Tore öffnen? Ich bin nicht labil. Ich brauchte und wollte nach 15 Jahren Arbeitsleben ohne jegliches Privatleben einfach eine Phase des Luftholens. Jetzt juckt es mich wieder sehr und ich kann es nicht erwarten, wieder zu arbeiten - nur eben unter menschlicheren Umständen.
 
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