Liebe Fragestellerin,,
ich spreche nur für mich:
schleichend in einen Fast-BurnOut gerutscht: Mitte 2004 bis Ende 2008. Fast, weil es hat nicht geknallt, kurz vor der Mauer umgedreht.
Phase 1 ca 2. Jahre: Erst alles als ziemlich stressig empfunden, mir zu viele Schuhe angezogen, Freude an der Arbeit mehr + mehr verloren, nicht mehr effektiv gewesen, immer länger gearbeitet, immer weniger Bewegung, zugenommen, ständig keine Zeit, Wort "Stress" in jedem 2. Satz, Perfektionismus zum Exzess gelebt ... Vielleicht ging das aber auch länger, dieser ganze Prozess, vielleicht ging er schon seit 2002 oder gar 2000 los, schleichend auf jeden Fall, unmerklich, immer so, dass man alles noch als normale Entwicklung (man hat mehr Kunde, ergo mehr Arbeit ...) abtun konnte..
Phase 2: ca. 2 Jahre: das, was typisch als Depression bei BurnOut beschrieben wird durchlebt: man ist arbeitsfähig, auch unendlich belastbar, erledigt alles, zuverlässig, verliert aber jede Freude + ist nicht mehr in der Lage zu irgendeiner Art von Entspannung zu finden. Man versorgt Man versorgt Kunden, Haushalt, Mann, Kinder, Haustier ... als stünde man neben sich. Man versorgt alle, nur sich selbst nicht, die Batterie leert sich zunehmend, ohne dass man das auf seiner Jagd nach Anerkennung für Höchsteistungen noch mitbekommt.
Soziale Kontakte brechen ab, die Frage, wann war ich das letzte Mal im Kino, wann habe ich mit einer Freundin telefoniert, wann habe ich mich im hier+jetzt entspannt ohne dass dabei To Do Listen unerledigter Dinge durch den Kopf zu jagen, stellt sich und bleibt unbeantwortet.
Dazu körperliche Symptome (Schlafstörungen; Rückenschmerzen), keine Lust mehr auf Sex, Dauerstreit mit dem Partner, Urlaub ist fast eine Drohung, dann bleibt ja noch mehr Arbeit liegen. Brennen an 2 Enden sagt man in der BurnOut-Sprache dazu, alle die eine anhe stehen haben irgendwann kein Verständnis mehr oder das Falsche und gehen einem mit ihren guten Ratschlägen nur noch auf den Keks ...
Phase 3: Erkenntnis, dass, wenn ich jetzt nichts unternehme, ein Zwangsstillstand stattfinden wird. Das Thema BurnOut begegnet mir alle Nase lang, wie eine Schwangere nur noch Kinderwägen sieht. Erst der Versuch, mich selbst zu befreien (mehrere kurze Urlaube, nach denen es von vorne los ging, Gespräche mit Mann + Freunden, die alle nur begrenzt verstehen (wollen). Gute Tipps erhalten von "Gesunden" ohne Vorstellung davon, wie es mir ging, Tipps, wie "Entspann dich halt mal, geh mal zum Yoga ...), Yogakurs gebucht, 2 Mal hingegangen, 8 Mal nicht ..., Zeitmangementcoaching genommen = war völlig vergeblich, denn daran lag es nicht, dann zufällig Buch von A. Baumgartl gefunden, gelesen + mich endlich verstanden gefühlt, ca. 8 Coachingstunden innerhalb von 4 Monaten bei ihr (mal 60, mal 90 Minuten), anschließend ging es deutlich bergauf. Rückblickend: es hatte einfach ein paar Erkenntnisse mit Aha-Effekt gebraucht und in Folge ein paar Schalter umgelegt. Allerdings: ich war vorher (vor 2004) sehr gut in der Lage mit Belastungen jeder Art umzugehen, ich musste also nur zu etwas zurück finden, was ich bereits kannte, wenn auch verschüttet.
Phase 4: Durch Eigenarbeit an mir Zugang zu mir selbst wieder gefunden (ich habe mir dafür jeden Tag etwa eine halbe Stunde Zeit genommen - zum denken, zum lesen, zum einfach nur treiben lassen, träumen, telefonieren ohne schlechtes Gewissen), also Entspannungsfähigkeit zurück gewonnen, Fähigkeit zu delegieren und Nein zu sagen zurück gewonnen, Zugang zu Spiritualität + Meditation gefunden (jetzt weiß ich, was es bedeutet, die eigene Batterien zu laden) und damit völlig neue Sicht auf das/mein Leben, Trennung vom Partner (der mich einfach nur im Stich gelassen hat, sehe ich heute ganz klar, und das, obwohl er vom Fach ist).
Phase 5: Das Gefühl einfach nur im Hier und Jetzt zu sein habe ich wieder bzw. auch ganz neu in dieser Intensität seit Anfang 2009.
Übrigens: Während der ganzen Zeit habe ich immer gearbeitet. Wenn ich seit 2004 10 Krankheitstage vorlege ist das wahrscheinlich übertrieben.
Und ich arbeite auch jetzt und zwar soviel und so effektv wie nie zuvor.
Ich hatte zum Beispiel heuer noch keinen richtigen Urlaub + habe 2 Jobs + doppelte Haushaltsführung + trotzdem ist alles leicht + easy.
Das Leben ist schön, ich habe jetzt - seltsam mag sich das für dich anhören - immer Zeit für mich und meine Freunde.
LG
Mary