Bindungsunfähigkeit ist eine tiefe psychische Störung, die in der Regel in der frühen Kindheit durch ein extrem ungünstiges Umfeld entstanden ist, sich im weiteren Leben verfestigt hat und kaum abgebaut werden kann.
Beziehungsunfähigkeit ist was anderes, das solltest Du schon differenzieren. Wer Beziehungsunfähig ist, will zwar Beziehung, kann sie aber nicht leben. Wenn ich es mal grob beschreibe, würde ich Beziehungsunfähigkeit als schlechtes Sozialverhalten bezeichen, was ein Zusammenleben mit dem Menschen auf Dauer nicht möglich macht - ständig Stress und Reibereien, unfähig, sich mal zurückzunehmen oder sich an Vereinbarungen und Konventionen zu halten.
Beziehungsunwilligkeit, ebenfalls oft zusammen in einen Topf geworfen, heißt, jemand kann eine Beziehung eingehen, hat dafür das soziale Rüstzeug, aber er will es nicht, sondern hat andere Prioritäten im Leben. Das sind dann diejenigen, die die Partnerbörsen abgrasen und vorgauckeln, eine Beziehung zu suchen, das aber nicht ansatzweise so meinen. Sie wollen unverbindlichen Miteinander, Sex und schnell wieder weg, wenn von ihnen was verlangt wird.
Ich bin bindungsunfähig, aber sehr wohl beziehungsfähig. Das zeigt sich in einer langjährigen Ehe, Wertschätzung als gute Kollegin, Hilfsbereitschaft im Freundeskreis udn in der Familie - also ich bin nicht nur ein sozialer Schönwetterkapitän, sndern auch da, wenn es ungemütlich ist - Pflichtmensch eben, gut angepasst.
Die Bindungsunfähigkeit zeigt sich darin, das ich gegangen bin (Scheidung), alles hinter mir gelassen habe (Haus, Hof, Einrichtung, Auto) ohne den Hauch eines Bedauerns oder des Vermissens. So wenig, wie ich mich innerlich an Menschen binden kann, sowenig kann ich es auch an Dinge. Es ist für mich egal, ob sie da sind oder nicht - ich kann es nicht bedauern, nicht darum traurig sein. Ich drehe mich um und habe es emotional vergessen. Ich muss ins Fotoalbum sehen, damit mein Kopf sich noch erinnern kann, an das, was mal war, denn es ist quasi ausgelöscht.
Ich habe auch viele Kontakte in der Firma und einige Freunde. Bei letzteren zeigt sich das Bindungsproblem, ebenso in der Familie. Es wird immer kritisiert, dass ich mich nicht melde: ich vergesse sie einfach, wenn sie nicht da sind, weil die Bindung fehlt. Es ist mir kein Bedürfnis Kontakt aufzunehmen, Nähe zu suchen. Aus eigener Kraft/innerem Antrieb kann ich keine dauerhaften Kontakte halten, d.h. wechsele ich den Job und Ort, verliere ich jedes Mal alle Kontakte und fange bei Null an.
Die 3 Begriffe solltest Du also deutlich voneinander trennen. Es gibt nich so viele Menschen die bindungsunfähig sind. Die meisten, von denen das angenommen wird, sind beziehungsunfähig und ein immer größerer Teil wird nach vielen kürzeren Beziehungen beziehungsunwillig.