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  • #61
Wieso haben so viele etwas gegen Sächsisch? Ist das nicht sowieso hochdeutsch? Kann ich mir das irgendwo anhören?
Wichtig ist, das wir uns verstehen, ansonsten ist der Dialekt komplett egal.
Eher geht es mir mehr um die Art des Sprechens, hart, sanft, langsam, schnell, abgehackt usw..., als um den Dialekt.
ErwinM, 53
Dann müssten wir uns mal treffen, lieber @ErwinM , da geb ich dir ne Kostprobe.

Also ich als gebürtige Sächsin kann nur sagen: Ja, es gibt Regionen, in denen wirklich breites Ordinärsächsisch gesprochen wird. Das klingt dann ebensowenig schön, wie andere Dialekte, sofern sie im ihrer ordinären Ausprägung gesprochen werden. Wir haben es aber eigentlich fast alle drauf, uns im richtigen Moment einer deutschen Hochlautung zu bedienen.
Ich habe im Grunde nichts gegen Dialekte. Es darf nicht hochnäßig klingen, da gibt es so einige, und damit meine ich nicht das gemeine Hochdeutsch.
Schlimm finde ich Dialekte, die die komplette Grammatik umstellen. Bsp.: „Die Beziehung, die wo wir gehabt haben.“ Sowas würde der Sachse der deutschen Sprache nie antun.
Ich höre auch die Sprache in und um Ulm überhaupt nicht gerne. Da stellts mir alles auf.
 
  • #62
Bitte bei Dialekten bemerken, dass es z. B. DEN bayrischen Dialekt nicht gibt, Bayrisch eh nicht, weil das die fränkischen, die niederbayerischen, oberbayrischen, oberpfälzer, baxrisch-schwäbischen, allgäuer, etc. Dialekte umfasst, die teilweise gravierend unterschiedlich sind, aber auch innerhalb einer Dialektgruppe wie Oberbayrisch gibt es große Unterschiede nach der Region bis zum jeweiligen Dorf, in Berchtesgaden redet man anders als in Freising, der Münchner wieder anders.
Im Fernsehen sind es immer die geglättenen Formen.
 
I

Ina68

Gast
  • #63
Bitte bei Dialekten bemerken, dass es z. B. DEN bayrischen Dialekt nicht gibt, Bayrisch eh nicht, weil das die fränkischen, die niederbayerischen, oberbayrischen, oberpfälzer, baxrisch-schwäbischen, allgäuer, etc. Dialekte umfasst, die teilweise gravierend unterschiedlich sind, aber auch innerhalb einer Dialektgruppe wie Oberbayrisch gibt es große Unterschiede nach der Region bis zum jeweiligen Dorf, in Berchtesgaden redet man anders als in Freising, der Münchner wieder anders.
Im Fernsehen sind es immer die geglättenen Formen.
Das dürfte bei den Sachsen ähnlich sein. Da sprechen die Dresdner auch anders als die Leipziger oder die Hallenser (wobei letztere zumindest verwaltungstechnisch schon nicht mehr dazugehören ;-)).

Auch zwischen Berliner und Brandenburger gibt's Unterschiede, nur hören das andere eben nicht so wie auch in allen anderen Dialekten. Wer "ostdeutsch" (was auch immer das ist) mit sächsisch gleichsetzt, hat zuviel ferngesehen - ist in etwa so sinnig wie "westdeutsch" = bayrisch.

Ansonsten schließe ich mich der Fraktion: "Hauptsache, ich verstehe den anderen" an. Und kenne ich jemanden, der mir sympathisch ist, wird's dann irgendwie auch der Dialekt (selbst bei sächsisch und schwäbisch ?). Es zählt wie immer das Gesamtpaket und davon gibt's auch durchaus hochdeutsch sprechende Vollreinfälle. Das ist der Vorteil, wenn man seine "Leute" im realen Leben kennenlernt, da trifft einen ein nicht so gemochter Dialekt nicht ganz so hart und die hochdeutsch sprechenden "Nieten" bemerkt man auch eher.

Mit RL meine ich eher meinen Werdegang, mich erst für jemanden zu interessieren, den ich schon ein wenig kenne (nicht, dass es wieder zu Missverständnissen kommt).
 
V

vondraußen

Gast
  • #64
Wer "ostdeutsch" (was auch immer das ist) mit sächsisch gleichsetzt, hat zuviel ferngesehen - ist in etwa so sinnig wie "westdeutsch" = bayrisch.
Danke! ? Es gibt überhaupt kein "ostdeutsch", das ist totaler Unfug. Was hat mecklenburger Dialekt mit thüringischem zu tun? Genau, nix.
@godot Ich fand die blonden Hanse auch immer anziehend und habe mir zumindest einen grauen geangelt. Der könnte gerne etwas mehr erkennbar Dialekt sprechen ?⛵?
 
  • #65
nur hören das andere eben nicht so wie auch in allen anderen Dialekten.
Ich bin da völlig bei Dir...denn wie oft hört man als "Fremder" überhaupt einen Dialekt? Letztendlich könnte ich mir dann wohl eher gar kein Urteil bilden, weil ich überhaupt nichts verstehe.
Spricht jemand von euch so richtig seine Mundart, so mit allen speziellen Ausdrücken?
Ein paar "Brocken" sind es doch oft nur, die man hört und irgendwie mit in die Wiege gelegt bekommen hat aber die komplette Mundart ist schon seltener oder?
 
  • #66
Spricht jemand von euch so richtig seine Mundart, so mit allen speziellen Ausdrücken?
Eben. Das macht man nur unter seinesgleichen.

Ich kann mir nicht vorstellen, meinen Dialekt (der ja gar kein richtiger ist, eher eine recht derbe Umgangssprache) einem Menschen aus einer weit entfernten deutschsprachigen Gegend vorzusetzen. (@pixi67 , Du weißt ja wo ich stationiert bin, könntest also recherchieren, an welches Tier unser Dialekt angelehnt ist...). Früher, als ich noch mehr unterwegs gewesen bin, habe ich das auch nicht gemacht, bzw. nachgefragt, ob meine Sprache gut verständlich ist. Und umgekehrt hat ein Kollege auch nicht sein Schwizerdütsch bei mir raushängen lassen.

Die Sprachfärbung wird aber immer bestehen bleiben, das ist klar. Auch wenn dieser Kollege feinstes Hochdeutsch gesprochen hat, merkte man immer, wo er herkommt, und das sehr deutlich. Vielleicht geht es in diesem Thread auch darum?

ErwinM, 53
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #67
Spricht jemand von euch so richtig seine Mundart
Das gibt es nur unter Einheimischen, die seit Generationen da sind, und die heimische Sprache von Geburt an gelernt haben. Aber ich erlebe es öfters, in allen Regionen Deutschlands, und sehr oft verstehe ich dann außer ein paar Brocken gar nichts mehr, markant ist es in den Bergen auf den Hütten, die Stammtische der Einheimischen, und ein Running Gag, die Oberpfälzer, also die aus dem Wald, dem Typ Hoihoi bin ich begegnet, da gibt es böse Witze, analog zu den Ostfriesen.
In der Schule lernt man spätestens die dem Hochdeutschen nähere Variante, zweisprachig ist kein Witz, aber ganz ohne Klangfärbung ist es nie.
 
  • #68
Schon mal von den Allgäuer Schwaben gehört? Vermutlich nicht, sonst kämst Du nicht zu der Aussage, dass sich allgäuerisch und schwäbisch nicht ähneln würden. Natürlich kann man sie klar auseinanderhalten, wenn man mit den oberdeutschen Dialekten vertraut ist. Dennoch lässt sich die Ähnlichkeit nicht von der Hand weisen.
Ich habe dort jahrelang gewohnt. Der Unterschied ist mir gut bekannt und auch sehr gut zu hören. Vielen Dank.
 
  • #69
Die Sprachfärbung wird aber immer bestehen bleiben, das ist klar. Auch wenn dieser Kollege feinstes Hochdeutsch gesprochen hat, merkte man immer, wo er herkommt,
Da kann man sich gar nicht wehren. Klar färbt der regionale Speech Ab.
Ich dachte auch immer das ich glockenklarstes Hochdeutsch spreche. Bis mir mal jemand aus Hannover sagte das ich schon sehr Norddeutsch Klinge. Nimmt man selber so gar nicht wahr.
 
  • #70
Also ich als gebürtige Sächsin kann nur sagen: Ja, es gibt Regionen, in denen wirklich breites Ordinärsächsisch gesprochen wird.
Sehr sympathisch, du hast dich geoutet ;)
Ich bin Thüringerin und wir finden es total blöd, das unser Dialekt als sächsisch wahrgenommen wird. Also kann jeder Sachse sich auf die Schulter klopfen, ihr habt den berühmtesten Dialekt :)
Es ist wirklich so, wie du sagst, die Dresdner sprechen einen anderen Dialekt als die Leipziger und, wenn man nach Chemnitz lauscht... na ja .... ;)
Was ein ganz schlimmer Dialekt ist - für mich - ist hessisch und schwäbisch.
 
  • #72
Spielt der Dialekt des potentiellen Partners / der potentiellen Partnerin bei Euch eine Rolle bei dee Partnersuche?
Ja, wenn er so ausgeprägt ist, dass ich simultan übersetzen muss, weil dann kein flüssiges Gespräch zustande kommen kann.
Oder wenn der Dialekt (fast alle) so unsexy ist, dass der Mann für mich sofort jede Attraktivität verliert.

Meine Abneigung gegen Dialekte bezieht sich nicht nur auf Partnerschaft sondern auf alle Sozialkontakte bzw. Kommunikation.
Ich wechsel auch den Film/die Sendung, wenn e/sie in Mundart daherkommt, weil ich keine Lust habe den Inhalt mühselig aus dem Gebabbel herauszufiltern.

Es klingt ja recht oberflächlich, aber bestimmte Dialekte wären für mich in einer Partnerschaft schwer zu ertragen
Ich finde es nicht oberflächlich, etwas schwer erträgliches nicht täglich ertragen zu wollen. Es ist ok so für sich zu entscheiden.

Ich sage jetzt nicht, welche, weil ich dann sicher viel Haue bekäme, aber geht es anderen da ähnlich?
Bei mir sind es so ziemlich alle Dialekte, weil sie s.o. die Kommunikation beeinträchtigen, ich Kommunikation in eine Partnerschaft aber wichtig finde.
Ich muss meinem Gegenüber gern zuhören wollen, nicht mit aufgerollten Zehnägeln ertragen und hoffen, dass er sich kurz fasst.

Weil es furchtbar klingt und schwer verständlich ist. Mein witzigstes Erlebnis: ein Sachse sagt was zu mir, ich verstehe kein Wort. Ich sage ihm "ich habe sie nicht verstanden". Er wiederholt genauso sächsisch. Ich sage "ich habe sie nicht verstanden". Er "aber Sie sprechen doch deutsch". Tja, ich schon, aber er nicht. Ich bin dann einfach weitergegangen und er musste sich mit seinem Anliegen an jemanden wenden, der ihn versteht - war im Osten, d.h. er hatte gute Chancen.

Für mich ist es ok wenn andere Dialekt sprechen, ich muss nicht mit jedem reden.
In meinem Umfeld wird ausschließlich hochdeutsch gesprochen, denn das haben alle gelernt und ist die Verständigung die allen Teilhabe ermöglicht - erst Recht denjenigen für die Deutsch Fremdsprache ist.

Auch diejenigen, die Dialekt verstehen (und vielleicht sprechen können) sprechen/antworten hochdeutsch, selbst wenn sie im Dialekt angesprochen werden. Für sie ist es eine Frage der Höflichkeit für alle Anwesenden verständlich zu sein.
Da es im Umfeld (und früher im Beruf) etliche Zugewanderte aus diversen Regionen gibt, kämen da ein halbes Dutzend Dialekte zusammen - Babylon und man weiß was dabei rauskommt.
 
  • #73
Schlimm finde ich Dialekte, die die komplette Grammatik umstellen. Bsp.: „Die Beziehung, die wo wir gehabt haben.“ Sowas würde der Sachse der deutschen Sprache nie antun.
Meine Oma (Germanistin, Sprachlehrerin, Buchautorin, Übersetzerin, Buchhändlerin, Verlagsinhaberin usw. -- sehr gebildet und perfektes Hochdeutsch) ist im Alter zurück aufs Land in die Brandenburgische Kleinstadt ihrer Kindheit und war völlig schockiert, wie die Leute dort sprechen, hat es aber mit viel Humor genommen (wir haben beide den gleichen stark ausgeprägten, leicht ironischen Alltagshumor, den nicht alle immer verstehen, nur bin ich höflicher als sie), der lokale Dialekt dort ist teilweise grammatikalisch echt seltsam, z.B. sprechen die Einheimischen sich oft in der 3. Person an, was zwar irgendwie süß, aber auch zu viel der Ehre ist, meine Oma konnte es sich manchmal nicht verkneifen, folgendermaßen zu reagieren (z.B. im Laden/Supermarkt):

Verkäuferin: "So, bitte, war's das oder möchte sie noch etwas?"
Meine Oma: "Ob sie noch etwas möchte, weiß ich nicht, aber ich habe alles, danke."
Verkäuferin: (?) "Entschuldigung, also sie meinte, sie hat alles, ja?"
Meine Oma: "Na, ob SIE alles hat, weiß ich ja nicht, aber für MICH war's das, danke!"
Verkäuferin: (???)

Die Sprachfärbung wird aber immer bestehen bleiben, das ist klar.
Ja, nimmt man selber nicht wahr, das ist wahr.
Und wie Du sagst, Du klingst.
Kann aber auch täuschen ... Ich spreche, wie gesagt, genau wie mein komplettes Umfeld Hochdeutsch, bin interessanterweise im Laufe der Jahre aber schon mehrmals gefragt worden, ob ich ursprünglich aus Süddeutschland oder Österreich komme, nur dass ich nie dort war! (nur mal zehn Tage Urlaub in Wien) Es hat wohl nichts mit Wörtern oder Grammatik zu tun, sondern anscheinend irgendwie mit meiner Stimme -- Klang, Melodie, Rhythmus? Einer mit schwäbischem Hintergrund meinte, er könnte schwören, ich komme nicht aus Berlin, sonden ursprünglich aus Süddeutschland. Stimmt nur nicht -- ich habe die ersten Lebensjahre im europäischen Ausland verbracht, wir waren alle länger im Ausland, bin aber, seit ich vier bin, komplett deutsch und in Berlin sozialisiert, genau wie meine Mutter und Großmutter. Hm. ? Keine Ahnung, hat das Süddeutsche abgesehen von offensichtlichen Aussprache-Unterschieden, anderen Wörtern usw. einfach einen anderen Klang? Hochdeutsch mit süddeutschem Klang? Es muss irgendwas Subtiles sein.
w28
 
  • #74
Er "aber Sie sprechen doch deutsch". Tja, ich schon, aber er nicht
Du, das haben die tiefsten Urbayern aber auch drauf. Munter auf bayrisch weitersprechen. Aber gut, Bayern liegt ja auch im (Süd -)Osten, von daher ...

er musste sich mit seinem Anliegen an jemanden wenden, der ihn versteht - war im Osten, d.h. er hatte gute Chancen.

Bei solchen Diskussionen (die eigentlich unterhaltsam sind) kommt leider trotzdem immer dieses latente "da drüben im Osten" raus. Schade. Hat immer etwas abwertendes.
 
  • #75
Nachdem man ja nicht ewig nach fränkischem Akzent suchen kann, am liebsten Hochdeutsch.
 
  • #76
@Verwirrt1111
Wennst frängisch reden mogst, iich konn unsern Glosscherbevierdldialekt assn ff. Wall den hobbi aff der Gaß glernt. Etzedla mou i dauernd hochdeitsch reden, wall sunst mei Bartner nix verstehd. Obber schei is unser frängisch Gwaaf fei ned.
 
  • #77
Im Wald in Sachsen. Vater und Sohn beobachten die Natur durch ihre Feldstecher. Der Vater erspäht eine Dame, die sich auf der Lichtung sonnt. Der Sohn erspäht einen Fuchsbau.
Sohn: Babba, fixxse
Vater: ober nüscht der Muddi verroden

Okay, mein Sächsisch ist nicht wirklich gut
 
  • #78
Wennst frängisch reden mogst, iich konn unsern Glosscherbevierdldialekt assn ff. Wall den hobbi aff der Gaß glernt. Etzedla mou i dauernd hochdeitsch reden, wall sunst mei Bartner nix verstehd. Obber schei is unser frängisch Gwaaf fei ned.
Das ist zum Beispiel nicht schwierig zu verstehen. Selbst wenn ich es nur gehört hätte, hätte ich es verstanden:
"Wenn du fränkisch reden magst, ich kann unseren Glasscherbenvierteldialekt aus dem ff. Weil den hab ich auf der Gasse gelernt. Jetzt muss ich dauernd hochdeutsch reden, weil sonst mein Partner nichts verstehst. Aber schön ist unser fränkisches "Gerede" aber nicht."

Nur bei "Gwaaf" habe ich etwas semantisch Passendes eingefügt, denn bei "Gwaaf" handelt es sich wohl um ein Dialektwort. Alles Andere lässt sich mit etwas Gespür für die verschobene Vokallautung doch recht einfach verstehen.
 
  • #79
wegzubekommen, ist was für professionelle Sprachanwender. Und finde ich auch gar nicht nötig.
Nee, nötig ist das auf keinen Fall.
Zum einen, sowieso nicht.
Zum anderen, hier sprechen ja alle sooo. Uns fällt das ja auch gar nicht auf. Ist halt Hochdeutsch mit Extra.
Wie sagen halt z. B. Hamburch statt Hamburg und ab und an werden mal aus dem Platt entliehen Wörter benutzt.
Ich bin schon für die Allgemeinheit gut veständlich.
 
  • #80
Bei solchen Diskussionen (die eigentlich unterhaltsam sind) kommt leider trotzdem immer dieses latente "da drüben im Osten" raus. Schade. Hat immer etwas abwertendes.
Das sehe ich auch so und ergänze, dass auch oberdeutsche Dialektsprecher (laienhaft: Menschen mit süddeutschen Dialekten) latent abgewertet werden.
Diese Fixierung auf eine hochdeutsche Lautung zeigt nur, dass man von der Sprachgeschichte kaum Ahnung hat, denn Hochdeutsch gibt es, wie gesagt nicht. Man hat für die bühnentaugliche Aussprache von Schauspielern eine Konvention festgelegt, die einem Dialekt entspricht (@Moona). Auch zeigt man keinen Anpassungswillen - die oberdeutschen Dialektsprecher passen sich dauernd an mit dem Effekt, dass die Sprache verflacht und Vieles mit der Zeit unwiderbringlich verschwinden wird. Nur, weil nord-und mitteldeutsche Dialektsprecher, die sich wahnsinnig oft gar nicht bewusst sind, dass auch sie Dialektsprecher sind, nicht mit Diphthongen umgehen wollen.
Und wenn die Kaiserin Maria Theresia in ihrer Regierungszeit um 1750 keine Sprachreform angestoßen hätte, dann hätten wir heute noch eine oberdeutsche Schriftsprache parallel zu einer Schriftsprache die auf dem nord-und mitteldeutschen Idiom basiert und sich an Gottscheds Grammatik orientiert. Damals waren es schon nord-und mitteldeutsche Gelehrte, die, weil sie zu bequem waren, sich bei den Oberdeutschen einzuhören, ihr Ding durchgedrückt haben wollten. Maria Theresia hat da nachgegeben, mit der Folge, dass immer mehr von den "süddeutschen" Dialekten verschwindet.
Bei solchen Threads denke ich manchmal, dass man gescheiterweise nach dem Zweiten Weltkrieg Süddeutschland und Österreich hätte zusammenschließen müssen, wie es von den Besatzungsmächten sogar diskutiert wurde, und Norddeutschland sein eigenes Süppchen hätte kochen lassen sollen.
 
  • #81
@Mon Chi Chi
Suuper! Die Kandidatin hat 110 Punkte. A Gwaaf ist ein nicht sehr inhaltsreiches Geplauder.
 
  • #82
Bei solchen Diskussionen (die eigentlich unterhaltsam sind) kommt leider trotzdem immer dieses latente "da drüben im Osten" raus. Schade. Hat immer etwas abwertendes.
Nein, so ist das nicht gemeint, sondern bevor ich mich ewig und 3 Tage mit ihm abkaspere um zu vestehen was sein Anliegen ist, findet er in seiner Homearea schneller jemand anderen mit dem er sich verständigen kann. Er war erkennbar nicht verletzt o.ä.
Ich konnte ja kaum ein Wort von dem verstehen was er sagte, nur mit ganz großer Mühe "aber sie sprechen doch deutsch" weil er die paar Worte halbwegs verständlich rausbrachte.

Wenn ich im Allgäu oder im Appenzellerland nichts verstehe hat den Spruch noch keiner gebracht - oder ich habe selbst das nicht verstanden :) .Bei den Apppenzellern wäre das denkbar.
Darum fand ich den Sachsen so witzig. Der dachte bestimmt "Hamburger Schnepfe".
 
  • #83
Bei solchen Threads denke ich manchmal, dass man gescheiterweise nach dem Zweiten Weltkrieg Süddeutschland und Österreich hätte zusammenschließen müssen, wie es von den Besatzungsmächten sogar diskutiert wurde, und Norddeutschland sein eigenes Süppchen hätte kochen lassen sollen.
Das wäre schön!
Noch lieber wären mir die Grenzen von vor 1864. Dann wäre ich im Gesamtstaat Dänemark geboren worden und die Südschleswiger hätten all das Unheil durch den Mann aus Österreich nicht mitmachen brauchen.
Und ich müsste unserer syrischen Aushilfe den Sonnabend nicht erklären.
 
  • #84
Da bin ich erleichtert. :)

Darum fand ich den Sachsen so witzig. Der dachte bestimmt "Hamburger Schnepfe".
Wahrscheinlich hat er es extra gemacht. Es gibt einfach Leute mit einem schrägen Humor.
Dialektsprecher passen sich dauernd an mit dem Effekt, dass die Sprache verflacht und Vieles mit der Zeit unwiderbringlich verschwinden wird
Das stimmt. Aber Veränderungen lassen sich nicht aufhalten.
Meine russische Freundin lebt seit inzwischen 24 Jahren in Deutschland und sagt selbst, das ihr Russisch das sie spricht, auf dem Stand von vor 20 Jahren ist. Die Sprache entwickelt sich kontinuierlich.
 
  • #85
Wieso sagt unser Bundeskanzler eigentlich zu Gas immer ‚Gassss‘?

Ist das norddeutsch oder berlinerisch?
Ich bin immer sehr belustigt und irritiert, wie er das normale Wort Gas betont.
Statt einem langen a liegt seine Betonung auf sssssss.
 
  • #86
Suuper! Die Kandidatin hat 110 Punkte. A Gwaaf ist ein nicht sehr inhaltsreiches Geplauder.
Dankeschön! Freut mich!
Als Sprecherin des westoberdeutschen Dialekts Schwäbisch, welcher auch zum Alemannischen gehört, verstehe ich so gut wie alles von dem, was nicht schwäbisch ist, auch oder kann es mir leicht erschließen. Als Dialektsprecher des Schwäbischen könnte man sogar eine Zeitreise unternehmen und würde einen Sprecher von Altenglisch verstehen, denn in den Dialekten ist noch ganz viel Altes bewahrt: Sagt der Schwabe, "S´isch faife" ist das verdammt nah am englischen "five". Bei den Urschwaben ist ein Gehäuse "a Kheis", man bemerkt so die sprachliche Verwandtschaft zum "case" (z.B. in top case, der Koffer bei den Motorradfahrern). Bei den Urschwaben ist ein Handtuch ein "Tweel", das ist wie eine Verkürzung des englischen "towel".

Als Germanistin und Anglistin kann ich nur sagen, es ist alles sprachlich miteinander verwandt. Da ich mir im Studium zu den mittelhochdeutschen, althochdeutschen, altenglischen und mittelenglischen Lautungen noch ein passives Verständnis der niederländischen Sprache erschlossen habe, verstehe ich auch wirklich fast alles, auch moselfränkisch und letzeburgisch, was ja nicht mehr oberdeutsch ist. Höchstalemannisch als oberdeutsche Variante sowieso.
(Achtung: Mittel"hochdeutsch" oder Alt"hochdeutsch" bezieht sich auf die Zeitstufe und darauf, dass diese Sprachstufen schon gewisse Veränderungen im Vergleich zu den zu Grunde liegenden germanischen Dialekten mitgemacht haben. Es handelt sich also nicht um einen Widerspruch dazu, dass es Hochdeutsch als Lautung nicht gibt.)
 
  • #88
Wieso sagt unser Bundeskanzler eigentlich zu Gas immer ‚Gassss‘?

Ist das norddeutsch oder berlinerisch?
Das ist eine norddeutsche Lautung. Dort sagt man auch "Spasssss" mit kurzem a. Es handelt sich um die Verkürzung von geschlossenen Silben, die in den oberdeutschen Dialekten lang ausgesprochen werden als Kontinuum zu den mittelhochdeutschen Wörtern, bei denen auf geschlossenen Silben extra noch ein ^platziert wird, um die Länge zu verdeutlichen.
Das ist richtig, es geht dabei aber eigentlich um andere Sachen, nicht um die Ausrottung der Dialekte sehenden Auges. Beispielsweise sage ich, dass wir schätzungsweise in den nächsten hundert Jahren auch in den Nebensätzen die englische Satzstellung haben werden, statt unsere typische Verb-letzt-Stellung zu behalten. Schaut Euch zum Beispiel nochmal Pieramores Beitrag Nr. 76 an: Trotz der fränkischen Lautung und der Dialektwörter hat sie ihren Nebensatz schon nach dem englischen Muster strukturiert und nicht nach dem deutschen. Sie schrieb "weil den habe ich auf der Gasse gelernt", statt "weil ich den auf der Gasse gelernt habe."
 
  • #90
Als Dialektsprecher des Schwäbischen könnte man sogar eine Zeitreise unternehmen und würde einen Sprecher von Altenglisch verstehen, denn in den Dialekten ist noch ganz viel Altes bewahrt: Sagt der Schwabe, "S´isch faife" ist das verdammt nah am englischen "five". Bei den Urschwaben ist ein Gehäuse "a Kheis", man bemerkt so die sprachliche Verwandtschaft zum "case" (z.B. in top case, der Koffer bei den Motorradfahrern).
Sehr interessant deine Ausführungen.
Hab ich mir als Nichtgermanist schon oft gedacht, dass der Dialekt oft ne Brücke zum Englischen ist.
z.B.
Auto - Karre(n) - car
Ziege - Goaß - goat
Knochen - Boan - bone
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
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