• #1

Die Freunde meines Freundes oder die Bedeutung des sozialen Umfelds

Seit eineinhalb Jahren führe ich (Ende 40) eine sehr glückliche Beziehung. Mein Freund ist ein liebenswerter, sensibler, humorvoller und zärtlicher Mann. Allerdings haben wir deutlich andere Interessen, er interessiert sich für Technik u. Ä., ich dagegen bevorzuge kulturelle Aktivitäten. Damit gab es nie echte Schwierigkeiten, ich finde diese Unterschiedlichkeit als durchaus bereichernd. Aufgrund der divergierenden Ausrichtung haben wir aber auch sehr unterschiedliche Freundeskreise - um es milde auszudrücken... Es kam nun in letzter Zeit zu einigen Treffen mit seinen Freunden, die ich nur ganz schwer ertragen habe. Die wenigsten seiner Freunde finde ich nett, die meisten finde ich unkultiviert, langweilig und oberflächlich, einige richtig vulgär. Ich fühle mich einigermaßen verunsichert, denn zunächst wollte ich vorurteilslos und offen auf alle zugehen, in der Hoffnung, dass man sich doch einiges zu sagen hat und sich schließlich wertschätzen lernt. Dies ist aber nicht der Fall. Mit meinem Freund habe ich darüber gesprochen, und er ist - verständlicherweise - darüber sehr traurig. Wie würde Ihr weiter damit umgehen? Zeigt mir dieser Freundeskreis, dass ich bestimmte Facetten an meinem Freund noch nicht wahrgenommen habe? Meint Ihr, dass dies langfristig die Beziehung gefährden kann?
 
  • #2
Hm. Gute Frage.
Wenn ich mir vorstelle, einen Partner zu haben, dessen Freunde ich als sehr unterschiedlich von ihm wahrnehme, würde mich das auch sehr verunsichern, glaube ich.
Keine Erfahrung damit. In bisherigen Beziehungen waren die Freunde immer stimmig und zum Mann passend.
Zeigt mir dieser Freundeskreis, dass ich bestimmte Facetten an meinem Freund noch nicht wahrgenommen habe?
Ich denke, ja.
Der Punkt allein wird keine Beziehung gefährden. Wenn es zur Trennung kommt, dann wird er aber definitiv auf der Liste stehen!
 
  • #3
Liebe Alegría
Ich verstehe deine Unsicherheit nach diesen stattgehabten Treffen. Allerdings schreibst du, dass du mit deinem Freund trotz gegensätzlicher Interessen sehr glücklich bist. Das ist etwas, was nicht viele von einer Beziehung behaupten können. Ich würde daher diese Treffen nicht überbewerten. Schliesslich führst du mit deinem Freund eine gute Beziehung, was sollten seine Freunde daran ändern? Ich würde mit deinem Freund vereinbaren, dass er künftig auch mal allein an diese Treffen geht (davon ausgehend, dass diese Treffen auch nicht jedes WE stattfinden). Hie und da kannst du ja trotzdem mitgehen, aber ich würde diese Treffen auf ein erträgliches Mass reduzieren. Die Frage stellt sich ja, wie sich dein Freund fühlt, wenn er bei deinem Freundeskreis dabei ist? Fühlt er sich dort wohl? Falls ja, dann könntet ihr ja öfter an diese Treffen gemeinsam hingehen. Vielleicht hast du noch nicht alle Facetten an deinem Freund kennengelernt, aber ist ja auch egal... ich würde das jetzt nicht mit der Lupe anschauen. Wenn doch mal etwas unerfreulicheres herauskommt, dann kannst du dich zur gegebenen Zeit damit befassen. Geniess weiterhin deine gute Beziehung.
 
W

wahlmünchner

Gast
  • #4
Entweder deine Beziehung ist nicht so toll wie du uns das verkaufen willst...oder du machst gerne Probleme wo keine sind.
Wenn du seit über 16 Monaten nichts mit den Freunden zu tun hattest, könnt ihr das auch weiterhin so handhaben.
Warum siehst du die Beziehung gefährdet? Gehen sie in den Puff, reden abfällig über Frauen oder tun Kriminelle Dinge?
Falls nein: ich würde wetten, er mag auch nicht alle Freunde von dir.
 
  • #5
Also die Freunde meines Freundes sind auch das komplette Gegenteil meiner Freunde, zudem noch fast 10 Jahre älter als ich. Ich kann mit ein paar davon ganz gut, andere finde ich auch etwas nervig bzw. einfach nicht auf einer Wellenlänge mit mir. Mein Freund kann meine Freunde auch nicht richtig leiden.
Manchmal würde ich mir schon wünschen, dass es besser passt in der Hinsicht, aber solange sich niemand in den Haaren hat soll es mir recht sein. Wenn ansonsten alles passt würde ich das entspannt sehen
 
  • #6
Muss den sein Freundeskreis zu deinem Freundeskreis werden und umgekehrt? Wenn du die unterschiedlichen Interessen als bereichernd empfindest solltest du - meines Erachtens nach - auch offen für seinen Freundeskreis sein. Männer die auf Technik, schnelle Autos etc stehen können wohl wenig mit philosophierenden Kulturinteressenten etwas anfangen und umgekehrt. Ich persönlich habe das immer so gehalten: getrennter Freundeskreis, jeder geht seinen Interessen nach und dennoch gab und gibt es ein Wir und Interesse an den Hobbies des anderen. Wenn dieser Zustand seit mittlerweile 1,5 Jahren so ist, frage ich mich, warum das ausgerechnet jetzt zum "Problem" wird oder sind die divergierenden Ausrichtungen doch nicht so bereichernd wie du erzählst? Wenn es für dich tatsächlich in Ordnung ist dann wird es auch nicht die Beziehung gefährden. Ich habe allerdings den Eindruck, dass du dir das lediglich schön redest und dir das in Wahrheit gar nicht passt.
 
  • #7
SAllerdings haben wir deutlich andere Interessen, er interessiert sich für Technik u. Ä., ich dagegen bevorzuge kulturelle Aktivitäten.
Darin liegt auch das Problem, jeder umgibt sich natürlich mit Menschen aus dem gleichen Interessenbereich. Technik und Kultur sind extrem gegensätzliche Bereiche und ich wage fast zu behaupten untereinander meist nicht kompatibel und die einen schauen immer gegenseitig(!) etwas "verächtlich" auf die anderen.

Ich würde fast darauf wetten, Dein Freund fühlt sich unter den "Spinnern" aus Deinem Freundeskreis ebenso unwohl, auch wenn er sich nicht dazu äußert.

Hauptsache ihr kommt damit klar und bei glücklichen Beziehungen treten Freundeskreise langsam in den Hintergrund.
 
  • #8
Sind das seine besten Freunde oder grundsätzlich sein Bekanntenkreis?

Grundsätzlich rate ich immer, an den eigenen sozialen Kompetenzen zu arbeiten, wenn Du im gesamten Freundeskreis deines Partners keine einzige Person entdeckst, die du sympathisch findest.
Du mußt mit denen ja nicht BFF werden. Aber eine sympathische Person kannst du in jeder Fortbildungsveranstaltung und jeder Kneipe finden. Und im Bekanntenkreis deines Freundes hast du Personen vorsortiert, die dein Freund nett findet.
 
  • #9
Naja, ich handhabe das immer so, dass ich dann einfach nicht mitkomme. Damit lebe ich seit Jahren sehr gut, mein Partner auch. Er kommt einfach immer nur mit, wenn bei meinen Freunden irgendwas ist. So hat er einfach auch mal Zeit ohne mich mit seinen Leuten, und allen ist geholfen. Ich finde die Freunde meines Partners auch nicht so super, aber ich gönne sie ihm und bin freundlich, wenn wir mal jemanden treffen. Es stellt überhaupt kein Konfliktpotential dar.
Könnt ihr nicht auch eine ähnliche Lösung finden? Eine Trennung daraus abzuleiten, finde ich übertrieben.
 
  • #10
Du führst seit eineinhalb Jahren eine offenbar sehr schöne Beziehung. In der ganzen Zeit haben dich seine Freunde nicht gestört, ihr hattet keinen Kontakt und alles war gut. Und nur weil du jetzt, nach eineinhalb Jahren festgestellt hast, das du einige von ihnen nicht magst, zweifelst du ernsthaft die Beziehung an!? Ist das dein ernst?
 
  • #11
Vielen Dank für Eure Antworten!
Ähh, nein, ich zweifle gar nicht an meiner Beziehung. Habe ich nicht geschrieben (s.o.); sondern mich gefragt, wie es sein kann, dass einige Freunde so anders sind, als ich meinen Freund sehe, und wie wichtig die Auswirkungen des Umfelds auf Dauer für die Beziehung sein können. Interessant auch, dass ich mir alles schön rede???Brauche ich nicht. Wir sind glücklich miteinander. Ich liebe und schätze meinen Freund.
Das noch erklärend, natürlich kenne ich einige Freunde schon lange und einige mag ich richtig gerne. Andere habe ich nun aufgrund diverser Reisen (in die alte Heimat) erst jetzt kennengelernt. Und da sind sehr seltsame Exemplare drunter. Und wie schon richtig vermutet wurde: Natürlich findet auch mein Freund einige meiner Freundinnen anstrengend und zu intellektuell. Klar, das liegt auf der Hand.
Ich glaube, die Kunst wird wirklich sein, eine gute Balance zu finden zwischen gelegentlichen gemeinsamen Aktivitäten und gegenseitiger Schonung...
 
  • #12
Ich habe meiner Tochter und Schwiegertochter zu Weihnachten Karten für's Ballett geschenkt und meinem Freund habe ich geschenkt, dass er nicht mit muss.
Das fand er einfach super und hat allen erzählt, das sei das schönste Geschenk, das er jemals bekommen hat.

Demnächst fährt er mit ein paar Kumpels zu einem Oldtimer-Wochenende.
Und keine der Frauen oder Freundinnen muss oder gar will da mit.
Und die Männer finden es ganz sicher auch toll, dass wir nicht mitkommen.

Unter seinen Freunden nebst jeweiligen Frauen ist keiner, mit dem ich aus freien Stücken befreundet wäre.
Unter seinen Freunden nebst Frauen ist keiner, mit dem ich nicht einen Grillabend mindestens aushalten kann.
Ich finde das verhältnismäßig normal und erwartbar.

Wenn unter diesen Freunden jemand wäre, dessen Verhalten ich nicht gutheißen könnte ( rassistische Äußerungen, schlechtes Behandeln von Frau und / oder Kindern, kriminell sein,
andere ausnutzen... ) würde ich mich je nach Schwere in drei Metern Abstand aufhalten und nicht mit ihm reden oder auch den Saal verlassen.
Bei schweren Befunden würde ich meinen Freund fragen, warum er mit solchen Menschen befreundet ist.
Und ja, ich würde mich wundern, dass er offenbar Facetten hat, die ich nicht schätze.

Geht es um derlei oder findest du nur, dass sie doof lachen und nur über Autos reden ?
Nun, dann gönne das deinem Freund und halte dich einfach fern.

w 49
 
G

Gelöschter Nutzer

Gast
  • #14
Liebe Alegría, zwar kenne ich dies aus meiner Erfahrung nicht, leider aber seit einem Jahr mit meinem Bruder.
Er ist nur 1 Jahr jünger als ich und wir hatten immer ein sehr inniges, liebevolles Verhältnis.
Seit einem Jahr hat er neue Mieter. (2-Familienhaus). Der Mann ist ein Mitarbeiter aus der Firma. Dadurch gab es schon vorher eine gewisse Nähe aber nun sind die beiden (Ende 50) immer irgendwie dabei.
Ich komme mit ihnen gar nicht klar, die sind laut, haben wenig Distanzgefühl, sind etwas vulgär (Bildzeitungsleser) mit einem pausbäckigen Schenkelklopferhumor ausgestattet und für mich anstrengend und langweilig zugleich. Vor ihrem Einzug war ich etwa einmal die Woche bei meinem Bruder und seiner Familie, mittlerweile besuche ich sie nur noch zu Geburtstagen etc.
Mein Bruder ist über meinen Rückzug betroffen und auch etwas verärgert. Auch meine Neffen finden rs blöd, dasd ich kaum noch da bin, aber ich ertrage diese Menschen (Mieter) einfach nicht. Zu allem Überfluss finden die mich nett und sobald sie mein Auto entdecken stehen sie auf der Schwelle. Da mir jedo h klar ist, wie wichtig das gute Verhältnis meines Bruders zu den Mietern ist, thematisiere ich es nicht.
Vielleicht kanndt Du Dich zurückziehen wenn Dein Partner Zeit mit deinen Freunden verbringt und ihm nicht mehr mit Deiner Antipathie, ihnen gegenüber, konfrontierst. Das kann sehr leicht verletzend empfunden werden.
Gerade Bekanntschaften welche über ein gemeinsames Hobby oder den Beruf entstehen gühren oft sehr unterschiedliche Menschen thematisch zusammen und müssen nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Persönlichkeit Deines Partners zulassen.
 
  • #15
Mein Ex hatte auch Freunde aus der Schulzeit, die ich unpassend fand, weil sie wie schlechter Einfluss wirkten vom Niveau her. Seine anderen Freunde waren bis auf einer auch nicht so, dass ich viel mit ihnen zusammen sein müsste. Bin einfach nicht warm geworden mit ihnen. War aber okay, weil das Niveau gleich war. Der eine Freund, mit dem es gut passte, war mit einer Frau verheiratet, die niederträchtig war und gern mal eins reinwürgte mit einem Lächeln und vor anderen Leuten.

Zeigt mir dieser Freundeskreis, dass ich bestimmte Facetten an meinem Freund noch nicht wahrgenommen habe?
Das kommt drauf an. Wenn er sich nun pudelwohl in dieser Runde fühlt und endlich mal so sein kann, wie er ist, dann schon. Aber meist merkt man doch selber, dass es nicht mehr so passt und die alte Freundschaft nicht neu entstehen würde, wenn man JETZT zusammenkommen würde. Es klingt auch nicht so, als wären diese Leute jetzt dauerpräsent bei euch.
 
  • #16
Bei mir ist es so, dass ich mich mit den konservativen Freunden meines Mannes sehr gut verstehe und wir oft gemeinsam etwas unternehmen. Aus der Schulzeit habe ich noch zwei Freundinnen mit "links-grünen" Ansichten. Gemeinsame Unternehmungen finden nicht mehr statt, weil diese Freundinnen (Singles) mit meinem Mann "nicht klarkommen". Ich akzeptiere dies zwar, weil ich sie eben seit der Schulzeit mag, vermisse jedoch die allzeit gepredigte Toleranz in diesem Fall. Naja, wir unternehmen dann manchmal etwas ohne meinen Mann. Der lacht sich dann schibbelig und wartet in Zeiten von Schneeregen Ende April auf die Erderwärmung...(bitte nicht ernst nehmen).
 
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