Meine eigene Erfahrung:
Ich habe 15 Jahre mit meiner Partnerin und deren Tochter gelebt. Ich habe mich immer auch um das Kind bemüht. Daß sie keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater hatte, hat das nicht unbedingt einfacher gemacht, denn die Vaterrolle war in ihrem Kopf zwar besetzt, aber unausgefüllt.
Die Trennung der Eltern ist für ein Kind eine bittere Erfahrung und ich glaube mal, dass auch nicht jedes Kind sich unbedingt vom neuen Partner eines Elternteils ins Herz schliessen lassen will.
Nähe ist etwas, was Bindung schafft und wenn so ein kleiner Mensch schon erfahren hat, das Bindungen schmerzen können, wenn sie getrennt werden, dann kann es möglicherweise auch sein, dass sie sich garnicht so gerne auf eine neue Bindung einlassen.
Als nach fünf Jahren unser gemeinsamer Sohn zur Welt kam, entstand eine andere Art von Bindung - irgendwie dadurch, dass ich der Vater ihres Bruders war. Und wir waren dann eine Familie.
Letztlich hielt aber unsere Beziehung nicht und ich habe heute zwar regelmäßigen Umgang mit meinem Sohn, aber leider nicht mehr zu seiner Schwester. Sie hat es mir nicht verziehen, dass ich mich von ihrer Mutter getrennt habe und möchte keinen Kontakt mehr zu mir. (zu ihrem Vater auch nicht). Als einziges stabiles Elternteil, hat sie wohl nur ihre Mutter erlebt.
Sie ist heute eine junge Frau von 25 Jahren, inzwischen verheiratet, die Trennung von ihrer Mutter ist nun fast 5 Jahre her....
Auch was Frosti schon geschrieben hat könnte zeigen:
Wir Männer müssen unsere Herzen vielleicht auch selbst etwas "schützen" diesbezüglich?
Ich habe das Glück, dass ich eben über meinen Sohn noch wenigstens ein wenig erfahre über sie und ich mich so sehr freue, dass sie ihren Weg macht und glücklich zu sein scheint.
Aber ich würde Dir gerne noch eine Gegenfrage stellen.
Wie wäre es für Dich, wenn jedes 2. WE das Kind der Ex-Freundin Deines Partners zu Besuch käme, weil er das damals auch "ins Herz" geschlossen hat?
Und manche Leute haben heute nicht nur 1- 2 - vielleicht sogar 3 - 4 längere Beziehungen hinter sich ....
und jeder hat aber nur ein Herz!
Wäre schön, wenn ihr darüber reden könntet und vor allem gegenseitig zuhören. Und vielleicht gelingt es Euch gegenseitig besser zu verstehen.
Du schreibst auch, dass Deine letzte Beziehung daran gescheitert wäre, weil Dein Ex-Partner das auch nicht konnte...
Ist es möglich, dass Du Dir sehnlichst eine "klassische" Vater-Mutter-Kind Familie wünschst?
Es tut mir leid das so sagen zu müssen: Ihr seid das nicht und werdet es nie sein!
Und dennoch könnt ihr Euch gegenseitig das Leben bereichern und alle zusammen wunderbare Zeiten miteinander erleben.
Es kann enorm hilfreich sein, wenn Du Deinem Partner keine Rolle "vorschreibst", die bislang noch nicht mal unsere Gesellschaft richtig definiert hat. Ich erinner nur an den seit Urzeiten schon im Märchen negaitv besetzten Begriff der "Stiefmutter" oder des "Stiefvaters".
Du hast die Beziehung zu Deinem Partner gefunden - das ist Eure Liebe. Und Du hast deine Liebe zu Deinem Kind. Und oft neigen wir dazu zu glauben, dass die Menschen, die wir lieben, sich auch gegenseitig lieben müssten ... letztlich ist es aber genau dieser "Glaube" der so stark bei Scheidungskindern erschüttert wird, wenn die Eltern sich trennen: Meine beiden liebsten Menschen auf dieser Welt haben sich nicht mehr lieb! Unvorstellbar!
Du bist aber erwachsen!
Lass die zwei nun auch zueinander finden, in ihrem Tempo, in ihrer "Manier", mit ihren Herzen. Und sei offen für das was es wird! Denn es ist ihre Beziehung! Wenn Du zu viel von Deiner Beziehung zu Kind und Partner und dann auch noch Deinen Wunschvorstellungen damit verknüpfst, dann kann es eigentlich doch nur "verkrampfen" ..oder?
Ich wünch Euch dreien auf alle Fälle Glück!