Jetzt möchte ich als Frau, die eben nur Frauen lieben kann, auch noch ein paar Worte verlieren.
Natürlich finde ich es wahnsinnig traurig, sich überhaupt die Frage stellen zu müssen, ob man mit einem Partner leben kann, dessen Tochter etwas anders ist, als einem lieb ist.
Stell Dir vor, Du würdest Dich deswegen trennen und den Grund dafür auch nennen. Versetz Dich in die Lage Deines Partners und seiner Tochter.
Was kann Dein Partner dafür, dass seine Tochter solche Gefühle hat; was- Dich betreffend- hat er eigentlich falsch gemacht?
Wie bestraft werden sich sowohl er als auch die Tochter fühlen?
Und wie könntest Du dann damit leben, als intolerant, sogar mir solchen Konsequenzen, die Du gezogen hast, zu gelten?
Furchtbar, darüber überhaupt nachzudenken!! Und genauso grenzwertig finde ich die Tipps, die in diese Richtung zielen. Bei aller Toleranz, aber das mit irgendwelchen unangenehmen Gefühlen zu begründen, ist ja wirklich unglaublich einfach. Viel schwerer scheint es zu sein, erst mal den Menschen kennenzulernen und vielleicht zu entdecken, dass man sich mit ihm gut verstehen könnte?...
Ich kann nur sagen, dass ich extremes Glück habe, in einem Umfeld und einer Stadt zu leben, in dem/der meine sexuelle Orientierung Gott sei Dank überhaupt keine Rolle spielt. Wie groß dieses Glück wirklich ist, sehe ich beim Lesen dieses Threads.
Ich habe nie verborgen, wie es mit mir steht und dann selbst nach Jahren festgestellt, dass manche meiner Kollegen nichts gewusst haben, was zeigt, wie wenig das thematisiert wurde.
Bisher habe ich naiverweise geglaubt, dass Toleranz in diese Richtung etwas mit intellektuellen Schichten zu tun hat und wähnte mich glücklich, in einer gehobeneren leben und arbeiten zu können. Einige Antworten hier lassen mich daran stark zweifeln.
Ich kann Euch nur sagen, dass Ihr Euch unglücklich macht, wenn Ihr eines Tages entdeckt, dass jemand, der Euch sehr nah steht, vom anderen Ufer ist und Ihr damit nicht umgehen könnt.
Meine Mutter hatte dieses Problem mit mir. Selbst sehr religiös, hat sie ihr Leben lang darum gebetet, dass mir doch endlich ein netter Mann über den Weg laufen würde.
Unser Verhältnis hat sie dadurch zerstört (worüber sie extrem unglücklich war) und durch ihren plötzlichen Tod für immer so zurückgelassen.
Seltsamerweise hatten ihre Eltern und mein Vater damit überhaupt kein Problem und meine Freundin sehr ins Herz geschlossen.
Abschließend noch ein Wort zur Promiskuität Homosexueller. Man muss da sehr stark unterscheiden zwischen Frauen und Männern. Die Schwulenszene lebt komplett anders als die lesbische. Frauen suchen eine Frau fürs Leben und sind in der Regel sehr treu; Männer haben mitunter zwar auch lange Partnerschaften, leben aber trotz dieser im gegenseitigen Einverständnis in sexueller Freiheit.
Wenn Dein Freund also eine lesbische Tochter hat, kann es sein, dass sie genauso Liebe in einer dauerhaften Partnerschaft sucht, wie Ihr auch und sie vielleicht irgendwann eine bildhübsche Frau (Klischees kann man gern beiseite legen- meiner langen (12Jahre) Exbeziehung wurden die Türen von Männern regelrecht eingerannt...lange, blonde Haare, blaue Augen und starke Ausstrahlung) nach Hause bringt, die Du plötzlich bewunderst- wer weiß...
Wie auch immer, Gefühle beginnen im Kopf, lass Dich von ihnen nicht verwirren, sondern lerne sie erstmal kennen...
w/32