• #1

Ehe ohne grosse Gefühle?

Mein Mann und ich kannten uns seit einem Jahr, seit 6 Monaten näher und haben dann entschlossen zu heiraten. Unsere Beziehung begann eigentlich mit der Ehe. Äussere Gegebenheiten vorlangten nach dieser eher ungewöhnlichen Vorgehensweise.
In der näheren Kennenlernphase war ich begeistert von meinem Zukünftigen, er überraschte mich hin und wieder und seine Art gefiel mir sehr gut. Nachdem wir uns für einander entschieden hatten, kam eine Zeit der geographischen Trennung, die damit enden sollte, dass wir uns beim Wiedersehen direkt vermählen würden. Diese Zeit des Wartens erhöhte wohl ebenso die Erwartung auf die dann einzutreffenden grossen Gefühle. Wir heirateten, doch die grossen Gefühle blieben aus. Wir hatten eineinhalb Jahre zu kämpfen, um uns eine neue Existenz aufzubauen und nun, wo wir Stabilität leben und ich schwanger bin, kommen die ganz grossen Zweifel bei mir auf, ob ich damit leben kann, dass die grossen Gefühle bis dahin nicht aufgetreten sind, sprich ich sie nicht erlebt habe und sie voraussichtlich nicht mehr eintreten werden.
In der ganzen Zeit, wo wir andere wichtigere Sorgen hatten, stellten sich meine Zweifel nicht in dieser Deutlichkeit, aber unbewusst sehnte ich mich z. B. nach der Leidenschaft mit meinem Ex (obwohl dies fast das einzige war, was uns einte) und mein Mann musste die eine oder andere Rumzickerei meinerseits (offenbar, weil ich nicht mit Liebe erfüllt war) aushalten.
Ich weiss, dass mein Mann ein wahrlich guter Mann ist und mich viele Frauen um ihn beneiden. Ich weiss, dass er mir alles gibt, aber dass ich dennoch nicht befriedigt bin, weil ich es für mich emotional an Euphorie fehlt und gefehlt hat.
Ich bin zutiefst verzweifelt, weil ich ihn und mich unglücklich mache, aber ich kann mir eine Trennung nicht vorstellen. Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben, ich hab ihm das Jawort gegeben, für immer. Ist das normal?
 
  • #2
Äussere Gegebenheiten vorlangten nach dieser eher ungewöhnlichen Vorgehensweise

Warst Du oder eher in einer prekären Situation? Ging es möglicherweise um den Aufenthaltsstatus in Deutschland? Solcherlei Abhängigkeiten oder äußere Zwänge sollten wirklich nur im Ausnahmefall eine schnelle Eheschließung rechtfertigen. Es klingt nicht so, als sei jemals Verliebtheit oder gar größere Gefühle im Spiel gewesen. Eure Ehe scheint aufgrund äußerer Zwänge geschlossen... das muss nicht schief gehen (es soll auch glückliche arrangierte Ehen geben), aber die Wahrscheinlichkeit ist schon dramatisch hoch.

Er ist der wichtigste Mensch in meinem Leben, ich hab ihm das Jawort gegeben, für immer. Ist das normal?

Nein, denn ich kann auch nicht nachvollziehen, warum er der wichtigste Mensch für Dich ist. Du liebst und begehrst ihn nicht, fühlst Dich unglücklich etc. Er ist für Dich wahrscheinlich nur "wichtig" wegen bestehender Abhängigkeiten. Je nachdem, welche das sind (droht Abschiebung bei vorzeitiger Scheidung? wir können hier ja nur spekulieren, da Du die entscheidenden Dinge in der Fragestellung nicht preisgibst), musst Du Dich positionieren: Welches ist dein kleineres Übel? Die Konsequenzen einer Trennung zu tragen oder einem guten Menschen, wie Du betonst, Liebe und Zärtlichkeit vorzugaukeln? Und später auch noch Deinem Kind vorzuleben, dass eine Frau lieber auf's Glück pfeift und in einer Lügenwelt lebt... Puh, da wir nicht wissen, was Deine Friktionen sind, die Dich einschränken, ist es schwer zu raten.
 
G

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  • #3
Nein, das ist nicht normal. Eure ganze Beziehung ist schräg. Warum heiratet man im Jahre 2013 einen Mann, den man nicht liebt - und auch noch, ohne die Beziehung vorher zu prüfen, indem man vorher längere Zeit zusammen war und zusammen gewohnt hat? Und warum lässt man sich dann von diesem Mann, den man nicht liebt, auch noch schwängern, so dass es noch schwieriger wird, aus der Situation wieder herauszukommen? Ich bin unfreiwilliger Single und würde, obwohl ich mich oft einsam fühle und sehr gerne einen Partner hätte, niemals solche faulen, lieblosen Kompromisse eingehen, da bleibe ich lieber alleine, so lange ich niemanden treffe, der bei mir Bauchkribbeln und Herzrasen verursacht. Das ist immer noch besser, als zu zweit alleine zu sein mit der Aussicht, niemals mehr die große Liebe erwarten zu können, weil man an einen platonischen Freund per Trauschein und Kind gebunden ist. Ohne Zynismus und ohne Ironie oder Häme: Du tust mir wirklich leid in deiner Situation.

w
 
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  • #4
Wenn ich so etwas lese, bin ich sehr zufrieden, trotz Ü40 immer noch Single zu sein. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, was man mir antun könnte, wenn man mir erst Liebe vorgaukelt und dann "plötzlich" auf Seiten der Frau feststellt, man hätte keine Gefühle mehr. Der arme Mann tut mir leid. Warum hast Dir das nicht rechtzeitig überlegt?

m.
 
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  • #5
Ihr habt alle Voraussetzungen geschaffen um ein gutes und glückliches Leben zu führen.
Jetzt liegt es an dir (und an ihm).
Tu was dafür!
 
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  • #6
Ja FS, ich kann dich gut verstehen, du hast gehofft, die Beziehung entwickelt sich weiter, nur, für viele Männer ist Schluss, sobald sie eine Frau haben. Ziel erreicht. Bemühung um den Anderen, Beziehungsarbeit, einfühlen... alles weg, die Beziehung bleibt stehen, wo sie war, ab da wird nur Alltag gelebt. Sehr schade, leider weiss ich nicht, was man dagegen unternehmen kann. Vor allem, wenn dein Mann auch so ein "Schweiger" ist (nehme ich stark an).

W
 
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  • #7
Nein, das ist keinesfalls normal.Für mich bist auch Du nicht normal und Dein Mann ebenso wenig.Mitleid empfinde ich weder für Dich noch für Deinen Mann, mir tut dieses ungeborene Kind nur unendlich leid.Das ist in meinen Augen eines der armen Kinder, die besser niemals gezeugt worden wären... ein Erwachsener von morgen, der die Defizite seiner Eltern auszubügeln hat.Traurig, traurig... ansonsten weiss ich nicht, was man Dir sonst noch schreiben könnte?
 
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  • #8
Ich bin auch mehr als verwundert, wie kann man denn jemanden sein Jawort für eine Ehe geben, bei der Vorgeschichte? "Drum prüfe, wer sich (ewig) bindet, ob Herz und Herz zusammen findet" - Ich will jetzt mal das "ewig" bewusst in Klammern stellen. Aber Mädchen, worauf hast Du denn gebaut? Hat er einen tollen Job und ein tolles Auto? Kannst Du jetzt in einem Haus anstatt in einer Wohnung leben? Das sind natürlich von mir nur plakative Beispiele. Andere Frauen beneiden Dich? Da schitt doch der oll Hund up..
DU SOLLST GLÜCKLICH SEIN! So wie es scheint, sind bald drei Menschen unglücklich.
Ich wünsch Dir viel Mut für Deine und Eure Zukunft. Vielleicht auch dazu, zu gehen.
 
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  • #9
Ihr habt alle Voraussetzungen geschaffen um ein gutes und glückliches Leben zu führen.
Jetzt liegt es an dir (und an ihm).
Tu was dafür!

Richtig! Meine Ehe begann ebenfalls ohne dieses Kribbeln, ohne große Gefühle. Wir haben, und tun es noch, daran gearbeitet. Jetzt über 30 Jahre später und zurückblickend kann ich sagen, dass uns eine ganz besondere Liebe verbindet. Wir Achtung voreinander haben und wir unsere nicht bereuen.

Ob man sich unbedingt prüfen muss, ehe man sich bindet, sei dahingestellt. Man kann sich auch "tot prüfen"
 
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  • #10
Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Grundeinstellung. Lass Dich nicht vom Zeitgeist beeinflussen und "arbeite" an Deiner Beziehung, dann wird alles klappen.
 
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  • #11
Dass man sich Liebe erarbeiten kann, halte ich für ein Gerücht. Dazu kenne ich viel zu viele Ehen, in denen zum Teil sogar auf beiden Seiten Liebe vorhanden war und zumindest einer von beiden sie verloren hat. Da wird sich dann jahrelang bemüht, Urlaub gemacht, Hobbies gemeinsam gepflegt, Paartherapeuten bemüht etc. Das bringt gar nichts, außer dass man sein Leben vergeudet. Ich habe damit viele Jahre verbracht. Was möglich ist: sich daran zu gewöhnen, dass andere in glücklichen Beziehungen leben und Liebe füreinander empfinden und man selbst eine funktionierende Zweckgemeinschaft hat, mal friedlich, mal auch voller unterdrückter Wut, weil man weiß, dass man auf etwas sehr Wesentliches verzichtet.
 
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  • #12
Es ist keineswegs notwendig, dass die Liebe oder Verliebtheit von Anfang an da sind. Mit der Zeit werdet euch immer vertrauter und verbundener und es ist überaus wahrscheinlich, dass Liebe zwischen euch wächst. Ich kenne viele Freundinnen, die aus einem anderen Kulturkreis sind, und die Ihren Partner nach kurzer Zeit heirateten. Es ist sogar erwünscht, dass die Liebe erst mit der Zeit wächst. Diese Ehen aus meinem Freundeskreis sind ausnahmslos glücklich, inzwischen in Liebe und keine einzige davon geschieden!
Das jetzige Modell aus Liebe zu heiraten ist sowieso ein "Brauch", der erst in der Moderne entstand. Und wieviele dieser westlichen Liebesehen halten in Deutschland? Liebe von Anfang an ist kein Glücksgarant, wie oft vergeht solche Liebe... Ihr habt doch sogar Vorteile: Ihr seid nicht verliebt "verblendet" voneinander und könnt euch so gleich viel tiefer und bewusster kennenlernen.
Falls du gläubig bist: dann kann man auch sagen, Gott hat euch zusammengeführt und wird eure Ehe segnen und Liebe zwischen euch setzen. Um glücklich miteinander zu sein braucht es in den ersten Monaten keine Liebe, es zählen auch andere Werte wie füreinander sorgen, sich Freude machen, gemeinsam viel unternehmen, Respekt.
Lebe im heute, schaue jetzt darauf: was schätzt du an ihm? Sein Lächeln, sein Humor, ....? Achte auf das was die gefällt und tut viel Gutes füreinander, sorgt füreinander und wenn auch traditionell, ihr werdet das aneinander immer mehr schätzen. Die Liebe und Verbundenheit werden kommen, aber warte nicht ungeduldig darauf. Genieße das was dir schon jetzt an ihm gefällt auch wenn es noch nicht die Liebe ist. Und ihr habt ein großes Geschenk miteinander: euer Kind. Vielleicht wird es dich berühren, wenn er es liebevoll im Arm hat oder wie er als Vater ist...
 
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  • #13
Einerseits hast du wohl recht, dass diese Gefühle eine starke Verbindung schaffen, andererseits entgehst du der Fragilität einer Liebesheirat. Wenn ich deine Zeilen lese, denke ich, dass du gute Gründe hattest so zu handeln, steh dazu. Ihr habt euch eine neue Welt geschaffen, das können viele Menschen heute nicht mehr aus finanziellen Gründen.
Ich fände es Wahnsinn wegen einer Sehnsucht nach romantischem Gefühl ein schönes Leben hinzuschmeißen. Gestalte deinen Alltag und verlang nicht von deinem Mann, dass er dir Dinge bringt für die er nicht zuständig ist.
Als ich anfing zu meditieren, konnte ich erkennen, dass ich meine Sehnsüchte ständig auf andere projiziert habe. Hat mir sehr geholfen.
w44
 
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