FS @ #12
50% Scheidungsrate in Deutschland sagen mir, dass sich wohl ziemlich viele nicht wirklich sicher waren, ob es die/der Richtige war. Oder sie waren sich sicher und es hat sich andersrum entwickelt.
Eine Heirat ist mehr Glücksspiel, als sich viele eingestehen wollen.
Und ich würde nicht sagen, es habe mir nichts gebracht. Es ist für mich keine Schande, mich für diese Ehe entschieden zu haben, die immer wieder vor großen Schwierigkeiten steht, selbst, wenn sie scheitern sollte, ist es kein Makel für mich, sondern eine sehr weitreichende Erfahrung, um die ich trotz allem dankbar bin. Ich habe mich positiv verändert, er hat es ebenso, wir haben ein wundervolles Kind zusammen. Ohne diese Beziehung hätte ich kaum gelernt, wie schwierig es sein kann, Probleme zu analysieren und aufzuheben, um weiterzumachen. Viele scheitern allein daran, wirklich herauszufinden, wo der Hund eigentlich begraben liegt. Nach mehreren, nun doch ihn erreichten Gesprächen steht fest, dass wir uns beide keine Zeit mehr für die Belange des andern nahmen, alles musste innerhalb kürzester Zeit erledigt werden. Das schliff sich soweit ein, dass man sich anmaßte, alles, was einem unwichtig erschien, von vornherein abzulehnen, um eine Überforderung zu vermeiden.
Ich habe immer wieder gemerkt, dass Verhaltensweisen oft damit zu tun haben, dass man mit sich nicht gut umgeht, mit sich nicht im Reinen ist und Wünsche und Erwartungen auf den Partner überträgt, die er doch bitte besser machen soll.
Der Nachteil der Ehe ist, dass es extrem viel Kraft kostet, alles darum herum wieder aufzuheben. Der Vorteil an diesem Nachteil ist, dass man es sich nicht einfach machen kann. Zumindest, wenn man es nicht will.
Ich habe jetzt daraus gelernt und meine Hoffnung mal auf den Prüfstand gestellt. Dann habe ich ihn gefragt, wie wir leben wollen, womit wir beide glücklich wären. Für mich kam als erstes: Ich möchte, dass wir mehr auf den anderen eingehen. Das heißt für ihn: Gib mir mehr Wertschätzung, nimm Dir Zeit für mich, nimm meine Probleme ernst. Für mich heißt das: Ich höre ihm aktiv zu, nehme seine Probleme ernst, biete ihm mehr Halt und Unterstützung.
Der Grund für seine Pampigkeit auf besagter Party bestand nämlich in einem für ihn sehr stressigen, ungelösten Konflikt, jeder sprach ihn darauf an und dann kam ich auch noch und wollte ständig was von ihm (was ich nie böse meinte, war einfach der falsche Zeitpunkt und ich hatte in dem Moment kein Gespür dafür).
Möglicherweise nehmen wir einen Dritten ins Gespräch, der uns ein bisschen darin begleitet, uns wieder langsamere Schritte anzugewöhnen. Mein Mann und ich sind beide schnelle Denker und müssen lernen, mal stehen zu bleiben und nicht schon mit der Lösung voranzupreschen, obwohl der andere nichtmal ausgesprochen hat.
Klingt einfach, ist aber sauschwer. Vor allem, wenn man das Gefühl hat, jetzt erst den Eisberg unter der Oberfläche entdeckt zu haben.
Was ich mir davon verspreche, weiterzumachen? Ich hoffe, dass wir das Leben zusammen führen können, das wir uns beide wünschen. Er möchte es, und ich möchte es auch. Ich will mich nicht scheiden lassen, obwohl mich all die Enttäuschungen und Verletzungen der Vergangenheit so sehr mitgenommen haben. Wir haben uns von einem riesigen Knall immer weiter aufeinander zubewegt, hinzugelernt, auch wenn ich sehr viel schneller war, als mein Mann, aber diese Entwicklung ist noch nicht am Ende der Fahnenstange angekommen, und das ist es letztendlich, wofür es sich lohnt, wieder aufzustehen.
Die Hoffnung ; )
Vielleicht ist dieser Fall ja eine Anregung für andere, denen es genauso geht. Wenn es nur einem weiterhilft, hat es sich schon gelohnt, diesen Konflikt ins gefühllose Internet zu stellen (bin da etwas konservativ, normalerweise prostituiere ich meine Probleme nicht im Netz, hat für mich einen schalen Beigeschmack, ging jetzt aber nicht anders und es hat uns geholfen).
Danke und alles Gute!