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  • #31
Liebe FS,
ich habe eine depressive Mutter und war auch lange Zeit depressiv - in Episoden. Ich fand es als Kind nicht dramatisch, dass es meiner Mutter manchmal nicht gut ging.
Meine Depressionen fingen erst an, als ich schon Kinder hatte. Die Frage stellte sich also nicht.

Depressionen sind nicht einfach vererbt. Sondern nur die Disposition dazu. Diese muss aber nicht zum Tragen kommen.
Auch deine Essstörungen müssen nicht dauerhaft Grund für deine Depressionen sein. Stelle dir mal folgende Frage: Wenn du EIN WAS in deinem Leben sofort ändern könntest, ohne die Folgen zu bedenken, was wäre das? Dort solltest du ansetzen

Ich rate dir dringend, dich zu einem Psychotherapeuten überweisen zu lassen. Da ich annahm, dass meine Depressionen vererbt sind und sich somit sowieso nicht beeinflussen lassen, lehnte ich dies lange Zeit an. Ich habe aber ausgesprochen gute Erfahrungen damit gemacht. Seit der Psychotherapie (Verhaltenstherapie) habe ich KEINE Depressionen mehr und nehme diesbezüglich auch keine Medikamente mehr.
Da du erst 26 bist und offensichtlich noch kein potentieller Vater zum Kind da ist, rate ich dir dringend, einen Versuch zu wagen:

erst Psychotherapie,
dann richtig sehr verlieben (ohne sich Gedanken um Alter usw. zu machen,
dann Wunschkind

Alles Gute :)
 
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  • #32
Das ist eine Frage, die du unbedingt an deinen Psychiater stellen solltest, vor allem, weil deine Medikation dann anzupassen wäre. Du weißt ja sicher, dass es erbliche Anteile bei psychischen Erkrankungen gibt und ich weiß nicht, wie schwer du krank bist. Wenn du es dir zutraust, das wäre am wichtigsten, nicht der Gedanke, andere könnten dir ja helfen, denn du musst für dich selbst entscheiden, ob du bereit und in der Lage bist, die Verantwortung für ein Kind zu tragen und die Belastung im Alltag mit Kind durchhältst. Bei einem Baby kann das heißen, rund um die Uhr mit nur sporadischem Schlaf und das über die Jahre, je nachdem, wie früh es durchschläft. Erziehung ist eine Aufgabe, die erfordert, dass du dich selbst auch zurücknehmen kannst und auch für dein Kind da bist, wenn es dir nicht so gut geht. Kannst ja mal schauen, wie das bei dir momentan bei anderen Belastungssituationen aussieht. Wenn du sofort überfordert bist, bei jeder Anforderung, dann wird es sicher nicht gehen oder du wirst es nicht schaffen. Aber wenn du es dir wirklich zutraust und medizinisch in guten Händen bist, warum nicht? Depression ist eine so häufige Erkrankung, in den letzten zehn Jahren hat sich die Häufigkeit verzehnfacht, wenn alle depressiven Frauen keine Kinder bekämen, dann würde die Geburtenrate in Deutschland ja noch extremer sinken... .
 
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  • #33
Ich habe auch eine depressive Mutter. Ich hatte trotzdem eine großartige, wundervolle und tolle Kindheit. Depression ist eine indiviuelle Erkrankung, die bei jedem anders velräuft. Und Mutter sein ist eine Erfahrung, die Frauen unglaublich stark macht. Ihr könnt doch nicht pauschalisieren, dass sie in jedem Fall eine schlechte Mutter ist, oder mal sein wird, nur weil sie krank ist.

Lass dich nicht entmutigen!
Wenn du keine Depression hättest, dann könntest du, z.B., trotzdem an Brustkrebs erkranken, wenn dein Kind 14 ist. Deswegen würde dir niemand raten, kein Kind zu kriegen, und es würde die Kindheit trotzdem beeinträchtigen. Mach dich nicht verrückt.
Du bist nicht weniger geeignet als jeder andere, Kinder zu kriegen - du musst vielleicht lediglich ein bisschen besser planen.

Alles Gute!
 
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  • #34
Du leidest unter Depressionen, hast einen Partner, der rund 20 Jahre älter ist als du - also faktisch dein Vater sein könnte, und möchtest nun auch noch gerne mit ihm ein Kind zeugen?! Diese Konstellation lässt noch tiefere psychische Probleme vermuten - hast du schon mal eine Therapie gemacht? Wenn nein, rate ich dir dringend dazu. Finde heraus, was wirklich mit dir los ist und schiebe das Kinderthema besser noch auf, in der momentanen Situation erscheint mir das zu übereilt. Ich möchte mit meinem Post übrigens nicht den erhobenen Zeigefinger ala "dein Partner ist viel zu alt für dich, trenn dich...!" erheben, sondern wirklich darauf hinweisen, dass in dieser Fakt in der Konstellation mit deinen Depressionen von weiteren (tiefen) psychischen Störungen zeugt. Ich arbeite in diesem Bereich und deshalb klingeln nach deinen Informationen bei mir alle Alarmglocken. Bitte gehe das Thema an - dir und deinen späteren Kindern zuliebe. Alles Gute für dich!
 
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  • #35
Ich war 10 Jahre schwerst depressiv, also in Form von, stundenlang im Bett liegen oder auf dem Stuhl sitzen und die blanke Wand anstarren. Von 365 Tagen war ich im Schnitt alle 2-3 Tage depressiv und das dann wieder für Tage oder Wochen.
Medikamente wollte ich nicht. Habe heute selbst wieder aus dem nie endenden Sog herausgefunden und ich kann erstmals sagen: "Ja, ich bin nicht mehr depressiv."

Ein Kind hätte ich mir in der Zeit (und auch heute) nicht vorstellen können. Ich weiß, dass ich psychisch zu labil und emotional bin und mir dann schnell alles über den Kopf wächst.

Ich hatte Zeiten in meiner Depression, da musste ich 15 Stunden am Stück durchschlafen, um Frieden zu bekommen. In der Zeit wäre mein Haustier fast verhungert. Auch reichte die Kraft nicht für zwei. Das wäre Doppelbelastung gewesen.

Schau also erstmal, dass du dein Leben regelst. Neue berufliche Herausforderung ist da das A und O, genauso wie an deiner Belastbarkeit und Gesundheit arbeiten. Aber danach sehe ich keinen Grund, sich nicht für ein Kind zu entscheiden. Für mich wäre es allerdings nichts.
 
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  • #36
Meine Mutter war depressiv, später kam vermutlich noch Burnout dazu bis sie schließlich am Krebs erkrankte und in Folge der Erkrankung starb. Meine Erfahrungen als Kind und eine junge Erwachsene:

- Die Rollen waren in Laufe der Jahre vertauscht. Ich habe mich um meine Mutter gekümmert, sie aufgemuntert, mir ihre Sorgen, Leid angehört und zwar bereits ab meinem fünften Lebensjahr.
- Es drehte sich fast Alles bei uns und in meinem Leben um meine Mutter. Ich war so konditioniert und an ihre Bedürftigkeit angepasst.
- Ich spürte keinen Halt, die Erwachsenen erlebte ich nicht als stark und beschützend
- Ich traute mich nie meine Mutter mit meinen Problemen zu belästigen, spielte immer ein Kind, das keine Probleme hat. Über Erfolge habe ich berichtet um sie aufzumuntern, Misserfolge habe ich verschwiegen, wenn ich keine Erfolge hatte, habe ich welche erfunden.
- Zu Hause war die Stimmung selten wirklich ausgelassen
- Ich kann mich, wenn ich zurückblicke nicht daran erinnern, unbeschwert zu sein. Ich war ein ruhiges, zurückhaltendes, ernstes Kind.
- Mit etwa neun Jahren bekam ich die ersten Hauptprobleme, die trotzt verschiedenen Behandlungen, auch in einer Klinik, erst mit Anfang dreißig verschwanden. Nach einer Psychotherapie, da psychosomatisch. Ich konnte den Stress, Machtlosigkeit und die Überforderung nicht anders ausdrücken.
- Meine schulischen Leistungen waren, trotzt Abitur und Studium mittelmäßig. Ich hatte kaum die Kraft für ein Studium.

Als meine Mutter starb, war ich Mitte zwanzig. Ich habe sie sehr geliebt, habe sehr getrauert. Gleichzeitig spürte ich schon nach einer Weile, eine grosse Erleichterung. Als wäre ein schwerer Rucksack von meinen Schultern abgenommen worden. Es ist sehr traurig, aber der Tod meiner Mutter hat mir erst ein schönes und unbeschwertes Leben ermöglicht. Ich bin heute zufrieden und positiv. Ich glaube, wenn sie länger gelebt hätte, wäre ich irgendwann auch an einer Depression erkrankt.
Es hat Jahre gedauert bis ich alles verarbeitet hatte, mich gefunden habe und mein Platz im Leben.

Ich bin kinderlos, trotzt eines Partners, der Kinder gerne hätte. Ich traue mich, nach erst wenigen Jahren unbeschwerten Lebens nicht schon wieder Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen.
Auch einer Folge von jahrelangen Überforderung.

w, 38
 
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  • #37
Ich würde erst die Depression in den Griff bekommen, um stressbelastbarer zu werden. Du bist jung und hast noch ein paar Jahre Zeit für Kinderkriegen und die Depression wird vermutlich auch irgendwann ein Ende nehmen. Mit Anfang 30 wirst du in deiner Persönlichkeit sowieso nochmal ganz anders und gefestigter werden. Niemand versichert dir, dass es mit dem Kind besser wird. Stell dir vor, das Kind ist da und genau da trennt sich dein Partner? Könntest du das verkraften oder dann wieder in ein Loch fallen?
 
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  • #38
Ja es stimmt. Erst selbst und dann ein Kind.

ABER:
Es ist gut, dass du dir jetzt schon Gedanken darum machst. Schließlich will das mit der Medikation geplant sein.

Wenn du deinen Freund/Mann liebst und er dich, dann ist doch alles gut! Dann ist auch der Altersunterschied nicht wichtig. Klar ist es gut dir in der Therapie mal ein paar Gedanken zu machen.

Wichtig ist für mich zu wissen wer ich bin, wo ich im Leben stehe und wo ich hin will. Und wenn es die guten Zeiten gibt, und du sie sehen und auch genießen kannst ist das sehr viel Wert. Und wenn du dich selbst gut genug kennst, um früh zu spüren wann es bergab geht und dich gut auffangen kannst und auch in ein soziales und therapeutisches Netz eingebettet bist, dann bekomme ruhig Kinder. Immer unter der Prämisse das es sich richtig anfühlt.
Und glaub mir, wenn du dich kennst, dann spürst du auch ob etwas richtig ist.

Bitte lasse dir den Mut und auch den Lebenswillen nicht von denen nehmen, die negatives berichten. Denn es gibt auch die positive Fälle!

Auch ich habe rezidivierende Depressionen und auch ich möchte Kinder. Und ich bin der Überzeugung dass das nichts negatives sein muss!

w26
 
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  • #39
Liebe FS,
dein Kinderwunsch ist verständlich. Aber nicht jeder Wunsch muss erfüllt werden. Ich hatte eine psychisch kranke Mutter und habe auch Freunde aus solchen Ursprungsfamilien. Bitte tu das einem Menschen nicht an. Es geht hier nicht allein um dich, es geht auch um den Menschen, der entstehen soll. Ich rate dir vehement vom Kinderkriegen ab. Es geht nicht darum, ob dein Wunsch erfüllt wird, das Kind wir sein Leben lang mit seiner Kindheit hadern, glaube mir. Wenige, die ich kenne, sind dort ohne schwere Verletzungen rausgekommen. Ich muss es so direkt sagen. Da helfen keine Streicheleinheiten, mach es nicht.
 
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  • #40
Ich bin ein Kind von einer gestörten Mutter (Borderline/Kriegstrauma/Depression und Narzissistin und religiöser Wahn/Sektenkind) und habe eine emotionale Hölle durchgemacht. Mein Vater ist co-abhängig, depressiv und Alki. Ich habe den Kontakt zu meiner Mutter dieses Jahr abgebrochen. Ich selber bin labil und depressiv und hatte 2 Wochenbettdepressionen (nicht offiziell bestätigt) und jetzt im 5ten Jahr gehts mir besser.
Ich bin es gewohnt, mir nicht helfen zu lassen. Ich bin so aufgewachsen, Krankheiten sind Lebensstrafen etc.

Ich hatte im Nachhinein schwere Anzeichen von Depressionen. Ich konnte mich im ersten Lebensjahr nicht um mein Kind (ungeplant) kümmern, da ich nur mit mir selber beschäftigt war. Ich habe bis vor kurzem mit heftigen Angst- und Panikattacken zu kämpfen gehabt. Grund: Glutamatunverträglichkeit (kein Witz! So banal es ist aber es hat mein Leben völlig eingeschränkt). Ich konnte höchstens kurz einkaufen gehen ansonsten bin ich zu Hause in meinem Gedankenkarussell geblieben.
Ich konnte meiner Tochter keine emotionale Liebe geben. Ehe stand nach 11 Monaten mit Kind vor dem Aus. Der Schlafmangel hat mich aggressiv und antriebslos gemacht.
Ich war nicht für mein Kind da. Das Leben war für mich eine Zumutung. Mein Mann hat sich eine 4 -Tage-Woche genommen und sich um unser Kind gekümmert. Nebenbei hab ich noch studiert und gearbeitet aber mein Studium musste ich dann aus nervlichen Gründen aussetzen. Jetzt nach 5 Jahren Pause fange ich jetzt wieder an.

Ich hab mich nicht getraut, mir einen Arzt zu suchen. Paarmal stand ich kurz davor, den Notruf zu wählen. Ich hatte zu Hause Nervenzusammenbrüche und musste trotzdem weiter funktionieren. Ich habe dann meine Kinder grundlos angeschrien und meine Nerven waren blank.

Rückblickend sage ich mir oft, dass ich keine Kinder haben sollte. Ich habe grosses Glück, dass mein Mann bisher alles aufgefangen hat und wir keine finanziellen Probleme haben. Die letzten Jahre waren hart und jetzt wo die Kinder älter sind (2 und 4 J), geht es mir psychisch besser. Seit dem ich kein Glutamat esse, habe ich keine stundenlangen Angst und Panikattacken. Dennoch kämpfe ich stark mit PMS Symptomen und ich habe oft schwierige Phasen. Ich hoffe, meine Kinder in Zukunft besser auffangen zu können und ich möchte nun mein Leben mit den Kindern geniessen. Und ja, ich habe auch einmal abgetrieben, weil mir bewusst wurde, dass ich keine emotionalen Reserven mehr für ein drittes Kind habe.

Egal wie Du Dich entscheidest, ich wünsche Dir viel Kraft und Ausdauer.
 
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