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  • #1

Er hat Asperger - sinnvoll, einen Kaffee mit ihm zu trinken?

Ich (24) bin über eine Community im Internet, bei der ich seit längerer Zeit angemeldet bin, mit einem Mann (31) in Kontakt gekommen. Wir schreiben uns seit 3 Wochen Mails.

Er hat mir geschrieben, daß er sich oft einsam fühlt und keine Freunde, sondern nur ein paar oberflächliche Bekannte hat. Er würde sich von anderen häufig unverstanden fühlen.
Es machte ihn für mich sympathisch, da ich ein ähnliches Problem habe. Bei mir liegt es aber nicht daran, daß andere mich nicht verstehen, sondern eher an meiner Schüchternheit. Daher habe ich auch kaum Freunde.
Bei ihm wunderte es mich allerdings, denn er kommt sehr offen und locker rüber. Mit seiner lustigen Ausdrucksweise hat er mich schon so einige Male zum Lachen gebracht.
Tja, und letztes Wochenende hat er mir anvertraut, daß er Asperger-Autist ist.
Ich konnte mit diesem Begriff überhaupt nichts anfangen und habe mich anschließend im Internet darüber informiert.
Was ich gelesen habe, hörte sich jetzt nicht gerade positiv an. Diese Menschen haben wohl eine Kontaktstörung, sind oft schonunglos ehrlich und wenig einfühlsam, können Mimik und Gestik von anderen nicht deuten. Bei vielen ist wohl auch die Kommunikation gestört, was sich so äußert, daß sie komisch reden.
Zur gleichen Zeit hat er mich gefragt, ob wir nicht mal zusammen einen Kaffee oder ein Bier trinken gehen.

Ich grübele jetzt, wie ich reagieren soll.
Bedeutet so ein Vorschlag für ein Kaffeetrinken nicht, daß man jemanden für eine Beziehung oder Affäre sucht oder wollen vielleicht auch Männer nur mal mit einer Frau quatschen?

Ich glaube, ich könnte mir keine Beziehung mit einem Asperger-Autisten vorstellen. Dafür bin ich viel zu emotional und liebebedürftig und ich würde auf der Strecke bleiben.
Was würdet ihr mir raten?
Soll ich ihn trotzdem erst mal persönlich kennenlernen bevor ich mir ein Urteil erlaube?
 
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  • #2
Wenn du Sheldon aus The Big Bang Theory magst, dann wirst du wahrscheinlich auch ihn mögen.

Ich weiss, dass Menschen mit dieser Krankheit sehr klug sind.

Treffen ist ja nicht gleich heiraten.
 
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  • #3
Hallo FS,
ich bin selbst eine Betroffene mit Asperger! Und ich habe eine der Bilderbuch-Ausprägungen. Trotzdem hat mein Mann mich geheiratet, wir haben Kinder und führen eine sehr glückliche Beziehung seit über 20 Jahren. Sicher hat (und hatte) mein Mann es nicht immer leicht mit mir, aber er hat sich sehr gut damit arrangiert und kann mit meinem Andersartigsein sehr gut umgehen. Wenn ich ihm "Probleme mache", z.B. wenn wir in größere Menschenansammlungen kommen, bin ich völlig überfordert und habe totale Weglauftendenzen, dann kann ich ihn schon mal extrem damit nerven und er hat aber mit der Zeit gelernt und es verstanden, mich wieder auf Spur zu bringen.
Asperger-Autisten fällt es vielleicht nicht immer so leicht mit anderen zu kommunizieren und sie haben auch ihre eigene Art dies zu tun, aber man kann auf jeden Fall auch mit ihnen leben. Gebe ihm und dir eine Chance, gehen kannst du immer noch, wenn es dich zu sehr belastet.
w45
 
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  • #4
Ich finde schon, dass du den Mann erstmal persönlich kennenlernen solltest, bevor du dir ein Urteil über ihn erlaubst. Bisher habt ihr Euch doch gut verstanden und du bringst dich vielleicht um eine nette Bekanntschaft, wenn du einfach den Kontakt einstellst, ohne ihn kennenzulernen, was gerade in Anbetracht deiner Schüchternheit und deiner daraus bedingten Einsamkeit schade wäre. Und du weißt auch nicht, wie ausgeprägt die Krankheit bei dem Mann ist. Vielleicht stellst du bei einem Treffen fest, dass das Asperger-Syndrom so schwach ausgeprägt ist, dass du gar nicht bemerkt hättest, dass der Mann es hat, wenn er nicht so ehrlich gewesen wäre, dir davon zu erzählen. Den Kontakt einstellen kannst du ja immer noch, wenn es nicht passt oder sein Charakter dir zu anstrengend ist, schließlich ist ein erstes Date zum Kaffeetrinken kein Zukunftsversprechen, sondern nur dazu da, sich von Angesicht zu Angesicht zu beschnuppern.

w, 29, selbst sehr schüchtern und mit wenigen sozialen Kontakten
 
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  • #5
Das (Liebes-)Leben bietet auch sonst genügend Herausforderungen. Für mich wäre das nichts. Ich verabrede mich auch nicht mit frisch Getrennten, Übergewichtigen, Frauen mit Kleinkindern von unterschiedlichen Vätern, Sozialfällen, pot. Alkoholikern, etc. Grundsätzlich mit niemandem wo bereits am Anfang die Alarmglocken läuten...da bleibe ich lieber Single. m45
 
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  • #6
Also es gibt da solche und solche! Der Mann bringt Dich zum lachen. Er hat Dir keinen Heiratsantrag gemacht, er fragte nach einem Kaffee.
 
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  • #7
Liebe FS,
Kaffeetrinken und reden verpflichtet Dich nicht zum Eingehen einer Partnerschaft.

Ich bin selber eine Asperger, meine Kollegen mögen mich, weil ich klar und direkt bin, das heißt nicht unhöflich.
Ich arbeite glücklicherweise im Norden, wo die Menschen mit direkten kurzen Ansagen gut umgehen können und darüber hinaus in der IT-Branche, wo die gute Tat mehr zählt als überformatierte inhaltsfreie Prosa.

Ich habe nur wenige Freunde, aber die schätzen genau diese Art und die absolute Zuverlässigkeit. Ich lasse mich nicht von Emotionen, Launen, Missstimmungen bestimmen, weil ich das garnicht kenne. Ich habe eine Verabredung, dann gehe ich dahin. Ich habe einem Menschen etwas versprochen, dann mache ich das, frei von Befindlichkeitsstörungen. In der Hinsicht bin ich außergewöhnlich belastbar.
Während emotionale Menschen sich zu etwas hinreißen lassen und andere mit ihren Emotionen belästigen (kränken, beleidigen, angreifen, abwerten), bleibe ich in den heißesten Situationen kühl, sachlich und behalte den Überblick. Weil ich weiß, dass meine Attacken eher in die Kategorie Atomangriff fallen, überlege ich mir sehr genau, was ich tu' und entschließe mich meistens für "erst mal in Ruhe nachdenken, dann handeln" oder "ist egal". Ich klär's wenn die anderen mit ihrem emotionalen Chaos durch sind.

1. Ich habe Probleme mit dem Mitgefühl, aber ich kann mich sehr gut in andere Menschen reindenken, verstehen, was in ihnen vorgeht und unterstütze eher mit Taten als mit Worten.
Wenn es mir schlecht geht, vertraue ich mich nicht an, weil ich mit eigenen Unbehaglichkeiten wenig anzufangen weiß, sondern ziehe mich eher zurück. Irgendwann ist es vorbei.
2. Ich kann tatsächlich Gesichtsausdrücke u.ä. nicht gut lesen. Hellseherei, was Launenhaftigkeit, bei anderen angeht, gehört definitiv nicht zu meinen Kernkompetenzen. Mit mir muss man Klartext reden und es ist sinnlos, zu versuchen, mich durch ein übellauniges Gesicht zu etwas zu bewegen - das sehe ich garnicht. Man muss mir schon sagen, was von mir erwartet wird und dann trete ich in Verhandlungen ein.

Es ist komplett sinnlos zu versuchen einen Asperger durch die üblichen Tricks zu manipulieren. Wer ein überempfindliches Sensibelchen ist, das gern manipuliert, Hellseherei und die Erfüllung unkommunizierter Wünsche erwartet, sollte sich eine Partnerschaft mit einem Asperger nicht antun. Dem Asperger macht das wenig aus, der geht dann irgendwann kommentarlos und für sie ist das sie Hölle, weil die bewährten Tricks nicht funktionieren. Für ehrliche und faire Menschen ist m.E. Partnerschaft mit einem einigermaßen lebenstauglichen Asperger möglich.

Einen lebenstauglichen Asperger erkennt man daran, dass er in der Lage ist, einen normalen Job zu machen, in dem er auch Umgang mit anderen Menschen hat, dass er sich eigenständig versorgen kann (Essen von der Verpackung unterscheidet) und sinnvoll antwortet wenn man ihn was fragt.
 
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  • #8
Ich glaube, ich könnte mir keine Beziehung mit einem Asperger-Autisten vorstellen. Dafür bin ich viel zu emotional und liebebedürftig und ich würde auf der Strecke bleiben.

Hast Dir doch die Antwort selbst gegeben, Klingt auch bissl so, als hättest Du Tendenz zum Helfersyndrom (sorry). Dann ist ein Asperger gleich doppelt nix für Dich. Und lass Dir von den Betroffenen die Sache nicht schönreden. Vor allem, wie der IT-ler hier schon versucht, Emotionen als etwas Schlechtes darzustellen zu wollen, ist schon echt der Hammer.
 
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  • #9
Ich bin auch sehr schüchtern und hätte in erster Linie Angst, dass in einer Beziehung mit einer Betroffenen (bin ein Mann) die Nähe fehlen würde, damit meine ich Umarmungen, Küsse und Zärtlichkeiten. Ich vermute, damit tun sich Asperger sehr schwer.

Ich würde mich wahrscheinlich auf einen Kaffee einlassen, aber bei mehr seeehr vorsichtig sein und es langsam angehen lassen.
 
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  • #10
Mehrere Denkfehler.

- Date bedeutet nicht, dass man gleich jemanden heiraten oder eine Beziehung eingehen muss. Die meisten Dates verlaufen im Winde und bedeuten nichts. Dates sind immer unverbindlich.

- was spricht dagegen, einen Menschen einfach nur so kennenzulernen beim Kaffee? Vielleicht entsteht ja eine gute Freundschaft daraus?

- warum haben Asperger-Menschen keine Liebe verdient? Nicht nur du bist ein emotionaler Mensch! Gerade Menschen mit Krankheiten und Behinderungen sind sehr liebesbedürftig und emotional. Du wirst doch wohl selbst merken, dass deine eigene eingeschränkte Denkweise, nicht nur sehr intolerant, sondern auch hinterlich ist.

Ich würde mir an deiner Stelle erstmal ein Bild selbst über diese Menschen machen, gerade auch, wenn du nicht weisst, was das überhaupt ist - und nicht im Internet lesen, was andere wohl darüber denken mögen, denn was andere denken, ist für dein eigenes Leben relativ unrelevant.
 
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  • #11
Soll ich ihn trotzdem erst mal persönlich kennenlernen bevor ich mir ein Urteil erlaube?

Frage schon fast selbst beantwortet. Geh mit ihm einen Kaffee trinken und bilde Dir Dein Urteil. Das wird auch nicht gleich passieren. Auf jeden Fall lernst Du einen interessanten Menschen kennen.

Meine liebste Freundin hat das Asperger-Syndrom und ich möchte sie nicht in meinem Leben missen. etwas anders und ein liebenswerter offener ehrlicher und verlässlicher Mensch.

W,45
 
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  • #12
@ 6: Deine Selbstbeschreibung trifft zu 90 % auf mich zu. Mit anderen Worten, wenn ich mich selber beschreiben sollte, könnte ich es nicht besser machen. Bis auf "in Gesichter lesen". Das kann ich, wenn ich den Menschen besser kenne und wenn der Ausdruck sehr deutlich ist. Ich lasse mich davon aber nicht beeinflussen, ich brauche den Klartext dazu. Bei mir wurde aber nie Asperger oder ähnliches festegestellt... ?? m44.
 
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  • #13
liebe Fs, ich würde es davon abhängig machen, wie gut du mit den Ausprägungen des Syndroms klar kommst.
Wenn Du z.b. Wert auf mimischen Austausch legst, also gerne nonverbal kommunizierst, würde ich abraten, da du Dich ständig "übersehen" fühlen wirst.
Wenn Du z.B. eher der Typ bist, der hauptsächlich klare verbale Ansagen macht und bekommen möchte, und weniger am Gesichtsausdruck interessiert bist, dann triff Dich.
Nicht nur der Mann, auch das Syndrom muss zu Deinen Lebensbedürfnissen passen, sonst wirst Du zu kurz kommen.

Alles Gute!
w
 
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  • #14
@#6 Hört sich genau nach mir an, außer, dass ich schon sehe, wenn einer sauer ist.
Naja, sagen wir, ich denke das schnell und überbewerte sowas. Könnte also sein, dass ich es nicht wirklich kann, sondern quasi handwerklich 'gelernt' habe.

Habe mich noch nie als krank empfunden, Diagnose Asperger ?
Ich hätte immer gesagt, es ist mein Wesen.
Únd ich habe immer gehofft und hoffe noch, so einen Partner zu finden.

w 46
 
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  • #15
Nr. 6 hat es gut und treffend beschrieben.
Es gibt große Unterschiede bei Aspies.
Es kommt darauf an, wie ausgeprägt bei ihm Asperger ist und es kommt darauf an, was du für ein Typ bist. Zu einem extrem geselligen Menschen passt ein Aspie sicher nicht.
Lerne ihn kennen und urteile dann.
 
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  • #16
Ich verabrede mich auch nicht mit frisch Getrennten, Übergewichtigen, Frauen mit Kleinkindern von unterschiedlichen Vätern, Sozialfällen, pot. Alkoholikern, etc. Grundsätzlich mit niemandem wo bereits am Anfang die Alarmglocken läuten...da bleibe ich lieber Single. m45

Wegen solcher Einstellungen verliere ich manchmal die Lust an der Partnersuche.
 
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  • #17
Es handelt sich ja auch um ein Autismus -Spektrum-.
Man kann nicht von der Diagnose auf ein bestimmtes Verhalten schließen. Weder beim Treffen noch in einer möglichen Beziehung.

Vielleicht weiß er ja noch nicht mal, was "ein Kaffee trinken" für dich bedeuten könnte...für ihn ist es vielleicht eine Flüssigkeitsaufnahme die er ungerne alleine macht, weil er panische Angst hat irgendwo alleine in Geschäfte zu gehen.
Oder er hat mal mitbekommen, dass das ein Spruch ist, den man sagen kann, wenn man jemanden spannend findet und näher kennen lernen will.

Egal was es ist, der Vorteil ist, dass du bei Asperger-Autisten sehr sicher sein kannst, dass er "echt" ist. Ganz einfach, weil es für solche Menschen in der Regel fast unmöglich ist mit dir zu spielen oder dich großartig an zu lügen.
Auf direkte Fragen würdest du entweder eine korrekte Antwort bekommen oder aber er läuft rot an, wird panisch und weicht aus. Im ersten Fall hast du die Antwort und im zweiten Fall weißt du, dass er großes Interesse an der Frage hat aber noch nicht in der Lage ist eine eindeutige Antwort zu geben.
 
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  • #18
[Chat entfernt]
Ich suche einen Partner und keine Lebensaufgabe: Zu heilen, zu helfen usw.
Ich wäre ganz klar mit so einem Mann überfordert, und dann lasse ich lieber die Finger davon.
Was nicht heisst, dass ich nicht einen Partner der krank wird unterstützen würde.
Bitte nicht verwechseln.
Aber gleich am Anfang solche Probleme, ich würde es nicht schaffen und deshalb keinen Kaffee mit ihm trinken und keine Hoffnungen machen.
 
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  • #19
An FS:

Du musst wissen, was für Dich wichtig ist ! Sind Emotionen, Empathie wichtig für Dich ? Sind klare Ansagen, Logik, Ausblendung von Emotionen gut für Dich ?

Ich würde die Finger davon lassen, denn Empathie, Gefühle, sowie das Zeigen dieser und auch Erkennen von Gesichtsausdrücken sind unabdingbar in einer Beziehung !

w,40
 
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  • #21
Tja, und letztes Wochenende hat er mir anvertraut, daß er Asperger-Autist ist.
Ich konnte mit diesem Begriff überhaupt nichts anfangen und habe mich anschließend im Internet darüber informiert.
Was ich gelesen habe, hörte sich jetzt nicht gerade positiv an. Diese Menschen haben wohl eine Kontaktstörung, sind oft schonunglos ehrlich und wenig einfühlsam, können Mimik und Gestik von anderen nicht deuten.

Ich glaube, ich könnte mir keine Beziehung mit einem Asperger-Autisten vorstellen. Dafür bin ich viel zu emotional und liebebedürftig und ich würde auf der Strecke bleiben.
Was würdet ihr mir raten?
Soll ich ihn trotzdem erst mal persönlich kennenlernen bevor ich mir ein Urteil erlaube?

Liebe FS, es gibt sicher nichts dagegen einzuwenden, vielleicht findest Du so ein tollen Freund für´s Leben. Ich hab auch ein Aspimann und was soll ich sagen, möchte garkein normalo Mann mehr haben!! Diese Art Mensch ist einmalig, er ist absolut zuverlässig, treu und fürsorglich. Natürlich mußte auch ich abstriche machen, freilich hab ich auch anfänglich ihn missverstanden aber mit der Zeit ihn "gelernt zu verstehen" und er mußte es lernen mich als NA verstehen. Wir haben da so über die Zeit "unsere Kommunikationshilfen" wenn mal was er nicht sieht oder ich! Reden sehr viel miteinander. Ich für meinen Teil kann nur sagen, möchte ihn nie mehr missen. Wir sind seit einem Jahr nun ein Paar und wir sind glücklich.
W/53
 
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  • #22
Liebe FS,

jeder Aspi ist anders. Es gibt Bilderbuch-Asperger wie "Sheldon", aber auch welche, die gewisses normales soziales Verhalten gelernt haben bis zu einen gewissen Grad normal erscheinen. Es wird in der Fachwelt seit Jahren gestritten, ob es sich bei Asperger überhaupt um eine Störung im psychologischen Sinne handelt oder eine Abweichung der Norm darstellt. Asperger sind durchaus zu tiefen Emotionen fähig, haben aber schwere Probleme diese offen zu zeigen.

Wichtig ist eigentlich nur absolute Ehrlichkeit, da Aspis schwer bis gar nicht zwischen den Zeilen lesen können. Gewöhnen musst du dich auch daran, dass die meisten Aspis einen Menschen gar nicht, oder nicht sehr lange in die Augen schauen können. Das ist für Außenstehende schwer zu erklären, für mich ist es so, als würde man zuviel "sehen".

m26 - selbst ein kleiner Aspi :)
 
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  • #23
Also, alles was die bekennden "Aspis" schreiben, klingt höchst differenziert und einfühlsam.
Als Laie erwartet man eine durch Behinderung eingeschränkte menschliche Kommunikation, die aus den Beiträgen hier nicht herauszulesen ist.
Ich bin definitiv für eine besondere Charakterausprägung als "Diagnose"... und würde mich vorurteilsfrei auf ein Treffen einlassen.
 
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  • #24
Ich lese hier immer wieder, dass man glaubt, dass Asperger nicht emotional wären, nicht emotional mitschwingen könnten mit dem Partner. Dies ist falsch. Sicher, einige können es nicht, jedoch andere wiederum sind sehr emotional und schwingen auch emotional sehr stark mit, wenn sie mitbekommen haben, wie es dem anderen seelisch geht bzw, gesagt bekommen haben. Ich selbst bin sehr emotional und sehr einfühlsam, wenn ich weiß wie es den Anderen geht und dann auch sehr bemüht. Ich zeige meine Emotionalität und das Einfühlsame nur anders als viele NTs es gewöhnt sind und erwarten, jedoch wenn es ein PArtner von mir ersteinmal versteht, dann fühlen sie sich mit meiner Art, meine Liebe und Emotionalität zu zeigen sehr angenehm und wünschenswert.

Was ich jedoch nicht weiß, also was nur zwischen den Zeilen oder nur durch Mimik kommuniziert wird, darauf kann ich auch nicht eingehen - wie denn auch?!

Man stelle sich das mal z.B. so vor: Man lacht und macht Witze über Frau XY gegenüber Freunden und plötzlich steht eine Freundin in Tränen völlig aufgelöst da. Was ist passiert? Alle schauen Dich entsetzt an und Du bist der soziale Supergau in dem Moment, verstehst die Welt nicht mehr und die Anderen schauen Dich nur strafend an. Was Du nicht wusstest und auch nicht wissen konntest (die anderen hatten die Information, aber gaben sie Dir nicht), dass Frau XY die heißverehrte Tante dieser weinenden Freundin ist und diese vor 2 Wochen plötzlich verstorben ist.
Hätte man Dir das vorher gesagt, hättest Du einen Tipp bekommen darüber, dann wäre Dir dieser soziale Supergau natürlich nicht passiert, denn bereits Dein Verstand hätte Dir gesagt "Reise ihr gegenüber keine Witze über Frau XY, weil ..." und Alles wäre noch super und fröhlich in der Freundesrunde geblieben.

Der Asperger hat also die Information nicht, alle Anderen aber schon. Da aber Alle anderen die Infos haben, setzen sie voraus, dass er diese auch haben muss - hat er aber eben nicht, weil sie ihn nicht verständlich erreichen konnte wie die Anderen.

Ich kenne keinen Asperger / Apergerin die nicht auf den Anderen versucht einzugehen, wenn klar kommuniziert wird, dass es dem Anderen schlecht geht oder der Andere Zuwndung bzw. eine gewisse Art von Zuwendung braucht. Wenn der AS es erbringen kann wird er es tun - er muss es nur wissen. Manchmal hat man zwar die Information, aber keinen Plan, was man nun tun soll oder erwartet wird, weil einfach noch nicht genau so erlebt. Dann muss man eben auch mal klar sagen z.b. "Ich brauche es, dass Du mich jetzt in den Arm nimmst, bitte tu es" und dann wird der AS dies i.d.R. auch tun, außer er kann die Berührung gerade nicht ertragen, weil ein zu starker Reiz.

AS können sehr liebenswert sein, jedoch müssen sie auch erstmal lernen, was von ihnen erwartet wird. In vielen Dingen fehlt eben einfach das Bauchgefühl bzw. der Instinkt genau das zu tun was gerade unausgesprochen erwartet wird.
 
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  • #25
Hallo,

ich finde deine Frage sehr interessant, denn Unbekanntes ist immer eine Herausfoderung. Jegliche Form von Autismus hat verschieden starke Ausprägungen und wenn die Bekanntschaft die per Mail sehr sympathisch erscheint, dann würde ich mich auch mit dieser Bekanntschaft treffen. Selbst, wenn man sich eine Beziehung mit diesem Menschen nach einem Kennenlernen nicht vorstellen kann, kann sich doch eine bereichernde Freundschaft entwickeln. Jeder Mensch sollte die Chance bekommen, dass man ihn kennenlernt. Vielleicht sollte man sich selbst von der Vorstellung verabschieden, dass man sich nur trifft, wenn es der potentielle Partner für die Zukunft sein könnte. Dadurch verbaut man sich tolle Bekanntschaften! Bin mal gespannt, wie sich das bei dir entwickelt. Hab Mut und probiere es aus, denn wenn die jemand sympathisch ist, dann finde heraus, was sich daraus ergeben kann. Falls keine Beziehung daraus entsteht, dann hast du vielleicht eine neue Bekanntschaft gefunden, welche dein Leben bereichert und jede Erfahrung, die man macht bereichert das Leben :) Gib jedem Menschen die Chance, der zu sein, der er ist.
 
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  • #26
Noch mal die #6

Mit Diagnosen wird heutzutage sehr freizügig umgegangen. Ich bin eine echte Aspi, kreuz und quer diagnostiziert, aber gut sozialisiert.
Ich kann mich in andere reindenken, nicht reinfühlen. Das erkenne ich. Dann fordere ich die "Erklärung" ein. Ich kenne den Unterschied, denn nur ganz selten habe ich Zugang zu Gefühlen und das ist ganz anders als "sich reindenken". Meistens reicht übrigens "sich reindenken", um den anderen zu verstehen. Ich schau' viel mehr auf andere als auf mich, denn ich weiß, dass ich "falsch" bin.

Den Gefühlen stehe ich zutiefst irritiert/verunsichert gegenüber - gefährlich. Ich weiß aber, wass sie denken: manche sagen dazu fühlen und ich bin immer etwas weg davon. Weil ich mehr denke als fühle, kann ich anderen mehr Raum lassen - es ist mir eher egal und ich kann mich zurücknehmen, wenn es anderen so wichtig ist. Ich wundere mich eben, ist aber ok.

Menschen, die fühlen sind für mich ein bisschen wie Sudoko der Hardcoreliga - eine echte Herausforderung. Alles andere wäre mir ohnehin zu langweilig. Es ist ein bisschen wie übersetzen aus einer sehr fremden Fremdsprache. Man muss eben 3 mal nachfragen, bis es verstanden ist. Ich bin Aspi, gefühlsblind, nicht blöd, sondern ausgestanzt hochbegabt.

Ich kann mich sehr amüsieren, dass ich so einen Abstand zur Welt habe. Typisches Beispiel: jemand erzählt einen Witz. Alle lachen sich tot. Ich warte ab, bis sich die Situation beruhigt hat, lasse mir den Witz erklären, sage "ja, echt lustig", alle lachen sich wieder tot, ich nicht. Ich finde das trotzdem genauso lustig wie die anderen, mir fehlt nur die emotionale Komponente. Was ist schlecht daran?

Vielleicht kenne ich kein echtes Mitgefühl, aber ich weiß trotzdem, was Ungerechtigkeit ist und welche üblen Folgen sie hat. Ja, ich bin emotional behindert, aber mein trainiertes Gehirn korrieguert 80% davon. Viele Menschen, die emotional nicht behindert, aber geistig weniger differenziert sind, haben eine weit niedrigere Trefferquote.

Ich lobe mich nicht hoch, weiß, wie schwer das für "Normale" zu verstehen ist, aber ich bin kein Pflegefall, nicht unsozial und nichts "Besonderes". Ich bin total normal, emotional schwächer, das Hirn kompensiert vieles.

Asperger können wirklich nicht emotional mitschwingen, ich spüre das Defizit durch innere Irritation. Sie sind sehr analytisch und machen es dadurch wett, toppen es machmal sogar.

Meine Freunde und Kollegen mögen meine distanziert sachliche Art, weil ich dadurch Krisenherde neutralisieren kann.

Ich kann umso "besser sein", wie andere offen sind. Ich bin emotional behindert, nicht geistig gestört.
 
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  • #27
Sicherlich sind Menschen mit Asperger Syndrom oft sehr klug, fühlen sehr gut was sie selber betrifft aber haben ansonsten eben Schwierigkeiten. Wenn Du Dich schon fragst ob Du da hingehen willst, dann heisst es eigentlich schon "wohl besser nicht"
Experimente braucht der Mann sicherlich nicht!!!! Ich würde ihm einfach auch ganz ehrlich meine Gedanken und Fragen schreiben anstatt mich hintenrum bei total fremden Leuten "beraten"zu lassen.
 
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  • #28
@#6 Hört sich genau nach mir an, außer, dass ich schon sehe, wenn einer sauer ist.
Naja, sagen wir, ich denke das schnell und überbewerte sowas. Könnte also sein, dass ich es nicht wirklich kann, sondern quasi handwerklich 'gelernt' habe.

Habe mich noch nie als krank empfunden, Diagnose Asperger ?
Ich hätte immer gesagt, es ist mein Wesen.
Únd ich habe immer gehofft und hoffe noch, so einen Partner zu finden.

w 46

Das ist auch keine Krankheit in dem Sinne, daß man erkrankt und kann geheilt werden. Das ist nur mal so, daß auf Grund Auffälligkeiten in Bezug auf Sozialverhalten sind solche Menschen bisschen anders, was durchaus schwierig sein kann. Eine Beziehung mit einem Mensch wie ich kann durchaus sehr schwierig sein, was nicht bedeutet, daß man da auch nicht erfolgreich sein konnte. Nach allen Erfahrungen, die ich gemacht habe, muß ich aber auch sagen daß meine Bereitschaft sich anzupassen, deutlich reduziert worden ist. Ich sehe nicht, daß ich etwas Schlechteres bin als andere. Wenn man mit Gefühlen nicht gestört bleibt, kann man so manches ziemlich deutlich sehen, was wiederum nicht bedeutet, daß Aspies keine Gefühle haben, sie können die nicht so richtig erkennen und zwar die von anderen sowohl wie eigene.

Was Diagnose betrifft, finde ich das immer noch extrem störend: einerseits Autismus wird gleich mit doof gleichgestellt und Asperger mit BingBangDingsta verglichen. Selbst wenn wir nicht so viele sind, sind wir auch alle sehr unterschiedlich und die Eigenschaft Asperger als Krankheit zu bezeichnen, bringt normalerweise nicht viel.

Ist nun mal lustig, dass alles sich von andere Seite anzuschauen. Als Aspie wenn ich Richtung Damen sehe, könnte ich auch manchmal behaupten daß sie meistens neurotisch sind und zu viel 'romantische' Medien konsumiert haben, um klar denken zu können. Na ja es gibt auch Gründe warum ich mich scheiden musste.

Also die Frage ob man an die Sache mit Asperger sich anlassen sollte, kann ich nur mit: Vorsicht antworten. Wenn das klar ist daß bestimmte Dinge anders sind wie bei Normalos dann ist das einfacher. Probieren schadet nicht - na ja so lange man in Kontrolle über eigenes Leben bleibt und mit Beziehungen ist das manchmal anders....
 
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  • #29
Hallo FS:
dass er dir anvertraut hat AA zu haben beweist, dass er Vertrauen zu dir hat! iEinen Kaffee trinken zu gehen ist eine ganz normale Sache, dabei denkt er bestimmt nicht gleich dich heiraten zu wollen. Da aus meiner Erfahrung AA aufrichtig sind, hat er sicher ehrliches Interesse. Trefft euch erstmal an einem neutralen Ort und dann kannst dir einen persönlichen Eindruck machen.

Ich habe einen Kollegen, mit dem ich viel Stress hatte, weil ich ihn und sein Verhalten absolut nicht verstanden habe und er keinen Schritt persönlich auf mich zuging. Er sieht immer sehr traurig aus und lächelt selten. Er redet nur sachlich/fachlich und manchmal kam ein eher unpassender gar zweideutiger Kommentar.....Viele hatten auch den Eindruck er sei depressiv.

Er hat mir dann erklärt warum er ist wie er ist und gesagt, dass Kommunikation für ihn sehr schwer ist, wenn es nicht um sachliche Dinge geht. Er kann Small Talk (zB spontan zusammensetzen und einfach so ziellos Kaffee trinken und quatschen) kaum aushalten und meidet Menschenansammlungen wie Zb ein Frühstück mit allen Kollegen ect.

Er hasst und meidet emotionale Diskussionen.

Ich halte ihn für einen hochintelligenten Menschen (2 Studienabschlüsse) und in seinem Job ist er wirklich geradezu allwissend. Ich bin ein emotionaler Mensch und muss sagen, dass mir gerade seine sachliche, ehrliche und konkrete Art oft bei Lösung von Problemen hilft. Gerät er jedoch unter Stress (viele Leute wollen etwas von ihm und es sind zuviele Reize drumherum) kann er hochfahren und ungehalten werden....
Er braucht immer eine konkrete Ansage von mir was ich von ihm erwarte bzw. was er für mich tun soll- sonst wird er nervös und versteht den Sinn unseres Gespräches nicht - wenn ich viel rede unterbricht er mich und will das von mir Gesagte sachlich zusammenfassen. Das ist sonderbar, aber ich mag es, da ich den Eindruck habe, dass er mir wirklich zuhört und mich ernst nimmt. Bei emotionalen Themen ist dies schwer auszuhalten, da er leider nicht mitschwingt.

Da ich ihn mittlerweile gut einschätzen kann und er auch viel Vertrauen zu mir hat, erzählen wir uns auch inzwischen private Sachen. Er ist dabei sehr vorsichtig und distanziert, er freut sich immer sehr wenn ich bei ihm reinschaue (er lacht dann plötzlich fröhlich auch bittet mich rein). aber er kommt ganz selten von selbst auf mich zu...wenn er das macht bin ich stolz auf ihn, denn ich weiß, dass es ihm schwer fällt. Zu anderen Kollegen hat er wenig Kontakt und wird oft wegen seines reservierten und kühlen Verhaltens gemieden und gilt als arrogant. Meistens zieht er sich in sein Zimmer zurück und man muss auf ihn zugehen. Da er einem normalen Job nachgeht und Familie hat, ist seine Form wohl nicht so "krass" ausgeprägt...bzw. es kommt wie die anderen schon sagten -auf die Ausprägung an, je der "Asperger" ist anders.
 
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  • #30
Hier scheint unter euch Nichtbetroffenen ein Grundlegendes Missverständnis zu herrschen.

Menschen mit Asperger-Symptomatik sind anders, aber deswegen nicht weniger wert in Freundschaft oder Partnerschaft. Klar gibt es Schwierigkeiten. Die liegen aber nicht nur an den Betroffenen, sondern auch an dem Unverständnis und der fehlenden Akzeptanz der Mitmenschen, die ihre Beschaffenheit als Maßstab anlegen. Außerdem haben auch Nichtbetroffene im Durchschnitt genau so viele Macken, wenn nicht mehr, als Menschen mit Asperger-Syndrom.

Menschen mit Asperger-Symptomatik pauschal als krank, behindert oder beziehungsuntauglich abzustempeln, zeugt von Ignoranz.
 
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