Wenn du ein, im großen und ganzen, psychisch gesunder Mensch bist, eine normale, gesunde Skepsis bzw. eigene Einschätzung aller Dinge im Leben hast, nicht total leicht manipulierbar bist, sondern deinem eigenen Gefühl gut vertrauen kannst, dann würde ich dir auf jeden Fall zur Familienaufstellung raten, denn dann kann diese Erfahrung sehr bereichernd sein, bzw. dir einen neuen Blickwinkel eröffnen. Eine schlagartige Lösung deines Problems solltest du nicht erwarten, eher einen Schritt in die Richtung der Lösung.
Die Kritik an der Familienaufstellung nach B. Hellinger kommt von der humanistischen Psychologie bzw. Psychotherapie, nach der es unbedingt immer so sein muss, dass der Klient seinen Weg selbst findet, der Therapeut ihm nur dabei hilft, hingegen bei Hellingers Methode der Therapeut dem Klienten sagt, was der richtige Weg für ihn ist. Hellingers Methode ist sozusagen ziemlich "autoritär", was ja heutzutage allgemein sehr verpönt und "out" ist. Ich vermute aber, dass gerade deshalb Hellinger, bzw. die Familienaufstellung nach seiner Methode, diesen unglaublich großen Zulauf hat, weil sich die Menschen heute genau danach sehnen, dass ihnen jemand sagt, was richtig für sie ist, kurz und knapp, ohne viel Geschwafel. Es ist halt sehr viel anstrengender, jahrelang zur Therapie zu gehen, um dann (nicht mal sicher!) selbst herauszufinden, was der eigene richtige Weg ist! ;-)
Ich finde, man ist ja kein willenloses Tier und deshalb kann man nach einer Familienaufstellung immer noch selbst entscheiden, ob und was man für sich mit den Informationen, die man dort bekommen hat, machen will.
Ich selbst habe schon mehrfach Familienaufstellungen mitgemacht, allerdings "nur" als sog. Stellvertreter, d.h. mein eigenes Thema habe ich noch nie aufgestellt. Aber auch die Erfahrung als Stellvertreter, oder einfach nur als Zuschauer, haben mich jeweils sehr beeindruckt und berührt, und zwar im positiven, konstruktiven Sinne. Als psychisch gesunder Mensch lässt man unbewusst sowieso nur soviel an sich heran, wie man im Moment verkraften kann. Viele Familienaufsteller bieten auch Vor- und Nachgespräche bei Bedarf an.
Ich habe andererseits auch schon eine jahrelange "seriöse" Psychotherapie, sowie eine "seriöse" Gruppentherapie hinter mir. Auch diese fand ich sehr hilfreich und bereichernd. Außerdem habe ich Pädagogik und Psychologie studiert und mich sehr viel mit systemischer Therapie und anderen Therapieformen beschäftigt. Ich finde, jede hat ihre Berechtigung!
Vielleicht gehst du zuerst einfach mal als Zuschauerin zu einer offenen Familienaufstellung und schaust dir erst mal an, wie das so ist!
w48