@#2: Nein, das sehe ich anders. Ein Mensch IST seine Vergangenheit. Das, was man schätzt an Menschen ist doch das, was man über sie weiß: Wie sie gehandelt haben, wie zuverlässig sie waren, wie lieb sie zu einem waren und so weiter. Man kennt überhaupt NUR die Vergangenheit.
Natürlich extrapolieren wir aus der Vergangenheit auf die Zukunft. Jemand, der immer pünktlich und zuverlässig war, wird es wohl bleiben. Jemand, der immer zu uns gestanden hat, wird es wohl auch weiter tun. Jemand, der bestimmte Ansichten und Wertvorstellungen hat, wird wohl auch weiter so ticken.
Aber da merkt man es schon: "er wird wohl" -- es ist letztlich ungewiss. Wir schätzen an Menschen das, was sie getan haben, weil wir daraus auf die Zukunft extrapolieren.
Selbst wenn es um Werte wie Flexibilität, Kompromissbereitschaft oder Offenheit für Neues geht, dann geht es um die Vergangenheit, selbst wenn es die jüngste Vergangenheit ist: WAR er imBett offen für meine Vorstellungen? WAR er bereit, mal ein neues Hobby auszuprobieren? SAGTE er, dass er mir zuliebe jenes machen würde?
Egal ob Worte oder Taten -- es ist stets das, was schon zurückliegt, das uns zu dem macht, was wir sind. Und zwar deswegen, weil die anderen daraus schließen, wie wir wohl sein werden. Anders geht es ja auch gar nicht.
Wer will eine lesbische Freundin? Da weiß der Mann doch vorher schon, dass er ihr niemals alles geben können wird. Irgendwann wird doch wieder ein Bedürfnis entstehen, dass Du noch einmal eine Frau küssen, spüren, vernaschen möchtest. Dass Dir eben "auf immer nur Mann" nicht genug sein könnte. Gerade ein anständiger, netter Mann, der wirklich eine Partnerschaft sucht für immer, zum gemeinsamen Altwerden, zur Familiengründung, wird durch Bisexualität sicherlich abgeschreckt. -- Außerdem ist es sicherlich auch eine sehr eigenartige Vorstellung, der eigene Partner würde homosexuelle Spielchen getrieben haben. Damit kann eben nicht jeder umgehen.
Toleranz bedeutet, Dich Deine Sexualität leben zu lassen. Sie bedeutet aber nicht, so eine Partnerin selbst auszuwählen und selbst mittelbar damit in Kontakt zu kommen. Du musst es jedem freistellen, ob ihn Bisexualität stört oder nicht. Ihn stört es, er ist ernüchtert. Ich kann das verstehen. Sexualität ist eben eine außerordentlich wichtige Facette eines Menschen und ich glaube, ganz viele Menschen könnten damit nicht umgehen. Dafür solltest Du Verständnis aufbringen, zugleich aber dennoch ehrlich bleiben und es bei ernsten Anfragen auch kommunizieren. Steh zu Dir und Deiner Sexualität. Ohne Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit wird sich keine stabile Partnerschaft führen lassen.
Im übrigen glaube ich, dass der Anteil der Männer, die mit bisexuellen Ftauen eine Beziehung eingehen würden, beträchtlich höher ist als umgekehrt. Du kannst also durchaus damit rechnen, dass das nicht jeden Mann stören wird, sondern Du Männer finden kannst, die auch weibliche Bisexualität akzeptieren. Versuche so einen zu finden, damit Du eine ehrliche Partnerschaft führen kannst.
Umgekehrt kann man nur jeder Frau abraten, einen bisexuellen Mann zu akzeptieren, denn "Männer, die Sex mit Männern haben" sind laut Robert-Koch-Institut die mit Abstand größte Ursache für HIV bei Frauen, insbesondere bei normalen, sozial-integrierten Frauen (anderen Ursachen: Drogenkonsum und Sex mit Männern aus Hochprävalenzgebieten).