Ich habe mit großem Interesse die Antworten in diesem Thread gelesen. Das Thema hat mich schon in der frühen Jugend beschäftigt, da es anscheinend zum erfolgreichen Erwachsenenwerden gehörte, eine Beziehung zu haben, Sex zu haben - vor allem die Mädchen haben mit solchen Sachen geprahlt, während ich allein da stand und mich minderwertig fühlte. Das ist echt schwer, wenn man jung ist und nichts anderes kennt.
Ich hatte jahrelang Familienstress, weil meine Mutter immer wollte, dass ich zu Hochzeiten und Geburtstagsfeiern ging (ungefähr einmal im Jahr, und immer mit schwierigen Reisen verbunden). Solche Sachen wie: auf dem Sofa schlafen müssen, während der verheiratete Bruder das Schlafzimmer kriegt, prunkvolle teuere Hochzeiten, die ich mir nie hätte leisten können, usw. Seitdem ich beruflich und finanziell besser dastehe, ist mein Selbstbewusstsein aber gestiegen und ich sage Hochzeitseinladungen in der Familie grundsätzlich ab.
Zum Thema Reisen - ich habe zum Glück eine gute Freundin, mit der ich manchmal verreise. Das sind echt schöne Erlebnisse, die ich sonst nicht hätte, denn ich gehe nicht allein zelten oder einfach so irgendwo im Hotel übernachten, nur um woanders zu sein. Zum Glück bin ich auch so ein bisschen rumgekommen (während des Studiums, auf Chorreisen usw. - ich war zwar einsam und frustriert, habe trotzdem verschiedene Länder und Gastfamilien usw. kennen und lieben gelernt). Ich hatte auch eine einzige Reise als Paar mit meinem damaligen Freund, und das war die Qual - wir haben uns nur gestritten.
Ich lebe jetzt in Berlin, und hier gibt es lauter Singles, die ganz normal ihr Leben leben, und auch die Leute in Beziehungen sind recht unabhängig und treten nicht im Doppelpack auf. Das ist sehr anders als, z.B., das Umfeld meiner Eltern als sie jung waren und angebelich gar keine Singles kannten.
Ich habe mich über die Jahre zigmal verliebt und wollte SO sehr einen Partner haben, eine gute, liebevolle Freundin sein und zusammen ein Leben aufbauen. Das Ergebnis war (neben Tränen und tiefe Depressionen), dass andere Leute mir immer wieder geraten haben, mich auf mich zu besinnen und nicht mehr nach außen zu schauen. Die Suche hat auch viel Zeit und Kraft gezehrt, und mit Anfang 30 habe ich mich endlich auf meine eigene Existenz und finanzielle Sicherheit besonnen. Jetzt lebe ich mich beruflich und kreativ aus und, was am wichtigsten ist, ich versuche mir keine Vorwürfe zu machen weil ich Single bin. Solche Äußerungen, die man im Internet immer wieder ließt, wie "Singles über 30 haben alle eine Macke", helfen natürlich nicht. Aber wie gesagt, hier in Berlin würde niemand so was behaupten und es stimmt auch einfach nicht.