Hallo, liebe Fragestellerin,
vor zwei Jahren bin ich eine Beziehung eingegangen (nach reiflicher Überlegung) mit einem Mann, der einerseits sehr sensibel und feinfühlig, andererseits aber auch unnahbar war. Das was du beschreibst, kommt mir bekannt vor: viel Arbeit, kaum Privatleben, schwierige Situation, unfähig Gefühle zu äußern und zu zeigen, frühere schlechte Erfahrungen, aber auch - nachdem wir zusammengekommen sind - unglaublich zärtlich und leidenschaftlich.
Die zwei Jahre waren über weite Strecken geprägt von Wunsch nach Nähe von meiner Seite und Wunsch nach Distanz von seiner Seite. Auf der einen Seite sucht er die Nähe und ist voller Zärtlichkeit, auf der anderen Seite lässt er mich (monatelang !!) emotional am langen Arm verhungern.
Da ich ihn - ebenso wie du - sehr geschätzt habe, diese Beziehung mir sehr bedeutungsvoll und wichtig erschien, ich wusste, dass er auch anders kann und immer wieder gehofft habe, dass wir - auf lange Sicht - einen gemeinsamen Nenner finden, habe ich dies zwei Jahre "ausgehalten". Die Hoffnung stirbt zuletzt...
Aber es wurde auf Dauer nicht besser. Es war ein einziges Auf und Ab. Mal wunderbare Nähe und Zweisamkeit, dann wieder eisige Distanz. Ich habe letztendlich die Beziehung beendet, weil es mich völlig fertig gemacht hat. Ich habe das nicht mehr ausgehalten, dieses on und off, diese Unsicherheit, diese Perspektivenlosigkeit, die Tatsache, dass es kein "Wir" gab und auch keines in Sicht war. Obwohl er mir sagte, dass ich die einzige Frau sei, mit der er sich eine Partnerschaft vorstellen kann. Und: wenn das mit mir nicht klappt, dann klappt das mit keiner. Er sagte, er wolle ja Beziehung leben, aber er kann nicht mehr geben...
Ich habe gelitten, als ich mit ihm zusammen war und ich leide auch jetzt nach der Trennung. Ich war lange sehr geduldig, aber irgendwann hatte ich keine Kraft mehr. Im Nachhinein denke ich, dass er Bindungsangst hatte. Darin bestätigt hat mich ein sehr guter Threat hierzu im Forum. Da kam mir Vieles sehr bekannt vor.
So erging es mir und ich hoffe sehr für dich, dass es dir besser ergeht. Wenn dir aber dies alles bekannt vorkommt, dann frage dich, wie lange du noch erfrieren möchtest, oder ob du dich dafür entscheidest, ganz langsam wieder ins Leben zurückzukehren.
Ich wünsche dir alles Gute für deinen Weg.