Wenn man als Kind nicht geliebt wurde, ist es sehr schwer, das im späteren Leben nachzuholen - aber nicht unmöglich. Ich habe es so gemacht: Was war, war nicht richtig. Es war nicht typisch für zwischenmenschliches Verhalten. Da es keinerlei Vorbildcharakter für mich hat, macht es auch keinen Sinn, dass ich mich weiter damit beschäftige und ewig über das warum und wieso nachdenke. Wichtig ist nur, dass ich die Gefühle akzeptiere, die ich als Kind hatte.
Liebe findet sich woanders, z. B. wenn ich tue, was mir großen Spaß macht, wenn ich mich um Pflanzen oder Tiere kümmere, wenn ich die Natur in den Jahreszeiten beobachte, wenn ich Kinder sehe, wenn es mir gut geht, weil das Leben es so will. Als Frau hatte ich den Vorteil, dass ich sehr viel über Liebe von meiner Tochter lernen konnte. Weil das Verhältnis zu meiner Mutter keinerlei Rolle für mich spielte, konnte ich mich im Verhältnis zu meiner Tochter voll und ganz auf meine Instikte verlassen.
Heute beginne ich (54), mich den Erwachsenen zuzuwenden. Fast ein ganzes Menschenleben zu brauchen, um eine unglückliche Kindheit zu überwinden und Vertrauen in Menschen zu fassen, mag vielen seltsam erscheinen, aber ich gehe meinen Weg und sehe Möglichkeiten und neue Erfahrungen, wo andere nur Ödnis und Enttäuschung sehen. Langweilig war mein Leben noch nie. Aber niemand könnte mich in meiner Entwicklung drängen und ich könnte auch nicht mit allem Geld der Welt diese Entwicklung forcieren, denn es gibt Wunden, die heilen nur sehr langsam und eine Entwicklungsstufe, die in der frühen Kindheit einige Monate dauert, erfordert im Erwachsenenalter eben einige Jahre.
Es gibt Dinge, die kann man wirklich nicht kaufen. Liebe und die eigene persönliche Weiterentwicklung sind zwei davon.