Und wieder einmal geht's ums Bezahlen bei Dates.
Ich stelle folgendes fest:
1. Manche Frauen fühlen sich in ihrem weiblichen (um das Wort emanzipatorischen zu vermeiden) Selbstbewusstsein getroffen, wenn sie von einem Mann eingeladen werden.
2. Wir propagieren hier, dass man sich mit vielen Kontakten treffen soll, weil die Wahrscheinlichkeit, jemanden Passendes zu finden, nicht sehr hoch ist. Finden diese Treffen regelmäßig in Restaurants statt, dann reden wir nicht mehr über einmal 20 EUR sondern vielleicht über 20 x 20 = 400 EUR.
3. So vorbildlich wie Frederika, nämlich bei Nichtgefallen die Einladung (sanft) abzulehnen, verhalten sich nicht viele Frauen. Ich will noch gar nicht mal Ausnutzen unterstellen, manchmal befürchten sie auch einfach den negativen Beigeschmack der Konfrontation im Bezahlmoment. Dem Mann ist natürlich klar, was das in dem Moment zu bedeuten hat, denn 1. kommt relativ selten vor. Übrigens würde ich es wiederum als eigenen Gesichtsverlust empfinden, wenn ich mich auf so ein Angebot des Entgegenkommens von der Frau einlassen würde. Mit anderen Worten: Ich würde mir keine Blöße geben und ihr Angebot ablehnen, obwohl mir klar ist, dass es kein Wiedersehen geben wird.
4. Bei den wenigen Gelegenheiten, in denen ich meine Date-Partnerinnen tatsächlich einlud, habe ich Absagen als viel unangenehmer empfunden, als wenn wir zuvor die Rechnung getrennt bezahlt haben. Einmal wurde sogar ich eingeladen. Leider passten wir nicht gut zusammen und ich habe mich hinterher sehr schwer getan, ihr abzusagen.
5. Für die materialistisch Interessierten: Nach meiner Erfahrung hängt die Erfolgsquote, das erste Date zu überleben, nicht von einer Einladung ab. Platter gesagt: Frauen lassen sich nicht kaufen. Gott sei Dank.
6. Die Projektion auf die Zukunft dürfte in den meisten Fällen fehlschlagen. Die Schlussfolgerung, dass derjenige Mann, der beim ersten Date nicht einlädt, in Zukunft ein Geizknochen sein wird, dürfte nicht stimmen. Ich kann diesen Punkt für mich jedenfalls komplett ausschließen.
7. Die Vorstellung, dass Sympathie und Zuneigung zu einem Menschen durch die Höhe einer finanziellen Investition zum Ausdruck gebracht werden, empfinde ich auch in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem zu bizarr. Taktische Einladungen, nur um sie zu besänftigen und zum Wiedersehen zu motivieren, empfinde ich in Herzensangelegenheiten nicht gefühlvoll. OK finde ich dagegen, wenn man Gefühle durch eine Einladung nett zum Ausdruck bringt. Aber solche Gefühle sind beim ersten Date fast nie vorhanden. Die meisten ersten Dates enden bei mir in einer Art Gemengelage.
8. Dass der Mann die Frau einlädt scheint mir ein Relikt aus vergangener Zeit zu sein. Einerseits ist die Grundlage, dass Mann Geld hat und Frau nicht, heute längst nicht mehr gegeben. Und früher haben unsere Großväter unsere Großmütter auf Tanzveranstaltungen kennengelernt, bei denen sie schon während des Tanzens einen ganz guten Eindruck voneinander bekommen haben. Bei gegenseitigem Gefallen haben sie sich dann mal zum Essen getroffen. Solche Treffen haben eine ganz andere Qualität als heutige Dates mit Online-Bekanntschaften.
Zu diesen Punkten gibt es für mich daher nur eine Lösung: Jeder zahlt seine Rechnung beim ersten Date selbst. Gibt es danach ein oder mehrere Wiedersehen, sieht die Sache schon ganz anders aus.