Ich (w/42) habe keine Kinder. Ich war Einzelkind, wuchs nicht unbedingt in einem harmonischen Umfeld auf, meine Eltern waren mit allen Verwandten, die vielleicht Kinder hätten haben können, zerstritten. Mir fehlte jeglicher Bezug zu Kindern, den ersten Säugling habe ich (ungelogen) mit 21 im Arm gehalten. Meinen Ex-Mann habe ich mit 15 kennen gelernt und lange Jahre mit ihm zusammen damit verbracht, mich von meinen Eltern loszulösen. Als ich den ersten Abend bei meinen Schwiegereltern verbrachte, habe ich danach meinen Mann ungläubig gefragt, warum die sich den ganzen Abend nie gestritten haben.
Die Ehe ging in die Brüche, als ich Ende 20 war. Mein Mann sprach von Perspektiven, und ich war beileibe noch nicht so weit. Woher soll der Wunsch nach Familie kommen, wenn man gerade erst aus der verhassten alten losgelöst ist?
Danach war ich 10 Jahre allein, dazu kam eine gynäkologische Problematik, die die Schwangerschaft in der Zeit eh fraglich gemacht hätte.
Ich hadere nicht mit diesem Schicksal, ich denke, hätte ich den biologisch "vorgesehenen" Wunsch gehabt, hätte ich einen Weg gefunden.
Ich möchte aber dem Vorwurf widersprechen, es läge so oft am Egoismus der Mütter. Ich selber hätte mich damals niemals in der Lage gefühlt, einem Kind den Weg in die Welt zu ebnen. Wenn ich das hätte machen wollen, dann nicht nur, weil man das halt so macht, sondern überlegt und aus tiefer Überzeugung. Die habe ich aber nicht gelernt.
Ich bekomme jetzt erst immer mal wieder diese Frage gestellt, wenn Frauen in ihrer unnachahmlichen Art die Parameter abfragen, die für sie wichtig sind - verheiratet? Beruf? Kinder? mit dem entsprechenden pseudo-liberalen verständnisvollen Kopfnicken, wenn man knapp sagt, nein. In das Nein interpretieren sie dann was-weiß-ich hinein. Ein bisschen muss ich dann schon manchmal schlucken, weil ich dann auch keinerlei Lust habe, mich weiter zu erklären und trotzdem läuft der Kopffilm bei den Damen.
Die, die Kinder bekommen können und wollen, sollen das doch genauso selbstverständlich tun wie diejenigen, die sich dagegen entscheiden. Es gibt genug Menschen, die sich sehnlichst vergeblich ein Kind wünschen und denen diese Indiskretion wirklich weh tut. Oder ganz krass diejenigen, die das Verhüten vergessen und dann über die entstandene Schwangerschaft jammern und gar nicht wissen, wie sie der Verantwortung Herr werden sollen. Welche von beiden Szenarien wären die "besseren" Eltern? Geht es darum, sich zu vermehren, weil man das halt macht? Oder nicht auch darum, sich bewußt auf das neue Leben einzulassen und ihm die bestmögliche Basis zu bereiten? Wenn man das nicht kann, verzichte ich lieber.