Ich empfinde dabei zwei widersprüchliche Aspekte:
Erstens hat man in der Tat mehr Erfahrung, um zu wissen, welche Kompromisse man eingehen kann und muss, wie man eine Beziehung führt und was dafür wichtig ist. Insofern ist Lebenserfahrung und Beziehungserfahrung in der Tat nützlich für eine neue Partnerschaft.
Andererseits gibt es aber auch einen Fundus an schlechten Erfahrungen, an die der neue Partner Erinnerungen wecken kann. Man wird z.B. gegenüber bestimmten Marotten überempfindlich, gegenüber anderen Eigenschaften vielleicht abgestumpfter als gut tut. Auch das "Besondere" daran, seine eigenen Intimsphäre einem anderen Menschen zu öffnen und sich hinzugeben, nimmt mit zunehmender Beziehungserfahnrung ab, wodurch die Beziehung weniger nah und intim empfunden werden kann. Gerade das ist ja auch eines der Hauptargumente gegen "durch Dutzend Hände gegangen" und promiske Lebensweise im allgemeinen. Nichts ist abschreckender als Routine bei Partnerschaften -- man will doch nicht eine von vielen sein.
Außerdem werden viele weniger bereit sein, Risiken einzugehen und einfach etwas zu wagen, je öfter sie bereits enttäuscht wurden. Unter solchen sicherheitsfokussierten Bedingungen entwicklen sich Partnerschaften aber viel gehemmter als wünschenswert wäre.
Ich persönlich glaube, dass wenige gute Beziehungen deutlich beziehungsfähiger machen als viele schlechte, und dass oberflächliche oder wenig gefühlvolle Beziehungen zu genereller Beziehungsunfähigkeit führen können.