Hallo S(32),
tut mir leid, dass es jetzt doch etwas gedauert hat. Natürlich schreibe ich Dir und Du brauchst auch keine Angst haben, dass Du zerpflückt wirst oder ähnlich Unliebsames
Aber nun in Kürze zu mir, warum das so geendet hat wie bei einem Auto, das gegen den Baum gefahren ist. Der Kontakt war zu diesem Zeitpunkt schon einige Monate alt und ich habe Ihr oft und viel geschrieben. War eigentlich eher fast schon einseitig von mir, aber nun gut, ich mochte sie halt irgendwie. Na ja, auch ich habe Ihr so manchen Schwank aus meinem Dasein erzählt , auf den ich eigentlich auch nicht so unbedingt stolz war. Sie hat das, was ich geschrieben habe, schon kritisch hinterfragt, was ja schließlich auch nix Ungewöhnliches ist. Und bei einigen meiner Mails dachte ich mir schon:O je, oje
Ich hatte eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt erwartet, dass da wohl keine Antwort mehr kommen würde, aber stattdessen
Auch keine vorwurfsvollen Fragen oder Ähnliches, nichts einfach nichts dergleichen! Was schon mal einigermaßen wohltuend war. So habe ich zu Ihr entgegen meiner sonstigen Art relativ schnell Vertrauen gefasst. Ich habe mich einfach angenommen und akzeptiert gefühlt und hätte gerne auch dasselbe für Sie getan. Vor allem, da Sie andeutete, dass es Ihr nicht immer gut ging. So habe ich mir Sorgen gemacht. Ich hatte immer den Eindruck, dass es bei Ihr vielleicht doch einen dunklen Punkt gäbe, mit dem Sie sich gerne jemandem anvertraut hätte, sich aber wohl doch davor ein wenig fürchtete. Eines Tages schrieb ich mal einen Forumsbeitrag, der so manches Gemüt ein wenig erhitzte und damit begann das Unglück seinen Lauf zu nehmen. Denn damit war Sie ganz und gar nicht einverstanden und wer weiß, vielleicht war das auch ein wunder Punkt von Ihr (von mir halt leider auch
). Zusammen mit der Tatsache, dass ich Ihr dann ziemlich oft geschrieben hatte, habe ich damit wohl das Kraut ausgeschüttet, wie man so schön sagt. Jedenfalls gabs eine gewaltige Beschwerde (milde gesagt) und was darin stand, schreibe ich jetzt lieber nicht. Bedingt vielleicht auch dadurch, dass ich meinen Persönlichkeitstest dementsprechend abgeändert habe, was ich ohnehin besser bleiben gelassen hätte. An einem Kontakt schien dann wohl kein weiteres Interesse vorhanden zu sein, abgemeldet hätte Sie sich ohnehin ein paar Tage später und so habe ich Ihr noch einmal eine kurze Mail zum Abschied geschickt. Aber gelöscht habe ich Sie erst ein paar Tage später, da meine Mail nicht mehr gelesen wurde, was sonst nicht Ihre Art war, wenn Sie gerade eingeloggt war. Und so habe ich einfach einen gewissen Pragmatismus freien Lauf gelassen und Klar Schiff gemacht. Mein Spaß hielt sich dabei allerdings in Grenzen und bei näherem Hinsehen hatte sie es menschlich gesehen ja eigentlich auch nicht verdient
Passierte an einem Tag, an dem gerade alles schiefging, was nur schief gehen konnte Murphys Law eben. Ja, gut - da hätte ich derjenige sein müssen, der besonnener reagieren hätte sollen. Wie Du siehst: auch bin nur ein einfaches Gemüt mit meinen Schwächen und Unzulänglichkeiten. Mir geht es da auch nicht anders wie Dir. Und mit Deinen Zweifeln tröste Dich insofern, als nur dumme Menschen niemals zweifeln
Mir ist es in früheren Jahrhunderten auch einmal so ergangen, dass ich einmal ausserstande war, eine (Fast-) Beziehung weiterzuführen. Da war ich gerade ein Vierteljahrhundert alt. Bei mir war der Grund, dass ich selbst gerade etwas unglücklich verliebt war; dumm gelaufen also
Auch ich habe mich zurückgezogen, weil ich erstmal meine Ruhe brauchte. Und in dem Stadium eine Beziehung eingehen ob das was geworden wäre
? Okay, lässt sich im Nachhinein nicht mehr sagen
Wie es Ihm ergangen ist, kann ich zwar aus der Ferne vielleicht nicht beurteilen. Du schreibst aber Er wüsste eigentlich auch nicht so recht, was es sei,
: kann es sein, dass Er Sozial oder Bindungsphobien irgendwelcher Art hat? Deine weitere Beschreibung seines Verhaltens wirkt auf mich so. Auch mir erging es lange Zeit einmal so und ich wusste auch nicht, was das war. Merkt man als Betroffener vielleicht auch nicht gleich und besonders angenehm ist es auch nicht, sich das eingestehen zu müssen. Noch einmal: Könnte das bei Ihm der Fall gewesen sein? Denn dann kann es schon sein, dass sein Kontaktabbruch tatsächlich nichts mit Dir zu tun hatte. Bitter ist für Dich natürlich, dass Du trotzdem mit dem Ergebnis leben musst. Und in einem solchen Fall hätte Dir tatsächlich nur gelassenes, behutsames Vorgehen häppchenweise mit Gefühl geholfen (bitte nicht mit Gefühlen (aber das ahntest Du ja schon
)!)
Sehr hilfreich zum möglichen Verständnis könnte für Dich das Buch Frei von Angst und Schüchternheit. Soziale Ängste besiegen ein Selbsthilfeprogramm von Barbara und Gregory Markway (Beltz Verlag) sein.
Weißt Du, mit der Seelenverwandtschaft sehe ich das als einfaches Gemüt (dachtest Du Dir wahrscheinlich auch schon) auch nicht so
o streng. Würde so etwas tatsächlich zutreffen, dann freue ich mich zwar. Aber als Mensch unterliegt man letzten Endes doch immer wieder irgendwelchen Lernprozessen. Da wäre wohl eher die Devise Leben und leben lassen geboten, mit der Vorstellung eines vorgegebenen festen Weges könnte ich mich ehrlich gesagt, auch nicht anfreunden, da man sich sonst aufgrund einer solchen Festlegung den dringend notwendigen Freiraum persönlicher Entwicklung nehmen würde. Kompliziert ist wohl lediglich daran, zu glauben man müsste sich mit seinem Gegenüber gemäß einem bestimmten festen Schema verhalten, weil man glaubt, ihn sonst letztlich zu verlieren. Und lebt sich dann doch auseinander, auch weil man merkt, dass man zu ersticken beginnt. Ich rede da aus Erfahrung; in meinem Geschwisterkreis wurde eine von zwei Ehen aus diesem Grund geschieden. Ist jedenfalls nicht so absurd, wie es sich zunächst anhört.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig behilflich sein.
VG
T(43)