Ja, liebe Fragestellerin, es gibt Gründe, die nie ausgesprochen werden: Mancher glaubt, zu den besseren Kreisen zu gehören oder Zugang zu finden, wenn er Golf spielt.
In meiner Kindheit, vor 40-50 Jahren, war Tennis der Sport der Reichen: Zahnärzte, Ärzte, Anwälte, Unternehmer... "Man" spielte Tennis. Kein Normalverdiener war auf dem Tennisplatz zu finden, Aufnahmegebühren in Höhe des Jahresgehalts eines Beamten im mittleren Dienst, Mitgliedsbeiträge horrend, mindestens zwei Bürgen wurden benötigt, um im Club aufgenommen zu werden, man blieb unter sich.
Dann entwickelte sich Tennis zum Breitensport. Kreti und Pleti eroberten die Tennisclubs. Die elitären Tennisspieler brauchten einen anderen Ort, an dem sie unter sich sein konnten: den Golfplatz. In den Anfangsjahren ebenso horrende Kosten und Aufnahmebedingungen wie früher beim Tennis, mit den Jahren wieder die Unterwanderung durch das "Normalvolk" und Entwicklung zum Breitensport. Der Ruf des Golfsports als elitärer Sport hält sich momentan allerdings noch, da es immer noch elitäre Clubs gibt, zu denen ein Durchschnittsverdiener nie Zugang finden wird. Vermutlich wird es aber nicht lange dauern, bis die "echte Elite" wieder eine Alternative findet (Polo?).
Aber es gibt auch wirklich sportliche und gesundheitliche Gründe:
Golf ist eine ideale Alters-Alternative, wenn Bänder und Gelenke nicht mehr so belastbar sind. Man kann das Tempo und den Grad der Belastung selbst bestimmen, alles ist möglich zwischen gemütlichem 9-Loch-Spaziergang und schweißtreibendem 18-Loch-Powersport.
Man hat Bewegung nicht nur an frischer Luft, sondern an den landschaftlich schönsten Orten (Beispiel: Brodtener Steilufer in Travemünde, Golfplatz mit Traumblick über die Ostsee) und kann nahezu das ganze Jahr über draußen spielen, bei Wind und Wetter.
Es sind keine Absprachen mit Partnern nötig, man kann jederzeit allein eine Runde gehen. Es können Menschen mit völlig unterschiedlichem Spiel-Niveau miteinander spielen. Und man kann auf dem Platz viel zwangloser als bei anderen Sportarten Menschen kennenlernen.
Und da man eine Menge Zeit braucht, um Golf zu lernen und zu spielen, sind eher Ältere 50+, die beruflich schon kürzertreten können, auf den Plätzen zu finden.
w53