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  • #1

Haben keine Gesprächsthemen. -Wie lange kann das noch gut gehen?

Mein Partner und ich lieben uns sehr. Zumindest glauben wir das beide und sagen es uns auch gegenseitig. Wir unternehmen gemeinsam Freizeitaktivitäten und im Bett läuft es auch ganz gut.

Allerdings können wir nicht mehr richtig miteinander reden. Es finden keine tiefgründigen Gespräche mehr statt. Irgendwie haben wir uns diesbzgl. aus den Augen verloren. Nur eher oberflächliche Themen werden angesprochen.

Vom Typ her sind wir auch sehr unterschiedlich. Er eher "laut" und ansonsten sehr kommunikativ; kommt schnell und gerne auch mit Fremden ins Gespräch. Ich bin eher schüchtern und zurückhaltend, oft in Gedanken in mich gekehrt.

Manchmal kommt so eine Stille auf. Ich merke, dass er dann erwartet, dass ich etwas sage, aber mir fällt dann oft einfach nichts ein. Fühle mich dann irgendwie unter Druck gesetzt. Obwohl er sonst so kommunikativ ist, sagt er dann aber auch nichts.
Auch wenn wir bei seinen Freuden sind, fällt es mir schwer, an Gespräch teilzunehmen. Ich weiß einfach nicht was ich sagen soll. Bin manchmal wie gelähmt.

Fühle mich schlecht. Wie komme ich da wieder raus?

Ich will wieder normal sein. An Gesprächen und am Leben teilhaben. Wie schaffe ich das bloß?

Langfristig mache ich alles kaputt, das weiß ich. Irgendwann werde ich alleine dastehen.
 
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  • #2
Ich finde Schweigen hin und wieder ganz angenehm. Mich setzt es nicht unter Druck. Wenn der andere reden will, wird er schon was sagen ..
 
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  • #3
Warst du denn mal anders? Ich war auch einmal so. Sehr sehr schüchtern und habe die Zähne nicht auseinander bekommen. Damals war es für mich so gut wie unmöglich eine Beziehung zu führen, weil ich nicht wusste, was ich den Männern sagen sollte. Das hat sich im Laufe der Jahre aber geändert, weil ich einfach mein "Ding" im Leben gemacht habe. Das hat mich Stark gemacht und ich habe mittlerweile viel zu erzählen. Nicht nur, weil die Dinge, die ich erlebt habe, sondern durch das Selbstvertrauen, was ich dadurch gewonnen habe.
Vielleicht unternehmt ihr einfach getrennt was und erzählt euch dann davon. So als Anfang. Der Rest kommt dann von alleine, wenn man sich vertraut. Wie lange seid ihr denn zusammen und wie alt seid ihr?
 
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  • #4
Hallo #1 und #2,
vielen Dank für Eure Antworten. Ich empfinde Schweigen auch nicht als schlimm. Mein Freund empfindet es aber schon als eher unangenehm, glaube ich.
Ein bisschen schüchtern war ich schon immer, aber so extrem wie jetzt, noch nie. Manchmal bin ich wie gelähmt. Umso verkrampfter ich nach Gesprächsthemen suche, umso weniger fällt mir etwas ein.
Wie sind 1 1/2 Jahre zusammen und sind Ende dreißig.
Irgendwo hab ich mal gehört, dass eine gute Beziehung einfach so, quasi ganz von allein dahin fließt. - Im positiven Sinne! Man muss ich in der Beziehung einfach wohl fühlen.
Hab das Gefühl, dass es bei uns nicht so unbeschwert fließt. Und so richtig wohl fühlen sich anscheinend auch nicht beide... Mal schauen, wie es weitergeht.
Die Idee, sein eigenes Ding zu machen, finde ich gut. Und Selbstbewusstsein kann nie schaden. Macht auf jeden Fall auch attraktiver.
Danke Euch!
Die FS
 
  • #5
Meiner Erfahrung nach, gibt es Menschen mit denen man immer reden kann und andere, bei denen es nie so richtig ins fließen kommt. Und daran messe ich auch die Kompatibilität. Eine Frau mit der es mir schwer fällt zu reden, ist nicht die richtige, so schön kann sie gar nicht sein.
Schon meine Urgroßmutter hat mir das ans Herz gelegt, nimm Dir nur eine Frau mit der Du Dich gut reden kannst, mit den anderen wirst Du nicht alt.
 
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  • #6
Wenn zwischen zwei Menschen die Gespräche nicht wirklich flüssig laufen, ist es für mich ein Indiz, dass es nicht wirklich passt. Wenn ich eine Frau kennen lerne und wir können Stundenlang reden und bekommen nicht genug, ist das auf jeden Fall schonmal ein sehr gutes Zeichen und in so einer Konstellation ist gelegentliches Schweigen dann nicht unangenehm.
 
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  • #7
Hallo FS,

Du bist deiner Beschreibung nach ein eher introvertierter Mensch. Dieses wie gelehmt sein, das du erwähnst kennen viele introvertierte Menschen, viele beschreiben das auch als eine Leere im Kopf. Ich kenne auch das unangenehme Gefühl zu still zu sein, sehr gut. Du solltest dir da aber keinen Druck machen, sondern dich einfach so akzeptieren. Mit zunehmenden Druck wird dir noch weniger einfallen weil dir dann nur dein Problem im Kopf umherschwirt.

Du machst dich auf Dauer nur unglücklich, wirst dir zunehmend selbst die schuld geben und deshalb mit dir selbst immer unzufriedener werden, zumal Introvertiertheit genetisch bedingt ist und du daran kaum bis garnichts ändern kannst. Kommunikativ hast du einfach die genetische A...karte gezogen. Was den Mangel an tiefgründigen Gesprächen angeht, sagt man itrovertierten Menschen nach, es ihre Stärke zu sein, der richtige Gesprächspartner vorrausgesetzt, wärend Small Talk ihr grosse Schwäche ist. Da solltest du also schonmal garnicht die schuld nur bei dir suchen.

Das ausbleiben der Gesprächsthemen würde sich auch mit anderen Partnern früher oder später einstellen. Du hast noch das Glück, dass dein Partner scheinbar sehr extrovertiert ist, sonst würdet ihr euch noch öfters anschweigen. Im Gegensatz zu Frauen die von den Männern erwarten 24Std. am Tag unterhalten und bespasst zu werden, legen Männer darauf meist einen geringeren Wert als Frauen oder sind sogar froh darüber nicht ständig beschallt zu werden. Introvertierte Männer habens da noch viel schwerer.

Ausserdem scheint mir deine Sorge eher unbegründet, hat er denn schonmal deine ruhige Art bemängelt oder ist es nur ein Verdacht deinerseits? Es kommt mir so vor.

Sollte die Beziehung, was ich nicht glaube, doch irgendwann wegen deiner ruhigen Art in die Binsen gehn, könntest du es ja mal mit einem introvertierten Mann versuchen. Die erkennst du an ihrem Ruf die personifiezierte Langweile zu sein, die scheinbar nichts erleben weil sie eben auch nichts zu erzählen haben. Wobei sie nur einige Zeit länger brauchen um mit einem warm zu werden.
Die Gespräche mit einem solchen Partner werden dann zwar auch nicht häufiger aber dafür meist tiefgründig und das scheinst du ja auch zu vermissen. Ausserdem, bedingt dadurch, dass beide gleich ticken, braucht keiner der beiden ein schlechtes gewissen zu haben mal nichts zu sagen zu haben und es stattdessen geniessen sich wortlos zu verstehen.

Wünsche dir alles Gute und besinnliche Ostertage.

M33
 
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  • #8
Liebe Fragestellerin,
aus persönlicher Erfahrung kann ich deinen Text und dein dargestelltes Gefühl sehr gut verstehen. Es ist wirklich ein sehr unangenehmes Gefühl. Ich denke, dass du (wie ich selbst auch) zu den introverten Menschen gehörst. Introvert ist nicht Dasselbe wie schüchtern - als introverter Mensch hat man nicht unbedingt Probleme auf Leute zuzugehen, wird nicht unbedingt rot usw.
Was ich mich an deiner Stelle frage, ist, ob dein Partner auf dich eingeht - stellt er Fragen, lässt er dich erzählen - ohne Unterbrechung auch wenn du vielleicht ein paar Sekündchen mehr brauchst zum Überlegen? Dies fände ich sehr wichtig.
Dieses sehr unangenehme Gefühl des Gelähmtseins kommt m.E. (verstärkt), wenn man sich nicht zum Gespräch eingeladen und gleichzeitig eine "Verpflichtung" zur Teilnahme fühlt. Und als introverter Mensch braucht man viel mehr die Einladung zu sprechen (z.B. durch Fragen vom Gegenüber), als dass man einfach so von irgendwas losplappert (denn Vieles was von Vielrednern gesprochen wird, ist reinstes "Geplapper", welches - meiner Meinnung nach extremst anstrengend zuzuhören ist). Viele Menschen können so über Gott und die Welt - Filme, Bücher, Mahlzeiten, Erlebtes endlos erzählen. Ich bewundere es und finde es enorm ermüdend (also das Zuhören) zugleich. Viele Menschen heutzutage können / wollen / sind einfach nicht im Stande zuzuhören - sie können nur (von sich) erzählen. Von introverten Menschen sagt man meistens, sie können gut zuhören. Ich glaube, es stimmt. Leider haben wir (Introverte) auch den Bedarf zu sprechen und gehört zu werden - wohlgemerkt von Menschen, die uns etwas bedeuten.
Selbst habe ich den Ostersonntag mit diesem schrecklichen Gefühl des Gelähmtseins verbracht - welches mich auch furchtbar traurig gestimmt hat. Man findet sich unzulänglich und hat das Gefühl, dass man die Stimmung durch sein Schweigen ruiniert. Und dann kommt erst kein Wort raus. Es ist ja aber nicht so, dass man sich unhöftlich oder unbeteiligt und ignorant verhält. Das intensive Zusammensein mit vielen Menschen kann in solchen Situationen sogar eine Erholungsphase fordern! Vielleicht ist an dieser Stelle mehr Sensibilität von den Mitmenschen gefragt - z.B. eine direkte Frage zwischendurch, Berücksichtigung, ob man überhaupt eine Chance hat, am Thema teilzunehmen.... Das habe ich mir jedenfalls heute gewünscht. An deiner (und an meiner) Stelle in einer Partnerschaft würde ich über das Introvert- und Extrovertsein sprechen - dann hätte dein Freund bestimmt auch mehr Verständnis (falls dies ein Problem sein sollte). Auch wenn die Kombination in einer Partnerschaft vielleicht schwierig sein kann - in gewisser Weise ergänzt man sich auch.
In den letzten Jahren ist mehr Fokus auf introverte Menschen gekommen und es gibt ein paar Bücher zum Thema. Ich würde mich an deiner Stelle damit auseinandersetzen. Das hilft! Es hat auch Vorteile introvert zu sein (auch wenn unsere Gesellschaft und "die Art und Weise wie" eher zum Vorteil der Extroverten ausgerichtet ist.
Ich wünsche dir und mir und anderen introverten Menschen alles Gute!
Liebe Grüsse! W35
 
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  • #9
Liebe FS,
ich denke sogar, dass man mit Menschen wie dir besser reden und sich austauschen kann als mit Menschen, die viel - und meistens auch von sich selbst - reden. Solche können häufig gar nicht zuhören. Viel Reden ist absolut kein Zeichen von Qualität. Worauf es wirklich ankommt, ist das gegenseitige Interesse, das Fragen, das Zuhören, das gegenseitige Verstehenwollen. Lass dein schlechtes Gefühl nicht wachsen. Bespreche es mit deinem Freund und greife die Themen auf, die euch wichtig sind. Wenn er es gut kann, ist er eben eher für das lockere "Fliessband-Gespräch" verantwortlich.
Dir alles Gute!
W
 
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  • #10
Ich habe mit Dauerschweigen ansicht ein riesiges Problem. Da ich eine langjährige Ehe mit schweigen verbracht habe. Mein Partner hatte noch nie viel zu reden. Und wenn man auf Dauer immer das Zepter in die Hand nimmt, wird das mehr als nur mühsam. Man (ver) zweifelt. Auch sind wir in Gesprächen nie auf den selben Nenner gekommen. Die Beziehung schläft ein. Die Dynamik fehlt. Am Ende haben wir uns scheiden lassen. Leider, muss ich sagen. Die Liebe hält nicht alles aus. Sie schwindet, ganz langsam ohne dass man es merkt. Blickt man zurück, merkt man erst wie einsam man doch war.

Ich hoffe, dass ich dich nicht all zu sehr "geschockt" habe. Aber dies fiel mir zu diesem Thema ein und musste es los werden.

Viel Glück, liebe FS.
W37
 
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