Nein, Kopfmenschen haben auf gar keinen Fall weniger Emotionen. Bei der Unterscheidung Kopf-, Herz-, Bauch-Typus geht es eher darum, welcher Komponente man vorrangig folgt, ob man im Zwiefel eher auf Gefühle, Intuition oder Verstand hört. Gerade im Bereich der Partnerwahl sollte es aber so sein, dass man aktiv versucht, alle diese Kompenente zu berücksichtigen -- das Herz muss natürlich zu Sympathie, Zuneigung, Wellenlänge, Chemie ja sagen, im idealen Fall dann Verliebtheit spüren lassen, aber ebenso muss auch der Verstand zustimmen und signalisieren, ja, es bestehen keine Gefahren, eine Beziehung hätte Chancen, es könnte eine erfüllende Partnerschaft daraus werden, wir haben ähnliche Ziele, Interesse, Ansichten.
Wichtig ist zu erkennen, dass das, was man mit dem Modewort "emotionale Intelligenz" beschreibt, ein Mix aus vielen Faktoren ist, die durchaus eben mit rationalen Fähigkeiten zu tun hat. Emotionale Intelligenz sollte nicht laienhaft als Gegenteil von Verstand, Vernunft und Intelligenz verkannt werden. Ganz im Gegenteil erfordert ein hoher EQ ein hohes Maß an rationaler Selbstreflektion und Selbstkontrolle.
Der zentrale Faktor von emotionaler Intelligenz ist EMPATHIE, also die Fähigkeit, fremde Gefühle wahrzunehmen und sich in Gedanken und Persönlichkeitsstruktur anderer Menschen hineinzuversetzen, deren Gefühle nachempfinden und deren Absichten erkennen zu können. Empathie ist damit eine sehr wichtige Fähigkeit des Menschen, um in sozialen Gruppen zu bestehen und erfolgreich zu interagieren. In gewissem Rahmen verfügt jeder darüber und sie ensteht vorallem durch Erziehung und Vorbild, kann aber auch trainiert und geschult werden.
Zur emotionalen Intelligenz gehört darüber hinaus aber auch die Fähigkeit, die EIGENEN Gefühle zu reflektieren, zu erkennen, zu verstehen und beeinflussen zu können, also zum Beispiel Wut und Zorn oder Euphorie und Jubel mäßigen und sozialadäquat und situationsangemessen empfinden, zeigen und verbergen zu können. Die gilt auch für die Selbstkontrolle in Fällen von unglücklicher und gefährlicher Verliebtheit. Gerade auch im Bereich Beliebtheit, Wertschätzung, Ausgrenzung, Ablehnung spielt die Fähigkeit, Gefühle kontrollieren und gezielt beherrschen zu können, eine wichtige Rolle.
Zum weiteren Umfeld der emotionalen Intelligenz gehören dann auch Fähigkeiten wie verbale und nonverbale Kommunikation, Selbstkontrolle, Rücksicht, Hilfsbereitschaft, Aufrichtigkeit, Zuverläsigkeit -- also der fließende Übergang in grundlegende Charakterwerte.
Ich glaube daher auch nicht, dass emotionale Intelligenz und rationale Intelligenz komplett unabhängige Größen sind. Beides erfordert kognitive Fähigkeiten, und ein hohe rationale Intelligenz und Reflektionsfähigkeit erleichtert Empathie und Selbstverständnis ungemein.