Ich glaube um Deine Frage besser beantworten zu können muss man den ganzen Kontext darstellen.
Probleme die man lösen muss gibt es in allen Bereichen, aber Kinder scheinen in unserer Gesellschaft von vornherein als Problem behaftet definiert zu werden. Ich höre selten Aussagen wie die Arbeitswelt macht mir Angst, ich lebe lieber von Sozialhilfe, dagegen gibt es sehr viele Unsicherheiten was das Aufziehen von fremden Kindern anbelangt.
Ich kann Ängste verstehen und ich kann auch Männer und Frauen verstehen die diese Ängste haben und versuchen sie rational zu begründen.
Meiner Meinung nach wäre es aber sinnvoller diese Unsicherheit bei sich selbst zu lassen.
Manche Menschen meinen wenn sie sich getrennt haben wahre Schlammschlachten auf den Köpfen der Kinder austragen zu müssen. Da hilft nur eines, klar zu kommunizieren, dass man bei dem Spiel nicht mitmacht. Doch so manches mal denke ich mir, dass ein Teil dieser Schlammschlacht auch durch die immer noch vorhandene Rollenverteilung in den deutschen Familien zustande kommt.
Die Frau wird oft eifersüchtig, wenn der Mann sein neues Glück gefunden hat, der Mann versucht alles abzuschneiden. So verletzt man sich gegenseitig immer mehr.
In all diesen Streitereien bleibt dann wenig Zeit für die Kinder und dies macht sich genau dann bemerkbar, wenn ein neuer Partner hinzukommt. Das Kind fordert die ihm zustehende Aufmerksamkeit. Nur so kann das oft beschriebene negative Verhalten erklärt werden. Es geht weder um die Familie, noch um den Unterhalt, noch um die Kinder, das Sorgerecht oder ähnliches.
Es sind schlicht und einfach Störgefühle die hochkommen, enttäuschte Erwartungen und Anhaftungen an den Gedanken meine Familie gehört mir, mit ihr kann ich tun und lassen was ich möchte, hier kann ich mich benehmen wie ich will, hier gelten meine Regeln und jemand anderes hat nichts zu sagen.
Schlechte Voraussetzungen für Neues, kein Gedanke an Lösungen, keine Rücksichtname und kein aufeinander Einspielen.
Und wenn man jetzt diesen Gedanken auf Singles ausdehnt, so wird der Single, wenn er jemanden gefunden hat und auch zu seinem Glück kam, mit dem selben Gedankengut nach einer Trennung gleiches erleben.
Daher kann es nicht das Vermeiden der Schwierigkeiten sein das zu einer Lösung führt, sondern nur eine Öffnung für eine solche Situation und ein Handeln das auf Lösungen zielt.
Mein Ratschlag, wenn mir solche Geschichten zugetragen werden wie "unmöglich" der Mann/die Frau sich benimmt ist immer erst einmal der Eigenanteil an der Situation zu erkennen und dann das gemeinsame Erörtern was er/sie braucht um friedlicher zu sein. Es gibt nie eine Trennung einer Eltern-Kind Beziehung, daran muss man arbeiten. Hat man dies erkannt, so gibt es hin und wieder kleine Silberstreifen am Horizont
Zu dem Gedanken Familie möchte ich doch noch etwas hinzufügen
Grundsätzlich denke ich gibt es ganz unterschiedliche Arten eine Familie zu definieren. Blickt man mal über den eigenen Tellerrand hinaus wird man z.B. schon in unserem Nachbarland Frankreich eine ganz andere Art des Familienlebens vorfinden können. Dort wird gar nicht so viele darüber nachgedacht, ob es für die kindliche Seele gut ist, dass Kinder sehr früh von ihrer Familie getrennt mit anderen Kindern aufwachsen. Wer in seiner Kindheit nicht nur eine oder zwei unterschiedliche Bezugspersonen hatte, sondern ein positives Bindungsmuster zu anderen Menschen entfalten konnte, der wird wahrscheinlich mit der Struktur Patchworkfamilie besser klar kommen, als ein Mensch der dies nicht kennen lernen durfte.
Eine wichtige Eigenschaft, die ein Kind lernen muss ist Respekt und dazu gehört für mich auch das Gefühl zu haben geliebt zu werden. Kann das Kind dies nicht verinnerlichen, so wird es sicher auch Schwierigkeiten mit der Befindlichkeit anderer Menschen haben.Daher ist es wohl das beste bei seiner Partnerwahl das Bindungsmuster des anderen in Augenschein zu nehmen, das kann einem viel Leid ersparen. Es gibt in einer Familie andere Aufgaben, sie fordert mehr, aber sie gibt auch mehr. Ich habe mir nie Kinder gewünscht und stand dem Gedanken eines Tages Mama zu sein sehr kritisch gegenüber. Ich fand Kinder nie süß, sondern hatte einen ordentlichen Respekt vor der Verantwortung, die dieses Leben mit Kindern so mit sich bringt, aber nach fast zwanzig Jahren Familienleben muss ich sagen, dass ich es nicht missen möchte. So viel Freude wie mit kleinen Kindern kann man gar nicht in einem anderen Bereich erleben.
Hätte ich keine eigenen Kinder bekommen können, so würde ich jetzt welche haben wollen und ich merke immer wieder, dass mir auch fremde Kinder willkommen sind. Ich mag nicht jedes Kind automatisch, aber die meisten kann ich verstehen und ein paar haben einen Platz in meinem Gefühl von Familie, ohne dass ich mit ihnen verwandt bin. Genauso würde ich bei einem Partner der eine positive Beziehung zu meinen Kindern entwickelt hat nie auf Distanz zu meinen Kindern halten. Für mich gibt es nichts schlimmeres als ein Kind von seinen Bezugspersonen zu trennen und das ist man einfach, wenn man länger wie eine Familie zusammengelebt hat.
Eine Welt ohne Kinder? Eine Familie der die nächste Generation fehlt? Ein Leben im Alter ohne jemand der meine Erinnerungen aufbewahrt, möchte ich das?
Ich stehe dazu, Kinder bedeuten für mich die Zukunft. Unserer Gesellschaft und gerade Menschen die meinen etwas mehr zu können, stärker, weitblickender und schützender als andere zu sein, genau diese Menschen sollten ihr Wissen und ihren Mut an Kinder weitergeben und es wäre schön wenn sich diese Aktivität nicht nur auf die eigenen beschränken würde.
Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen, meine Uroma hat mir vom ersten Weltkrieg und der Inflation erzählt, ich trage ihre Lieder in meinem Gedächtnis, eine Stimmung des Rachmonischen Cafes in Berlin, Künstler und Literaten, Opernstücke und Gedichte, ich werde dieses Wissen, wenn ich kann an meine Urenkel weitergeben, seien sie fremde oder eigene. Diese Möglichkeit ist für mich Familie, nicht meine Gene und ein Mann der es ähnlich sieht wird auch andere Kinder akzeptieren können.
Fräulein Smilla7E1DA741