Kalle, Du bist Naturwissenschaftler? Dann hast Du aber nicht gut aufgepasst, muss ich sagen. Womit genau verdienst Du Dein Geld?
Polyesterfasern haben "nur Einfachbindungen" -- Aha. Ich zähle da etliche aromatische Bindungen, selbst wenn man die Ester-C=O mal großzügig weglässt (PET!). Farbstoffe diffundieren gerade bei Kunstfasern nur in das Material hinein und werden nur seltenst chemisch gebunden -- eben weil es wenig reaktive funktionelle Gruppen bei Kunstfasern gibt. Im Gegensatz zu vielen farbechten Baumwollfärbemitteln, die sogar Chlorbleiche- und kochfest sein können. Die populären dermatologischen Katastrophen waren doch gerade so was wie "schwarze Leggings" aus Synthetikfasern, die regelmäßig extreme Hautirritationen hervorrufen, gerade weil komplexe Farbstoffmischungen (wie schwarz immer ist) nicht chemisch gebunden werden. -- "Flüchtige Stoffe" (der Ausdruck bezieht sich chemisch auf Volatilität und passt hier sowieso nicht wirklich gut) und sonstige Stellmittel für die Lagerung sind mit der ersten richtigen Wäsche nahezu vollständig raus. Es ist desweiteren sachlich falsch, dass Silberionen nach 100 Wäschen noch vollzählig im Material sind. In handelsüblichen Silberionen-ausgerüsteten Materialien werden die Ionen der Kunststofffaserschmelze hinzugefügt und sind damit zwar nicht oberflächlich exponiert, wodurch sie überhaupt etliche Wäschen durchhalten, längst aber nicht derart viele Wäschen, wie Du zu hoffen wagst, denn chemisch gebunden sind sie eben gerade nicht. Nur sehr wenige Textilien enthalten Silberfäden (kühlender Effekt, teuer, nicht gut waschbar, dafür bleiben sie drin). Und denke bitte nicht, dass Textilien aus Synthetikfaser für Überseetransport nicht mit allen möglichen Stellmitteln versetzt werden. -- Es gibt zahlreiche Textilien auf dem deutschen Markt zu kaufen, die auf Pestizide gestestet und entsprechende Logos verteilt werden. Die sind sogar recht zuverlässig und werden gut überwacht.
Interessant ist auch der für Laien vielleicht bluffende, aber ansonsten willkürlich anmutende Satz "Moleküle die praktisch nur aus einfachbindungen bestehen, also keine flüchtigen Inhaltsstoffe besitzen" -- was hat das eine mit dem anderen zu tun? Polymere sind seltenst flüchtig, einfach weil die Molekularmasse zu hoch ist, mit der Bindungsordnung hat das nichts zu tun. Kleine Moleküle sind flüchtig ganz gleich ob Einfach, Doppel oder Dreifachbindung. Auch Polymere können Monomere oder niedermolekulare Stoffe enthalten, das eine schließt das andere nicht aus. Kaum ein synthetisches Polymer besteht nur aus Einfachbindungen außer PE und PP, für Textilienfasern jedoch unbedeutend.
Hast Du mal drüber nachgedacht, ob der Begriff "Biopolymer" für Cellulose passt? Besteht Baumwolle Deiner Ansicht nach nicht aus einem Polymer? Ist die Molekularmasse signifikant (z.B. im Sinne von Flüchtigkeit) geringer als die von künstlichen Polymeren? Eine Frage an den Chemiker: Was enthält mehr Einfachbindungen, Cellulose oder PET? (Antwort: Cellulose enthält ausschließlich Einfachbindungen, PET überwiegend Mehrfachbindungen)
Was meinst Du mit inert und wie verträgt sich der Begriff inert mit guter Färbbarkeit? Gar nicht! Das eine schließt das andere quasi aus. Inert sind Synthetikfasern zwar tatsächlich im Vergleich mit anderen Fasern, aber auch nur bedingt, z.B. leiden Polyester an Säuren (deshalb nicht schmutzig ewig lagern) und leiden recht schnell unter UV-Licht.
Wo Du recht hast, ist, dass die Baumwollherstellung ziemlich umweltbelastend ist, aber das hatte ich ja auch schon im vorigen Beitrag zum Schluss eingeräumt.
Neurodermitiker leiden unter der Grobheit und Rauhheit von Fasern, in der Regel aber nicht unter dem Material an sich. Gerade Wolle und etliche frühere Kunstfasern sind gar nicht zu empfehlen. Die besonders kuscheligen modernen Fleecestoffe sind in der Tat oft gut verträglich -- weil sie so weich sind, nicht weil weniger Schadstoffe enthalten als moderne, geprüfte Baumwollwäsche.
Zurück zu Bettdecke: Nein, normale kuschlige Bettdecken lassen Feuchtigkeit zwar durch, aber natürlich lässt eine deutliche dickere Bettdecke die Feuchtigkeit nicht schneller durch als ein vergleichsweise dünner Synthetikschlafanzug. Wie sollte das passieren, Naturwissenschaftler? Mikrofaser kann nur dann die Haut trocken halten, wenn der Feuchtigkeitstransport funktionert (also außerhalb trockner und kühler), ansonsten bilden sich schnell auch bei Microfaser feuchte Hautschichten, denn das Wasseraufnahmevermögen von Mikrofaser ist extrem viel geringer. Wo Baumwolle sich noch längst nicht klamm anfühlt. bildet sich bei der gleichen Menge bei Mikrofasern schon eine Schweißschicht. Denk mal in Ruhe drüber nach.
Mich bluffst Du nicht!