@#2: Ja, das Experiment ist immer wieder aufschlussreich. Allerdings stimmen Deine statistischen Interpretationen in zweierlei Hinsicht nicht:
Erstens sind ganz gewiss nicht die Top-10% der Männer für jede einzelne Beobachterin attraktiv, denn diese typischen, muffelig guckenden Katalogschönlinge finde ich zum Beispiel grauslich. Es geht nicht darum, welche Männer besonders gut aussehen, sondern in dem Experiment wäre die Kernfrage, welche Männer so aussehen, dass man SELBST sie sich als Partner vorstellen könnte. Da entfallen bei mir auch viele Blender, Lackaffen, Katalogypen, Ungepflegte und so weiter. Man muss eben seinen eigenen Geschmack anwenden, nicht das allgemeine mediale Schönheitsideal. dadurch verteilt sich das ganze schon mal erheblich!
Zweitens sind die beiden Eigenschaften "er mag sie" und "sie mag ihn" nicht statistisch unabhängig, d.h. dass oft natürliche Typen gegenseitig aufeinander und Lackaffe und Tussi auch gegenseitig aufeinander stehen. Daher ist die Trefferquote besser als die Multiplikation der Einzelwahrscheinlichkeiten, die nur für statistisch unabhängige Faktoren gelten würde.
Nichtsdestotrotz hast Du recht: Die beiden Richtungen schränken einander ein und ganz, ganz grob ist es so, dass wenn beide 1:10 wollen würden, es in der Praxis vielleicht nicht 1:100, aber doch noch 1:50 oder so steht, dass es auf Gegenseitigkeit beruht und damit ist auch klar: Je höher die eigenen Ansprüche, desto unwahrscheinlicher wird ein Treffer.
Und genau hier kommt der entscheidende Punkt: Man muss sich selbst klar werden, was ist ANSPRUCH (Wunsch, Hoffnung, Traum, Voraussetzung, bewusste Zielsetzung) und was ist einfach TYPPRÄFERENZ, also "den könnte ich nicht küssen" vs. "finde ich süß". Gut ist es, wenn man sich von Anspruchsdenken völlig frei machen kann, also nicht einen bestimmten Typ sucht, weil man ihn WILL, sondern mit jedem Mann flirten würde, der einen nett und sympathisch erscheint -- denn letztlich entscheiden Gefühle, die entweder entstehen oder nicht. Schade ist es aber, wenn Gefühle unterdrückt werden, weil man sich bewusst aus Anspruchsdenken gegen einen netten Kandidaten sträubt.