Ich kann die Vorgehensweise Deines Freundes aus eigener Erfahrung nachvollziehen. Du hast die Situation auf treffenste Art und Weise beschrieben, aber keine Lösung? Das wundert mich nicht... Die Auswüchse und die damit verbundenen Verhaltensweisen des Betroffenen sind bizarr, und für einen gesunden Menschen schlecht nachvollziehbar.
Er kann alles, nur keinen Stress gebrauchen und igelt sich deswegen ein. Er braucht viel Ruhe zum Abschalten , aber auch Zeit zum Nachdenken, wo die Reise hingehen soll. Das er seine Probleme alleine lösen will, entspricht meiner Einschätzung nicht der Wahrheit. Ich glaube, dass er Dich verletzen wollte, weil er auf hilflose Art und Weise versucht Dir mitzuteilen, das er die ganze Welt satt hat und nicht mehr mit seinem Leben klarkommt. Aber genau in dieser Situation brauchst Du jemanden, mit dem Du reden kannst als Burnout-Geschädigter. Er sagt aber genau das Gegenteil, weil er in diesem Augenblick möchte, dass seine selbsterfüllende Prophezeiung in Erfüllung geht. Er befindet sich in einem Dilemma, in der Trotzphase, und möchte bemitleidet werden. Nein, bemitleidet werden ist der falsche Begriff. Anteilnahme triffts besser. Es ist ein Hilfeschrei. Ich würde Dir raten, Deine Ansprüche im Augenblick auf null herunterzufahren, wenn Du ihn wirklich gerne hast. Befasse Dich in dieser Zeit auch mit Dir selbst, ob Du nicht ein Teil seines Problemes warst und an Dir arbeiten mußt. Hat er sich sich jahrelang verbiegen müssen, weil er so sein wollte, wie Du Dir ihn gewünscht hast? Vielleicht wußtest Du auch bis heute nicht, das er nicht ehrlich zu sich selbst war. Das kann sehr viel Kraft kosten, nicht sein zu dürfen, wie man wirklich ist. Mir hat das "den anderen gefallen wollen" genau in dieses Problem getrieben.
Du mußt jetzt stark sein, ganz behutsam mit ihm umgehen und ihn vorsichtig spüren lassen, dass Du eine Hilfe für ihn sein möchtest. Das das nicht ganz einfach ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Dazu bedarf es sehr sehr viel Fingerspitzengefühl. An dem Tag, wo er über den Berg ist, würde er es bitter bereuen, Dich aus verletzter Eitelkeit fallengelassen zu haben. Dann wäre es aber zu spät. Zusammenhalten, in guten und in schlechten Tagen sollte das Fundament einer Beziehung sein. Kannst Du Dich 3 Monate zusammenreißen ? Dann ist das Schlimmste überstanden und ein Umdenken hat bereits eingesetzt. Nach 6 Monaten ist er nicht mehr der Alte, sondern ein Mann mit einer Lebensfreude, die Dich überraschen wird. Ich bin froh darüber, damals alles hingeschmissen zu haben und einen Neuanfang gewagt hatte. Ich war allerdings ohne Partner und mußte mich selbst aus dem Sumpf befreien. Ok, mir wurde eine REHA bewilligt, die selbstverständlich geholfen hat. Vielleicht stimmen die Monatsangaben deswegen für euch nicht. Es hat sich für mich auf jeden Fall ausgezahlt, in jeder Hinsicht. Selbiges wünsche ich Euch auch.