Es scheint mir wirklich so einfach. Wir haben ein zwingendes Bedürfnis nach Nahrung. Wenn es nicht erfüllt wird, spüren wir das Gefühl von Hunger. Dieses Gefühl hat die Evolution garantiert nicht ohne Grund in unseren Körper und wohl auch in den aller anderen Tiere "eingebaut". Als Säugling konnten wir das Gefühl wahrscheinlich nicht einmal deuten. Vor der Geburt gab es das wahrscheinlich noch nicht. Danach spürten wir nur einen "Schmerz" (von dem wir später lernten, dass er "Hunger" heißt). Wir schrien als Säugling vor Schmerzen und unsere Mutter wusste es zu deuten. Irgendwann lernten wir, wenn dieses Gefühl auftaucht, beseitigt man es durch Nahrungsaufnahme. Ursache (Bedürfnis), Symptom (Gefühl), Therapie (Nahrung zu sich nehmen/Bedürfnis erfüllen).
Es gibt doch einen Grund dafür, dass nahezu alle nach Partnern streben: biologisch fest einprogrammierte Bedürfnisse! Insofern gibt es offenbar immer eine Bedürftigkeit. Und wenn das "richtige" Exemplar des anderen Geschlechts auftaucht, dann spüren wir plötzlich dieses Gefühl "verliebt zu sein", hinter dem tatsächlich das Bedürfnis liegt. Und wir können es stillen durch ...? ;-)
Aber über dies hinaus gibt es vielleicht in bestimmten Situationen wirklich ein zusätzliches "therapeutisches" Bedürfnis auf der einen oder gar beiden Seiten.
Ich habe mich nie nach langer Zeit, sondern immer sehr schnell "verliebt", unabhängig von den sonstigen Umständen und glaube deswegen, dass das Verliebtheitsgefühl in der Regel unabhängig von den sonstigen Umständen auftritt, egal ob man gut "autonom" funktioniert oder "bedürftig" ist. Es kann sogar während/in einer Beziehung passieren, in der man sich keinesfalls als unzufrieden bezeichnen würde.
Dachte nach einer langen Beziehung bis vor einer Weile, dass ich nie wieder so starke Emotionen verspüren würde wie früher (ähnlich der kindlichen Vorfreude zu Weihnachten), aber weit gefehlt, eher im Gegenteil! Kann meine Emotionen heutzutage (dank gewaltfreier Kommunikation) mit dem Verstand viiiiel besser verstehen (vor allem wie sie zusammenhängen mit meinen verschiedenen Bedürfnissen) und wahrnehmen, damit umgehen, sie erfüllen und verarbeiten. Es ist ungemein wertvoll, wenn man diese Dinge bei sich selbst auf die bewusste Ebene heben kann.