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  • #1

Ich bin dabei, mein Leben zu regeln - sprich: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht ODER Betreuungsverfügung und Bestattungsregelung

Liebe Foristinnen und Foristen,

meine Lebenssituation ist nicht gerade einfach.

Während meines bisherigen Lebens habe ich stets versucht, soziale Kontakte zu bekommen. Leider ist mir dies seit 40 Jahren aus unerfindlichen Gründen nicht gelungen, obwohl ich in sämtlichen Vereinen, VHS-Kursen, Tanzkursen, Kirchenchor usw. Mitglied gewesen bin. Nirgends haben sich tiefere Kontakte ergeben.

Auch in der Schulzeit oder im Berufsleben stand ich immer außen vor, obwohl ich aufgeschlossen bin. Bin zwar sehr ruhig und zurückhaltend, dennoch auf Menschen zugehend. Die Initiative geht immer von mir aus.

Nun treiben mich viele Fragen um, was mal später mit und aus mir werden soll.
Mein Vater lebte 5 Jahre im Pflegeheim, verstarb jetzt im April. Da sind meine Mutter, mein Bruder und ich noch dagewesen.
Was passiert aber mit mir?
Obwohl ich mir in einer anderen Rubrik hier um meinen Bruder Sorgen mache, haben wir beide ein äußerst angespanntes Verhältnis.

Und um meinen Bruder in die Patientenverfügung und allem einsetzen zu lassen, braucht es schon auch ein starkes und blindes Vertrauen...es tut mir selbst weh, das so zu schreiben.

Meine Verwandtschaft lebt in Süddeutschland. 1.000 km von uns entfernt. Und habe dort noch eine Cousine und einen Cousin. Mit dem man sich überhaupt kaum austauscht.

Zum anderen Cousin in der Nähe hat man auch nur sporadisch Kontakt.

Da ich aber finanziell zum Glück auf der sicheren Seite bin, möchte ich nur sehr ungern einen Betreuer.

Was würdet Ihr an meiner Stelle tun, wen würdet Ihr einsetzen?
Würdet Ihr trotzdem allen Euer restliches Geld vermachen, obwohl kein Austausch miteinander besteht oder bestand?

Bitte nur sachliche und seriöse Antworten. Danke vorab.

Liebe Grüße und noch einen schönen restlichen Feiertag

Anja
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #2
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun, wen würdet Ihr einsetzen?
Würdet Ihr trotzdem allen Euer restliches Geld vermachen, obwohl kein Austausch miteinander besteht oder bestand?
Mein Thema, ich bin in der genau gleichen Situation wie Du!

- Ich habe außer meiner Mutter keine direkten Verwandten. Ich besitze nicht viel, aber meine Vettern und Basen sollen - wenn ich nach meiner Mutter sterben sollte - nichts erben. Deshalb habe ich ein Testament zu Gunsten einer mir wohlgesonnenen Institution gemacht.

- Alles andere lege ich die in Hand Gottes oder des Schicksals. Komme, was komme wolle. Wenn nötig, möchte ich ausschließlich professional besachwaltet, betreut und gepflegt werden.

ErwinM, 54
 
  • #3
Mein Thema, ich bin in der genau gleichen Situation wie Du!

- Ich habe außer meiner Mutter keine direkten Verwandten. Ich besitze nicht viel, aber meine Vettern und Basen sollen - wenn ich nach meiner Mutter sterben sollte - nichts erben. Deshalb habe ich ein Testament zu Gunsten einer mir wohlgesonnenen Institution gemacht.

- Alles andere lege ich die in Hand Gottes oder des Schicksals. Komme, was komme wolle. Wenn nötig, möchte ich ausschließlich professional besachwaltet, betreut und gepflegt werden.

ErwinM, 54
Hallo Erwin,

zunächst einmal macht mich Deine Geschichte auch traurig.

Ja, Deinem letzten Absatz kann ich nur zustimmen.

Dennoch, wenn man niemanden mehr hat, ist man auch im Pflegeheim ziemlich verraten und verkauft - vor allem, in der Situation, wo man nur noch bettlägrig ist, auf''s Essenanreichen (Füttern) und Trinken angewiesen ist.
Wir haben es oft erlebt. Wäre man nicht manchmal nachmittags hingefahren zu meinem Vater, hätte er oftmals gar kein Kaffee und Kuchen bekommen. Da hieß es dann entweder nur: "Ach, er schläft gerade." Was man noch verstehen konnte. Oder: "Er wollte ja nichts."

Bei einer Pflegerin und einem Pfleger, die gut mit ihm harmonierten, hat er gut gegessen. Auch bei uns. Man muss sich halt Zeit nehmen, die natürlich bei vielen nicht vorhanden ist. Sieht man alles ein. Doch dann muss sich am Zustand etwas ändern.

Wie es jetzt auf das Ende zuging bei meinem Vater, da ist es klar, dass er nichts mehr zu sich nehmen wollte und auch nicht mehr konnte.

So leicht stelle ich mir die Pflege im Heim nicht vor. Auch das Thema Wäsche. Wir haben diese ein- bis zweimal die Woche mit nach Hause genommen. Lässt man sie dort vom Heim waschen, dauert es in der Regel bis zu 14 Tage, bis man sie wieder zurückhat. Und dann mit Glück auch vollständig. Meist passiert es, dass manche Kleidungsstücke verlorengehen oder sie werden vertauscht - obwohl der Name der Bewohnerin und des Bewohners eingenäht ist.

Und das macht mir Angst und gibt mir sehr zu denken.

Wenn ich natürlich schon so weit wegbin vom Verstand, dann ist es uninteressant und mir auch egal. Doch meistens sind die bettlägrigen Menschen noch voll und geistig da.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und vor allem dafür, dass Du für Dich die richtige Entscheidung getroffen hast.
 
  • #6
Du kannst ein Testament machen und eine Organisation (Menschenrechte, Naturschutz, Tierschutz, Forschung, Kunst etc.) begünstigen. Falls dich deine Mutter überlebt, erhält sie einen Pflichtteil. Dein Bruder, die Cousins und Cousinen sind nicht pflichtteilsberechtigt.
Das ist völlig ok. Du musst dich deswegen nicht schlecht fühlen.
Da ich aber finanziell zum Glück auf der sicheren Seite bin, möchte ich nur sehr ungern einen Betreuer.
So verkehrt muss das nicht sein mit einem Betreuer. Es gibt auch Betreuungsvereine, die ehrenamtliche Mitarbeiter haben. Die arbeiten nicht profitorientiert. Die Betreuer werden vom Vormundschaftsgericht kontrolliert. Das Risiko ist also gering, dass sich einer an deinem Vermögen bereichert.
nd um meinen Bruder in die Patientenverfügung und allem einsetzen zu lassen, braucht es schon auch ein starkes und blindes Vertrauen...es tut mir selbst weh, das so zu schreiben.
Dann lass es. Erkundige dich bei sozialen Vereinen wie dem VDK oder anderen. Du kannst auch deinen Hausarzt einsetzen, wenn du ein besonderes Verhältnis zu ihm hast.
 
  • #7
Eine schwierige Situation, in der du dich befindest, liebe Anja.
Ich bin älter als du und habe - glücklicherweise - für mich alles »in trockenen Tüchern«.

Dennoch habe ich mir mal überlegt, was ich machen würde, steckte ich in deinen Schuhen. Grundsätzlich ginge es mir so, dass ich nicht mühsam versuchen würde, »Verwandtschaft« (du schreibst von Cousin/Cousine) heranzuziehen, hätte ich ohnehin keinen liebevollen Kontakt zu ihnen. Schade, dass auch dein Geschwisterverhältnis nicht funktioniert.

Also ICH würde als erstes einen Notar (Anwalt genügt in diesem Fall nicht) meines Vertrauens aufsuchen, um mit ihm ein paar Klarheiten zu besprechen. Dazu gehört eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht (die weitaus wichtiger ist, da sie regelt, wer dich vertritt, wenn du keine zugewiesene gesetzliche Vertretung wünschst) und dein Testament. Patientenverfügung und Testament kannst du auch ohne ihn machen, doch er hat - nebenbei - die richtigen Tipps.

ICH (wohlgemerkt, ich spreche von mir; kann aber Anregung für dich sein) würde mich einmal umhören, Waisenheim o.ä., dort Besuche machen, evtl. Nähe zu einem Kind aufbauen, mit dem du etwas anfangen kannst. So ein Kind könntest du emotional und finanziell unterstützen, ohne die Gesamtverantwortung (Pflege, Adoption) zu übernehmen, denn du wirst ja noch berufstätig sein.
In meinem Testament würde ich ein ausgesuchtes Kinderhospiz berücksichtigen. Schau dir verschiedene Hospize an, sprich mit den Betreuer/innen, geh öfters hin - und entscheide dann. Einer meiner Brüder ist medizinischer Leiter in einem Hospiz (nicht ausschließlich für Kinder) und ich weiß aus seinen Erzählungen, wie willkommen (auch) finanzielle Hilfen sind, um mehr Personal einstellen zu können. Denn die Betreuung muss intensiv sein.

Für dich selbst solltest du unbedingt eine private Zusatz-Pflegeversicherung abschließen, damit du auf einer möglichen Pflegestation (oder bei privater Pflege) bestmöglich versorgt wirst. Hier hakt es oft, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur den Notstand abdeckt.

Als letztes wünsche ich dir, dass du (Jahrgang 1967?) doch noch die Chance hast, auf dir liebe Menschen zu stoßen, die du (und die dich) in dein Leben einschließen kannst. Vorsicht allerdings vor Schmarotzern aller Art, aber das weißt du ja!
 
  • #8
Leider ist mir dies seit 40 Jahren aus unerfindlichen Gründen nicht gelungen, obwohl ich in sämtlichen Vereinen, VHS-Kursen, Tanzkursen, Kirchenchor usw. Mitglied gewesen bin. Nirgends haben sich tiefere Kontakte ergeben.
Sei nicht traurig deswegen. Viele Menschen haben ihre tiefsten Kontakt nur innerhalb der Familie. Meistens die eigene gegründete Familie. Dass es mit der Herkunftsfamilie nicht passt, gibt es öfter. Vereinskontakte hat man zwar fortwährend, aber diese sind meistens nicht tief genug, wenn es um Fragen wie die deinen geht.
 
  • #9
Ich sehe es wie der IM. Ich würde mein Geld keinem Verwandten vermachen, sondern jetzt noch einmal so richtig die S.. rauslassen und mir alles gönnen, was mir in den Sinn kommt. Vergiß nicht, du bist für heutige Verhältnisse (60 ?) noch in einem guten Alter und kannst das Leben noch genießen. Mit deinem ersparten Geld kannst du dir später im Altenheim zusätzliche Leistungen kaufen oder gleich in ein besseres Haus gehen. Warum willst du der Verwandtschaft etwas hinterlassen? Wäre einer von denen bereit, dich auch nur 1 Monat lang zu pflegen? Denke an dich!
 
  • #10
danke zunächst für Deine Antwort, und ich hoffe, dass Du den Feiertag gut verbracht hast.
Danke, das habe ich bis jetzt getan und es geht weiter! 😊
Ja, an diese Möglichkeit habe ich auch schon gedacht. Doch es bleibt halt immer ein blödes zurück in einem selbst, oder?
Löse dich von dieser Fremdkonditionierung, sei du dir selbst, dann bleibt nichts blödes zurück! Du brauchst keine schlechten Grefühle bekommen, was andere über dich denken könnten, sie brauchen es auch nicht wissen. Die Motivation sollte alleine aus dir selbst kommen!
 
  • #11
Eine schwierige Situation, in der du dich befindest, liebe Anja.
Ich bin älter als du und habe - glücklicherweise - für mich alles »in trockenen Tüchern«.

Dennoch habe ich mir mal überlegt, was ich machen würde, steckte ich in deinen Schuhen. Grundsätzlich ginge es mir so, dass ich nicht mühsam versuchen würde, »Verwandtschaft« (du schreibst von Cousin/Cousine) heranzuziehen, hätte ich ohnehin keinen liebevollen Kontakt zu ihnen. Schade, dass auch dein Geschwisterverhältnis nicht funktioniert.

Also ICH würde als erstes einen Notar (Anwalt genügt in diesem Fall nicht) meines Vertrauens aufsuchen, um mit ihm ein paar Klarheiten zu besprechen. Dazu gehört eine Patientenverfügung, eine Vorsorgevollmacht (die weitaus wichtiger ist, da sie regelt, wer dich vertritt, wenn du keine zugewiesene gesetzliche Vertretung wünschst) und dein Testament. Patientenverfügung und Testament kannst du auch ohne ihn machen, doch er hat - nebenbei - die richtigen Tipps.

ICH (wohlgemerkt, ich spreche von mir; kann aber Anregung für dich sein) würde mich einmal umhören, Waisenheim o.ä., dort Besuche machen, evtl. Nähe zu einem Kind aufbauen, mit dem du etwas anfangen kannst. So ein Kind könntest du emotional und finanziell unterstützen, ohne die Gesamtverantwortung (Pflege, Adoption) zu übernehmen, denn du wirst ja noch berufstätig sein.
In meinem Testament würde ich ein ausgesuchtes Kinderhospiz berücksichtigen. Schau dir verschiedene Hospize an, sprich mit den Betreuer/innen, geh öfters hin - und entscheide dann. Einer meiner Brüder ist medizinischer Leiter in einem Hospiz (nicht ausschließlich für Kinder) und ich weiß aus seinen Erzählungen, wie willkommen (auch) finanzielle Hilfen sind, um mehr Personal einstellen zu können. Denn die Betreuung muss intensiv sein.

Für dich selbst solltest du unbedingt eine private Zusatz-Pflegeversicherung abschließen, damit du auf einer möglichen Pflegestation (oder bei privater Pflege) bestmöglich versorgt wirst. Hier hakt es oft, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur den Notstand abdeckt.

Als letztes wünsche ich dir, dass du (Jahrgang 1967?) doch noch die Chance hast, auf dir liebe Menschen zu stoßen, die du (und die dich) in dein Leben einschließen kannst. Vorsicht allerdings vor Schmarotzern aller Art, aber das weißt du ja!
Hallo Amytan,

hab' ganz lieben Dank für Deine ausführliche Antwort, die mir sogar eventuell weiterhelfen (Hospiz unterstützen usw.) wird. Auch darüber werde ich mir noch konkret Gedanken machen.

Schön zu hören für mich, dass Du für Dich alles schon geregelt hast, wie Du es Dir wünschst und dass Du helfende Hände an Deiner Seite hast. Das freut mich ungemein.

Ja, ich werde im August 56 Jahre alt.

Auch dafür danke, dass Du mir in Bezug auf Freundschaften Mut machst. Mal sehen, wie sich alles entwickelt.

Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend

Anja
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #12
Sei nicht traurig deswegen. Viele Menschen haben ihre tiefsten Kontakt nur innerhalb der Familie. Meistens die eigene gegründete Familie. Dass es mit der Herkunftsfamilie nicht passt, gibt es öfter. Vereinskontakte hat man zwar fortwährend, aber diese sind meistens nicht tief genug, wenn es um Fragen wie die deinen geht.
Liebe Anemona,

ich danke Dir für die Antwort und Deine aufmunternden Worte, die mich sehr berührt haben.

Ich versuche trotz allem - auch wenn es noch so schwer ist - nach vorne zu schauen und das Beste daraus zu machen.

Dir alles Liebe und einen angenehmen restlichen Feiertag

Anja
 
  • #14
Ich habe leider keine Antwort darauf, aber stelle es mir sehr beängstigend vor, wirklich niemanden zu haben. Obwohl man heutzutage auch gut als Single mit Geld leben kann, gerade im mittleren Alter, fehlt dann irgendwo doch ganz viel, was einem Partnerschaft und eigene Familie geben können und was sich nicht einfach kaufen oder ersetzen lässt.
Sei nicht traurig deswegen. Viele Menschen haben ihre tiefsten Kontakt nur innerhalb der Familie. Meistens die eigene gegründete Familie. Dass es mit der Herkunftsfamilie nicht passt, gibt es öfter. Vereinskontakte hat man zwar fortwährend, aber diese sind meistens nicht tief genug, wenn es um Fragen wie die deinen geht.
Ja, erlebe ich genau so, bei mir selbst und anderen, ich würde solche Themen auch nicht mit irgendwelchen Bekannt- und Freundschaften regeln, sondern immer innerhalb der Familie. Wenn es hart auf hart kommt, sind es meistens Partner, Kinder, Eltern und Geschwister, die sich verantwortlich fühlen und helfen, nicht Freunde, erst recht keine Bekanntschaften. Die kommen mal zu Besuch und schreiben eine Karte, aber Verlass ist oft auf Partner und Kinder. Es gibt dazu einen Spruch: "Blut ist dicker als Wasser."

Wenn ich später keinen Partner und keine Kinder hätte, würde ich alles meiner Schwester anvertrauen, sie und ggf. ihre Kinder unterstützen und ihr auch alles vererben. Ich würde ihr nicht zur Last fallen wollen, weiß aber, dass sie mir im Notfall helfen würde.
Schade, dass du kein gutes Verhältnis zu deinem Bruder hast. Aber ist es zu spät, das zu ändern? Gerade wenn ich keine eigene Familie hätte, würde ich mich mehr um Geschwister, Neffen/Nichten und Verwandte kümmern. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen -- hattest du nie Interesse daran? Manchmal kommt man sich auch erst im Alter näher und kann frühere Probleme aufarbeiten. Ich würde versuchen, das Verhältnis zum Geschwisterkind zu verbessern, im Alter seid ihr ja vielleicht beide nicht mehr so eingebunden und könnt eine neue Ebene finden.

Ansonsten weiß ich wirklich nicht, wer einen liebevoll beraten und unterstützen kann. Man kann sich gewisse Dienstleistungen natürlich kaufen, klar. Das Vererben ist, glaube ich, das geringste Problem, da kannst du dir irgendwas aussuchen oder alles selbst aufbrauchen, den Rest nimmt notfalls der Staat. Ich selbst würde, wie gesagt, immer meine Familie unterstützen, sonst einen Menschen, den ich nett finde, der es gebrauchen kann und sich darüber freut.
w28
 
  • #15
Und das macht mir Angst und gibt mir sehr zu denken.
Deine Erfahrungen im Pflegeheim decken sich 1:1 mit meinen. Wir, meine Mutter und ich, haben meinen Vater 6 Jahre lang täglich 3x im Pflegeheim besucht. Immer auch zu den Essenszeiten, da er schon zuhause nicht mehr selber essen konnte. Und auch er konnte nur mit wenigen PflegerInnen "gut".
Ja, so ist das nun mal mit dem Pflegeheim.

Besser, selber noch die Kurve zu kratzen. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Oft ist es schon zu spät und man schafft es nicht mehr.

Ansonsten kein Grund, traurig zu sein. So ist einfach das Leben!

ErwinM, 54
 
  • #17
Versuche dich von der Angst zu befreien, dann lebst du leichter, besser, gesünder und ideenreicher! Glaub an dich, habe Vertrauen und Liebe zu dir, denn das sind die starksten Kräfte, um alle Probleme zu Gunsten von dir zu lösen!
Danke für die Worte. Ja, Angst lähmt. Und das ist nicht gut. Ich brauche meine Energie für mich. Bin auch schon dabei, daran zu arbeiten. Nur so einfach ist es nicht.

Hey, das hört man doch gern. Dann feiere heute Abend noch schön weiter. Viel Spaß,
 
  • #18
Ich habe leider keine Antwort darauf, aber stelle es mir sehr beängstigend vor, wirklich niemanden zu haben. Obwohl man heutzutage auch gut als Single mit Geld leben kann, gerade im mittleren Alter, fehlt dann irgendwo doch ganz viel, was einem Partnerschaft und eigene Familie geben können und was sich nicht einfach kaufen oder ersetzen lässt.

Ja, erlebe ich genau so, bei mir selbst und anderen, ich würde solche Themen auch nicht mit irgendwelchen Bekannt- und Freundschaften regeln, sondern immer innerhalb der Familie. Wenn es hart auf hart kommt, sind es meistens Partner, Kinder, Eltern und Geschwister, die sich verantwortlich fühlen und helfen, nicht Freunde, erst recht keine Bekanntschaften. Die kommen mal zu Besuch und schreiben eine Karte, aber Verlass ist oft auf Partner und Kinder. Es gibt dazu einen Spruch: "Blut ist dicker als Wasser."

Wenn ich später keinen Partner und keine Kinder hätte, würde ich alles meiner Schwester anvertrauen, sie und ggf. ihre Kinder unterstützen und ihr auch alles vererben. Ich würde ihr nicht zur Last fallen wollen, weiß aber, dass sie mir im Notfall helfen würde.
Schade, dass du kein gutes Verhältnis zu deinem Bruder hast. Aber ist es zu spät, das zu ändern? Gerade wenn ich keine eigene Familie hätte, würde ich mich mehr um Geschwister, Neffen/Nichten und Verwandte kümmern. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen -- hattest du nie Interesse daran? Manchmal kommt man sich auch erst im Alter näher und kann frühere Probleme aufarbeiten. Ich würde versuchen, das Verhältnis zum Geschwisterkind zu verbessern, im Alter seid ihr ja vielleicht beide nicht mehr so eingebunden und könnt eine neue Ebene finden.

Ansonsten weiß ich wirklich nicht, wer einen liebevoll beraten und unterstützen kann. Man kann sich gewisse Dienstleistungen natürlich kaufen, klar. Das Vererben ist, glaube ich, das geringste Problem, da kannst du dir irgendwas aussuchen oder alles selbst aufbrauchen, den Rest nimmt notfalls der Staat. Ich selbst würde, wie gesagt, immer meine Familie unterstützen, sonst einen Menschen, den ich nett finde, der es gebrauchen kann und sich darüber freut.
w28
Hallo Inanna,

danke auch Dir für Deine ausführliche Rückmeldung.

Doch, ICH habe mich stets um ALLE betroffenen Personen immer gekümmert. Bin auf sie zugegangen, habe sie angeschrieben und angesprochen. Sicher, es kommt dann eine Reaktion oder jemand nimmt die Einladung an. Das war es dann aber auch.

Von der anderen Seite kommt dann tage-, wochen-, monate- oder jahrelang keine Regung.
Gehe ich aber auf sie zu, dann antworten sie. So ist es auch mit meinem Bruder.

Wenn alles nur auf einer sogenannten "Einbahnstraße" beruht, dann will ich das auch nicht mehr. Habe ich es nötig, allen hinterherzulaufen?

Ich mache dies schon lange mit. Irgendwann ist auch mal Schluss.
Und nur aus "Gnade" möchte ich niemanden haben.

Dir noch einen schönen Abend.



Anja
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #19
Deine Erfahrungen im Pflegeheim decken sich 1:1 mit meinen. Wir, meine Mutter und ich, haben meinen Vater 6 Jahre lang täglich 3x im Pflegeheim besucht. Immer auch zu den Essenszeiten, da er schon zuhause nicht mehr selber essen konnte. Und auch er konnte nur mit wenigen PflegerInnen "gut".
Ja, so ist das nun mal mit dem Pflegeheim.

Besser, selber noch die Kurve zu kratzen. Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Oft ist es schon zu spät und man schafft es nicht mehr.

Ansonsten kein Grund, traurig zu sein. So ist einfach das Leben!

ErwinM, 54
Schlimm, was auch Ihr da so habt durch- und mitmachen müssen. Die Zustände sind mitunter schon schlimm.

Andererseits muss man aber auch sagen, dass seitens von der Pflegeleitung viel Schönes auf die Beine gestellt werden. So zum Beispiel die Feste (Karneval, Sommerfest, Oktoberfest oder die Advents- und Weihnachtsfeiern). Oder einige Ausflüge.

In der Pflege muss allerdings noch viel getan werden.
 
  • #20
Alles andere lege ich die in Hand Gottes oder des Schicksals. Komme, was komme wolle. Wenn nötig, möchte ich ausschließlich professional besachwaltet, betreut und gepflegt werden
Das finde ich eine sehr gesunde und rationale Einstellung.

Ich habe zwar zusätzlich das (ganz unverdiente) Glück, von Menschen umgeben zu sein (Freunde, Kinder, Exen), denen ich rückhaltlos vertraue. Dennoch fühle ich nicht den inneren Druck, da besonders viel mit Vollmachten etc. regeln zu müssen.
 
  • #21
Wenn ich natürlich schon so weit wegbin vom Verstand, dann ist es uninteressant und mir auch egal. Doch meistens sind die bettlägrigen Menschen noch voll und geistig da.
Ich sehe diese zeitliche Spanne als sehr relativ an. Nichts, worüber ich mir ernsthaft Sorgen machen würde.
Viele Menschen haben da so ein jahrelanges „Folterszenario“ vor Augen. Wenn es mit mir dahin kommt, stelle ich die Zusammenarbeit ein und gehe weiter.
 
  • #22
Was passiert aber mit mir?
Obwohl ich mir in einer anderen Rubrik hier um meinen Bruder Sorgen mache, haben wir beide ein äußerst angespanntes Verhältnis.

Und um meinen Bruder in die Patientenverfügung und allem einsetzen zu lassen, braucht es schon auch ein starkes und blindes Vertrauen...es tut mir selbst weh, das so zu schreiben.
Dann fällt Dein Bruder raus, es sei denn, Du führst ein offenes Gespräch mit ihn und fragst ihn, was er davon hält und ob er in Deinem Sinne ( den er kennen sollte, heisst Du musst ihm es natürlich mitteilen) entscheiden würde.

Ansonsten, hast Du eine sehr nahe Freundin, welcher Du entsprechend vertraust? Oder Neffen, Nichten?
Würdet Ihr trotzdem allen Euer restliches Geld vermachen, obwohl kein Austausch miteinander besteht oder bestand?
Nein, würde ich nicht. In dem Fall würde ich es wohl guten Freunden und der Arche vererben.
Gibt es keine gemeinnützige Organisation, welche Dir am Herzen liegt?
 
  • #23
Während meines bisherigen Lebens habe ich stets versucht, soziale Kontakte zu bekommen. Leider ist mir dies seit 40 Jahren aus unerfindlichen Gründen nicht gelungen, obwohl ich in sämtlichen Vereinen, VHS-Kursen, Tanzkursen, Kirchenchor usw. Mitglied gewesen bin. Nirgends haben sich tiefere Kontakte ergeben.
Ich würde aufgrund dieses Befundes eine fachliche Beratung empfehlen. Die Ursache liegt ja in dir, und soziale Bindungen sind wichtig für die Zufriedenheit.
Du wirst dein weiteres Leben doch nicht so unzufrieden verbringen wollen.

Nach dieser Beratung und Diagnose gibt es dann sicher viele Optionen, um Weiterzukommen - vielleicht hast du eine manifeste Depression oder ein Helfersyndrom, bist überlastet oder whatever.
 
  • #24
Während meines bisherigen Lebens habe ich stets versucht, soziale Kontakte zu bekommen. Leider ist mir dies seit 40 Jahren aus unerfindlichen Gründen nicht gelungen, obwohl ich in sämtlichen Vereinen, VHS-Kursen, Tanzkursen, Kirchenchor usw. Mitglied gewesen bin. Nirgends haben sich tiefere Kontakte ergeben.
Meine eigenen Gefühle dabei:

Aus dieser Schilderung und aus jedem deiner Beiträge („Liiiiebe XY, herzlichen Dank dafür, dass du dir Zeit für mich nimmst, du hast mein Herz berührt“) dringt große Bedürftigkeit. Es wirkt so, als würdest du dich an jeden klammern, der dir ein Schrittchen entgegenkommt, ihn mit unerbetenen Kontaktversuchen und Aufmerksamkeiten überschütten.
So etwas schreckt extrem ab, darüber wurden Hollywoodthriller gedreht.

Die Hintergründe dafür aufzudröseln (sicher die Kindheit, aber inwiefern) ist wahrscheinlich schon die halbe Lösung des Problems.
 
  • #25
deiner Beiträge („Liiiiebe XY, herzlichen Dank dafür, dass du dir Zeit für mich nimmst, du hast mein Herz berührt“) dringt große Bedürftigkeit. Es wirkt so, als würdest du dich an jeden klammern, der dir ein Schrittchen entgegenkommt, ihn mit unerbetenen Kontaktversuchen und Aufmerksamkeiten überschütten.
So etwas schreckt extrem ab, darüber wurden Hollywoodthriller gedreht.
Das ist mir auch alles aufgefallen.
Jedoch gibt es gerade von Dale Carnegie aus USA diverse Bücher, die so ein Vorgehen empfehlen, um Freunde zu finden. Also besondere Freundlichkeit à la „Wie man Freunde gewinnt “.
 
  • #26
Es ist richtig, daß du deine Dinge regelst, das sollte man ab 50 sowieso tun. Aber du mußt jetzt nicht alles eisern festlegen. Du hast noch ca. 30 Lebensjahre vor dir. Was kann da alles noch passieren! Ein Testament kann man jeden Tag neu schreiben. Du mußt das auch gar nicht notariell machen, es ist trotzdem gültig, handgeschrieben mit Datum.

Was ich dir aber noch einmal ans Herz legen möchte: Wenn du die Formalitäten erledigt hast, dann wende dich wieder dem Leben zu, auch wenn es dich bisher enttäuscht hat. Belaste dich nicht weiterhin mit Gedanken an Erbschaften, Altenheime und Krankheiten. Wenn du körperlich gesund bist, danke dem Schicksal oder Gott dafür und schaue mutig in die Zukunft. Versuche, dich von Ängsten zu befreien, die hauptsächlich auf deiner Verzagtheit beruhen und nicht auf Schicksalsschlägen. Löse dich aus negativen Gedanken. Ich weiß wohl, daß solche Ratschläge leicht gegeben, aber schwer umsetzbar sind. Aber versuche es, es lohnt sich.
 
  • #27
Ein Testament kann man jeden Tag neu schreiben. Du mußt das auch gar nicht notariell machen, es ist trotzdem gültig, handgeschrieben mit Datum.
Wenn man sein Vermögen auf gar keinen Fall irgendwelchen bösen Verwandten vererben möchte, - sondern z. B. einer gemeinnützigen Organisation - so sollte man das Testament aber unbedingt beim Nachlassgericht hinterlegen.

Finden das nämlich diese unerwünschten Verwandten beim Auflösen der Wohnung in einer Schublade - können sie es auch einfach vernichten, und somit erbberechtigt werden.
 
  • #28
Meine eigenen Gefühle dabei:

Aus dieser Schilderung und aus jedem deiner Beiträge („Liiiiebe XY, herzlichen Dank dafür, dass du dir Zeit für mich nimmst, du hast mein Herz berührt“) dringt große Bedürftigkeit. Es wirkt so, als würdest du dich an jeden klammern, der dir ein Schrittchen entgegenkommt, ihn mit unerbetenen Kontaktversuchen und Aufmerksamkeiten überschütten.
So etwas schreckt extrem ab, darüber wurden Hollywoodthriller gedreht.

Die Hintergründe dafür aufzudröseln (sicher die Kindheit, aber inwiefern) ist wahrscheinlich schon die halbe Lösung des Problems.
Ich denke nicht, dass ich - wie Du es hier formuliert hast - "bedürftig" bin. Nein, das hat etwas mit Respekt und Höflichkeit zu tun. Das sind für mich Werte, die ich von früher her kennen- und schätzengelernt habe. Doch gehen diese ja mancherorts heutzutage oft leider immer mehr vetloren.

Und wen Höflichkeit und ein paar nette Worte, die auch so gemeint sind, abschrecken, dem kann ich nur sagen: Wie traurig.
 
  • #29
Ich denke nicht, dass ich - wie Du es hier formuliert hast - "bedürftig" bin. Nein, das hat etwas mit Respekt und Höflichkeit zu tun.
Das finde ich ebenfalls toll und wichtig - und zunehmend selten zu finden.
Nur beschreibst du ja hier dein Leiden daran, dass du keine weitergehenden Beziehungen knüpfen kannst.

Wenn hier zB ein Mann schreiben würde, dass er keine Freundin findet, obwohl er derart aufmerksam und zugewandt ist, würde ich ebenfalls daraus schließen, dass das „too much“ ist, und er Interessentinnen gerade durch seinen Aktivismus abschreckt.

Gerade hatte ich ein Gespräch mit einem Freund, der so eine Situation mit seinem Nachbarn schilderte, dem offenbar an einem engen Kontakt gelegen ist. Der macht ihm Geschenke, schreibt Briefchen etc. Das Resultat ist, dass sich mein Freund zunehmend von diesem grundsätzlich netten Menschen bedrängt fühlt und sich distanziert - obwohl er gute Nachbarschaft sehr schätzt und ein sehr soziabler Mensch ist.
 
  • #30
Dir alles Liebe und einen angenehmen restlichen Feiertag
Danke, ich habe ihn bestmöglich verbracht. Auch mit Renovieren, aber nicht den ganzen Tag. Ich habe danach noch etwas Leckeres gekocht.
Nein, das hast du bestimmt nicht. Niemand "muss" das.
Einfach realistisch sehen. Es ist so, dass nichts kommt, wenn du dich nicht bemühst. Das ist das Level. Du kannst dir aussuchen, ob und wie du dich weiter bemühen willst. Zieh deine Gefühle da raus. Auch im Kontakt mit deinem Bruder. Lass es einfach so stehen und gib keine unnötige Energie mehr rein. Nichts mehr erwarten. Wenn du was willst, melde dich. Sie melden sich ja zurück. Wenn es für dich Anstrengung bedeutet, lass es einfach.
 
Status
Es sind keine weiteren Antworten möglich.
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