Liebe FS,
ich kenne das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven, als Betrogene und als Fremdgängerin. Beides ist nicht einfach. Als Betrogene war ich verletzt, hatte Angst den Partner zu verlieren, konnte nicht vertrauen, bin immer misstrauischer geworden. Allerdings habe ich die Dinge dort auch selbst herausgefunden und nie eine wirkliche Aussprache bekommen. Es war die 1. große Liebe und hat mich in vielerlei Hinsicht verändert. Im Nachhinein weiß ich, dass er das immer nur getan hat, weil er die Bestätigung von außen gesucht hat. Es waren viel weniger hübsche und intelligente Frauen als ich, die ihn angehimmelt haben. Er verhielt sich bei den Frauen die nach mir kamen identisch.
Allerdings ist für mich das eigene Fremdgehen noch schlimmer gewesen. Ich habe mir eingestanden, dass es bei mir persönlich an meinem eigenen Charakter liegt. Ich bin in vielen Lebensbereichen stark, in Beziehungen bin ich es nicht. Ich habe auch damit argumentiert, dass die Beziehung zu dem Zeitpunkt schlecht war, mein Partner hatte mich sehr verletzt und dann war da einer, der mich wirklich wollte, der mir gezeigt hat, wie sehr er mich will, wie sehr er mich schätzt und begehrt. Aber: das ist nicht der Grund! Als starker Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist, hat man es nicht nötig, sich diese Aufmerksamkeit anderswo zu holen.
Ich habe mich entschieden, von dem Seitensprung nichts zu erzählen, mein Partner und ich haben sogar einmal darüber gesprochen, dass wir beide einen einmaligen Seitensprung verzeihen würden, aber lieber nichts davon wüssten. Wenn es tatsächlich einmalig war erleichtert man dann nicht nur auf egoistische Weise sein Gewissen?
Das Kind ist bei Dir aber nunmal in den Brunnen gefallen. Dennoch solltest du nicht in die Opferrrolle und "es ist alles einfach so passiert" verfallen. Du musst dich mit deinen eigenen Problemen auseinandersetzen. Dich quasi deinen inneren Dämonen stellen. Wenn man sich diese eingesteht merkt man auch, dass der Kampf nicht einfach wird. Ich selbst habe immer noch Tendenzen, mir Aufmerksamkeit und Bestätigung von außen zu holen und sei es nur dadurch, dass ich mit anderen Männern flirte, allerdings weiß ich nun wo die Grenze ist und habe gelernt diese nicht zu überschreiten.
Sollte Dein Freund euch eine Chance geben, solltest Du an zwei Dingen arbeiten. An der Beziehung, ja. Aber primär an Dir selbst. Wenn Du das tust kann das Ganze im Endeffekt sogar vieles ins Positive verändern.
Zudem glaube ich nicht, dass der Schmerz des Partners immer bleiben muss. Für mich war damals das Problem, dass ich einfach kein Gespräch mit meinem Freund führen konnte, der mich betrogen hatte. Aber als ich dann für mich verstanden hatte, dass nicht ich, sondern er selbst das Problem war, fiel mir vieles leichter.
Geh in Dich, finde das wahre Problem und erkläre Deinem Partner genau das und wie du zukünftig daran arbeiten willst. Dann habt ihr vielleicht noch eine Chance.
Alles Gute!
(w 23)