Ich (w,45) habe seit einigen Jahren eine Teilprothese ( Oberkiefer Schneidezähne/ Backenzähne).
Der Grund dafür ist, dass ich als Kind/Jugendliche jahrelang eine Zahnspange getragen habe, die den Zahnschmelz aller Zähne nachhaltig brüchig gemacht hat. Deswegen mussten einige Zähne leider frühzeitig gezogen werden.
Zuerst war ich kreuzunglücklich. Es dauerte lange, bis ich mich halbwegs mit dem Zahnersatz angefreundet hatte. Erst recht, weil ich kein chices Modell, sondern "nur" die Regelversorgung im Mund hatte.
Dann verliebte ich mich. Beim ersten (Zungen-)kuss war ich total verunsichert (merkt er das jetzt...?) Irgendwann stellte ich fest, dass es überhaupt keine Rolle spielte! Ich war völlig perplex. Natürlich lasse ich den Zahnersatz nachts drin und würde mich auch niemals beim Zähneputzen im Bad erwischen lassen. Es gibt nun mal Geheimnisse, die man nicht mit jemandem teilen möchte.
Hatte auch deswegen noch nie Probleme beim Vorstellungsgespräch o.ä. Wer mir erzählen will, dass er jemanden wegen eines ungepflegten Gebisses aussortiert, hat null Ahnung! Der Gesamteindruck zählt, nicht das angeblich gepflegte Implantat-Image!
Letztendlich ist es nur eine Frage des Selbstbewusstseins. Ich könnte mir durchaus ein schöneres Gebiss vorstellen, ist aber mangels finanzieller Mittel z.Zt. nicht möglich. Deswegen hatte ich aber noch nie irgendwelche Nachteile. In der Liebe erst recht nicht.
Nur Mut! Je selbstverständlicher wir damit umgehen, desto weniger Probleme haben unsere Mitmenschen damit. Wir müssen unsere "Dritten" ja nicht wie Oma und Opa nachts im Wasserglas parken. Das ist eine Vorstellung, die manche Leute im Bezug auf die "Senioren" im Kopf haben. Alles Mumpitz. Wer weiß, was im Laufe der Zeit noch alles über uns hereinbricht (Rollator/ Stützstrümpfe/ Hörgeräte/ Herzschrittmacher/ Windelhosen etc.) Und selbst dann ist ein würdevolles Leben noch möglich, trotz aller Einschränkungen. Entscheidend ist die Lebensfreude. Die zu erfahren, ist trotz körperlicher Gebrechen zum Glück immer möglich.