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  • #1

In einen Online-Fake verliebt

Mich beschäftigt diese Geschichte enorm: http://www.sueddeutsche.de/leben/liebesluege-im-internet-verliebt-in-einen-fake-1.1706363
Kurzfassung: Eine Frau bekommt über ein soziales Netzwerk Kontakt zu einem Mann und hat über ein Jahr lang eine Art Beziehung mit ihm, bei dem reale Kontakte wie Treffen und Videotelefonie immer wieder scheitern. Erst eine Freundin, die recherchiert, überzeugt sie von der Nichtexistenz des Mannes, wie er sich darstellt.
Der Mann gibt das zu, kommt mit neuen Lügen, um sie zu behalten und sie entdeckt bei näherer Suche 9 weitere Online-"Beziehungen" von ihm.
Es geht mir gar nicht darum, über die Frau herzuziehen, das hat sie nicht verdient. Ich finde es mutig, mit so einer Sache an die Öffenlichlkeit zu gehen, um andere zu sensibilisieren
Ich bin mir nicht sicher, ob mir das fast nicht auch hätte passieren können. Ich habe zwar feine Antennen für Unauthentisches und Lügen und verliebe mich erst, nachdem ich einen Mann real und körperlich erlebt habe. Aber vielleicht wäre ich auch empfänglich für diese romantische Entsagung und das Königkinderdrama, wo zwei sich nahe sind, aber nicht zueinander kommen können.
Wie ist es bei euch?
 
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  • #2
Wo ist denn hier das Problem? Die Frau war in ihre eigenen Gefühle verliebt, was völlig legitim ist.

Man kann sich nicht in einen Menschen verlieben, den man noch nie gesehen hat. Die empfundenen Gefühle ähneln jenen, die man beim Lesen eines Romans oder beim Sehen eines Films empfindet. Die Kommunikationsebene von zwei Gesprächspartnern wirkt natürlich intensivierend, aber auch hier sehe ich (w/37) kein Problem.

Ein ausschließlich virtueller Flirt knüpft an die alte Tradition des Tagebuchschreibens an. Beide tauschen ihre Gedanken aus, um sich zu inspirieren oder sich ein Problem von der Seele zu reden.

Ich finde den Mann wesentlich bedauernswerter. Wer 9 Online-Beziehungen hat, verlässt nicht mehr das Haus.
 
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  • #3
Habe den Artikel auch gelesen, und fand es auch sehr mutig und wichtig, dass diese Frau von ihrer Erfahrung berichtet hat.

Sowas in der Form habe ich noch nicht erlebt, allerdings wurde ich schon mehrmals von Männern "verarscht", aber das war immer nach ca. 1 Woche und ich hab mich schnell erholt und war nie verliebt.

Es gibt z.B. auch Männer, die einfach nur eine Mailfreundschaft wollen, aber die Frau dennoch immer in dem Glauben lassen, dass es mal zu einem Treffen kommt, mit so einem schreibe ich momentan, habe ihn aber jetzt in die Kategorie Brieffreund gesteckt, und will ihn gar nicht mehr treffen, weil ich das Interesse schnell verliere, wenn nicht mehr kommt. Und somit ist es okay- ich verschwende also keine Zeit mit ihm.

Das Netz bietet einfach zu viele Möglichkeiten für Blender, wenn sie dann auch noch Hacker sind...Ich bin zwar zu paranoid, aber ich gehe mittlerweile einfach davon aus, dass alles was ich im Netz so mache, von wem auch immer mitgelesen wird, denn hacken ist sicher nicht so schwer. Es gibt Dinge, die man beachten sollte, wenn man was Ernstes will: Schnell telefonieren, schnell treffen, dann kann der Mann immernoch verheiratet sein, aber man wird nicht so manipuliert wie die Frau in dem SZ Artikel.
 
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  • #4
Eine kuriose Geschichte, kaum zu glauben dass das über einen solch langen Zeitraum ging. Solche Menschen sind prinzipiell realitätsfremd, naiv und beeinflußbar, haben wenige oder gar keine sozialen Kontakte und erschaffen sich aufgrunddessen eine virtuelle Traumwelt. Wenn sie dann auch noch auf einen Menschen mit manipulativen Charakter, Charme und Menschenkenntnis treffen, der ihnen das gibt, was sie in ihrem Leben vermissen, nämlich Aufmerksamkeit, Verständnis, romantische Worte u. liebevollen Zuspruch, kann es diese Ausmaße annehmen. Dennoch gehe ich davon aus, dass diese Frau psychisch labil ist. Sich über 1 Jahr in dieser Weise hinhalten zu lassen, ist ein totale Ausnahme. Heutzutage hat wirklich JEDER einen Internetzugang und man muss immer damit rechnen, auf ein Fake dieser oder anderer Art zu treffen. Ein gesundes Misstrauen und absolute Vorsicht mit seinen persönlichen Daten sind unbedingt notwendig.
 
  • #5
Da im Netz so viel gelogen und vorgetäuscht wird, wundert Einen sowas nicht.
Es ist soo einfach !

Das wäre dann ein Rollenspiel, worin die Täter sich ergötzen, daß ihr "Publikum" so naiv ist.
Und diesen Kick sich immer wieder holen. ggf. von neun Naiven gleichzeitig = erhöhte "Dosis"

Denn der Rausch eines empfangenen, schmachtenden Mails etc. verfliegt bei den Tätern schnell.
Und dann muß rasch der nächste Kick kommen.
Vielleicht Chat mit fünf Frauen - gleichzeitig ?

Oder die Liebslüge im Urlaub, Stichwort bezness
Die einsamen Single-Frauen treffen auf gutaussehende Einheimische, und fühlen sich geschmeichelt und verehrt. Alles traumhaft, und sogar gemeinsame Hochzeit. Trotzdem alles Lüge von diesen Männern.
 
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  • #6
Die Dame hat mit ihren 45 Jahren wohl noch nie etwas von der berühmten "Tasse Kaffee" an dem ebenso berühmten "neutralen Ort" gehört? Kaum zu glauben! Ich persönlich könnte vor einem persönlichen Treffen, was zur Vermeidung von Ressourcenverschwendung möglichst schnell stattfinden sollte (das kommuniziere ich auch schon mal so), gar keine Gefühle auf der Grundlage von Textnachrichten aufbauen, auch nicht auf Grundlage eines Fotos. Und spätestens nach der zweiten Ausrede hätte ich emotionslos (!) jeden Kontakt abgebrochen. Aber das liegt vielleicht daran, dass ich ein Mann bin.

Unklar ist, was der Typ in Wirklichkeit wollte. Dass es ihm nur um Macht ging, wie vom "Opfer" behauptet, scheint ein voreiliger Schluss. Wohl eher wäre diese Geschichte am Ende auch in der Kategorie "Betrug" (im Sinne des Strafgesetzbuchs) bzw. "Bezness" gelandet.

m34
 
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  • #7
Diese Frage "kann man sich virtuell verlieben´" taucht ja immer als Thema auf..

Wahrscheinlich ist das so weil es 50 Prozent nachvollziehen können die anderen 50 dafür überhaupt nicht.

Wenn man davon ausgeht, dass Verliebtheit ein Gefühl beschreibt, das man für jemand empfindet, ist es dasselbe Gefühl, wie wenn ich für jemand schwärme oder toll finden..Ich habe dieselben Gefühle, nur die Intensität ist wohl bei Verliebtheit anders.

Wer glaubt er könnte nie ein Gefühl der Verliebtheit für jemand aufbringen, den er noch nie geküsst, gespürt oder Zeit mit ihm/ihr verbracht hat, versucht sich doch bitte mal in die Zeit zu versetzen wie sich die Gefühle für sein Pop-starschwarm angefühlt haben..

Ich bin sicher es hat sich auch nach Verliebtheit angefühlt... obwohl er nie zu erreichen war..
 
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  • #8
Ich sehe das Problem nicht. Weder hat der Kerl sie finanziell ausgebeutet, noch hat er sie vergewaltigt oder sonst etwas. Er hat ihr eine Geschichte erzählt, sie hat sich prächtig unterhalten, es ist herausgekommen, dass er weder das Ferienhaus noch den dicken Mercedes besitzt, und jetzt steht er auf einmal als Schwerverbrecher dar. Im Vergleich zu den Manipulationsversuchen, denen man als Mann gemeinhin ausgesetzt ist, wirkt das alles auf mich noch relativ harmlos.
 
  • #9
Komm gemeinhin öfters vor als angenommen, allerdings sind das meistens Jüngere und das passiert dann in Chaträumen oder MMORPGs .. Mein Bruder war jast ein Jahr in eine Frau aus WoW "verliebt". Als sie sich dann endlich getroffen haben kam dann so etliches raus und es ist noch am gleichen Tag krachen gegangen .. (mit riesen Krach)
 
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  • #10
ist mir auch schon mal passiert! Da war ich 28 Jahre alt!
Ich war nicht wirklich verliebt, aber wir hatten uns sehr nett geschrieben, es war lustig und er hatte ein Photo eines Radrennprofis eingestellt!
Ich bin selber sehr sportlich und fand die Kombination damals toll - dass er so sportlich war und so toll schreiben konnte. ich war unglaublich aufgeregt, ihn live zu treffen
Wir haben uns verabredet und ich dachte, er sei nicht erschienen, mich glotzte aber den ganzen Abend so ein Ultra-Nerd an, was mich nervte.
Gott sei Dank traf ich in der Bar noch andere Freunde.
Als er mir dann gestand, dass er EINMAL wissen wollte, wie es ist, "an so eine Superfrau" zu kommen und er nur ein falsches Bild eingestellt hatte, war ich total sauer und habe zuhause vor Wut geheult. Ich war total enttäuscht und wurde total verarscht.
Heutzutage bin ich bei zu perfekten Photos skeptisch - und es müssen immer mehrere sein!
w,40
 
  • #11
Hab mich auch schon mal abzocken lassen und bin einem/einer "Aufgeiler(in)"-einem bezahlten Mietschreiber, der Provision für Abschllüsse bekommt-auf den Leim geangen. Hatte dann so ein sch... Abo am Hals und da kommt man eben nicht mehr mit ein paar Mausklicks raus. Ärgerlich. Nie wieder.
 
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  • #12
Wo ist denn hier das Problem? Die Frau war in ihre eigenen Gefühle verliebt, was völlig legitim ist.

Man kann sich nicht in einen Menschen verlieben, den man noch nie gesehen hat. Die empfundenen Gefühle ähneln jenen, die man beim Lesen eines Romans oder beim Sehen eines Films empfindet.

Den Vergleich finde ich sehr gut! Auch nach dem Sehen eines Films kann man regelrecht leiden unter den eigenen Sehnsüchten, die angekurbelt wurden. Ich erinnere mich noch, wie ich als Jugendliche regelrecht in ein Loch fiel, wenn ein bestimmter Film vorbei war, und ich erst einmal gar nicht mehr wusste, wo ich bin, so sehr war ich noch in der Geschichte und bei den Schauspielern. Nur käme man da nicht auf die Idee, den entsprechend auserkorenen Schauspieler verantwortlich zu machen.

Online kam so etwas bei mir öfter mal kurzfristig vor, dass ich mich Menschen verbunden fühlte, aber es ebbte auch wieder schnell ab, und spätestens dann war mir klar, ich muss mal wieder dringend unter (fremde, neue) Leute. Wenn ich mich ernsthaft in jemanden "verlieben" würde, würde ich auf jeden Fall auf ein Treffen pochen, weil klar ist, dass es hauptsächlich Kopfkino ist.
 
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  • #13
Kann man sich wirklich in jemanden verlieben, den man noch nie im Leben gesehen hat? Nur weil er vielleicht tolle Briefe schreiben kann oder ein hübsches Foto schickt? Ich meine, selbst wenn die Person auf dem Foto tatsächlich der Absender sein sollte ... dann kann man vielleicht denken: Der sieht gut aus, der könnte mir gefallen, den möchte ich real kennenlernen.

Und ein Mann, der so etwas macht, hat ja wohl scheinbar nichts Sinnvolleres zu tun. So jemand macht es sich anscheinend zum Hobby, Frauen zu verar.......Kann für den eigentlich auch kein schönes Leben sein.

Da läuft doch so einiges verkehrt in dieser Welt.

Wer mit seinem Single-Leben einigermaßen glücklich ist, sollte Single bleiben. Man kann sich viele menschliche Enttäuschungen ersparen.
 
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  • #14
Das Internet macht so etwas möglich. Als Frau möchte ich grundsätzlich, dass der Mann vor dem ersten Treffen (das innerhalb dreier Wochen stattfinden sollte) seinen vollen Namen, seinen Wohnort, seine Telefonnummer und seinen Job (grob reicht auch) preisgibt. Dann wird er notfalls, wenn ich ein komisches Gefühl habe, gegoogelt. Wenn nichts gegen ein Treffen spricht, freue ich mich auf´s Date!

Die Frauen wie in diesem Bericht sind völlig realitätsfern, sehr naiv und viel zu vertrauensselig und das wird ganz schnell von Egoisten ausgenutzt. Ein bißchen Mißtrauen schadet nicht, im Gegenteil. Es gibt viele Fakes, die nach Bestätigung suchen und sich eine andere Identität verpassen, um ihrem banalen Leben zu entfliehen und etwas Neues zu erleben (wenn auch nur virtuell) und noch mehr verheiratete Betrüger, die online nach Affären suchen. Diese Männer muß man vorher aussortieren. Und das kostet viel Zeit.

w
 
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Voland

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  • #15
Zur Sache selbst: Soviel Projektion ohne jeden Realitätsbezug und das Übersehen von Widersprüchen deutet auf eine sehr große Sehnsucht hin, auf etwas, das im eigenen Leben fehlt.

Zum Verständnis: Ich staune immer wieder, wie eindimensional hier manche denken. Warum sollte man sich nicht in einen Menschen verlieben können, den man noch nicht kennt, mit dem man aber einen intensiven Gedankenaustausch pflegt, der bis in die letzte Ecke der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt geht. Ist doch eine Frage, wie weit man sich selbst öffnen kann und will und inwieweit das auf Gegenseitigkeit beruht. Und wenn das beiderseits auf völlig ehrlicher Grundlage passiert, dann kann ich mir sogar vorstellen, dass mit etwas Glück daraus eine wunderbare Beziehung entstehen kann. Ich will damit nicht sagen, dass diese Methode empfehlenswert ist oder "vernünftig", aber möglich ist so etwas. Vielleicht hindert manchen die eigene zu ausgeprägte Vernunft, sich das zumindest mal gedanklich vorstellen zu können.

Ich denke, viele haben schon mal erlebt, dass sie schnell und heftig in jemanden verknallt haben und dann plötzlich oder Stück für Stück mit Nachlassen der Hormonüberflutung feststellen, dass es eigentlich überhaupt nicht passt. Trifft man diesen einstmals angebeteten Menschen mit zeitlichem Abstand wieder, so fragt man sich selbst, wie konnte man sich in den oder die überhaupt so dermaßen verknallen. Insofern besteht die Gefahr einer völligen Fehleinschätzung auch bei realem Kennenlernen, sie kann bei der passenden reizenden Äußerlichkeit sogar noch viel größer sein.
 
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  • #16
Warum sollte man sich nicht in einen Menschen verlieben können, den man noch nicht kennt, mit dem man aber einen intensiven Gedankenaustausch pflegt, der bis in die letzte Ecke der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt geht. Ist doch eine Frage, wie weit man sich selbst öffnen kann und will und inwieweit das auf Gegenseitigkeit beruht.
(...)
besteht die Gefahr einer völligen Fehleinschätzung auch bei realem Kennenlernen, sie kann bei der passenden reizenden Äußerlichkeit sogar noch viel größer sein.

Nein. Die Gefahr ist bei realen Kennenlernen niemals so groß. Du sprichst von Fehleinschätzung aufgrund des Äußerem. Aber das ist keine Fehleinschätzung, es ist real, wenn ein gutaussehender Mensch vor einem steht, und deshalb, aufgrund des physischen Auftritts, etwas auslöst. Je weniger man aber von einem Menschen erlebt, desto mehr tut die Phantasie dazu. Das ist doch völlig logisch. ALLES, was man online mit einem Menschen bespricht, kann man auch bei einem realen Treffen besprechen, das Online-Medium liefert absolut keine zusätzlichen Infos, sondern blockiert nur welche.

Ich habe eine blühende Phantasie, und habe mir auch schon aufgrund von Sehnsüchten etwas in Online-Kontakte hineininterpretiert. Aber aufgrund meiner Erfahrung weiß ich nunmal, dass in solchen Fällen die Gefühle wesentlich schneller abflauen und sich als falsch herausstellen, als aufgrund eines realen Kennenlernens. Bei letzterem ist es sogar so, dass ich auf den ersten Blick, und nach dem Austausch weniger Floskeln schon mit ziemlich sicherer Wahrscheinlichkeit sagen kann, wie sich die Gefühle entwickeln werden. Online geht das nicht.

Man kann jederzeit vor sich hinträumen, aber man MERKT doch, wie viel man sich dabei ausdenkt, wenn man einen Menschen nur aus Mails kennt. Mindestens 50 % der Gedanken um den anderen entspringen nicht dem Kontakt, sondern den eigenen Wünschen.
 
  • #17
es ist real, wenn ein gutaussehender Mensch vor einem steht, und deshalb, aufgrund des physischen Auftritts, etwas auslöst
Es ist auch vollkommen real, mich in einen Menschen zu verlieben, der mich mit seinen Gedanken, Werten, seinen Gefühlen und der Art und Weise, sie mir gegenüber zu zeigen, im Innersten berührt.
Du wirst doch nicht behaupten, nur Physisches wäre real?!?

Ich würde mich deutlicher getäuscht fühlen, wenn mir Wesentliches, also Einstellungen, anders ausfielen als gedacht. Mit körperlichen Variablen könnte ich gut umgehen. Ich hätte mich problemlos in einen klar unattraktiven Mann verlieben können, wenn seine Intelligenz, sein Humor, sein Idealismus, seine Fähigkeit, zu reflektieren, seine Einfühlsamkeit und ein männliches Vibrieren in der Stimme mich virtuell in den Bann geschlagen hätten. Auch Behinderungen irgendwelcher Art wären mir Wurst gewesen.
Einen analytischen Idealisten, musisch, kinderlieb und spirituell wollte ich. Er hätte arbeitslos im Rollstuhl sitzen können. Egal.

Telefonieren ist unverzichtbar, klar, das ist ein notwendiger Realitätscheck. Anhand der Stimme kannst Du soviel herauslesen, die ganze Gefühlspalette, die Schnelligkeit, mit der eine Person denkt und spricht, ihre Fähigkeit, Stimmungen aufzunehmen und auf sie einzugehen, und das Unterbewusstsein erfährt sogar noch eine Menge über den Hormonstatus und die genetische Passung. Da brauche ich kein einander Gegenüberstehen mehr, um mich zu verlieben.
Mein Freund und ich waren nach sechs Stunden Gespräch hin und weg voneinander- mir wäre es egal gewesen, wie er aussieht. Dass er groß ist und sich als attraktiv beschrieben hatte, wusste ich, aber auch das wäre nicht nötig gewesen, ich mag die Kleinen auch. Dass ich zufällig ähnlich aussehe, wie seine beiden vorherigen Partnerinnen, ist fast kurios, war aber auch für ihn belanglos- glaube ich :).
 
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  • #18
Es ist auch vollkommen real, mich in einen Menschen zu verlieben, der mich mit seinen Gedanken, Werten, seinen Gefühlen und der Art und Weise, sie mir gegenüber zu zeigen, im Innersten berührt.
Du wirst doch nicht behaupten, nur Physisches wäre real?!?

Das kommt darauf an. So lange diese Gefühle nicht auf Behauptungen beruhen, sondern in Richtung "Taten" gehen, sind sie real. Dann kann man aber auch nicht enttäuscht werden. Wenn ich z. B. merken sollte, jemand versteht mich online und ich ihn, dann lässt sich das schwer vortäuschen. Wenn nur 1 % der Menschen dieses Verständnis im Sinne von Nachvollziehen, folgen können, aufbringen, und er tut es, dann ist das real. Klar. Aber in so einem Fall kann man auf nichts hereinfallen. Wenn es allerdings ein leicht vorzutäuschendes Gesäusel ist, dass einen denken lässt, man hätte eine gedankliche Verbindung, dann ist diese nicht real, sondern vorgetäuscht.

Für mich persönlich hat das Physische in der Tat einen höheren Stellenwert, und ich habe schon des öfteren mitbekommen, wie falsch manche liegen, wenn sie sich online "verlieben". Aber es mag Gegenbeispiele geben.

Telefonieren ist schon ein weiterer Schritt und nicht mehr als "rein online" zu betrachten. Telefonieren liefert eine Menge weiterer Informationen, auch das unmittelbare aufeinander Antworten sowie natürlich der Stimmklang, dass durch Texte nicht hervorgerufen werden kann. In der FS steht nichts zum Telefonieren, nur das Videotelefonie scheiterte. Wahrscheinlich fand nicht einmal ein Telefonat statt.

Gefühle zeigen NUR schriftlich wäre für mich ziemlich wertlos. Das erlebe ich dann doch lieber live und mit Gestik und Mimik. Aber jedem das seine...
 
  • #19
So lange diese Gefühle nicht auf Behauptungen beruhen, sondern in Richtung "Taten" gehen, sind sie real.
Die Ehrlichkeit macht´s . Ich brauche keine physische Präsenz, keine Taten, da genügen ehrliche Aussagen, um mich in "seine" Gedanken- und Gefühlswelt einbinden zu lassen.
Ehrlichkeit, um es real sein zu lassen, Offenheit durch Vertrauen, um es zu teilen.

Zitat von Voland:
wenn das beiderseits auf völlig ehrlicher Grundlage passiert
dann trägt es. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Ich spüre fast besser am Telefon, wenn mich kaum anderes ablenkt, ob jemand in sich stimmig ist und er sich auf mich beziehen möchte.

Wenn es allerdings ein leicht vorzutäuschendes Gesäusel ist
dann erkenne ich Lügen nicht besser wenn er mir gegenübersteht, im Gegenteil, mein Bauch meldet sich sofort bei Unstimmigkeiten am Telefon, gegenüberstehend bin ich leichter ablenkbar, sowieso mit Vielem beschäftigt, und eigenes Reden geht besser ohne Sehen.
Schwer wird es, wenn sich die betreffende Person selbst anlügt. Das hab ich einmal sehr lange, genauer gesagt fünf Monate, nicht durchschaut, Unstimmigkeiten lange mit allem Möglichen entschuldigt.
"Gottes großen Garten", wie es Bäärbel einmal nannte, hab ich erst hier wirklich kennengelernt.
Aber wozu ist man lernfähig ;-)
 
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Voland

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  • #20
Nur zur Klarstellung: Mir ging es nur um das Mögliche im Virtuellen. Falls es doch nicht ehrlich ist: Lügen mag man nicht sofort bemerken, aber wenn man wirklich intensiv kommuniziert, dann haben sie die sprichwörtlich kurzen Beine und halten nicht allzu lange.

Bezüglich des Telefonierens - sehe ich es genauso wie Michaela71. Es ist für mich ebenso ein wunderbares Mittel, um die Stimmung und die von ihr erwähnten Dinge aufzufangen. Wobei ich mich bei einer realen Begegnung nicht abgelenkt fühle und doch noch deutlich mehr spüre. Telefonieren ist für mich auch eine Voraussetzung, um länger virtuell pur in Kontakt zu bleiben.

Ich strebe schnell eine reale Begegnung an, aber es gibt durchaus mal Situationen, wo dies nicht sofort möglich ist. Ich kann nur sagen, dass ich durch vorab Telefonate noch nie wirklich bei einem Treffen überrascht wurde; enttäuscht durchaus, aber dann hab ich es schon vorher geahnt.

Ich denke, dass eine zunächst perfekte Täuschung (sowohl Selbsttäuschung als auch bewusste Fremdtäuschung) ebenso bei schnellem Realkontakt sehr wohl möglich ist. Viele Threads hier sprechen dafür.
 
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  • #21
Die Geschichte ist zwar nicht sehr nett, trotzem bin ich der Meinug das diese Frau ein Übermaß an Naivität besaß. Wer ist denn bitte so dumm nach monatelanger Kommunikation und zwar nur virtuelle Kommunikation soviel privates von sich preiszugeben und sich *überhaupt* zu velieben? Also ich kann mich nur in jemanden verlieben wenn ich die Person auch real kenne und nicht nur virtuell. Wenn nicht relativ schnell ein reales Treffen erfolgen würde, dann würde ich auch sehr schnell stutzig werden. Aber wo die Naivität halt hinfällt. Sorry für die harten Worte aber das ist meine Meinung.
w42
 
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  • #22
Die Ehrlichkeit macht´s . Ich brauche keine physische Präsenz, keine Taten, da genügen ehrliche Aussagen, um mich in "seine" Gedanken- und Gefühlswelt einbinden zu lassen.

Auf diese Ehrlichkeit kannst du dich aber nicht verlassen. Wenn du es möchtest, bitte, es verbietet dir niemand. Aber Vorwürfe helfen nicht weiter, wenn man auf jemanden hereinfällt. Und wenn nicht, wenn man das richtige Gespür hat, dann ist es doch gut. Aber bitte nicht von den anderen irgendeine Form der "Ehrlichkeit" erwarten, die mehr mit der eigenen Einbildung zu tun hat. Wer gibt schon einem Online-Kontakt hoch persönliche Informationen??

dann trägt es. Das ist der Dreh- und Angelpunkt. Ich spüre fast besser am Telefon, wenn mich kaum anderes ablenkt, ob jemand in sich stimmig ist und er sich auf mich beziehen möchte.

Telefon ist mehr als schriftlich! Hier war die Rede von reinem Online. Wenn du es am Telefon erkennst, dann ist es doch super.

Schwer wird es, wenn sich die betreffende Person selbst anlügt. Das hab ich einmal sehr lange, genauer gesagt fünf Monate, nicht durchschaut, Unstimmigkeiten lange mit allem Möglichen entschuldigt.

Das ist eine Interpretation, ob eine Person sich selbst anlügt. Vielleicht lügt sie auch bewusst. Es ist auch völlig gleich, man sollte sich mit sich selbst beschäftigen, und nicht mit dem anderen, der einem nicht gut tut. Wenn man auf eine angebliche Lüge hereinfällt, oder etwas anders verläuft als man es sich wünscht, dann sollte man darüber nachdenken, ob man zu viel glaubt oder zu viel fantasiert. Wenn nicht, dann ist doch alles super und man kann so fortsetzen.
 
  • #23
Telefon ist mehr als schriftlich! Hier war die Rede von reinem Online. Wenn du es am Telefon erkennst, dann ist es doch super.
Ich habe den Zeitungsartikel und auch den Blogeintrag dazu gelesen. Die beiden haben sehr oft miteinander telefoniert. Nur "leider" war beim skypen seine Webcam immer kaputt. Es sind auch Unmengen von Fotos ausgetauscht worden, nach denen er ein sehr attraktiver Mann war. Bis aufflog, dass die alle vom Fotoaccount eines amerikanischen Fotografen kopiert worden sind, der sein Leben im Netz dokumentiert.
Was mich an der Sache wundert, dass die Triebkraft Sex so vollkommen ignoriert worden ist. Ein Mann, der verknallt ist, möchte eine Frau anfassen und mit ihr schlafen. Umgekehrt in den meisten Fällen auch. Da wäre ich wahrscheinlich skeptisch geworden. Aber vielleicht ist so eine virtuelle und nicht reale Liebesbeziehung genau das gewesen, was die Frau gebraucht hat. Sie war wahrscheinlich nur so entsetzt, weil ihr Gegenüber ein Manipulator und nicht echt war. Sonst wäre das wahrscheinlich noch ewig weitergegangen.
Selten ist das wirklich nicht. Und nicht einmal an das digitale Zeitalter geknüpft. Früher gab es so etwas brieflich.
 
  • #24
Was mich an der Sache wundert, dass die Triebkraft Sex so vollkommen ignoriert worden ist. Ein Mann, der verknallt ist, möchte eine Frau anfassen und mit ihr schlafen.
Was macht jemand, der das gar nicht kann? Was einer, dem nur das Neue den nötigen Kick gibt? Dem nur die breite Streuung die Sicherheit gibt, nicht abhängig von einer Person zu sein?
Ein stark bindungsgestörter Mann hat es noch viel schwerer als eine entsprechende Frau.


Wenn du es am Telefon erkennst, dann ist es doch super.
Yepp, beidseitig erkannt, ich bin durch mit der Suche, und es ist schon längst auch "physisch" :), aber alles, was wir am Telefon wahrnahmen, war das Fundament.
 
  • #25
Ok, Leute. Jetzt nehmen wir den Grundsätzlichen SZ- Ton raus der gerne und oft übertreibt und die armen "Opfer" gerne mal überhöht. Plus dass eine Zeitung immer in Konkurrenz mit dem Netz steht weswegen Sie gerne kein gutes Haar daran lassen.

Was bleibt dann? Ein Kerl der die Möglichkeiten des Netzes für das pushen seines Ego ausnutzt und eine äusserst naive 45-jährige die drauf reinfällt. Beides bemitleidenswerte Seelen. Aber der Tenor "das Netz ist schuld" ist einfach idiotisch. Die Menschen sind es. Das Netz ist nur ein weiteres Werkzeug, ich finde es auch absolut nicht verwerflich die andere Person zu googlen. Wenn auch das bei Profis nicht viel bringt, schliesslich kann an auch hier was faken.

Aber Neu? vergiss es, das gabs auch früher, nicht ganz so häufig (auch weil ja wesentlich weniger Menschen lesen und schreiben konnten) aber Cyrano de Bergerac ist ja keine reine Fiktion gewesen.

Als Frau möchte ich grundsätzlich, dass der Mann vor dem ersten Treffen (das innerhalb dreier Wochen stattfinden sollte) seinen vollen Namen, seinen Wohnort, seine Telefonnummer und seinen Job (grob reicht auch) preisgibt. Dann wird er notfalls, wenn ich ein komisches Gefühl habe, gegoogelt. Wenn nichts gegen ein Treffen spricht, freue ich mich auf´s Date!
Tscha, und wie schützt sich der Kerl dann vor Stalking? Nachdem ich mal eine Dame der ich klar abgesagt hatte eines schönen Abends vor meiner Haustüre wartend aufgefunden hatte wurde ich da seeeehr vorsichtig. Googlen übrigens kann man mich nur äusserst begrenzt, es gibt da nicht wirklich viele Infos was ich ganz gut finde.

Nein, der einzige Schutz vor solchen Dingen ist der gesunde Menschenverstand. Also ein Mensch der vorgibt sportlich und Erfolgreich zu sein kann man durchaus an seiner Sprache und seiner Wortwahl als authentisch erkennen (oder eben als Fake entlarven können). Im Telefonat bekommt man da schon einiges raus, man muss nur das Hirn einschalten. Eine 45-jährige sollte das eigentlich hinkriegen.
 
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  • #26
Anmerkung: Das Gegenteil von virtuell ist physisch. Wirklich, also ehrlich, real, kann beides sein.
 
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  • #27
Anmerkung: Das Gegenteil von virtuell ist physisch. Wirklich, also ehrlich, real, kann beides sein.

Eigentlich nicht. Das, was man über das Netz liest, sind meinetwegen Buchstaben in einem E-Mail-Account. Diese muss man mit einer Vorstellung der Realität verknüpfen. Entweder es gelingt, oder nicht. Man kann sichaber nicht auf mehr sicher verlassen, als das, was man real sah. Und das waren nun mal nur Buchstaben.
 
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  • #28
Ehrlich gesagt verstehe ich diese Frau nicht ganz, habe aber Verständnis. Sie muss sehr einsam gewesen sein. Und schade, dass der Mann seine Energie und sein Talent lückenlos Stories zu erfinden so dumm vergeudet.

Einen Mann, den ich längere Zeit nicht treffen kann und der immer absagt, da stimmt etwas nicht. Virtuelle Verliebtheit hat mich außerdem immer abgeschreckt. Da muss man sich so rasch wie möglich treffen, denn Enttäuschungen sind da oft vorprogrammiert.
 
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  • #30
Ich wuesste nicht, was daran so schlimm sein soll. Ehrlich gesagt, ich finde solche Geschichten Klasse! Und ich wuerde es ganz genau so machen, wenn ich die zeit dafuer haette!

was heisst denn schon "Fake"?

Irgendein Mensch muss doch am anderen Ende sitzen, der geschrieben hat. Und auch er muss menschliche Qualitaeten besitzen, denn sonst haetten seine Texte keine Beachtung gefunden.

Angeben tut beim flirten doch jeder und was macht es hinterher noch fuer ein Unterschied, wenn sein Bankkonto hinterher doch nicht so gross ist wie erzaehlt?

Die Grenzen zwischen Fake und Echt sind doch immer fliessend!
 
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