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Ich denke auch, dass solche Bemerkungen auch im Spaß ein Zeichen von verloren gegangenem Respekt sind, den man nur schwer zurückerlangt.Aussagen wie "Du bist dick", "deine Kochkünste haben mich dick gemacht", "du stinkst",...es wäre ein "scheiß Tag" gewesen.
Denn, wenn man sich beleidigt zeigt, es ignoriert oder auch sachlich anspricht, gewinnt man idR keine Augenhöhe, sondern man zeigt sich eher schwach und verletzt bzw. man betrachtet sich in einer Opferposition, womit man dem Gegenüber auf unterbewusster Ebene kommuniziert, dass dieser Macht über einen hat und man nur auf seine Einsicht aus Mitleid hofft.
So funktioniert Augenhöhe aber nicht. Egal wie sehr der Gegenüber einen mag, er wird idR auf unterbewusster Ebene schleichend den Respekt/Augenhöhe verlieren, wenn man die Augenhöhe nicht selber bewahrt. Als Spaß getarnte Abwertungen sind oft nur die Folge davon. Wer zB häufig selbstoffenbarrend unsichere Selbstbestätigungsabfragen stellt ("Wie fandest Du meinen Geburtstag?","Findest Du mich zu dick?"..), zeigt sich schwach/unsicher und gibt dem Gegenüber die Macht, einem auch spaßig weh tun zu können, wenn er nicht die erwünschte Antwort gibt.
Augenhöhe gewinnt man idR nicht durch Ansprechen/Herbeireden und erst recht nicht durch Drama zurück, womit man seine schwache verletzliche Position erst recht weiter zementiert. Respekt kommt nicht quasi aus dem Nix heraus zurück, sondern man muss sich die Augenhöhe auf unterbewussten Ebenen erarbeiten, indem man sich selber NICHT in die Opferposition begibt bzw. man selber auf robuste Art Grenzen vermittelt.
Wenn er also zB mitteilt, dass er den Geburtstag scheiße fand, dann lacht man freundlich, umarmt ihn und sagt lachend spaßig neckend "Also ich fand es schön! Und meinen kleinen Miesepeter habe ich irgendwie trotzdem lieb!".
Superwichtig beim Necken ist, dass der Gegenüber trotz des im Spaß getarnten Vorwurfs spürt, dass man ihm trotzdem weiter wohlgesonnen ist und der Vorwurf daher kein Drama darstellt. Und so hat man dann alleine durch Sprache und wohlgesonnene Art und Weise seine Grenzen gesetzt, ohne sich dabei in eine schwache Opferposition zu begeben. Man hat vielmehr die entspannte robuste Position übernommen und plötzlich erscheint der Gegenüber in einer weinerlich schwachen und unterlegenden Opferposition. Und dann wechselt man einfach wie selbstverständlich das Thema ("Wollen wir zusammen joggen gehen?") und entlässt den Gegenüber auch schnell wieder aus seiner unterlegenden Buhmannposition bzw. seiner Sackgasse.
Und da ein Gegenüber idR nur ungerne unterlegen sein möchte, lernt er so auf eine noch relativ wohlgesonnene Art die Grenze bzw. dass er seine (spaßigen) Respektlosigkeiten vielleicht besser unterlassen sollte, wenn er nicht als kleiner weinerlicher Miesepeter ähnlich spaßig respektlos veralbert werden und seine Augenhöhe selber verlieren möchte.