Bin w, 52 und - amtlich vermessen - hochbegabt mit IQ deutlich über 130. Zudem mit Dr.-Titel und bis vor einiger Zeit viele Jahre erfolgreich im internationalen Management. Heute arbeite ich - selbstgewählt - nur noch halbtags, habe Zeit für Hobby (Orchester) und Menschen...und lebe dabei nicht schlecht. Diese eher äußerlichen Daten könnten die Neid-Reaktion in der Umgebung sofort anheizen, lernte man nicht beizeiten tief zu stapeln. Aus berufenem Munde hörte ich sogar einmal, ich sei ein Mensch, der immer - egal, was er anpackt - Erfolgt hätte. Das sei ein Fluch, mit dem man lernen müßte zu leben. Er benutzte tatsächlich das Wort Fluch.
So weit würde ich nicht gehen, aber ich kann #15 nur zustimmen: oft behält man seine Gedanken einfach für sich; man steht ab und zu auf der Bremse - besonders wenn man meiner Generation angehört, in der egalitäres Denken vorherrschte. Man erspart sich solche Vorwürfe wie sie #6 beschreibt ("Es macht keinen Spaß, mit Dir zu diskutieren; Du bist zu intelligent!"). Das ist eine vergleichsweise leichte Übung, wenn man einen intellektuell fordernden Beruf hat, mit dem man zufrieden ist.
Emotional hat man dieselben Bedürfnisse wie jeder andere Mensch auch: vertrauensvollen Umgang im Geben und Nehmen, Freundschaft, Liebe etc. ABER: wirkliche Hochbegabung erkennt man oft daran, dass diese Menschen ausgesprochen sozialverträglich sind: sie streiten erst, wenn es gar nicht mehr anders geht. Man beobachtet es schon an Kindern im Kindergarten, die lassen sich eher ein Spielzeug wegnehmen und wenden sich einem anderen zu (Hochbegabte sind schon als Kinder flexibel und phantasiebegabt: "Wenn nicht dies Spielzeug - ein anderes ist auch spannend."). Und wenn man später ein gerüttelt Maß an Lebenserfahrung erworben hat, wundert man sich oft, worüber manche Leute sich ärgern, streiten, herumzanken...es ist nerv- und phantasietötend bzw. vergeudete Zeit, die man für Schöneres Nutzen könnte. Ansonsten stimmt meines Erachtens die Gleichung "Hochbegabung = ständig unter Strom stehen" nicht zwangsläufig. Da kommen vermutlich noch andere Faktoren hinzu, damit der Hochstromzustand ein Dauerzustand wird.
Und abgesehen davon ist auch ein Hochbegabter nur ein Mensch mit kleinen Defekten / Unzulänglichkeiten. Und sei es eine persönliche - und vielleicht sogar liebenswerte - kleine Macke. Dazu sagte einer meiner Profs einmal: "Manche Studenten sind wie Kristalle - die mit den kleinen Defekten sind die interessantesten!" Charmanter kann man es nicht ausdrücken. Wenn man sich aufmacht, sein hochbegabtes Gegenüber in ihrer/seiner Individualität kennenlernen zu wollen, wird es nie langweilig. Nur neben einem Mann wie #20 (Berliner30) würde eine Hochbegabte vermutlich eingehen wie die berühmte Primel...
Kurzum: es müssen nicht unbedingt beide Partner hochbegabt sein, damit eine Partnerschaft funktioniert. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass eine frühere Beziehung mit einem Hochbegabten die Beste und vor allem: humorvollste war. Der absolute Beziehungskiller ist die/der leicht überdurchschnittlich Intelligente (also normale Akademiker/in) mit überzogenem Ehrgeiz. Da fehlt es oft an der notwendigen Gelassenheit, was - sorry, liebe Geschlechtsgenossinnnen - leider bei Frauen manchmal eine Diskussionswut produziert, die manch langmütigen Mann das Weite suchen lässt. Aber die Natur ist gerecht: es gibt auch Männer, die so gestrickt sind und Frauen damit in die Flucht schlagen ;-)