• #1

Introvertiertheit - ein Manko, Pluspunkt oder egal?

Immer wieder liest man in Studien, die meisten Frauen würden einen extrovertierten Mann suchen.
Daraus könnte mann schliessen, Introvertiertheit wäre eine Behinderung oder Extroversion etwas sehr wünschenswertes.
Es könnte auch sein, dass der psychologische Begriff Extroversion von den meisten mit etwas anderem verwechselt wird (z.B. Offenheit).
Meine Frage an Frauen und Männer: bevorzugt ihr einen extrovertierten bzw. introvertieren Partner und wie schätzt ihr euch selbst diesbezüglich ein?

Hier noch etwas Hintergrundinformation um die Begriff zu klären:
Introversion bzw. Extroversion ist einer der Hauptfaktoren zur Charakterisierung der Persönlichkeit und ist grossteils genetisch bzw. neurobiologisch (ARAS) festgelegt. Es ist ein Kontinuum zwischen den beiden Polen und in etwa gleich verteilt, d.h. ca 50% der Bevölkerung ist eher introvertiert.
Extrovertierte richten ihre Fokus lieber auf die äussere Welt und gewinnen Energie, indem sie mit anderen Personen interagieren oder Dinge tun. Introvertierte leben lieber in ihrer inneren Welt und schöpfen Energie, indem sie sich alleine mit ihren Gedanken und Ideen beschäftigten. Introversion ist nicht mit Schüchternheit gleichzusetzen, welche die Angst auf fremde Personen zuzugehen bezeichnet (weniger wollen vs. sich nicht trauen).
Introversion bzw. Extroversion drückt also die Vorlieben und nicht das Können aus.
Introvertierte sind tendenziell lieber: reserviert statt Initiative ergreifend, zurückhaltend statt mitteilsam, verschlossen statt gesellig, reflektierender Zuschauer statt aktiver Mitspieler, ruhig statt energisch. Am einfachsten erkennt man Introvertierte daran, dass sich sich gerne mal zurückziehen um alleine, aber nicht einsam zu sein. Ein guter Artikel, der die Welt und Extrovertierte aus Sicht von Introvertierten beschreibt ist
http://www.flocutus.de/en/ubersetzungen/wie-man-sich-um-seinen-introvertierten-kummert/
 
  • #2
Aus meiner Erfahrung suchen die meisten Frauen eher einen extrovertierten Menschen, nach der Definition dass hier Extroversion für Offenheit steht. Jemand mit dem man sich unterhalten kann. Das ist ja auch nur logisch, denn als Mann wäre es auch schwer eine Frau kennenzulernen, die nicht mit dir sprechen will.

Der Trick für einen Introvertierten Menschen ist es einfach die Offenheit zu lernen. Zu lernen auf Menschen zuzugehen und SmallTalk zu halten. Das hab ich gelernt, auch wenn es mir zuweilen immer noch schwer fällt und mich viele Gespräch tierisch anöden. Das gute ist, wenn du als introvertierter Mensch offener wirst, du hast eine Billionen Gesprächsthemen und es wird nie langweilig. Also ich hab eher das Problem mittlerweile, dass ich zu viel rede. :)

Gruß m.30
 
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  • #3
Meine Meinung: es ist egal - es muss passen. Ich selber bin introvertiert und habe einen introvertierten Partner. Ich könnte es mit einem extrovertierten Partner wohl nicht aushalten, einen, der in allen Vereinen des Dorfes aktiv ist, am Wochenende mit einer großen Clique um die Häuser ziehen will, ständig kommen irgendwelche Freunde zu Besuch - nein, das wäre nichts für mich.
 
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  • #4
Ich bin ein ziemlich introvertierter Mann und suche eine Frau, die eher etwas extrovertierter ist als ich, wobei sie natürlich auch nicht zu extrovertiert sein sollte (ständige Partygängerin wäre ganz sicher nichts - jedenfalls dann, wenn ich mitkommen sollte).

Warum? Weil das nach meiner Erfahrung einfach sehr gut passt und man sich sehr gut ergänzt. Beispiel: Mit jemandem, der genauso introvertiert ist wie ich, bekomme ich praktisch kein Gespräch zustande. Mit einem extrovertierteren Menschen klappt das dagegen ziemlich gut, wenn er sich denn erstmal auf mich einlässt. Ich kann dafür z.B. sehr gut zuhören.
 
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  • #5
Ich bin extrovertiert. gehe ohne Probleme auch auf Fremde zu und unterhalte mich unheimlich gerne. Ich komme mit introvertierten Menschen schlecht zurecht. Die antworten meist sehr "karg" und erzählen von sich aus nur sehr wenig. Ich habe dann dauernd das Gefühl, ich muss dem Gesprächspartner alles ausser "Ja"- oder "Nein"-Antworten mit Fragen aus der Nase ziehen.

Auch entstehen dauernd Gesprächspausen. Da mir das unangenehm ist, neige ich dann dazu, diese Pausen mit Reden zu füllen und den Anderen vermutlich zu nerven. Ausserdem möchte auch ich mal "unterhalten" werden und interessanten Erzählungen zuhören. Bei Introvertierten habe ich oft das Gefühl, ich bin den ganzen Abend der Alleinunterhalter. Und wenn ich schweigen oder "in mich gehen" will, muss ich nicht mit jemandem verabreden, das kann ich auch alleine zuhause. Wenn ich im Online-Dating schon am Telefon Probleme habe, weil der Andere fast nichts dagt, treffe ich mich erst gar nicht mit ihm. Hart, aber ehrlich!

Da mich Gespräche (oder meist meine Monologe) mit Introvertierten nicht sehr bereichern, meide ich sie im Freundeskreis und als Partner kämen sie auch nicht in Frage.

w, 52
 
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  • #6
Ich könnte es mit einem extrovertierten Partner wohl nicht aushalten, einen, der in allen Vereinen des Dorfes aktiv ist, am Wochenende mit einer großen Clique um die Häuser ziehen will, ständig kommen irgendwelche Freunde zu Besuch - nein, das wäre nichts für mich.

Kann ich, männlich und ebenfalls introvertiert, so unterschreiben.

Den verlinkten Artikel am Ende des Eingangspostings kannte ich übrigens schon und als Introvertierter finde ich mich da durchaus sehr gut wieder.

In einem Punkt widerspreche ich aber: Es gibt auch tiefgründige Extrovertierte. Da werden m.E. zwei Dinge, die nichts miteinander zu tun haben, vermischt - Extrovertierte reden nicht zwangsweise nur über belangloses Zeug.

Die große Kunst besteht für mich ansonsten darin, eine etwas extrovertiertere Frau zu finden, die mich und meine Introvertierheit versteht und die mich so nimmt wie ich bin. Mein Spiegelbild (auch wenn ich mich selbst so mag wie ich bin) suche ich dagegen nicht wirklich.

Als Manko sehe ich aber weder Introvertiertheit noch Extrovertiertheit. Ein großes Manko ist Introvertiertheit nur bei der Kontaktaufnahme.
 
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  • #7
den reinen Introvertierten oder den reinen Extrovertierten gibt es wohl eher selten, die meisten Menschen dürften eher Tendenzen in eine der beiden Richtungen aufweisen. Ich, w, habe eine ganz klare Vorliebe für eher Introvertierte, die Begründung ist wahrscheinlich subjektiv und nicht allgemein gültig: Introvertierte sind nicht schüchtern, sie sind auch nicht "mundfaul", im Gegenteil, sie können gut reden, sind fantasievoll - und was ich besonders schätze, sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe (gucken sich z.B. im Café gern Leute an, nach außen wirkt das dann, als ob sie stupide rumsitzen), sie sind tiefgründig, häufig künstlerisch veranlagt. Die trauen sich auch auf andere zuzugehen, nur sind sie vielleicht kritischer als Extrovertierte, weil sie keine große Bühne zum Glücklich sein brauchen. Das bedeutet auch, sie können ihre Energien gleich für ihre Interessen aufwenden, ohne großen Energieverlust zu vergeuden, für Aufmerksamkeit von anderen.
Mir ist schon klar, dass ich mich mit diesem Beitrag auch in einem Klischee bewege, aber das Thema verlangt eine Stellungnahme, die tendenziell Introvertierten bereits zu oberflächlich ist.
 
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  • #8
Vielen Dank für den wunderbaren Link. Bin selbst (m34) auch introvertiert, und dieser Text spricht mir aus der Seele.

Prinzipiell denke ich, dass weder In- noch Extrovertiertheit besser ist. Es sind halt einfach verschiedene Typen, jedes hat seine Vor- und Nachteile. Bei mir ist halt nur problematisch, dass ich zusätzlich zur Introvertiertheit auch noch sehr schüchtern bin. Da wird's dann leider schwierig mit der Kontaktaufnahme :-(

Arrogant, desinteressiert, usw. das sind die Dinge die ich mir im Laufe der Zeit schon anhören musste, einiges davon sicherlich auch verständlich, weil ich auf viele einfach so wirke. Ob ich mit einer extrovertierten Frau zu Rande käme, wage ich zu bezweifeln.

Eine hat mal sehr offensiv versucht, mit mir in Kontakt zu kommen, weil ich so "unnahbar" wirkte. Hat mich öffentlich auf Teufel komm raus angeflirtet und mehrmals versucht, mich zu diversen Veranstaltungen zu überreden. Für mich war's die meiste Zeit einfach nur anstrengend, obwohl ich sie eigentlich gemocht hätte. Schade drum, wenn sie etwas zurückhaltender gewesen wäre, wäre vielleicht was draus geworden, aber so war ich einfach überfordert.
 
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  • #9
Ich habe schon einige "Introvertierte" kennengelernt und frage mich, ob Introvertiertheit nicht auch ein Euphemismus für "Maulfaulheit" und mangelnde Empathie ist.

Was bei den Introvertierten im Kopf abgeht, wenn sie stumm dabei sitzen wenn andere eine Unterhaltung führen, kann ich nicht beurteilen.
Ich denke auch lieber bevor ich rede, finde Smalltalk oft langweilig, bin arrogant und missbillige ab und zu eine Meinungsäußerung eines anderen. Letzteres fällt zum Glück nur einer guten Freundin auf, wo ich immer wieder erstaunt bin, wie gut sie das bei mir erkennt.

Aber: Unterhaltungen über Fussball, das Wetter, die Verkehrslage oder was auch immer gehören zum guten Umgangston. Wer das zu oberflächlich findet, sollte an seiner eigenen Haltung arbeiten und nicht erwarten, dass die anderen sich ihm anpassen.

m
 
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  • #10
Warum? Weil das nach meiner Erfahrung einfach sehr gut passt und man sich sehr gut ergänzt. Beispiel: Mit jemandem, der genauso introvertiert ist wie ich, bekomme ich praktisch kein Gespräch zustande. Mit einem extrovertierteren Menschen klappt das dagegen ziemlich gut, wenn er sich denn erstmal auf mich einlässt. Ich kann dafür z.B. sehr gut zuhören.

Man ergänzt sich also? Wäre mir zu anstrengend, habe ich gerade durch. Oft ist es ja so, dass introvertierte auch sonst in anderen Lebenslagen zurück haltend sind. Das bedeutet oft, dass Frau, wenn sie nicht so sein soll, die gesamte Beziehungsarbeit machen solle, immer Anfangen soll, er zwar mitmacht und zuhört, aber von ihm wenig Eigeninitiative kommt. Das war bisher bei mir immer so, egal ob Frau oder Mann. Dabei bin ich ein Mittelding zwischen Intro und Extro, denn die gibt es auch noch.

Mir ist es auf die Dauer zu anstrengend, weil für mich Intros oft auch kleine Energieräuber sind. Ist hart zu schreiben, aber es ich empfinde es halt so. Daher kommt für mich nur ein Intro-Mann oder so ein Mischding wie ich, in Frage.

w 49
 
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  • #11
m42
Viele wissen nicht wovon sie reden, wenn über Introvertiertheit diskutiert wird. Wenn jemand wortkarg ist, heißt das nicht automatisch er ist introvertiert. Ich kenne einige mit denen man sich gut unterhalten kann, obwohl sie introvertiert sind. Sie stehen nicht so gern im Mittelpunkt, sind eher tiefgründig. Es ist keine generelle Schüchternheit, kennt man sie näher wird man nach einiger Zeit kaum einen Unterschied feststellen. Was natürlich stimmt, sie machen eher nicht den ersten Schritt, um jemanden Kennenzulernen.
 
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  • #13
Jeder hat Anteile von In- oder Extrovertiertheit in sich und nicht immer lassen sich Personen leicht als intro-/extrovertiert einschätzen. Auch ein Introvertierter, der sich sonst jedes Wort aus der Nase ziehen läßt (ich kenne diesen Vorwurf) kann z. B. Smalltalk, Rhetorik lernen und dieses theoretische Wissen erfolgreich umsetzen, siehe auch den Demosthenes Effekt. Er kann sich als Extrovertierter tarnen und kann bei der richtigen Gelegenheit in ein anderes Extrem fallen, den anderen zutexten und muss sich dann Vorwürfe gefallen lassen, er rede zuviel.

Was gar nicht geht (ich gehe jetzt von meiner eigenen Erfahrung aus) ist das sich zu lange Präsentieren vor anderen ohne dass Pausen eingelegt werden, und ohne dass man, egal an welchem Ort, eine Rückzugsmöglichkeit sowie eine Möglichkeit, still zu beobachten, hat. Stadtfeste, Samstags-Shopping, ganze Urlaube mit Extrovertierten (Aktionismus), mehrere Stunden am Tag Chatten, Anrufe und Nachrichten/SMS/Mails schreiben oder kontrollieren sind der blanke Horror. Außerdem wird zu häufig zu viel reflektiert. Da muss man sich schon selber gut kennen.

Wenn ich mich erholt habe, habe ich das starke Bedürfnis, aktiv gerade diese Situationen zu suchen, die mich überfordern, weil diese mich zugleich aktivieren. Ich habe bei Begegnungen mit extrovertierten Personen immer viel dazugelernt, aber mehr als mehrere Stunden am Stück mit einer solchen Person zusammenzusein ist nicht drin. Deshalb lösen sich solche Kontakte nach einer intensiven Phase immer in Luft auf, weil unmöglich, dass bei soviel Gegensatz Dauerhaftes entsteht. Alleine schon das anschließende Schreiben von Nachrichten manchmal im Minutentakt, während ich mich erholen muss, oder die Einladungen zu einem Partymarathon. Ich möchte niemanden absichtlich verletzen, wenn ich sowas ablehne, vielmehr ist es einfach so, nur wird es missverstanden. Genauso, wenn ich gezielt alleine etwas unternehmen will. Dass ich niemanden mitnehmen möchte, oder dass ich Freunde aus der Stadt nicht anrief, als ich dort war, war nie böse gemeint.

Ich habe mich meistens in Männer verliebt, die einen größeren Anteil an Introvertiertheit haben. Vier-Augen-Gespräche unter Introvertierten empfinde ich als sehr intensiv und zugleich harmonisch, man glaubt es kaum aber man hat sich viel zu erzählen. Selbst bei einer reinen Sex-Affäre wo man die Körper sprechen lässt, kann man sich stundenlang mit einer solchen Person beschäftigen, der Sex ist in diesem Falle sehr fantasievoll. Leider geben introvertierte Männer doch meist einer extrovertierteren Frau den Vorzug und empfinden mich als langweilig und es fehlt ihnen was. Es ist also eher ein Manko, wobei wenn der Gegenpart ziemlich extrovertiert ist und es immer irgendwie schafft sein Gegenüber aufzumuntern, zu motivieren und mitzuziehen, dann ist es letztendlich egal, wie introvertiert man selbst ist. Ob man selbst damit immer glücklich wird, ist eine andere Frage.
 
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  • #14
Introvertiertheit erlebe ich als totalen Mangel, allerdings vorrangig in Internet-Singlebörsen.

Wer dort und beim ersten Date nicht vor Charme sprüht, ist meist schnell raus.
 
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  • #15
Ich suche einen Mann, der weder zu forsch, noch zu schüchtern ist. Und ich denke, jeder Mann sucht ebenfalls eine ähnliche Frau. Nur EIN Extrem ist selten gut. Ich brauche weder einen Mann, der mich kaputt plappert und mir verbal-aggressiv seine Meinung über Politik oder Religion aufdrängt, noch einen Mann, dem ich seine Gefühle aus der Nase ziehen muss, bis er mal drei Worte von sich gibt. Man muss sein richtiges Maß kennen! Wer das nicht hat, ist meist allein und meist auch ein Dauersingle - meist genau wegen solchen Sachen.

Mit Introvertiertheit verbinde ich einen Menschen, der nie raus geht, keine Freunde hat, sich nie unter Menschen bewegt, nichts von sich erzählt und auch gezielt Abstand sucht. In der Regel sind das die aller wenigsten. Die meisten Menschen sind Mischtypen, alles andere wäre auch verkehrt. Extrovertierte Männer, die alles angrabschen, bevor man kaum ne halbe Stunde miteinander geredet hat, brauch ich nicht.


Aber: Unterhaltungen über Fussball, das Wetter, die Verkehrslage oder was auch immer gehören zum guten Umgangston.

Häh`? Ich hasse Fussball und ich kenne genug Männer, die auch offen zugeben, dass sie Fussball hassen. In meiner Welt existiert so ein Kram gar nicht.
[mod]
 
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  • #16
Ist hart zu schreiben, aber es ich empfinde es halt so.

Es kam hier jetzt schon mehrfach, es sei "hart", das so zu schreiben. Hart für wen denn? Für mich als Introvertierter ist es überhaupt nicht hart, wenn mich jemand nicht mag bzw. mit meiner Introvertiertheit nicht zurecht kommt. Es ist für Dich doch sicher auch nicht hart, wenn ich schreiben würde, dass Du für mich wohl auch nicht infrage kämst. Ist halt einfach so.

Es liest sich hier z.T. schon wieder so, als sei Introvertiertheit eine Krankheit auf die man Rücksicht nehmen müsse und es sei hart, wenn man das nicht täte, was genau genommen sogar ziemlich anmassend ist, da man seine eigene Extrovertiertheit praktisch als Normalität betrachtet. Dabei ist beides absolut normal.


Was m42 schreibt, ist übrigens auch sehr richtig. Wenn man mich gut kennt, kann man mit mir sehr gute Gespräche führen. Das Problem besteht eher darin, mich richtig kennenzulernen.
 
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  • #17
Was bei den Introvertierten im Kopf abgeht, wenn sie stumm dabei sitzen wenn andere eine Unterhaltung führen, kann ich nicht beurteilen.

Ich kann es Dir zumindest aus meiner Sicht aber sagen.

Ein wesentlicher Effekt, der in Gruppen auftritt, ist der, dass man schlicht und ergreifend "überstimuliert" wird. Es erschöpft einen Intro schlichtweg, wenn um einen herum diverse Leute gleichzeitig reden und dabei auch noch ständig das Thema wechseln. Das ist physiologisch ganz einfach so und da kann ein Intro auch nicht dran arbeiten (ggf. mal nach Dopamin googeln). Daher macht man einfach dicht.

Dreht sich die Diskussion dann auch noch um ein banales Thema, wie beispielsweise das Thema Nummer 1 vieler "Diskussionen": das Reden über andere Leute, klinke ich mich aber auch schon allein inhaltlich aus.

Dazu kommt, dass in Gruppen ab einer gewissen Größe ohnehin kaum tiefergehende und vor allem auch keine offene Diskussionen möglich sind: Da werden Meinungen zurück gehalten, um dann später hinter dem Rücken seine echte Meinung kundzutun, da wird oft geprahlt und versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen, da wird um den heißen Brei herum geredet und so weiter und so fort. Menschen verhalten sich in Gruppen sehr oft ganz einfach falsch und das hasse ich wie die Pest.

Umgekehrt möchte ich in größeren Gruppen beispielsweise aber auch nicht jedem meine echten Gefühle anvertrauen, möchte andererseits aber auch nicht lügen, und bleibe daher in der Konsequenz eben stumm bzw. ziehe mich zurück.

Ein anderer wesentlicher Aspekt ist folgender: Bei vielem, was gesagt wird, denke ich, das hätte ich auch sagen können/gewusst, hielt es aber für unwichtig oder auch für allgemein bekannt. Ich sage meist nur dann etwas, wenn ich es für wichtig halte. Das war schon in der Schule so und einige (gute) Lehrer haben das im Gegensatz zu vielen schlechten Lehrern auch erkannt.

m, 33
 
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  • #18
Bin selbst (m-42) ausgesprochen introvertiert (Iv), weiß das bereits länger und habe da längst nur Vorteile (vor allem bei der Erwerbstätigkeit als Selbstständiger) gezogen.
Wie in dem verlinkten Artikel bereits gesagt und auch bewiesen wurde, sind Iv wesentlich effektiver und rationeller als Ev, da wenn die noch labern und Pläne machen wir bereits wieder zusammenpacken und nach erfolgter Erledigung Feierabend haben.

Was die Partnerschaft angeht:
Da hat man (vor allem als Mann) es natürlich zunächst schwerer zum Zuge zu kommen, insbesondere wenn dann noch Schüchternheit hinzukommt aber selbst hier gilt:
Laßt die Damen ruhig auf die oberflächlichen Quasseltypen hereinfallen, von denen hätten WIR Iv sowieso nix wirklich dauerhaft.

Die den Iv permanent unterstellte Arroganz wegen natürlicher Nichtbeschäftigung mit dem Umfeld kann man ganz einfach begegnen:
"Hör ma, eine VErachtung setzt überhaupt BEachtung vorraus und soweit gehe ich gar nicht" ....diese Variante natürlich nur im Fremden- oder entfernten Bekanntenkreis.

Sollte jemand selbst allerdings um die Sache intro/ extro nicht wissen, ist es natürlich für denjenigen in der Tat insgesamt ein Nachteil.
Habe das selbst auch so lösen können, daß ich einen guten extrovertierten Mann im engen Freundeskreis habe und wenn wir (auch mit jeweiliegn Partner wenn gerade einer da war) zusammen Urlaub gemacht haben ist das ideal:
Der sorgt für die Kontakte und der Intro macht die ganzen "inneren" organisatorischen Dinge, so ergänzt sich das schlußendlich.

Allgemein in der Partnerschaft/Ehe sollte man meiner Meinung nach eher ziemlich gleich in dieser Frage ticken, die physischen Interessen gehen sonst insgesamt zuweit auseinander.
 
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  • #19
Ich mag an Introvertierten, dass sie i.d.R. keine Selbstdarsteller sind - das mag ich nämlich überhaupt nicht. Oft können diese Dinge beispielsweise sogar besser als andere Menschen, die großspurig damit rumprahlen, machen oftmals aber überhaupt keinen Hehl aus ihren Fähigkeiten. Diese Bescheidenheit finde ich einfach sympathisch. Klarer Pluspunkt für Introvertiertheit.
 
  • #20
Ich habe mal um einen Prüfungstermin herum gedatet. Er war so attraktiv, dass ich schon mal mein Interesse bekunden wollte, bevor es eine andere tat. Letztlich war es die falsche Entscheidung, denn er hat den Eindruck bekommen, ich sei total introvertiert. Ich sehe mich als zwischen den Polen; ich muss nicht dauernd im Mittelpunkt stehen, kann es aber genießen, gelegentlich Geschichten zum besten zu geben oder bei Diskussionen mitzustreiten, brauche Zeit für mich, aber genauso viel Gesellschaft.

Beim ersten Date war ich also müde, er übrigens auch, aber man konnte erahnen, dass es interessant sein würde, das Kennenlernen fortzuführen. Beim zweiten Date, wenige Wochen vor dern Prüfung spukten in meinem Kopf Gehirnareale, Neurotransmitter und psychiatrische Diagnosen herum, und ich konnte mich gar nicht auf ihn konzentrieren. Habe deswegen einige Fragen nicht gestellt und Themen unangetastet gelassen, die ich normalerweise angeschnitten hätte. Er besaß leider auch nicht die Flexibilität, mir in dieser Situation unter die Arme zu greifen und sich einen fachspezifischen Exkurs über mein Prüfungsthema anzuhören.
Beim dritten Date, einen Tag nach der Prüfung, war ich so dermaßen ausgelaugt, dass ich am liebsten allein gewesen wäre. Ich dachte mir, wer liebt, tut es auch in schlechten Zeiten.
Als ich beim vierten Date endlich ausgeruht war und mich auf kurzweilige Gespräche freute, hatte er sich in der Zwischenzeit gegen mich entschieden ... und bemerkte dabei noch ganz überrascht, ich sei jetzt viel offener... aber da war es schon zu spät... :-(
 
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  • #21
Ich habe schon einige "Introvertierte" kennengelernt und frage mich, ob Introvertiertheit nicht auch ein Euphemismus für "Maulfaulheit" und mangelnde Empathie ist.
Introvertiertheit hat weder was mit Maulfaulheit noch mit Empathie zu tun, sondern mit der Art und Weise wie Sinneseindrücke verarbeitet werden. Introvertierte Menschen verkraften diese nur in geringerem Umfang als extrovertierte. Und wenn der Buffer voll ist, braucht man eine Auszeit.

Was bei den Introvertierten im Kopf abgeht, wenn sie stumm dabei sitzen wenn andere eine Unterhaltung führen, kann ich nicht beurteilen.
Ich denke auch lieber bevor ich rede, finde Smalltalk oft langweilig, bin arrogant und missbillige ab und zu eine Meinungsäußerung eines anderen. Letzteres fällt zum Glück nur einer guten Freundin auf, wo ich immer wieder erstaunt bin, wie gut sie das bei mir erkennt.

Aber: Unterhaltungen über Fussball, das Wetter, die Verkehrslage oder was auch immer gehören zum guten Umgangston. Wer das zu oberflächlich findet, sollte an seiner eigenen Haltung arbeiten und nicht erwarten, dass die anderen sich ihm anpassen.


Auch damit hat Introvertiertheit garnichts zu tun. Introvertiert zu sein, heißt weder arrogant zu sein, noch sich selbst für was besseres zu halten und sich mit "oberflächlichem Smalltalk" nicht abgeben zu wollen.

Es heißt, dass man das nur in einer gewissen Menge verarbeiten kann, und dann Zeit für sich braucht.

Ich selbst bin bspw. auch sehr introvertiert. Ich verbringe aber trotzdem gerne mal einen Abend mit Freunden. Und ich habe auch sehr viel Spaß dabei, und wir diskutieren dann auch über Gott und die Welt. Nur passiert das halt nicht 3x die Woche sondern maximal 1x alle 2 Wochen. Und da sie mich schon kennen, wissen sie auch, dass mich das nach einer gewissen Zeit sehr anstrengt und da macht mich auch keiner blöd an, wenn ich mich mal für eine halbe Stunde zurückziehe oder den Abend für mich früher beende. Außerdem fühle ich mich in großen Runden sehr oft überfordert, und kann in kleinen Gruppen deutlich länger "durchhalten".
 
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  • #22
Wenn ich wählen müsste, würde ich die introvertierte Variante bevorzugen. Passt besser zu mir und gefällt mir einfach.

w
 
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