Danke für die sehr anregenden Ideen und Statements. Vieles ist bereits gesagt, ich möchte vielleicht noch anmerken, dass aus meiner Sicht vieles nicht schwarz-weiß ist. Ich habe mir oft die Frage gestellt, welcher Mensch wäre ich wohl, wenn die Revolution im Iran nicht ausgebrochen wäre? Mein Vater wäre wohl nicht ins Gefängnis gekommen (er hatte unter dem Shah ein politisches Amt) und ich wäre wohl im Iran geblieben und müsste mir nie Gedanken machen, ob ich überhaupt jemals eine Frau "abkriege". Nun, heute hat mein Vater einen Beruf, der seiner Ausbildung nicht entspricht und meine studierte Mutter ist Hausfrau, weil man mit persischer Literatur in D eben nicht viel anfangen kann. Sie leben in einer unscheinbaren Großwohnsiedlung, weil das Regime ihnen ihr großes Haus im Iran weggenommen hat. Im Iran hätte ich wohl die besten, schönsten Frauen haben können, da hätte keine gefragt: Ist der gut genug für mich? Keine wäre auf die Idee gekommen, meine Eltern als "Ausländer" abzustempeln, nur weil sie Deutsch mit Akzent sprechen. Vor allem hätte mir keine Frau die Frage gestellt, eh sag mal, behandelst Du mich auch gut genug? Es tut sehr, wenn ich sehe, welche Asis (sorry) mit welchen Frauen zusammen sind und wie ich als gefühlsvoller Mensch unter bestimmten Vorurteilen zu leiden habe. Man sieht mich als Bedrohung, dabei habe ich niemandem etwas getan, im Gegenteil, diejenigen, die für die Revolution im Iran verantwortlich sind, haben mein Leben und meine Träume zerstört. Dennoch denke ich, und das ist die Quintessenz, dass ich derselbe Mensch geblieben bin. Wenn ich bestimmte Charaktereigenschaften habe, dann habe ich sie nicht, weil ich in einem bestimmten Land geboren bin, sondern weil ich sie einfach mitbekommen habe - sei es durch die Genetik oder eben durch die Sozialisation. Sicher, spielt das Umfeld eine Rolle, aber ein Beispiel: Im Iran war ich immer Klassenbester, so auch in Deutschland. Warum? Nun, mein Vater (obwohl Iraner) hat mir immer gesagt: Nur mit Planung und Organisation kann man erfolgreich sein. Dies war immer seine Einstellung, auch bevor er überhaupt einen Gedanken an eine Migration nach D verschwendete. Ein anderes, letztes Beispiel: Ich habe immer gelehrt bekommen, dass ein Mann eine Frau respektieren und beschützen soll. Ich kenne im Iran viele, die es genauso sehen und demnach handeln, dagegen gibt es auch in Europa viele Männer, die ihre Frauen schlagen. Mag sein, dass also Vorurteile existieren, doch bin ich weder ein Durschnittsiraner noch ein Durschnittsdeutscher. Ich bin, genauso wie viele Menschen, einzigartig.