• #1

Ist die Schule heute schwieriger als vor 25-30 Jahren?

In meinem Bekanntenkreis gibt es ein paar Eltern, die mir hin und wieder erzählen, sie müssten ihren Kindern oft bei den Hausaufgaben helfen, weil sie das alleine nicht mehr schaffen würden. Zu meiner Schulzeit war das eher unüblich. Das könnte darauf hindeuten, dass die Schule heute schwieriger geworden sein könnte. Andererseits habe ich einige Lehrer damals nach meiner Schulzeit und während des Studiums gesprochen, die mir fast übereinstimmend sagten, dass sie permanent mit dem Niveau heruntergehen mussten, damit nicht zu viele Schüler durchfielen. Das weist eher darauf hin, dass die Schule leichter geworden sein müsste. Was stimmt nun? Was ist heute anders als früher? Liegt's nur am Abi in 12 Jahren statt 13 wie früher? Sind die Kinder heute dümmer und/oder die Vorschulerziehung schlechter geworden? Mich interessiert insbesondere die Meinung der Mütter und Väter unter euch im Alter zwischen 40-50 Jahren.
 
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  • #2
Nein, die Schule ist nicht schwieriger geworden und das Niveau sinkt ständig. Ich denke, dass die Ursache für die Klagen der Eltern und das absinkende Niveau der Tatsache geschuldet ist, dass zu viele Kinder die für sie falsche Schulform besuchen.
 
  • #3
Nein, ganz im Gegenteil. Immer mehr Schüler schaffen das Abitur, obwohl die durchschnittliche Intelligenz ganz bestimmt nicht gestiegen ist. Die Realschle ist entwertet, die Hauptschule schon quasi wertlos geworden, weil auch das Abitur keinen Qualitätsanspruch mehr hat. Letztlich müsste regelrecht ein Abschluss oberhalb vom Abitur neu eingeführt werden, dann hätte sich nur jeder Abschluss eine Stufe verschoben und es würde wieder alles passen. Was heutzutage für Pappnasen an die Unis kommen, geht auf keine Kuhhaut.
 
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  • #4
Es ist eine gesellschaftliche Entwicklung die man auch in anderen Industrienationen sieht. Es fehlt vielen (Schülern UND Eltern) auch einfach die Motivation, ein Anreiz Leistung zu bringen. Warum sind zB. in aufstrebenden Nationen wie Indien oder China die Schüler so unglaublich ehrgeizig? Ganz einfach, weil die Perspektiven verlockend sind! Es bestehen für diese Schüler Chancen die es nie zuvor gab. Sie können den Lebensstandard Ihrer Eltern eventuell um ein vielfaches übertreffen. Die Folge ist eine unglaubliche Motivation! Aber auch schon die Eltern haben dies erkannt und geben ALLES (bis auf den letzten Cent) für die Ausbildung Ihrer Kinder aus, helfen Ihnen wo sie nur können und machen natürlich auch ordentlich Druck. In Ländern wo seit mehreren Generationen schon großer Wohlstand herrscht, Kinder nur den Wohlstand kennen, gibt es daher viel weniger Anreize Leistung zu bringen. Denn was kann noch erreicht werden in einem gesättigten System?
Der Mensch rennt nun mal dem Mammut nicht zum Spass hinterher sondern nur weil er Hunger hat! Ist in der Höhle noch genügend Fleisch, gibt es keinen Grund aufzustehen und sinnlos Energie zu vergeuden.
Wir müssen unseren Kindern echte und reizvolle Perspektiven geben, Ziele für die es sich lohnt Leistung zu bringen!
Wir können nicht erwarten, dass der Staat und die Schulen allein die Aufgaben übernehmen können. Es beginnt mit der richtigen Motivation im Elternhaus, die Grundlagen werden nur dort gelegt! Wir Eltern müssen uns da wirklich auch an die eigene Nase fassen.
 
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  • #5
@#1+2
Abi 12 bedeutet Abi mit dem Stoffumfang nach 13 Jahren. Als Vater einer Tochter ( 14 Jahre 8. Klasse Gym.) ist das Anforderungsprofil gegenüber meiner Schulzeit ( 45 J.) um ein vielfaches gestiegen. Ich kenne niemanden in meinem Umfeld, der neben der regelmäßigen Nachilfe - auch bei guten Schülern- sich nicht selbst auch noch einbringt. Meine Tochter hat mit Schulstunden, Hausaufgaben und Projekten eine 60 Stunden Woche. Sie ist ein gute Schülerin.
Die Kinder würden von alleine den Stoff gar nicht mehr schaffen ( mit wenigen Ausnahmen).
Viele Eltern und auch Lehrer fragen sich langsam, wohin dieser von der Politik verordnete Bildungswahn führen sollen.
Ein weiser Mann, EX Bundespräsident Roman Herzog, sagte einmal: Er verstehe das alles nicht so recht, wir lernen doch ein ganzes Leben lang.
 
  • #6
@#4: Was sind das für Projekte, die deine Tochter da macht? Macht sie die freiwillig oder vorgeschrieben? Wenn sie dort eigentlich nur ein Hobby organisiert ausübt, würde ich das nicht mehr unter "Schule" subsumieren.

Wir haben damals in der Schule auch jede Menge Blödsinn gelernt, den ich bislang in meinem Leben nie anwenden konnte. Dieser Punkt ist also nicht unbedingt ein Unterschied zu damals.

Wir hatten damals noch keine Ganztagsschulen, und ich erinnere mich nicht mehr genau, wie viele Stunden wir eigentlich in der Schule verbracht haben. Ich meine, in der Sekundarstufe II ging es im Durchschnitt um 8 oder 9 Uhr morgens los und war so gegen 14 Uhr vorbei. Zu Hause musste man dann noch vielleicht 3-4 Stunden Hausaufgaben machen. Auch am Wochenende war man ein paar Stunden damit beschäftigt. Ich komme grob auf eine 50-h-Woche. Es hängt also ein bisschen von der Art der Projekte ab, die deine Tochter macht, ob ein wesentlicher Unterschied zu damals besteht.
 
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Marianne

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  • #7
Schwerer ist die Schule nicht unbedingt geworden. Doch erstens sind die Lehrer schwächer geworden, stellen kaum mehr Respektspersonen dar und zweitens muss der Schüler von heute viel mehr mitarbeiten. Darauf wird extrem viel Wert gelegt. Hast Du nun aber ein ruhiges Kind oder einen pubertierenden Teenager mit Null Bock auf nix, dann wirds mit der Mitarbeit schwierig und die Noten purzeln in den Keller.
Dass die Lehrer heute keinen Respekt mehr bekommen und nur mehr lasche Marionetten sind, haben wir uns aber selbst zuzuschreiben. Ein Lehrer hat heute keinerlei Handhabe mehr. Der Schüler ist König. Klar, dass es dann bei den Noten kracht... es ist ein Jammer... ;)
 
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  • #8
#1 und #2 bringen es auf den Punkt. Und das Abitur nach 12 Jahren überfordert die gymnasial geeigneten Kinder keinesfalls (wieso schafft es fast ganz Europa in 12 Jahren? Wieso früher die DDR? Wieso haben sich einige der Ost-Bundesländer nicht umgestellt?). Ich bin Mathe-Lehrer in NRW und habe mir interessehalber Schulbücher aus den 1970ern zugelegt. Was dort verlangt wurde, steht in keinem Verhältnis mehr zu heute und das natürlich noch ohne Taschenrechner.

Und ganz besonders die Zentralen Abschlussprüfungen am Ende der 10 sind ein Problem. Diese sind bisher immer so einfach gewesen, dass einige Schüler, die sonst nie in die Oberstufe gewechselt wären, die Zulassung schaffen und sich dann wundern, wenn sie scheitern.
 
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  • #9
Ich bin auch der Meinung, dass das Niveau früher viel höher war. Warum es nach unten ging? Nun, die ständige Reizüberflutung, überall dabei sein zu müssen und dabei sich auf nichts mehr richtig konzentrieren können und schon gar keine Prioritäten setzen können/wollen... Das geparrt mit mangelndem Respekt gegenüber den Lehrkörpern und oft gleichermaßen mangelndem Einsatz der Eltern (à la der Lehrer wirds schon richten, dafür ist er ja da), wer zeigt der Jugend von heute, wo es lang geht und was muss?

Ich stimme zu, die Lehrer haben keinerlei Rechte mehr, wissen kaum bis nichts vom familiären Hintergrund der Schüler und können so auch nicht ausreichend auf jeden einzelnen eingehen.

Reformbedürftig, so würde auch ich das derzeitige deutsche Bildungssystem bezeichnen.
 
  • #10
@#8: Du sprichst da einen interessanten Punkt an. Ich habe schon öfter von heutigen Lehrern gehört, dass die Eltern der Schulkinder heute viel mehr ins Schulleben eingreifen als früher. Zu meiner Zeit war es fast undenkbar, dass ein Elternteil beim Lehrer anruft und sich wegen einer schlecht ausgefallenen Matheklausur o. ä. beschwert. Meine Eltern haben den Lehrer einmal im Jahr beim Elternabend gesehen, und da gab es nicht mehr als einen netten Plausch.

Andererseits habe ich eher das Gefühl, als dass die Kinder heute im Alter von 6 Jahren unvorbereiteter in die Schule kommen als damals, was eher für *mangelnden* Elterneinsatz spricht.

Mit meiner Ausgangsfrage wollte ich eigentlich auf die Frage hinaus, was man aus Sicht heutiger Eltern in der Kindeserziehung heute anders machen muss als damals, um aus den Kindern irgendwann erfolgreiche Schüler zu machen, damit die eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben.
 
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  • #11
Der partnerschaftliche Ansatz mit allen Nachteilen für das Kind hat sich auch in der Schule und hier besonders in der Grundschule durchgesetzt. Der Klassenunterricht, in dem der Lehrer ganz selbstverständlich eine Führungs- und Integrationsfigur war, wird immer mehr durch offene Unterrichtsformen verdrängt. Ein immer grösserer Teil des Unterrichts soll in «Freiarbeit» gestaltet werden, und die Schüler sollen selbst entscheiden können, was und mit wem sie arbeiten wollen. Der Lehrer soll als Lehrender in den Hintergrund treten und das selbständige Lernen des Schülers nur noch als Freund und Berater begleiten.
Viele Schüler sind überfordert. Sie haben in einem Unterricht ohne Struktur und Kontinuität auf sich alleine gestellt keinen Erfolg mehr und erleben die Schule zunehmend als sinnlos.
 
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  • #12
Ich bin Nachhilfelehrer und Sozialarbeiter. Gerufen von Eltern die a) kleine Einsteins wollen oder b) (öfter) sehen, dass ihre Kinder ohne Nachhilfe überhaupt keine Chance haben und auf Hartz-Niveau werden leben müssen. Angst als Motivator?

In der Pisa-Studie wurden die Ursachen der deutschen Schulmisere doch ganz klar beleuchtet.

Und: Buiseness als usual. Studie in die Schublade und Knete zur Reparatur der durch hochgebildete und -bezahlte (nicht zur Verantwortung gezogene) Eliten verursachten Krisen (tolle Leistung, die im Zweifel noch mit Millionen-Abfindung honoriert wird) aufgewandt.

Ich kann die Kinder verstehen, die angesichts der (realitätsfernen) Unterrichtsfülle und fehlenden Perspektiven (Hauptschüler können auf dem Arbeitsmarkt einpacken bzw. werden seltenst eine Arbeit finden, von der sie ordentlich leben können) keine Lust haben.

Ich warte auf den Tag, wo für einen Job an der Kasse oder zum Regale auffüllen ein Unistudium oder eine Professur verlangt wird.

Den Kindern versuche ich inmitten dieses irrsinngen Wettlaufs um fragwürdige Abschlüsse zunächst zu helfen, die Lebensfreude und die Freude am Lernen nicht zu verlieren und auch den Eigenwert von Bildung - unabhängig von der späteren Verwertung auf dem Arbeitsmarkt - nahe zu bringen.

Vergessen wir inmitten des gesellschaftlichen Geschehens neben Leistung (wer definiert und bewertet die?) und Wissen ("Der Unibluff"...) die Rolle der Macht nicht und reden wir ergo den Kindern bitte nicht ein, es würde schon alles gut werden, wenn sie nur artig Skripte auswendig lernen und zu Prüfungen wiederkäuen.

Professorale Nieten in Nadelstreifen haben wir mehr als genug.
 
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  • #13
Die von Bürokraten und Ökonomen entwickelten Reformen widersprechen allen ernstzunehmenden Forschungen der Bildungswissenschaften und der Entwicklungspsychologie. Der globalisierte Mensch sei «notwendigerweise» mobil, flexibel und disponibel, herausgelöst aus verbindlichen Sozialgefügen, Traditionen und Konventionen. Darauf müsse das Bildungswesen ausgerichtet werden. Wollen wir das? Solche gesellschaftliche Umwälzungen hätten unabsehbare menschliche Folgen. Wer würde gewinnen beim Kampf um den Einfluss auf die kindliche Seele, auf die zukünftigen Werte, die ihnen vermittelt werden?
Der vorgesehene weltweite «freie Zugang» zum Wissensangebot würde die Grundlagen der kulturell und entwicklungspsychologisch begründeten Ausbildung der Kinder auflösen. Schüler und Lehrer wären hauptsächlich damit beschäftigt, die vorgegebenen Standards zu erreichen. Ein ruhiges, auf das Kind bezogenes Lernklima würde gestört. Kinder und Jugendliche würden als Konsumenten des Produktes «Bildung» zum Spielball eines internationalisierten Bildungsmarktes.
 
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  • #14
Die Schule hat sich verändert, auch dadurch daß wir alle ständig mit neuen Aufgaben konfrontiert sind. Der Wissenszuwachs und die Informationsflut die Kinder bewältigen müssen sind enorm gestiegen.
Schaut euch mal zum Vergleich einen Spielfilm der 60ger Jahre an und einen von 2008, da könnt ihr sehen wie sich alles beschleunigt hat.

Zwei Fremdsprachen in der 6Klasse? Internet vor 20Jahren? Hausaufgaben am PC? Eine Powerpoint Präsentation selbstständig erstellen? Wer von uns musste das in seiner Schulzeit können?
Die Anforderungen sind enorm gestiegen, die Methoden veraltet, das ist doch kein Geheimnis mehr und warum schaffen es unsere Nachbarn so gut?
Ganztagesschulen, spielerischer Unterricht schon im Kindergarten und weg vom Papa- arbeitet- Mama- ist -Hausfrauenmodell als allein glücklichmachend für die Kinder.
 
  • #15
@#13: Internet ist ja wohl keine Schulherausforderung, sondern Hobby für jedes normalbegabte Kind -- was für ein Quatsch, das unter Anspruch zu subsummieren!

Powerpoint und Word bedient jedes normalbegabte Kind ebenso selbstverständlich. Das macht die Welt doch gerade einfacher, nicht schwerer. Recherchen für Referate führten mich in Büchereien, Bibliotheken und zu Fachleuten. Dias wurden von den Eltern bezahlt. Farbkopien gab es quasi gar nicht, Overheadfolien waren mühevoll. Was für eine Mühe! Heute genügt Wikipedia und Powerpoint. Es ist absurd, wie man all die technischen Vereinfachungen auch noch als zusätzliche Ansprüche darstellen kann.

Die Anforderungen inhaltlicher Art haben sich einfach geändert, sind etwas technischer geworden. Aber das Maß der Anforderungen ist drastisch gesunken, sonst würden nicht fast 50% Abitur schaffen, sondern weiterhin nur 25% wie richtig wäre. Mehr sind nämlich zum selbständigen Studium gar nicht geeignet.
 
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  • #16
Möchte man den Wissenszuwachs beurteilen so vergleiche man einfach mal die Anforderungen im medizinischen Bereich der Universitäten vor zehn Jahren und heute. Der Wissenszuwachs innerhalb nur eines Jahres entspricht dem, was vor 150 Jahren über drei Generationen gelernt wurde.
Nur weil es mehr Informationen gibt, heißt es nicht, daß es dadurch einfacher wurde. Im Gegenteil, die Gefahr sich zu "verzetteln" ist enorm gestiegen. Nicht Szenarien wie in 1984 von Orwell beschrieben und die damit verbundene Zensur sind das Problem, sondern die Flut an Informationen die kaum bewältigt werden kann. Dies bestätigen auch Neurowissenschaftler wie Prof. Manfred Spitzer. Intelligenz zeichnet sich durch die Möglichkeit zur Selektion aus. Die Flut an Informationen, wie sie durch die Massenmedien Internet und Fernsehen verbreitet werden sind es die der jüngeren Generationen das Leben schwer macht.
Einerseits sollen Jugendliche mit diesen Medien umgehen können, andererseits stellen sie auch eine Gefahr für eine gesunde Hirnorganische Entwicklung da, wie amerikanische Langzeitstudien belegen.
Wir werden dümmer, weil wir mehr wissen und nicht mehr unterscheiden können was davon sinnvolles Wissen ist...
 
  • #17
@#15: Es geht doch nicht um Universitäten, sondern um Schulen. Das Schulwissen nach Lehrplänen ist nicht bedeutend umfangreicher geworden, die Ansprüche an die Schüler auch nicht. Es wird nur mehr gejammert, weil immer mehr eigentlich unbegabte Schüler unbedingt durchs Gymnasium gezogen werden.

Gibt es heute denn so viel mehr begabte Schüler als früher? Nein! Es gehen nur mehr auf das Gymnasium und sind dann überfordert. Die Lösung wäre nicht, die Ansprüche an eine Hochschulzugangsberechtigung zurückzuschrauben (ganz im Gegenteil möchte ich meinen!), sondern nur jene Schülern zum Abitur zu führen, die zum Studium auch wirklich geeignet sind.

Wir erleben eine beispiellose Inflation der Schulabschlüsse. Abitur als Mainstream, Realschule schon als schlechter Abgang, Hauptschüler ohne Chancen. Das kann es doch nicht sein. Richtig wäre, das Niveau aller Schulformen wieder anzuheben -- selbst wenn dazu der Tod der Hauptschule und das Einführen einer neuen Schulform oberhalb des Gymnasiums nötig wäre.

Absurd finde ich Eltern, die mäßig begabte Kinder haben und sich dann über das Gymnasium und dessen Ansprüche aufregen, anstatt zu erkennen, dass der eigene Nachwuchs auf dem Gymnasium einfach nichts verloren hat.

Wer jemals an einer Uni mit Studienanfängern gearbeitet hat, der weiß, dass hier vieles im Argen liegt. Zu vieles.
 
F

Fräulein Smilla

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  • #18
Wer jemals an der Uni studiert und gelehrt hat und auch eigene Kinder durch die Schule gebracht hat, weiß wovon er redet, aber es bringt wohl nichts darüber zu schreiben. Stimme in dieser Hinsicht Prof. Manfred Spitzer zu.
Die Gesellschaft hat sich gewandelt und macht auch vor unseren Kindern nicht halt.
Mein Exmann ist im Schulbereich und in der Lehrerfortbildung tätig und kann die Aussage dass Schüler immer dümmer werden nicht bestätigen. Ich kann bei meinen Kindern nicht erkennen dass sie weniger lernen müssen, im Gegenteil, oft bin ich über meine gute Ausbildung bei der Hausaufgabenbetreuung froh und frage mich wie das jemand erklären will der "nur" Hauptschulabschluss hat und seit Jahren nicht mehr in der Schule war.
Ein ähnliches Feedback erhalte ich von befreundeten Familien. Da ich auch selbst Nachhilfe für Gymnasiasten gebe habe ich nicht das Gefühl dass das Niveau gesunken ist.
 
  • #19
@#17: Interessant! Es geht ja heutzutage ein wesentlich höherer Anteil der Schüler auf das Gymnasium als vor einigen Jahrzehnten.

Meine Frage an Dich: Hast Du den Eindruck, dass heute einfach mehr Schüler begabt sind? Oder glaubst Du, dass zu viele unbegabte auf das Gymnasium gehen?
 
F

Fräulein Smilla

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  • #20
Hab ich an meinen eigenen Kindern gesehen, der Druck war enorm hoch das Gymnasium zu schaffen. Früher zu meiner Zeit war das nicht so wichtig was für einen Abschluß man hatte. Heutzutage hat ein Viertklässler Tränen in den Augen, wenn er gesagt bekommt dass es "nur" für die Hauptschule reicht. Ich habe in diesem Bereich durch meinen Mann und Freunde die Lehrer sind wirkliche Erfahrung. Warum sollten denn die heutigen Kinder unbegabter sein? Woher soll diese Erkenntnis stammen?
 
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  • #21
@18: Ich denke, eher gehen zuviele Unbegabte aufs Gymnasium, weil die Eltern "kleine Einsteins" vermuten bzw. wollen und wissen, wenn sie Kids andere Schulen besuchen, ist der Abschluss nichts wert. Doch leider wird so das Niveau im Gymnasium nicht besser und die Lehrer können sich auch nicht auf die Schüler konzentrieren, die es drauf haben.
 
  • #22
@#19: Fräulein Smilla, bitte beantworte doch meine Frage!

Früher kamen 25% auf das Gymnasium, heute fast 50% aller Schüler.

Also gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Es gibt mehr begabte Schüler als früher.
b) Es gehen heute Schüler auf das Gymnasium, die dort nicht hingehören.

Was ist Deiner Meinung nach der Fall?

Diese Frage kann man doch ganz unabhängig von den anderen Ansprüchen und Belastungen beantworten. Danke im voraus! Die Frage geht natürlich auch an alle anderen.

zum Inhalt von #19: Ich habe nicht gesagt, dass heutige Kinde runbegabter sind. Im Gegenteil glaube ich, dass es heutzutage genauso viele begabte Kinder gibt wie früher. Aber eben nicht mehr. Daraus schließe ich, dass viel mehr Kinder auf dem Gymnasium verweilen als eigentlich dafür geeignet sind. Kein Wunder, dass jene dann überlastet sind.
 
  • #23
@#21: Im Grunde HAT Fräulein Smilla die Frage schon indirekt beantwortet: "Früher zu meiner Zeit war das nicht so wichtig was für einen Abschluß man hatte." Umgekehrt heißt das, heute ist es wichtig, was für einen Abschluss man hat. Daraus folgt dann wohl, dass alle ihre Kinder auf das Gymnasium schicken, auch wenn sie möglicherweise dafür nicht geeignet sind. Insofern plädiert sie wohl auch für Antwort b).

Eigentlich wollte ich ja mit meiner Ausgangsfrage auf eine Diskussion hinaus, was man als Vater und Mutter am Besten tut, um aus seinen Kindern erfolgreiche Schüler zu machen. Von Lehrern habe ich mal gehört, dass die Probleme mit den Kindern schon zu Beginn der Schulzeit losgehen; dass die Kinder schlecht vorbereitet in die Schule kommen. Was genau sind da die wesentlichsten Defizite? Es gibt hier doch ohne Ende Lehrerinnen bei EP. Das müsste doch eigentlich EUER Thema sein! :)
 
  • #24
@#23.2: Nun, Kinder müssen betreut werden, bei Hausaufgaben muss geholfen werden (zumindest Erfolgskontrolle), es muss über ALLES gesprochen werden,die Kinder müssen schon früh in Urlaubsplanung, politische Diskussionen, Hobbies und Interessen einbezogen werden, um Argumentieren und Diskutieren zu lernen und eine eigene Meinung zu entwickeln. 30 min Qualitätszeit am Abend duch die gestresste Karrierefrau reichen da natürlich nicht für aus, sondern Kinder brauchen einen Ansprechpartner, wenn sie nach Hause kommen. Kinder, die gar nicht mehr durch de Natur toben, sondern Handy, Fernseher und Markenklamotten bevorzugen, verblöden halt innerlich.

Ich denke, mit Liebe, Kompetenz und Zeiteinsatz sind Kinder ideal betreut. Ich freue mich drauf.
 
  • #25
@#24: Ich glaube, ich renne bei dir offene Türen ein, wenn ich dafür plädiere, dass man Kinder so früh wie möglich im Leben zu Eigenverantwortung erzieht. Ich würde ihnen in vielen Situationen sinnvolle praktische Aufgaben geben, die sie eigenverantwortlich aber durchaus noch unter Aufsicht erledigen sollen. Letztes Jahr habe ich mal mit einem 3-jährigen zusammen Geschirr abgewaschen und ihm gesagt, dass er das Geschirr mal wegräumen solle (allerdings nichts Zerbrechliches oder Scharfes). Das hat er auch bereitwillig gemacht.

Von diesem Ansatz verspreche ich mir, dass die Kinder dann in der Schule später die ihnen übertragenen Aufgaben auch selbstständig lösen können.
 
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  • #26
Fräulein Smilla
(mit sehr privaten Details aber mir bleibt ja nichts anderes übrig...)

Kinder werden nicht aufs Gymnasium "geschickt" sie erhalten eine Grundschulempfehlung, die besagt welche Schule sie besuchen dürfen, zumindest ist es hier in Baden Wüttemberg so.
Meine Kinder waren an einer katholischen Privatschule und als mein Kleinster seine Empfehlung für das Gymnasium bekommen hat, waren es in seiner Klasse gerade mal ein Drittel der Kinder, also 50% in diesem Falle nicht. Seine Lehrerin hat mir bestätigt, daß sie fast jedes Jahr auf einen ähnlichen Schnitt kommt. Auch mein Mann hat an der normalen Grundschule nur für ein Drittel der Schüler eine Gymnasialempfehlung herrausgegeben.
Da ich das Drama mit der Grundschulempfehlung, sowohl aus Sicht einer Mutter, als auch aus Sicht der Lehrer kenne, bin ich eindeutig für die Abschaffung der dreigeteilten Schule, oder um noch genauer zu sein, ich bin auch gegen eine Sonderschule. Mein Patenkind hat Downsyndrom da war es schon schwierig ihn in eine Krabbelgruppe zusammen mit seinem Bruder zu bekommen, ganz zu schweigen von Kindergarten und der späteren Schule...30km entfernt.

Bringt es etwas an den Eltern, Lehrern oder Kindern herumzumeckern, oder sie sogar auszusortieren, weil sie den falschen Bildungshintergrund, alleinerzieheden Elternteil, Behinderung, oder sonstige Probleme haben. Oder geht es um neue Ideen?

Es gibt so viele tolle Lernmodelle, die sich in Europa bewährt haben und Kinder zu klugen Köpfen machen, warum da nicht mal bei den Nachbarn abzuschauen?
Nicht für die Schule....sondern...für das Leben ...lernen wir...ODER?
 
  • #27
@#26: Hm, sehe ich genau umgekehrt. Jeder Schüler muss so gefördert werden, wie es für ihn selbst am besten ist. Da nützt es weder, unterfordert noch überfordert zu sein. Man muss meines Erachtens schon Schüler nach Leistungsfähigkeit trennen und gezielt fördern. Die Misere der Gesamtschulen zeigt doch, dass so ein sozialistischer Murks nichts bringt.

Leistung, Eigenverantwortung, Spaß am Lernen und Freude am Erfolg hat man nur, wenn die Aufgaben zur eigenen Person passen. Daher brauchen wir optimierte Schulformen für alle Schülergruppen.
 
  • #28
Offizielle Angaben des Deutschen Statistischen Bundesamtes:

Alter 25-30 mit 41.5% Abitur
Alter 45-50 mit 28.7% Abitur
Alter 55-60 mit 20.3% Abitur

Diese Zahlen sind unstrittig. (Smilla: Individuelle Einzelfälle nützen nichts.)

Der Anteil von Abiturienten hat sich damit etwa verdoppelt. Gibt es aber wirklich doppelt so viel Begabte? Ist es gesund, dass so viele eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben, obwohl weder soviel Akademiker gebraucht werden noch die Abiturienten alle zu einem Studium wirklich befähigt sind? Ist es angesichts solcher Zahlen nicht naheliegend, dass ein Großteil Gejammer dadurch entsteht, dass man Schüler, die den Ansprüchen einfach nicht genügen, auf Krampf durch das Gymnasium zieht?

Quelle:

http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/BildungForschungKultur/Bildungsstand/Tabellen/Content100/BildungsabschlussAlterAS,templateId=renderPrint.psml
 
  • #29
@#26, #28: In der Gruppe 20-25 sind es etwa 38,7%. So weit liegt das ja nicht entfernt von einem Drittel. Aber interessant ist Vergleich mit den höheren Semester, den Frederika gebracht hat. IN der Gruppe 60-65 sind es sogar nur noch 18,6%. In dem Semester war es allerdings auch noch eine Geldfrage, ob jemand ins Gymnasium gehen konnte oder nicht.

Dennoch geht die Tendenz ganz eindeutig in Richtung Gymnasium. Das zeigen die Zahlen deutlich. Dort geht man dann mit dem Niveau heruntern, damit nicht zu viele durchfallen, um sich nicht den Ärger der Eltern aufzuhalsen. Insgesamt gehen dann alle mit einem schlechteren Bildungsstand aus der Sek. II heraus.
 
  • #30
@#29.1: Sorry, ThomasHH, Du musst für die Gruppe 20-25 die noch in Schulausbildung befindlichen schon mit einrechnen, da sie höchstwahrscheinlich Abitur machen werden. Dann kommt man sogar auf 42,9% -- wie auch immer das genau ausgeht also immer noch auf etwa 40%. Ich hatte diese jüngste Gruppe mit Absicht weggelassen, um diese Unschärfe zu vermeiden.

@#29.2: Genau so ist es. Das Niveau der Absolventen ist eindeutig niedriger, denn längst nicht alle mit Hochschulzungangsberechtigung sind auch hochschulgeeignet -- eigentlich ein Trauerspiel.

Ich möchte betonen, dass ich nichts gegen eine gute Ausbildung für so viele Bürger we möglich habe. Sie müssen ihr bloß auch gewachsen sein. Es würde genügen, eine Art allgemeinbildendes Abitur nach 11 oder 12 Jahren zu haben und weiterhin eine echte, niveauvolle, anspruchsvolle HochschulZUGANGSberechtigung ("Additur") mit 13 Jahren für die Begabten einzuführen. Das würde den Unis auch die Sorgen nehmen, die Spreu vom Weizen trennen zu müssen und könnte das Niveau für die Elite anheben.
 
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