• #1

Ist Eifersucht normal oder ein Zeichen von Unreife, Besitzdenken, Selbstunsicherheit?

Jenseits der Tatsache, dass es extreme Formen der Eifersucht gibt (insbesondere die Fälle, in denen es völlig unberechtigt ist): Meint Ihr, dass Eifersucht ein normales, ein natürliches, ein genetisch angelegtes Gefühl ist oder ist Eifersucht ein Ausdruck von Selbstunsicherheit, Besitzdenken (Besitzen des Partners), Unreife, Egoismus, Egozentrik?
 
  • #2
Ich halte Eifersucht für einen ganz normalen und natürlichen Instinkt, der daher per se nicht verwerflich ist.

Eifersucht ist für mich eine Art Schutzmechanismus vergleichbar mit Höhenangst. Sie schützt einen vor Gefühlsverletzungen, die ein abtrünniger Partner auf einen ausübt.

Und so wie manche schon Höhenangst bekommen, wenn sie sich 3 m über dem Boden befinden, gibt es auch degenerierte Formen von Eifersucht. Das kann dann tatsächlich auf Selbstunsicherheit, Besitzdenken und Unreife basieren. Zumindest sollte man an diesen Eigenschaften arbeiten, um damit indirekt auch das Problem der Eifersucht in den Griff zu bekommen.
 
G

Gast

Gast
  • #3
Ich finde, dass Eifersucht zur Liebe gehört, wenn sie nicht gerade mit Besitzdenken und mit Egoismus verbunden ist. Doch die Grenzen sind sicherlich fliessend, weil keiner seinen Egoismus ganz ablegen kann.
Für mich ist Eifersucht des Partner auch ein Zeichen von Liebe und ein Zeichen dafür, dass ich ihm wirklich etwa bedeute.iEine gewisse Eifersucht macht die Liebe auch spannend..
Wenn ich selbst eifersüchtig bin, leide ich natürlich tierisch darunter. Doch es zeigt mir ebenfalls, dass ich diesen Mann liebe und begehre. Wenn ich nicht eifersüchtg wäre, so wäre dieser Mann für mich auch nicht interessant....
 
G

Gast

Gast
  • #4
Dazu fällt mir nur ein:
Ich war bei einem Freund mal nicht eifersüchtig und er machte Schluss. er meinte, mir würde nichts an ihm liegen, da ich keine Szene machte, wenn er mit Freunden ausging und Mädels dabei waren.
Dem nächsten habe ich dann eine Szene gemacht und er machte Schluss, weil ich zu zickig wäre.
So, und nun?

w38
 
  • #5
@#3: *LOL* Wie man's macht, macht man's verkehrt. :) Man kann sein Verhalten an den Instinkt Eifersucht des Partners anpassen, aber nicht umgekehrt.
 
  • #6
Es ist wissenschaftlich absolut und uneingeschränkt anerkannt, dass Eifersucht ein angeborenes, natürliches, biologisch sinnvolles Gefühl ist -- eines der Basisgefühle des Menschen sogar. Eifersucht ist Schutzmechanismus und Bindungsinstrument und im gesunden Ausmaß ist Eifersucht völlig normal und wünschenswert.

Normal ausgeprägte Eifersucht hat rein gar nichts mit Unsicherheit oder Besitzdenken zu tun. Schon der Ausdruck Besitzdenken deutet im Zusammenhang mit Partnerschaft an, dass das Konzept von Liebe und Vertrauen nicht verstanden wurde. Gegenseitige Exklusivität hat nichts mit Besitzdenken zu tun, sondern ist eine natürliche Selbstverständlichkeit für normale menschliche Partnerschaft.
 
G

Gast

Gast
  • #7
zur Einführung eine kleine Geschichte:
Martin lebt seit 12 Jahren mit seiner Frau in einer harmonischen und ausgeglichenen Beziehung. Beide vertrauten sich gegenseitig, spürten und wussten, dass sie einen verlässlichen, loyalen Partner an ihrer Seite hatten. Eifersucht war kein Thema für beide. Unmerklich spürte Mario eine Veränderung in seiner instinktiven Wahrnehmung. Anfangs wollte er dieses Gefühl nicht überbewerten, da es nie Anlass gab an der Treue seine Frau zu zweifeln. Es gab auch jetzt keine festen Anhaltspunkte für Untreue. Sie verhielt sich wie sonst auch, abgesehen von kleinen Veränderungen in ihrem Verhalten ihm gegenüber. Das wollte er nach vielen Ehejahren nicht überbewerten. Jedoch verstärkte sich sein "Bauchgefühl", wachsende Verlustangst, Unsicherheit. Traf sie sich mit einem Kollegen, wurde er unruhig. Er begann eifersüchtig zu werden. Sie fühlte sich plötzlich eingeengt durch seine Eifersucht und machte ihm diesbezüglich Vorwürfe. Rational versuchte er die Eifersucht zu reduzieren, was nicht half.
Nach 3 Monaten stand sie plötzlich vor ihm und teilte ihm mit, dass sie sich vor einiger Zeit in ihren Kollegen verliebt hätte und sich trennen möchte. Es täte ihr leid, betrogen hätte sie ihn aber nie. Das hätte sie mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können.
Eifersucht ist in gesunder Form eine Art Schutzmechanismus, signaliert Gefahr, welche man taktil und visuell nicht wahrnehmen kann, ist der Motor sich um den anderen zu bemühen, die Bereitschaft an der Beziehung zu arbeiten, damit diese nicht einschläft. Man steht indirekt in Konkurrenz zu anderen Menschen, man muss sich auch seinem Partner anderen gegenüber positionieren, was verhindert, dass man sich in der Beziehung gehen lässt.
Die krankhafte Form von Eifersucht geht meist einher mit Egomanie oder Narzismus. Man muss im Mittelpunkt stehen, ist ständig auf andere focusiert, auf er Suche nach ungeteilter Bestätigung, Aufmerksamkeit und der Rotation anderer um sich selbst.
Menschen, die zu dieser Form der Eifersucht neigen, sind meist auch die Partner, die selbst zum Fremdgehen neigen.
Eine andere Form der Eifersucht kann sich ergeben aus Kindheitserinnerungen, -erlebnissen. Verlustängste, meist weil sich die Eltern trennten,oder man einen Nahestehenden plötzlich verloren hat.
Leider haben wir im deutschen Sprachgebrauch nur einen sehr beschränkten Wortschatz. Viele vergessen, dass ein Wort kein Primitivum ist, sondern in Verbindung mit vielen Nuancen zu setzen ist. Die Kapazität ein einzelnes Wort in alle möglichen Facetten zu dekomponieren hängt oft von Erfahrung, Erkenntnis und der dynamischen Eigenentwicklung in Bezug emotionaler Intelligenz ab.
Kurz: gesunde Eifersucht ist kein Manko oder Persönlichkeitsdefizit.
 
G

Gast

Gast
  • #8
Ich finde Eifersucht ist ein völlig überflüssiges Gefühl. Hat man erst Grund dazu--ist es eh bereits zu spät. Und übertriebene Eifersucht kann einer Beziehung nur schaden. Allerdings habe ich in früheren Jahren auch schon den Vorwurf gehört ich würde meine Freundin nicht lieben da ich nie eifersüchtig wäre. Wie man(n)´s macht isses also falsch... ;-)
 
  • #9
@#7: Klar, Angst, Trauer, Wut, Hass, Eifersucht sind allesamt verzichtbar -- wenn es denn auch die passenden Anlässe dafür nicht gäbe. Gefühle gehören zutiefst zum Menschsein dazu, auch die weniger schönen. Man kann nur dran arbeiten, die Anlässe für unschöne Gefühle soweit zu minimieren, wie in unserer Macht steht.
 
  • #10
Eifersucht ist normal, ein überbleibsel aus der zeit wo noch alles in ordung war und man seinen nebenbuler einfach aus dem weg geknüppelt hat *g* wenn er das Revier verletzt hat.
 
A

AnnaHH83

Gast
  • #11
Ich denke, ein gewisses Maß an Eifersucht ist völlig normal, denn schließlich kann sich eigentlich niemand eines anderen Menschen zu 100% sicher sein... Eifersucht hat in meinen Augen auch nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass man seinem Partner Betrug zutrauen würde. Sie entsteht einfach aus der Angst heraus, diesen Menschen verlieren zu können.

@6 Die kleine Geschichte kann ich sehr gut nachvollziehen... Ich denke ich bin ein Mensch mit einem gesunden Eifersuchtsgefühl!- Nur in einer Beziehung wurde dieses Gefühl mit der Zeit immer stärker und entpuppte sich schließlich auch als berechtigt, ohne zuvor einen konkreten Grund dafür zu haben. Dies lässt mich darauf schließen, dass ein Mensch mit einem grundsätzlich gesunden Maß an Eifersucht durchaus auf sein Bauchgefühl hören sollte, wenn es anfängt zu rumoren... ;)
 
G

Gast

Gast
  • #12
Die Beziehung von Eifersucht zu Liebe und Sexualität ist in verschiedenen Punkten interessant. Man kann grundsätzlich unterschiedlicher Auffassung sein, wie sich Eifersucht zu Liebe verhält.

Eine kritische Sicht der Eifersucht meint, sie sei im Grunde ein Zeichen von Misstrauen und Missgunst und mit Liebe unvereinbar. Dem gegenüber steht die positivere Auffassung, dass Eifersucht dem anderen zeigt, wie wichtig er ist, und die Beziehung gegen Rivalen schützt. So gesehen stärkt und stabilisiert Eifersucht die Paarbeziehung sogar.

Es gibt auch eine misstrauische Eifersucht, bei der ein Partner bereits harmlose Vorfälle als "Beweis" für die Untreue des anderen ansieht oder auch immer wieder nach solchen "Beweisen" sucht. Diese Art der Eifersucht ohne konkreten Anlass spricht eher für ein geringes Vertrauen zum Partner. Sie kann für den Partner, der sich zu Unrecht verdächtigt und kontrolliert fühlt, sehr belastend sein.

Für den Umgang mit Eifersucht gilt insgesamt, dass es keine für alle Zeiten und alle Paare "richtigen" Antworten und Lösungen gibt. Welche Rolle Sexualität in der Liebe spielt, unter welchen Umständen und wie stark die Partner Eifersucht erleben und was dies für die Liebe bedeutet, ist nicht ein für allemal festgelegt. Diese Fragen müssen in jeder Liebesbeziehung zwischen den Partnern neu abgestimmt werden, sonst macht man die Erfahrung wie #3: der eine geht, weil sie nicht eifersüchtig ist, der andere, weil sie eifersüchtig ist.
 
Top