Du schreibst es ja selber - für die Herren war es wichtig. Vielleicht wollten sie sich schützen davor, einer andersreligiösen Person ins Netz zu gehen, um dann dauernd missioniert zu werden, vielleicht haben sie aber auch den Glauben für sich entdeckt, weil sie sich wegen der Angst vor "Islamisierung" nun wieder den Religionen zugewandt haben, die sie von hier kennen und das als patriotischen Akt sehen.
Ich würde auch unbedingt unterscheiden zwischen Religion und Glauben. Ich kenne Menschen, die einen Glauben haben und ich kenne Menschen, die fanatisch der Religion anhängen, die sie praktizieren, und das wirkt auf mich wie das krampfige Versuchen, dass ihr Gott Schaden von ihnen fernhalten möge, wenn sie dies, das und jenes tun, was einfach nur Rituale sind. Was sie dabei mit ihren Kindern anstellen und dass sie andere Menschen damit ausgrenzen und degradieren, wenn sie denken, ein Unglück träfe die nur, weil sie nicht die richtige Religion praktizieren, sehen sie nicht.
Mir ist wichtig zu wissen, wie jemand Religion praktiziert und wie er zu denen steht, die er als "Ungläubige" einstuft, weil ich dann das Weite suche, wenn ich hier eine Sicht auf das Leben und andere sehe, die die Anhänger der Religion über andere erhebt.
Glauben mag jeder haben, natürlich auch in den Religionen finden, wie er möchte, weil ich denke, dass es einfach eine große Stütze ist, daran zu glauben, dass es "schon gut wird" oder einem Gerechtigkeit erfahren wird oder in jedem Leid auch eine Erkenntnis zu finden ist. Ich selber glaube das nicht mehr so sehr, aber kann es nicht ausschließen, dass ich da noch mal wieder hinkomme.
Ist dann nicht egal, welchen Glauben der andere hat, wenn der Rest passt?
Solange man den anderen in Ruhe lässt - ganz klar. Probleme gibt es ja nur, wenn jemand missionarisch unterwegs ist, weil er denkt, den Gral gefunden zu haben. Ich kenne solche Leute, die reden den ganzen Tag darüber, dass Gott sie prüfen will mit Blähungen oder Zahnschmerzen und warum er das wohl macht. (Ich saß bei diesem konkreten Gespräch hinten im Auto, während der Gläubige mit 130 km/h auf der Autobahn fuhr und beim Reden dauernd den Beifahrer ansah, um seine Reaktion zu sehen.)